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Camptotheca acuminata DECNE. (Chinesischer Glücksbaum)
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FamilieCornaceae (Nyssaceae)
Gattung (botanisch) / SektionCamptotheca
Artname (botanisch)Camptotheca acuminata DECNE.
Synonyme (botanisch)Camptotheca acuminata var. tenuifolia W.P.FANG & SOONG, Camptotheca yunnanensis DODE, Cephalanthus esquirolii H.LÉV.
Gattung (deutsch)Glücksbaum
Artname (deutsch)Chinesischer Glücksbaum
Andere Artnamen & Volksnamen (international)Camptotheca (engl., franz., ital.), Cancer tree (engl.), Chinesischer Krebsbaum (ger.), Happy tree (engl.), Tree of life (engl.), Xi shu (chin.)


Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)

▪ H: Ostasien (China) [18], Ostasien (südl.-zentr. China, südöstl. China) [1][24]
▪ A: Südasien (Indien) [18], Ostasien (Japan) [18], Nordamerika (USA) [18]

Makroklimata (Klimazonen)

V-Immerfeuchte Subtropen [25], II-Wechselfeuchte Tropen [25]

Mikroklimata (Klimaregionen)

warmes Klima [25], subtropisches Klima [25], tropisches Klima [25]

Biotoptypen

-

Standorttypen

Flachland [25], Gebirge (Höhe bis 1200 m (1500 m)) [24], Gebirge (Höhe bis 2700 m (selten)) [24], Straßenränder [24], Subtropen [25], Tropen [25]

Standortbedingungen

warmer Standort [25]

Bodentypen / Bodenbedingungen

-


Ökofaktoren

Licht-
Temperatur-
Feuchtigkeit-
Wind-
pH-Klasse-
Stickstoff-
Salz-

Soziol. Pflanzencharakteristik

LebensformP: Phanaerophyt, Baum, der mehr als 5 m hoch werden kann [24]
BlattausdauerS: Sommergrün, nur in der wärmeren Jahreszeit mit grünen Blättern [24][25]
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas-
Dominanz-

Blütezeit

-

Erntezeit

-


Risikopotential

▪ 2: stark giftig [18]

Risikobemerkungen / Nebenwirkungen

▪ CAVE: Camptothecin ist schlecht wasserlöslich und führt zu starken Nebenwirkungen, wie Durchfall und Harnblasenblutungen [18]

Giftige / Allergene Pflanzenteile

Ganze Pflanze [25]

Nutzbare Pflanzenteile

▪ [Volksmed.]: Blätter (jung) [18], früher: v.a. Stammholz [18], Rinde [18], Samen [18]

Pflanzliche Inhaltsstoffe

▪ [Blätter]: Camptothecin (0,5 %) [24]
▪ [Samen]: Camptothecin (0,03 %, 0,33 %) [18][24]
▪ [Wurzelrinde]: Camptothecin (0,02 %, 0,2 %) [18][24]
▪ [Stammrinde, Holz]: Camptothecin (0,01 %) [18][24]
▪ [Weitere]: Trifolin [24], Hyperosid [24]

Pharmakologische Studienergebnisse

▪ Das hochgiftige Alkaloid Camptothecin besitzt durch klinische Studien nachgewiesene zytostatische und antitumorale Aktivität, die auf einer einzigartigen Fähigkeit von dieser und verwandter Substanzen beruht [18]: Sie hemmen die nukleäre DNA-Topoisomerase I, so dass die Replikation und Transkription gestört werden [18][24]
▪ Aufgrund der Giftigkeit von Camptothecin wurden teilsynthetische Analoga entwickelt (durch die US FDA zugelassen), wie 9-Amino-20S-camptothecin, Irinotecan (= Irinotecanhydrochloridtrihydrat, "CPT-11" oder "Campto") und Topotecan ("Hycamtin") [18]
▪ Aufgrund ungünstiger physikochemischer und pharmakologischer Eigenschaften findet Camptothecin selbst keine Anwendung in der Krebstherapie, jedoch die Weiterentwicklungen durch strukturelle Modifikationen des Camptothecins, Topotecan und Irinotecan, wurden in klinischen Studien getestet und sind somit für die Behandlung maligner Tumoren zugelassen [24]
▪ Die extrahierten Alkaloide oder teilsynthetischen Analoga von Camptothecin werden gegen verschiedene Krebsformen, wie z.B. Ovarial-CA, Rektum-CA oder Pankreas-CA, eingesetzt [18], Topotecan ist als ein Second-Line-Therapeutikum von Ovarialkarzinomen und des kleinzelligen Bronchial-CA zugelassen, Irinotecan besitzt eine Zulassung als First-Line-Therapeutikum in Kombination mit den Standardtherapeutika 5-Fluoruracil (5-FU) und Folinsäure zur Behandlung des Colon-CA, Lurtotecan und Exatecan wurden in klinischen der Phasen II und III getestet [24]
▪ Die strukturellen Modifikationen des Camptothecins betreffen v.a. die Substituenten des Chinolin-Ringsystems. Veresterungen der Hydroxygruppe in Position 20 und Verknüpfung mit Polyethylenglycol (PEG) führen zu Polymerkonjugaten, die zur gezielten Wirkstofffreisetzung am Wirkort (Drug Targeting) eingesetzt werden, Beispiele hierfür sind die in der klinischen Erprobung befindlichen Arzneistoffe Pegamotecan und Protecan [24]
▪ Um die zytostatische Wirksamkeit des Camptothecins zu optimieren und zugleich seine unerwünschten pharmakologischen und physikochemischen Eigenschaften zu reduzieren, wurden zahlreiche Modifikationen an der Molekülstruktur vorgenommen; Als essenziell für eine zytostatische Wirksamkeit haben sich die S-konfigurierte Hydroxygruppe in Position 20, das 2-Pyridonelement im Ring D, die Lactonstruktur im Ring E und die weitgehende Planarität des gesamten Ringsystems herausgestellt, Änderungen dieser Parameter führen zu einem drastischen Wirkungsverlust [1199]
▪ Die am meisten versprechenden Veränderungen der Molekülstruktur des Camptothecins betreffen die Substituenten an den Ringen A und B, diese spielen auch bei den therapeutisch eingesetzten Camptothecinderivaten Irinotecan und Topotecan die entscheidende Rolle: Eine Mono- oder Disubstitution an den Positionen 9 und 10 mit elektronenreichen Substituenten, wie OH-, NH2- oder Halogengruppen, führt ebenso wie eine Monosubstitution an Position 11 zu einer Wirkungssteigerung, eine Disubstitution in den Positionen 10 und 11 ist hingegen mit einem Wirkungsverlust verbunden. Als eine Ausnahme von dieser Regel sind die hexazyklischen Camptothecinderivate wie z.B. Lurtotecan anzusehen, die an den Positionen 10 und 11 über Methylendioxy- oder Ethylendioxy-Gruppen miteinander verbunden sind und eine gesteigerte Topoisomerase-I-hemmende Wirkung besitzen. Eine Substitution an Position 12 ist generell mit einem drastischen Wirkungsverlust verbunden. Über den Substituenten in Position 7 lässt sich die Löslichkeit und die Affinität zur DNA modulieren [24]
▪ Deutlich kritischer als die beschriebenen Substitutionen am Chinolinringsystem sind die Substitutionen an den Ringen C und D: Substitutionen in den Positionen 5 und 14 führen im Allgemeinen zu einer Reduktion der Topoisomerase-I-inhibitorischen Wirksamkeit [24]
▪ Wesentlich mehr Modifikationen erlaubt der Ring E: Ein Austausch der Hydroxygruppe gegen eine Amino- oder Halogengruppe in Position 20, die mit der Lactongruppe über eine intramolekulare Wasserstoffbrückenbindung interagiert und die für die relative Instabilität des Lactonrings verantwortlich ist, führt zu einem Wirkungsverlust, die Hydroxygruppe in Position 20 wird zudem als essenzieller Protonendonator für eine Interaktion mit der Topoisomerase I über intermolekulare Wasserstoffbrückenbindungen angesehen. Eine Veresterung dieser Gruppe, wie im Fall der Polymerkonjugate Protecan und Pegamotecan, führt zu Prodrugs mit erhöhter Stabilität des Lactonrings, reduzierter In-vitro-Zytotoxizität und ggf. erhöhter In-vivo-Tumoraktivität [1200]
▪ Alternativ dazu hat eine Ringerweiterung unter Bildung eines β-Hydroxylactons nicht nur eine Erhöhung der physikochemischen Stabilität sondern auch eine Steigerung der Topoisomerase-I-hemmenden Wirkung zur Folge [1201]

Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen

▪ Da Camptotheca acuminata in China als gefährdete Art gilt, ist der Export der Droge streng reguliert [18]
▪ Camptothecin wird von verschiedenen Pflanzen gebildet, wie Camptotheca acuminata, Ophiorrhiza mungos, Mostuea brunonis und Nothopodytes (= Mappia) foetida [18]
▪ Abgesehen von seinem Vorkommen in Camptotheca acuminata konnte Camptothecin sporadisch bei einzelnen Vertretern kaum miteinander verwandter Samenpflanzen nachgewiesen werden, so gelang ein positiver Nachweis in Pyrenacantha klaineana, Merrilliodendron megacarpum, Nothapodytes foetida (Icacinaceae), Ophiorrhiza pumila (Rubiaceae) sowie Ervatamia heyneana und Mostuea brunonis (Gelsemiaceae); Camptothecin kann darüber hinaus auch in Wurzelkulturen, sogenannten Hairy Root Cultures, von Camptotheca acuminata oder Ophiorrhiza pumila produziert werden [24]

Besonderheiten & Zusammenhänge (geoökochemisch / biochemisch)

▪ Es werden Camptotheca-Sorten ausgelesen, die hinsichtlich Kultur und Wirkstoffgehalt optimiert sind [18]

Zubereitungsformen

▪ [EbM/Allopathie]:
►Extrahierte Reinalkaloide oder Teilsynthetische Derivate/Analoga [18] (wie 9-Amino-20S-camptothecin, Irinotecan (= Irinotecanhydrochloridtrihydrat, "CPT-11" oder "Campto") [18][24], Topotecan ("Hycamtin") [18][24], Rubitecan [24]) über i.v.-Infusionen [18]

▪ [Volksmed.]:
►Aufgüsse [18]

Konservieren & Aufbewahren

▪ Zur einfacheren Ernte schneidet man die Bäume zurück [18]


Heilwirkungen & Indikationen (Zusammenfassung)

▪ [++] EbM/Allopathie (Camptothecin-Derivate):
►Zelle: Krebsformen (z.B. Ovar-Ca, Rektum-Ca, Pankreas-Ca) [18][24], zytostatisch [18][24], antitumorös [18][24], DNA-Replikation und -Transkription hemmend [18][24]

▪ [++] Volksmed. (Ganze Pflanze):
►Atemwege / Erkältung: Erkältung [18]

▪ [+] Volksmed. (Ganze Pflanze):
►Haut: Schuppenflechte [18]
►Immunsystem: Milzerkrankungen [18]
►Magen: Magenerkrankungen [18]
►Magen-Darm: Leber- und Gallenblasenbeschwerden [18]

Evidenzbasierte Medizin EbM / Allopathie (Evidenzgrad I‐IV)

▪ [++] EbM/Allopathie (Camptothecin-Derivate):
►Zelle: Krebsformen (z.B. Ovar-Ca, Rektum-Ca, Pankreas-Ca) [18][24], zytostatisch [18][24], antitumorös [18][24], DNA-Replikation und -Transkription hemmend [18][24]

Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)

-

Allopathie (obsolet)

-

Traditionelle Volksmedizin

▪ [++] Volksmed. (Ganze Pflanze):
►Atemwege / Erkältung: Erkältung [18]

▪ [+] Volksmed. (Ganze Pflanze):
►Haut: Schuppenflechte [18]
►Immunsystem: Milzerkrankungen [18]
►Magen: Magenerkrankungen [18]
►Magen-Darm: Leber- und Gallenblasenbeschwerden [18]

Homöopathie

-

Anthroposophische Medizin

-

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

-

Wechselwirkungen

-

Medizinische Rezepturen

▪ [Irinotecan]: 1x wöchentl. 100 mg/m² Körperoberfläche (sechsmalige oder häufigerer Wiederholung) [18]

Rezepte - Essen & Trinken

-


Nutzung nichtmedizinisch

▪ [Zierpflanze]: k.A. [18]

Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)

-

Ethnobotanische Bedeutung

-

Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)

-


Quellenangaben


[1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online. -, https://powo.science.kew.org/
[18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen. 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
[24] Wikipedia: Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia
[25] Busse B.: Eigene Darstellung - PlantaMedia
[1199] Verma R.P., Hansch C. (2009): Camptothecins: a SAR/QSAR study
[1200] Li Q.Y., Zu Y.G., Shi R.Z., Yao L.P. (2006): Review camptothecin: current perspectives
[1201] Lesueur-Ginot L., Demarquay D., Kiss R., et al (1999): Homocamptothecin, an E-ring modified camptothecin with enhanced lactone stability, retains topoisomerase I-targeted activity and antitumor properties

Autor: Benjamin Busse
Letzte Änderung am 2024-01-28 14:15:52
durch Benjamin Busse