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Beta vulgaris ssp. vulgaris var. altissima (L.) DÖLL (Zuckerrübe)
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FamilieAmaranthaceae (früher: Chenopodiaceae)
Gattung (botanisch) / SektionBeta
Artname (botanisch)Beta vulgaris ssp. vulgaris var. altissima (L.) DÖLL
Synonyme (botanisch)-
Gattung (deutsch)Rübe
Artname (deutsch)Zuckerrübe
Andere Artnamen & Volksnamen (international)Sugar beet (engl.), Weiße Schlesische Zuckerrübe (ger.), Zucker-Rübe (ger.)


Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)

▪ H: Mitteleuropa [24]
▪ V: Europa [24]
▪ A: weltweit (v.a. gemäßigte Klimaregionen [24], Europa (Finnland bis Mittelmeergebiet, v.a. Deutschland, Frankreich, Polen, Ukraine, England, u.a.) [24], USA [24], Kanada [24], Nordafrika [24], Nordostafrika (Ägypten) [24], Asien (v.a. Russland, Türkei, China, u.a.) [24]

Makroklimata (Klimazonen)

VI-Feuchte Mittelbreiten [25], IV-Wechselfeuchte Subtropen (winterfeucht) [25], VIII-Boreale Zone [25], (VII-Trockene Mittelbreiten) [25], (V-Immerfeuchte Subtropen) [25]

Mikroklimata (Klimaregionen)

gemäßigtes Klima [25], nördlich-gemäßigtes Klima [25], mediterranes Klima [25], submediterranes Klima [25], submeridionales Klima [25], boreales Klima [25], subkontinentales Klima [25], kontinentales Klima [25], warmes Klima [25], arides Klima [25], meridionales Klima [25], subatlantisches Klima [25], atlantisches Klima [25]

Biotoptypen

-

Standorttypen

Äcker (Hackfruchtkulturen) [25], Subtropen [25]

Standortbedingungen

warm-mäßiger Standort [24], sonniger Standort [25], lichter Standort [24]

Bodentypen / Bodenbedingungen

feuchter Boden [25], frischer Boden [24], tiefgründiger Boden [24], nährstoffreicher Boden [24], humoser Boden [24], Lehmboden [24], Lössboden [24], Vorsicht (keine Staunässe) [24], Vorsicht (kein nasser oder sehr feuchter Boden) [24], Vorsicht (kein toniger Boden) [24]


Ökofaktoren

Licht-
Temperatur-
Feuchtigkeit-
Wind-
pH-Klasse-
Stickstoff-
Salz-

Soziol. Pflanzencharakteristik

Lebensform-
Blattausdauer-
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas-
Dominanz-

Blütezeit

Juli-September (des 2. Vegetationsjahres) [4][25]

Erntezeit

September-Dezember (des 1. Vegetationsjahres) [24]


Risikopotential

▪ essbar: Pflanzenteile essbar [4][24]

Risikobemerkungen / Nebenwirkungen

-

Giftige / Allergene Pflanzenteile

-

Nutzbare Pflanzenteile

▪ [EbM/Allopathie]: Rübe (Saccharum) [PhEur] [4]
▪ [Volksmed.]: Rübe [24], Pflanzensaft [24], Samen [24]
▪ [Düngemittel]: Blätter [24]
▪ [Futterpflanze]: Blätter [24], Rübe [24]
▪ [Gemüsepflanze]: Blätter [24]
▪ [Industrielle Nutzung]: Rübe [24]
▪ [Lebensmittelpflanze]: Rübe [24]
▪ [Chemietechnische Nutzung]: Rübe [24]
▪ [Brennmaterial/Energielieferant]: Rübe [24]

Pflanzliche Inhaltsstoffe

▪ [Rübe]: Saccharose (hoher Gehalt, bis 20 %) [4][24], Aminosäuren [4], Amine (Betain [4][24]), Uridin [24], Triterpensaponine [4], Fruchtsäuren [4], Mineralsalze [4]

Pharmakologische Studienergebnisse

▪ Betain wirkt als Methylgruppendonator bei Transmethylierungsreaktionen und somit einer Fettleber entgegen [4]
▪ Betain wirkt aufgrund osmotischer Effekte antibakteriell und antimykotisch [4]
▪ Zucker ist ein energiereiches Produkt der Photosynthese und dient der Pflanze als Speichersubstanz [24]

Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen

▪ Die Zuckerrübe ist die bedeutendste Zuckerpflanze der gemäßigten Breiten [24]
▪ Fast 90 % des in Europa konsumierten Zuckers stammen heute aus heimischem Anbau [24], dies hat seinen Grund zu einem großen Teil in den Schutzzöllen der EU, die den einheimischen Rübenzucker gegenüber dem preiswerteren Rohrzucker bevorteilen (Protektionismus), dies verteuert den Zucker für die europäischen Konsumenten [24]
▪ Wie Futterrübe und Rote Bete ist die Zuckerrübe eine Kulturform der Gemeinen Rübe (Beta vulgaris ssp. vulgaris), sie stammt von der Wilden Rübe oder Wild-Bete (Beta vulgaris ssp. maritima) ab und wurde züchterisch auf einen stark erhöhten Gehalt an Zucker (Saccharose (Haushaltszucker)) hin verändert [24]
▪ Die Zuckerrübe entstand gegen Mitte des 18. Jahrhunderts durch Züchtung aus der Runkelrübe, wobei gezielt auf einen hohen Zuckergehalt selektiert wurde, dadurch konnte der Zuckergehalt von anfänglich 8 % auf 16 % (um Jahr 1800) gesteigert werden, heutige Zuckerrüben haben einen Zuckergehalt von 18-20 % [24]
▪ Da die Zuckerrübe mit sich selbst nicht verträglich ist, kann sie auf demselben Feld nicht in der folgenden Vegetationsperiode erneut angebaut werden, sondern es ist eine mehrjährige Fruchtfolge erforderlich [24]
▪ Als Vorfrüchte eignen sich keine Pflanzenarten, die von ähnlichen Schädlingen oder Pilzen wie die Zuckerrübe befallen werden, so beispielsweise Kohl oder Spinat wegen der erheblichen Vermehrung der die Rüben befallenden Nematoden [24]
▪ Um den Anbau der Zuckerrübe möglichst wirtschaftlich zu gestalten, steht den Anbauern heute eine intensive Beratung (z. B. Landwirtschaftlicher Informationsdienst Zuckerrübe) zur Verfügung, die Beratung umfasst die Bereiche Bodenbearbeitung, Sorten, Düngung, Pflanzenschutz, Ernte, Lagerung usw. [24]
▪ Man baut die Zuckerrübe gern nach gedüngtem Wintergetreide, stürzt die Stoppel so bald wie möglich, pflügt nach einigen Wochen tief und eggt und walzt im Frühjahr [24]
▪ Die Blätter ähneln denen des Blatt-Mangolds und können wie Mangold als Blattgemüse verwendet werden [24]

Besonderheiten & Zusammenhänge (geoökochemisch / biochemisch)

▪ Die Ernte erfolgt im ersten Vegetationsjahr, da in diesem Zeitraum die Speicherung von Reservestoffen erfolgt und damit der Zuckergehalt, der den wirtschaftlichen Nutzen bestimmt, am höchsten ist (zum Erntezeitpunkt hat die Rübe ein Gewicht von ca. 700-1200 g) [24], wobei eine spätere Ernte bei guter Witterung Vorteile hat, da der Zuckergehalt bei längerer Vegetationszeit steigt [24], der höchste Zuckergehalt konzentriert sich im Mittelstück der Rübe [24]
▪ Im 2. Jahr der generativen Phase entsteht ein etwa 1,5 m hoher verzweigter Blütenstand mit unscheinbaren fünfzähligen Blüten. Durch Spätfröste oder durch längere Perioden mit Temperaturen zwischen 0-8 °C nach der Aussaat kann bereits im 1. Jahr eine Vernalisation erfolgen, die zu den unerwünschten Schossen führt, diese wirken sich störend auf die maschinelle Ernte aus und verursachen Mindererträge, da die Rübenkörper klein bleiben und somit einen geringen Zuckerertrag liefern [24]. Da sie außerdem mehrere hundert keimfähige Samen im Boden hinterlassen, die lange im Boden überdauern können ohne ihre Keimfähigkeit zu verlieren, gefährden sie auch den zukünftigen Rübenanbau auf der gleichen Fläche, sie müssen deshalb schon vor der Blüte entfernt werden [24]
▪ Anders als in Mittel- bzw. Nordeuropa wird die Zuckerrübe in den Mittelmeerländern nicht im Frühjahr ausgesät, sondern im Oktober-November, die Ernte erfolgt dann im nachfolgenden Sommer [24]
▪ Für einen höheren Ernteertrag benötigt die Zuckerrübe gemäßigte Temperaturen, viel Licht, eine stetige Wasserversorgung und tiefgründige nährstoffreiche Böden mit guter Wasserführung, der Wasserbedarf der Zuckerrübe ist v.a. im Juli und August hoch [24]
▪ Je reicher der Boden, desto enger muss gebaut werden, um nicht zu große Rüben zu erhalten [24]
▪ Je trockener das Klima, desto mehr verlangt die Rübe einen tiefgründigen, frischen Boden mit reichlichem Nährstoffvorrat [24], ungeeignet sind arme, trockene Sandböden, zähe Tonböden und alle flachgrundigen, nassen Bodenarten [24]
▪ Im Jugendstadium ist die Pflanze frostempfindlich, Nachtfröste unter -5 °C führen zum Absterben der Pflänzchen [24]
▪ Bei einer frischen Düngung muss das Material sehr zeitig im Herbst in den Boden gebracht werden, von den mineralischen Düngemitteln stehen Phosphate in erster Reihe [24]

Zubereitungsformen

▪ [EbM/Allopathie]:
►Hustensaft (Kombi mit anderen Pflanzenextrakten) [4]
►Sirup [4]

▪ [Volksmed.]:
►Einzeldroge [24]
►Pflanzenpresssaft [24]
►Pflanzensaft mit Essig vermischt [24]

Konservieren & Aufbewahren

-


Heilwirkungen & Indikationen (Zusammenfassung)

▪ [++] EbM/Allopathie:
►Magen-Darm: Fettleber (2) (aufgrund von Betain) [4]

▪ [+] EbM/Allopathie:
►Atemwege / Lunge: schleimsekretionsfördernd bei Schleimhautentzündungen der unteren Atemwege [4]
►Infektion: antibakteriell [4], antimykotisch [4], konservierend (aufgrund osmotischer Effekte antibakteriell und antimykotisch) [4]
►Magen-Darm: Lebererkrankungen [4]

▪ [+] Volksmed. (Rübe):
►Atemwege / Lunge: schlechter Atem [24], Husten [24]
►Bewegungsapparat / Schmerz: Kopfschmerzen [24]
►Frau: menstruationsfördernd [24]
►Immunsystem: Fieber [24]
►Magen-Darm: Verstopfung [24]
►Vitalität: aphrodisierend [24]

▪ [+] Volksmed. (Pflanzensaft):
►Haut: Geschwüre [24]

▪ [+] Volksmed. (Pflanzensaft mit Essig vermischt):
►Haut / Haare: Kopfschuppen [24], Schorf [24], Haarausfall [24]

▪ [+] Volksmed. (Ganze Pflanze):
►Magen-Darm: Katzen-Spulwürmer [24]

▪ [+] Volksmed. (Samen):
►Zelle: antitumorös [24]

Evidenzbasierte Medizin EbM / Allopathie (Evidenzgrad I‐IV)

▪ [++] EbM/Allopathie:
►Magen-Darm: Fettleber (2) (aufgrund von Betain) [4]

▪ [+] EbM/Allopathie:
►Atemwege / Lunge: schleimsekretionsfördernd bei Schleimhautentzündungen der unteren Atemwege [4]
►Infektion: antibakteriell [4], antimykotisch [4], konservierend (aufgrund osmotischer Effekte antibakteriell und antimykotisch) [4]
►Magen-Darm: Lebererkrankungen [4]

Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)

-

Allopathie (obsolet)

-

Traditionelle Volksmedizin

▪ [+] Volksmed. (Rübe):
►Atemwege / Lunge: schlechter Atem [24], Husten [24]
►Bewegungsapparat / Schmerz: Kopfschmerzen [24]
►Frau: menstruationsfördernd [24]
►Immunsystem: Fieber [24]
►Magen-Darm: Verstopfung [24]
►Vitalität: aphrodisierend [24]

▪ [+] Volksmed. (Pflanzensaft):
►Haut: Geschwüre [24]

▪ [+] Volksmed. (Pflanzensaft mit Essig vermischt):
►Haut / Haare: Kopfschuppen [24], Schorf [24], Haarausfall [24]

▪ [+] Volksmed. (Ganze Pflanze):
►Magen-Darm: Katzen-Spulwürmer [24]

▪ [+] Volksmed. (Samen):
►Zelle: antitumorös [24]

Homöopathie

-

Anthroposophische Medizin

-

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

-

Wechselwirkungen

-

Medizinische Rezepturen

-

Rezepte - Essen & Trinken

-


Nutzung nichtmedizinisch

▪ [Düngepflanze]: Natürlicher Gründünger [24], Vinasse (= aus der Weiterverarbeitung der Melasse entstehendes, weitestgehend zuckerfreies Nebenprodukt) als Düngemittel [24]
▪ [Futterpflanze]: Blätter und Nebenprodukte (Melasse (ein mit ca. 4 % der verarbeiteten Rübenmasse anfallender, per Kristallisation entzuckerter, aber noch immer stark zuckerhaltiger und nährstoffreicher Sirup), die bei der Zuckerherstellung anfällt) als Futtermittel (für Rinder) [24], Vinasse als Futterzusatz [24], Rübenschnitzel (durch die Zuckergewinnung ausgelaugt, aber mit noch einem hohen Zucker- und Energieanteil) als Futtermittel v.a. für Wiederkäuer (auf 100 kg verarbeiteter Rüben fallen etwa 20-22 kg Pressschnitzel mit rund 20 % Gehalt an Trockensubstanz an) [24]
▪ [Gemüsepflanze]: Blattgemüse (ähnlich wie Mangold) [24]
▪ [Industrielle Nutzung]: Industrielle Zuckerfabrikation (Saccharose) [4][24], Melasse zur industriellen Alkoholgewinnung (durch Vergärung) [24], Melasse in der Futtermittelindustrie [24]
▪ [Kulturpflanze]: k.A. [4][24]
▪ [Lebensmittelpflanze]: Zuckerrübensirup (Rübenkraut), teilweise auch Melasse, als Brotaufstrich [4][24]
▪ [Chemietechnische Nutzung]: Nebenprodukte (Melasse, die bei der Zuckerherstellung anfällt) als Substrat für Fermentationen [24], Nährmedium für die biotechnologische Herstellung z.B. von Backhefe oder Zitronensäure [24]
▪ [Brennmaterial/Energielieferant]: Herstellung/Gewinnung von Ethanol (Bioethanol) [24], Energiereiches und schnellvergärbares Substrat für die Erzeugung von Biogas [24]

Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)

-

Ethnobotanische Bedeutung

-

Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)

-


Quellenangaben


[4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen. 2. Auflage, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
[24] Wikipedia: Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia
[25] Busse B.: Eigene Darstellung - PlantaMedia

Autor: Benjamin Busse
Letzte Änderung am 2023-10-26 10:49:28
durch Benjamin Busse