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Ananas comosus (L.) MERR. (Ananas)
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FamilieBromeliaceae
Gattung (botanisch) / SektionAnanas
Artname (botanisch)Ananas comosus (L.) MERR.
Synonyme (botanisch)Bromelia ananas L., Bromelia comosa L., Ananas sativus (LIND.) SCHUL., Ananassa sativa LINDL.
Gattung (deutsch)Ananas
Artname (deutsch)Ananas
Andere Artnamen & Volksnamen (international)Ananas (franz.), Ananasso (ital.), Cóijibo (span.), Cubeo (span.), Hawaii-Ananas (ger.), Piña (span.), Pina (span.), Piña banqueña (span.), Piña de agua (span.), Piña de águila (span.), Piña de borugo (span.), Piña de charapa (span.), Piña de chucha (span.), Piña de cumare (span.), Pineapple (engl.)


Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)

▪ H: Tropen (Südamerika) [4][15], nördl. Südamerika (nördl. Brasilien, nordöstl. Brasilien, Ecuador, Französisch-Guayana, Guyana, Suriname, Venezuela, Kolumbien) [1], westl. Südamerika (Bolivien, Peru) [1], östl. Südamerika (nordöstl. Argentinien, südl. Brasilien, südöstl. Brasilien, Paraguay) [1], zentr. Südamerika (westl.-zentr. Brasilien) [1], Mittelamerika [15][18], Mittelamerika (Costa Rica, Panama) [1], Mittelamerika-Karibik [15]
▪ V: Tropen (weltweit) [15], Mittelamerika (Guatemala, Honduras, Nicaragua) [1], Mittelamerika-Karibik (Bahamas, Bermuda, Cayman Is., Kuba, Dominikanische Republik, Haiti, Jamaika, Puerto Rico) [1], südl. Nordamerika (südwestl. Mexiko, südöstl. Mexiko, Golf von Mexiko) [1], nördl. Südamerika (Galápagos, Trinidad-Tobago, Venezolanische Antillen) [1], Ostasien (südl-zentr. China, südöstl. China, Hainan, Taiwan) [1], Südasien (Bangladesch) [1], Südostasien (Andamanen, Malaysia) [1], Zentralafrika (Zentralafrikanische Republik, Kongo, Äquatorialguinea, Zaïre) [1], Westafrika (Senegal, Gambia, Guinea, Guinea-Bissau, Inseln im Golf von Guinea, Elfenbeinküste) [1], Südwestafrika (Angola) [1], Südostafrika (Komoren, Mosambik) [1], Ozeanien-Melanesien (Bismarck-Archipel, Fidschi) [1], Ozeanien-Polynesien (Cook Is., Osterinsel, Leeward-Inseln, Samoa, Gesellschaftsinseln, Tuamotu, Tubuai-Inseln, Windward-Inseln) [1], Australien (Queensland) [1]
▪ A: Tropen (Stand 2020: Philippinen > Costa Rica > Brasilien > Indonesien > China > Indien > Thailand > Nigeria > Mexiko > Kolumbien) [24], Tropen (weltweit) [4][18][24], Tropen (Asien, Afrika) [15], Subtropen (weltweit) [4], Mittelamerika [15], Südamerika [15], Mittelamerika-Karibik [15][24], Ozeanien-Polynesien (Hawaii) [24], Südasien (Sri Lanka) [24], Südwesteuropa (Azoren (seit Mitte des 19. Jh.)) [24], Westafrika (Elfenbeinküste) [24], Südafrika [24], Australien [24]

Makroklimata (Klimazonen)

I-Immerfeuchte Tropen [25], II-Wechselfeuchte Tropen [25], V-Immerfeuchte Subtropen [25], (IV-Wechselfeuchte Subtropen (winterfeucht)) [25]

Mikroklimata (Klimaregionen)

tropisches Klima [25], subtropisches Klima [25], warmes Klima [25]

Biotoptypen

-

Standorttypen

Tropen (am besten zwischen 25° nördlicher wie südlicher Breite) [4][24][25], Tropen (Plantagen) [24], Subtropen [4], Subtropen (Plantagen) [25], Gebirge (bis 1500 m) [24], Gebirge (bis 500 m (auf höheren Breitengraden)) [24], Bergregionen [25]

Standortbedingungen

feuchter Standort [24], warmer Standort [24], sonniger Standort [25], lichter Standort [25]

Bodentypen / Bodenbedingungen

feuchter Boden [24], lockerer Boden [24], sandiger Boden [24], Lehmboden [24], saurer Boden [24], stickstoffreicher Boden [24], nährstoffreicher Boden [25], kaliumhaltiger Boden [24], Vorsicht (keine Staunässe) [24]


Ökofaktoren

Licht9?: Volllicht [25]
Temperatur9?: Sehr warm [25]
Feuchtigkeit7?: Feucht [25]
Wind-
pH-Klasse4?: Sauer bis mäßig sauer [25]
Stickstoff7?: Stickstoffreich [25]
Salz-

Soziol. Pflanzencharakteristik

Lebensform-
Blattausdauer-
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas-
Dominanz-

Blütezeit

Januar-Dezember [4]

Erntezeit

-


Risikopotential

▪ essbar: Pflanzenteile essbar [25]
▪ 0: wenig oder kaum giftig, ungenießbar [11][18]
▪ Al(h): allergieinduzierend, hautreizend, kontaktsensibilisierend [11]

Risikobemerkungen / Nebenwirkungen

▪ CAVE: Nebenwirkungen von Bromelain können Magenreizung und Durchfall sein [18]
▪ CAVE(al): Allergien sind nicht auszuschließen, wenn Bromelain resorbiert wird [15][18]

Giftige / Allergene Pflanzenteile

Blätter [11]

Nutzbare Pflanzenteile

▪ [Essbare Wildpflanze]: Frucht (reif) [4][18][24][25]
▪ [Fruchtpflanze]: Frucht (reif) [18], Fruchtstiel [18], frischer oder vergorener Pflanzensaft der Fruchtstümpfe [4][15], Fruchtabfälle [4]
▪ [Futterpflanze/Tierfutter]: Fruchtabfälle (Zentralstrang und Fruchtschale) [24]
▪ [Industrielle Nutzung/ Chemietechnische Nutzung]: Bromelain [24]
▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Blätter [24]

Pflanzliche Inhaltsstoffe

▪ [Reifer Fruchtstand]: Proteolytische Enzyme [24] (Enzymgemisch Bromelain(e) (= Bromelin(e)) [4][15][18][24] (Bromelin A+B [18]), Enzym Invertase [24]), Kaffeesäureester [18], p-Cumarsäureester [18], Glycerol [18], Fruchtsäuren [15], Vanillin [15], Ätherisches Öl (geringe Mengen) [15], Vitamine (hoher Gehalt) [24] (Vitamin C (hoher Gehalt, 20-47,8 mg/100 g, 26-58 % RDA) [15][18][24], Niacin (0,2-0,5 mg/100 g, 3 % RDA) [24], Vitamin A (10 µg/100 g) [24], Vitamin B1 (0,079-0,08 mg/100 g, 7 % RDA) [24], Vitamin B2 (0,03-0,032 mg/100 g, 3 % RDA) [24], Vitamin B5 (0,213 mg/100 g, 4 % RDA) [24], Vitamin B6 (0,08-0,112 mg/100 g, 9 % RDA) [24], Folsäure (18 µg/100 g, 5 % RDA) [24], Vitamin E (0,1 mg/100 g) [24]), Choline (5,5 mg/100 g, 1 % RDA) [24], Mineralstoffe (hoher Gehalt) [15][24] (Calcium (13 mg/100 g, 1 % RDA) [24], Eisen (0,29 mg/100 g, 2 % RDA) [24], Magnesium (12 mg/100 g, 3 % RDA) [24], Mangan (0,927 mg/100 g, 44 % RDA) [24], Phosphor (8 mg/100 g, 1 % RDA [24], Kalium (109 mg/100 g, 2 % RDA) [24], Natrium (1 mg/100 g, 0 % RDA) [24], Zink (0,12 mg/100 g, 1 % RDA) [24]), Saccharose (bis zu 15 %) [18], Zucker/Kohlenhydrate (9,85-12,4 g/100 g) [15][24], Ballaststoffe (1,4 g/100 g) [24], Proteine (0,5-0,54 g/100 g) [24], Fett (0,12-0,2 g/100 g) [24]

Pharmakologische Studienergebnisse

▪ Ananas enthält mindestens 5 Enzyme, die zusammen als Bromelain oder Bromeline bezeichnet werden [18], das Enzymgemisch wirkt eiweißabbauend und fördert Enzymproduktion des Pankreas [4]
▪ Pflanzliche Proteasen wie Bromelain und Papain (aus unreifen Papayafrüchten [18], siehe Carica papaya) werden gelegentlich Produkten zugesetzt, die aus tierischem Pankreasgewebe gewonnen werden [18]. Diese Präparate sollen die Symptome einer Pankreasinsuffizienz/Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse durch eine Ersatztherapie lindern [18]. Es ist jedoch unklar, ob der Zusatz von Proteasen zu derartigen Arzneimitteln notwendig oder sinnvoll ist [18]
▪ Studien zeigen, dass Bromelain gegen Entzündungen, Ödeme und Thrombozytenaggregation wirkt sowie die Fibrinolyse fördert [18]
▪ Es gibt Hinweise, dass ein geringer Anteil von oral aufgenommenem Bromelain in den Blutstrom und das Lymphsystem resorbiert werden kann [18]
▪ Die klinischen Daten lassen eine Wirksamkeit von Bromelain bei der Behandlung von postoperativen und posttraumatischen Schwellungen wahrscheinlich erscheinen [18]
▪ Bromelain wird zur Behandlung posttraumatischer und postoperativer Ödeme eingesetzt (v.a. der Nasengänge und Nebenhöhlen) [18]
▪ In vorklinischen und pharmakologischen Studien zeigte Bromelain wundheilende und antimetastasische Wirkungen [1061]
▪ Das Weichbleiben von Gelatine tritt nicht bei der Verwendung von Ananas aus Konservendosen auf, diese werden pasteurisiert, wobei die eiweißabbauenden Enzyme deaktiviert werden [24]

Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen

▪ Bromelain aus Ananas wird ähnlich wie Papain aus Papaya dazu verwendet, Fleisch zarter zu machen [24]
▪ Die in roher Ananas enthaltenen Enzyme verhindern (ebenso wie bei rohen Kiwifrüchten oder rohen Papayas) das Erstarren von Tortengelatine [24]
▪ Bekannte und oft anzutreffende Bromeliaceen mit ähnlicher hautreizenden Wirkung sind Ananas comosus, Guzmania spec., Vriesea splendens, Tillandsien [11]
▪ Ananas comosus wächst terrestrisch, wurzelt also im Boden, während viele andere Arten der Bromeliaceae epiphytisch wachsen [24]
▪ Ananas ist eine CAM-Pflanze: In Trockenperioden öffnet sie ihre Spaltöffnungen nur nachts und fixiert das Kohlendioxid in Form von Säuren, bei Tag wird das Kohlendioxid bei geschlossenen Spaltöffnungen wieder freigesetzt und steht somit der Photosynthese zur Verfügung; mit diesem Mechanismus wird der Wasserverlust durch Verdunstung minimiert; Sie ist eine der wenigen CAM-Pflanzen von kommerzieller Bedeutung [24]
▪ Zwischen zwei Anbauperioden werden Zwischenkulturen angebaut, häufig Gründüngerpflanzen wie Vigna unguiculata (Augenbohne), Crotalaria juncea, u.a.; Nahrungskulturen sind aufgrund der Residualwirkung von Herbiziden weniger geeignet [24]
▪ Ananas wird nicht nur in Monokultur angebaut, in Zwischenkulturen wird sie zusammen mit Pflanzen mit kurzem Wachstumszyklus angebaut, wie Erdnuss, Reis, Bohnen und Gemüse, als Unterkultur wird die Ananas unter Ölpalmen, Dattelpalmen, Zitrus-Arten, Avocado und Mango angepflanzt [24]
▪ Es gibt viele regionale Sorten, für den kommerziellen Anbau sind jedoch dagegen vergleichsweise nur relativ wenige Sorten von Bedeutung:
(1.a.) Cayenne-Gruppe (Sorten: Smooth Cayenne, Kew, Hilo, Baron Rothschild): Gewicht bis 4 kg, Form zylindrisch, Farbe orangegelb, faserarm, Fruchtfleisch hellgelb und aromatisch [24]
(1.b.) Um 2000 wurde die Smooth Cayenne durch die MD2 als kommerziell bedeutsamste Sorte abgelöst, diese zeichnet sich durch eine höhere Süße und geringe Säure, sowie längere Haltbarkeit von einem (ungekühlt) bis zwei (gekühlt) Monaten aus [24]
(2.) Queen-Gruppe (Sorten: Natal Queen, Victoria, Alexandra, MacGregor, Z. Queen, Ripley Queen und Fairy Queen): Habitus und Frucht kleiner als Cayenne, Blätterform schmal und kurz, gebogene Randstacheln, Gewicht bis 1,3 kg, das Fruchtfleisch ist häufig kräftig gelb, die Früchte sind aromatisch, süß, haben wenig Fasern und werden meist für den Frischverzehr angebaut [24]
(3.) Spanish-Gruppe (Sorten: Singapore Spanish, Red Spanish): Blätterform lang, schmal, meist stachlig, Fruchtfleisch weiß, Fruchtfarbe rötlich-gelb, Form rund, faserreich, Gewicht bis zu 2,3 kg [24]
(4.) Pernambuco-Gruppe (Sorten: Pernambuco, Sugar Loaf, Abacaxi, Paulista): Blätterform lang und schmal, kleine gerade Stachel, breiter roter Streifen, Fruchtform pyramidenförmig, Fruchtfarbe grüngelb, Fruchtfleisch weiß bis gelblich, faserfrei, v.a. in Brasilien und Venezuela für den lokalen Verbrauch angebaut [24]
(5.) Perolera-Gruppe (Sorten: Milagreña, Perolera, Tachirense, Maipure): Blätterform breit, lang und ganzrandig, an der Basis hellgrün, Fruchtfarbe rötlichgelb, Fruchtfleisch eher kräftig gelb [24]
▪ Die geringe Haltbarkeit der Früchte setzte dem Handel lange Zeit enge Grenzen. Segelschiffe benötigten zu lange zum Zurücklegen der Strecken, um verkaufsfähige Früchte aus den Anbaugebieten in die nördlicheren Regionen der Welt zu transportieren. In den Besitz einer solchen Frucht zu gelangen, wurde nicht zuletzt deshalb zum Statussymbol [24]
▪ Aufgrund des teuren und aufwändigen Anbaus der Ananas in Gewächshäusern wurde der eigene Ananasanbau im 17./18 Jh. zum Statussymbol. Im 18 Jh. wurde die Ananas zunehmend zum Symbol für dekadenten Luxus [24]
▪ Im 19. Jh. kamen auch die wohlhabendste Mittelschicht zum zunehmenden Besitz von Gewächshäusern mit Ananaspflanzen. Durch Einsatz von Dampfmaschinen als Antrieb auf Segelschiffen wurde die europäische Gewächshauskultur ab Mitte des 19. Jh. allmählich beendet. Ein Import der Ananas wurde immer mehr möglich. Im Jahr 1850 waren es etwa 200.000 Früchte, die innerhalb nur drei Monaten nach Großbritannien importiert wurden. Im Jahr 1864 exportierte allein der Inselstaat Bahamas mehr als 700.000 Früchte nach Großbritannien und im selben Jahr begann man auf den Azoren mit dem Anbau der Ananas für den europäischen Markt [24]
▪ Das im Jahr 1861 erschienene und an Hausfrauen der Mittelschicht gerichtete Book of Household Management von Isabella Beeton enthielt bereits die ersten Rezepte, mit denen Ananasfrüchte verarbeitet werden konnten. 1871 beschrieb das britische Gartenmagazin Journal of Horticulture, dass die einstmals so aristokratische Ananas nun lieblos auf dem Karren des Gemüsehändlers liege und für lächerliche Beträge verkauft werde. Mit Einführung der Dosenananas zum Ende des 19. Jh. wurde die Ananas im Handel kostengünstiger zu erwerben. Die Erhöhung der Haltbarkeit der Ananasfrucht durch das Einlegen in Dosen wurde bereits 1857 auf den Bahamas praktiziert, aber erst 1876 war man damit erfolgreich [24]
▪ Die Mechanisierung des Anbaus und der Ernte sowie die industrielle Verarbeitung machten Hawaii rasch zum führenden Ananas-Anbaugebiet. Die erste Marketing-Kampagne, die gezielt die Qualität der dort angebauten Früchte betonte, wurde 1908 in den USA gestartet. Im deutschen Sprachraum werden heute noch Ananasgerichte mit Hawaii assoziiert, etwa im Toast Hawaii oder Pizza Hawaii. Ab den 1950er Jahren wurde Hawaii zunächst von den Philippinen, später auch Thailand als Hauptproduzent abgelöst [24]
▪ Nur ein Teil der Gesamternte wird als Frischware exportiert. Die Ananas reift nach der Ernte nicht nach, sie zählt zu den nichtklimakterischen Früchten. Rund 70 % der Welternte werden in den Herkunftsländern als Frischfrüchte verzehrt. Der Welthandel mit Frischfrüchten umfasst rund 670.000 Tonnen. Die wichtigsten Exporteure von Frischfrüchten sind (Stand: 2003) Costa Rica (in die USA), die Philippinen und die Elfenbeinküste (Hauptlieferant für Europa) [24]
▪ Da die Bezeichnung Ananas in Österreich und Süddeutschland auch für die groß gezüchtete (Kultur-)Erdbeere (Fragaria × ananassa) steht, wird hier zur Unterscheidung häufig von Hawaii-Ananas gesprochen [24]

Besonderheiten & Zusammenhänge (geoökochemisch / biochemisch)

▪ Für eine erfolgreiche Kultivierung im Gewächshaus werden eine gleichmäßig hohe Temperatur des Bodens und der Luft sowie sehr gute Lichtverhältnisse benötigt [24]
▪ Das Temperaturoptimum liegt zwischen 24-30 °C, unterhalb von 20 °C reduziert sich das Wachstum deutlich, während der Fruchtreife können bereits Temperaturen <21 °C zu physiologischen Störungen führen, die sich in braunen Flecken in der Frucht äußern [24]
▪ In Äquatornähe werden die Plantagen auf bis zu 1500 m Seehöhe angelegt, in höheren Breiten nur mehr bis 500 m [24]
▪ An Niederschlägen sind mind. 800–900 mm/Jahr erforderlich, das Optimum liegt zwischen 1000-1500 mm/Jahr [24]
▪ pH-Werte >5,5 können zu Calciumchlorosen führen [24]
▪ Stickstoff ist der wichtigste Faktor für Ertrag, Fruchtfarbe und Zusammensetzung des Fruchtsaftes [24]
▪ Kalium ist ebenfalls wichtig, während Phosphor weniger bedeutend ist [24]
▪ Für eine erfolgreiche Kultivierung in Europa stellte sich Ende des 17. Jh. der Einsatz von Eichen-Rindenmulch heraus, was sich in der Folgezeit als einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren herausstellte [24]
▪ Der Boden sollte ständig locker gehalten. Sehr wichtig ist eine gute Drainage, da bereits kurze Perioden mit Staunässe die Pflanzen irreversibel schädigen. Am geeignetsten sind sandige Böden und Lehme [24]
▪ Unkräuter müssen bei der Kultivierung der Ananas entfernt werden, da die Pflanze aufgrund ihrer Wuchsform leicht überwuchert wird, wichtige Unkräuter sind das Nussgras (Cyperus rotundus) und Cynodon dactylon [24]
▪ Vor der Entwicklung der Treibhaustechnik wurde Ananas in Töpfen angepflanzt und während des Sommerhalbjahres in mit Ziegelsteinen ausgemauerten und mit Glasfenstern abgedeckten Gruben (Pinery Pits) gepflegt. Zum Erwärmen wurde verrotteter Pferdemist und Rindenmulch verwendet. Im Winterhalbjahr kamen die Pflanzen in durch Öfen beheizte Gewächshäuser (Pinery, auch Pineapple Stove) [24]
▪ Ananas vermehrt sich v.a. vegetativ, was über Schösslinge erfolgt, wobei man je nach Entstehungsort an der Pflanze mehrere Schösslingsarten unterscheidet: Für die Vermehrung am besten geeignet sind solche, die in den Blattachseln entstehen ("shoots"); aufgrund der längeren Entwicklungszeit sind Schösslinge des unterirdischen Stammteils ("suckers") weniger geeignet. Schösslinge der Fruchtstielbasis heißen "hapas", die der Fruchtbasis "slips". Auch die Kronen ("crown") der Früchte können zur Vermehrung eingesetzt werden. Seltener werden aus dem entblätterten, manchmal auch geteilten Stamm Stecklinge gewonnen [24]
▪ In-vitro-Kulturen aus Sprossspitzen-Meristemen haben eine recht hohe Variabilität der so gewonnenen Pflanzen zur Folge [24]
▪ Die Vermehrung durch Samen ist unüblich, da zum einen die Aufzucht bis zur Fruchtbildung länger dauert, zum anderen die Merkmale aufgrund der Fremdbefruchtung nicht konstant sind [24]
▪ Nach dem Pflanzen beträgt die Zeit bis zur 1. Ernte in den Äquatorregionen 14-16 Monate, in kühleren Gebieten 18-20 Monate. Die 2. und 3. Ernte erfolgt dann in kürzeren Intervallen, jedoch sinkt der Ertrag im Vergleich zur ersten Ernte kontinuierlich. Die 2. Ernte erbringt in kühleren Gebieten 60-100 % der ersten Ernte, in warmfeuchten Gebieten nur etwa 40 % [24]
▪ Für den Frischexport werden die Früchte noch vor der Vollreife geerntet, für die industrielle Verarbeitung werden dagegen vollreife Früchte verwendet [24]
▪ Das Blühen und somit der Fruchtansatz kann künstlich gesteuert werden durch Ethylen oder Ethin, da 4-6 Wochen nach einer Behandlung die Blütenbildung einsetzt [24]
▪ Die Erträge unterscheiden sich je nach Sorte, Pflanzdichte, und Standortverhältnissen stark [24]. Im Schnitt liegt der Ertrag bei der ersten Ernte bei bis zu 75 t/ha, bei der zweiten Ernte bei 50 t/ha, bei der dritten bei bis zu 35 t/ha [24]
▪ Der Begriff Hawaii-Ananas hat sich erhalten, obwohl Hawaii nicht mehr unter den 3 größten Produktionsländern ist (Thailand, Brasilien, Philippinen) [24]

Zubereitungsformen

▪ [EbM/Allopathie]:
►Isol. Bromelain (aus reifen Früchten und Fruchtstielen; früher aus dem Fruchtsaft, heute aus den Stämmen der abgeernteten Pflanzen) (Bromelainum crudum [18], ein extrahiertes Gemisch proteolytischer Enzyme [18]) als Fertigarzneimittel/Tabletten [Komm.E+] [4][15][18][24]
►Kombipräparate gegen Pankreasinsuffizienz (häufig in Kombi mit weiteren Verdauungsenzymen, wie Papain aus unreifen Papayafrüchten [18], siehe auch Carica papaya) [Komm.E+] [18]

▪ [Volksmed.]:
► Presssaft der reifen Früchte [4][18]

Konservieren & Aufbewahren

-


Heilwirkungen & Indikationen (Zusammenfassung)

▪ [++] EbM/Allopathie:
►Magen-Darm: Magendarmbeschwerden (2) [15]

▪ [+] EbM/Allopathie:
►Atemwege / HNO: posttraumatische und postoperative Ödeme (besonders der Nasengänge und Nasennebenhöhlen) [18], Rhinitis [25]
►Blut: blutgerinnungshemmend [4], Thrombozytenaggregation hemmend [18], Fibrinolyse fördernd [18]
►Ernährung / Stoffwechsel: Übergewicht [4]
►Haut: entzündungshemmend [4][18][24]
►Magen: eiweißabbauend [4], fördert Eiweißverdauung [15], Verdauungsbeschwerden [4][15][24]
►Magen-Darm: verminderte Enzymproduktion des Pankreas [4]
►Niere: Ödeme [4] und Schwellungen (nach Operationen und Verletzungen) [4]

▪ [+] EbM/Versuche (isol. Bromelain):
►Haut: wundheilungsfördernd [1061]
►Zelle: antimetastasisch [1061]

▪ [+] Volksmed.:
►Ernährung / Stoffwechsel: stoffwechselanregendes Tonikum [18]
►Magen: verdauungsfördernd [18]
►Magen-Darm: Pankreasinsuffizienz [18]
►Niere: diuretisch [18]
►Zelle: antitumorös [4]

Evidenzbasierte Medizin EbM / Allopathie (Evidenzgrad I‐IV)

▪ [++] EbM/Allopathie:
►Magen-Darm: Magendarmbeschwerden (2) [15]

▪ [+] EbM/Allopathie:
►Atemwege / HNO: posttraumatische und postoperative Ödeme (besonders der Nasengänge und Nasennebenhöhlen) [18], Rhinitis [25]
►Blut: blutgerinnungshemmend [4], Thrombozytenaggregation hemmend [18], Fibrinolyse fördernd [18]
►Ernährung / Stoffwechsel: Übergewicht [4]
►Haut: entzündungshemmend [4][18][24]
►Magen: eiweißabbauend [4], fördert Eiweißverdauung [15], Verdauungsbeschwerden [4][15][24]
►Magen-Darm: verminderte Enzymproduktion des Pankreas [4]
►Niere: Ödeme [4] und Schwellungen (nach Operationen und Verletzungen) [4]

Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)

▪ [+] EbM/Versuche (isol. Bromelain):
►Haut: wundheilungsfördernd [1061]
►Zelle: antimetastasisch [1061]

Allopathie (obsolet)

-

Traditionelle Volksmedizin

▪ [+] Volksmed.:
►Ernährung / Stoffwechsel: stoffwechselanregendes Tonikum [18]
►Magen: verdauungsfördernd [18]
►Magen-Darm: Pankreasinsuffizienz [18]
►Niere: diuretisch [18]
►Zelle: antitumorös [4]

Homöopathie

-

Anthroposophische Medizin

-

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

-

Wechselwirkungen

-

Medizinische Rezepturen

▪ [Bromelain-Tabletten]: 2-3x tgl. 40-120 mg (TD: 80-240 mg, Behandlungsdauer 8-10 Tage) [18]

Rezepte - Essen & Trinken

▪ [Kiwi-Gurken-Ananas-Spritz]: 400 g Gurke schälen, klein schneiden und entsaften. 180 g Kiwi mit 300 g Ananassaft fein pürieren und eventuell durch ein Sieb streichen. Gurkensaft, Kiwi-Ananas-Saft, 50g prickelndes Mineralwasser (gekühlt) und 1 TL fein geriebenen, frischen Ingwer vermischen. [99]
▪ [Popeyes Liebling]: 2 Handvoll Spinatblätter, 2 Handvoll Himbeeren und 1/2 Ananas im Entsafter entsaften. [43]
▪ [Smoothie Tropical]: 1/2 Wirsing, 2 Mangos, 1/3 Ananas und 25 g Ingwer im Mixer cremig pürieren. Bei Bedarf noch etwas Wasser untermixen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. In ein Glas gießen und 1 TL Honig einrühren. [43]
▪ [Kokos Delight Smoothie]: 2 EL frisch geriebenes Kokosnussfleisch, 1/3 Ananas, 1 Banane, 2 Handvoll Grünkohl und 250 ml Kokosnusswasser im Mixer pürieren. Bei Bedarf noch etwas Wasser untermixen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. [43]
▪ [Cremiger Ananas-Drink]: 1 Banane, 1/3 Ananas, 2 Stängel Minze und 1 kleine Handvoll Korianderblätter im Mixer cremig pürieren. Bei Bedarf noch etwas Wasser untermixen, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. [43]
▪ [Ananas-Kick-Smoothie]: 2 Handvoll Spinat, 50 ml Aloe-vera-Saft, 1 geschälte Orange, 10 Minzblätter, 1/2 Fenchelknolle und 1/2 geschälte und gewürfelte Ananas im Mixer glatt pürieren. Das Püree in ein feines Sieb gießen und mit einem Kochlöffel oder Teigschaber gut ausdrücken. [44]
▪ [Ananas-Spinat-Smoothie]: 2 Selleriestangen, einige Petersilienblätter, 1/2 geschälte und gewürfelte Ananas und 2 Handvoll Spinat mit 50 ml gefiltertem Wasser im Mixer glatt pürieren. Das Püree in ein feines Sieb gießen und mit einem Kochlöffel oder Teigschaber gut ausdrücken. [44]
▪ [Tropenpower-Smoothie]: 1 geschälte Banane, 1/2 geschälte und gewürfelte Ananas, 150 g Naturjoghurt und 2 Handvoll Spinat im Mixer cremig pürieren. [44]
▪ [Spinat-Schluck-Smoothie]: 2 Handvoll jungen Blattspinat, 1 Selleriestange, einige Stängel Petersilie und 1/2 geschälte und gewürfelte Ananas mit 100 ml gefiltertem Wasser im Mixer glatt pürieren. Das Püree in ein feines Sieb gießen und mit einem Kochlöffel oder Teigschaber gut ausdrücken. [44]


Nutzung nichtmedizinisch

▪ [Essbare Wildpflanze]: Die reife Frucht der Pflanze ist essbar [4][18][24][25]
▪ [Fruchtpflanze]: k.A. [4][15][18][24]
▪ [Lebensmittelpflanze]: Nahrungsmittel (Konfitüre, Marmelade, Saft) [24]
▪ [Obstpflanze]: k.A. [4][15][18][24]
▪ [Futterpflanze/Tierfutter]: Frisch- oder Trockenfutter für Wiederkäuer und Schweine [24]
▪ [Genussmittelpflanze]: Weinherstellung [24], Alkohol [24]
▪ [Industrielle Nutzung, Lebensmittelpflanze]: Zartmacher von Fleisch [4][24], Klären von Bier [4], Bromelain als Zugabe zu Gelatine (um diese weicher zu machen) [24]
▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Auf den Philippinen werden Fasern der Blätter der Ananaspflanze zu Textilfasern, genannt Piña, verarbeitet, aus denen z. B. Barong Tagalog und andere formelle philippinische Kleidung gefertigt wird, und die auch in andere Weltregionen exportiert wird [24]
▪ [Zierpflanze]: k.A. [24]

Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)

▪ [Chemietechnische Nutzung]: Stabilisieren von Latexfarben [24], Ledergerbung [24]

Ethnobotanische Bedeutung

▪ [Mythologiepflanze/Volksglauben]: Während Neujahr in China steht die Ananas für Gesundheit, Glück, gutes Schicksal und Spielglück [24]

Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)

▪ [Ethnobotanische Nutzung allgemein bzw. medizinisch/technisch]: Früher von den indigenen Völkern Südamerikas als Nahrungsmittel, Heilmittel und zur Weinherstellung genutzt und gemeinsam mit Pflanzen wie Süßkartoffel, Kartoffeln und Erdnüssen angebaut. Wegen des hohen Zuckergehalts eignete sich die Ananas zur Weinherstellung besonders. Aus den Blättern der Pflanze wurden außerdem Fasern gewonnen, die zum Teil zu Kleidung verarbeitet wurden. Im präkolumbischen Südamerika waren die Ananasfasern außerdem das Material, das am häufigsten für Bogensehnen verwendet wurde [24]
▪ [Religiöse Pflanze/Zeremonien]: Die Ananas wurde von Christoph Kolumbus bei seiner zweiten Reise am 4. November 1493 auf Guadeloupe für Europa entdeckt. Die indigene Bevölkerung übergab ihm Ananasfrüchte als Willkommensgeschenk. Als Zucker in Europa noch zu den Luxusgütern zählte, stellte eine kultivierte Frucht mit einer derartigen Süße eine Besonderheit dar [24]
▪ [Symbolpflanze]: Aufgrund des teuren und aufwändigen Anbaus der Ananas in Gewächshäusern wurde der eigene Ananasanbau im 17./18 Jh. zum Statussymbol. Im 18 Jh. wurde die Ananas zunehmend zum Symbol für dekadenten Luxus [24]


Quellenangaben


[1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online. -, https://powo.science.kew.org/
[4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen. 2. Auflage, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
[11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte. 5. Auflage, Nikol Verlags-GmbH
[15] Pahlow M. (2006): Das große Buch der Heilpflanzen. 1. Auflage, Weltbild Verlag, München
[18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen. 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
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[43] Green F. (2015): Grüne Smoothies - Die Energiebooster. 5. Auflage, Dorling Kindersley Verlag GmbH
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[1061] Maurer H.R. (2001): Bromelain: biochemistry, pharmacology and medical use

Autor: Benjamin Busse
Letzte Änderung am 2023-07-19 12:22:03
durch Benjamin Busse