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Ceratonia siliqua L. (Johannisbrotbaum)
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FamilieCaesalpiniaceae
Gattung (botanisch) / SektionCeratonia
Artname (botanisch)Ceratonia siliqua L.
Synonyme (botanisch)Ceratonia coriacea SALISB., Ceratonia inermis STOKES
Gattung (deutsch)Johannisbrotbaum
Artname (deutsch)Johannisbrotbaum
Andere Artnamen & Volksnamen (international)Bockshorn (ger.), Bockshörndlbaum (ger.), Bockskornfrüchte (ger.), Carob (ger., engl.), Carob tree (engl.), Charrūb (arab.), Johannisbrot (ger.), Johansbrodbaum (ger.), Judasboom (ger.), Karobbaum (ger.), Karoben (ger.), Karuben (ger.), Karubenbaum (ger.), Locust bean (engl.), Sodbrod (ger.), Soodbrot (ger.), Soodschote (ger.), St. John's (engl.)


Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)

▪ H: südl. Mittelmeergebiet [4], Mittelmeergebiet (Italien, Sizilien, Sardinien, Kreta, Zypern, Ostägäische Inseln) [1], Mittelmeergebiet (südl. Atlantikküste Portugals (Algarve-Region) bis nordwestl. Atlantikküste Marokkos) [24], Südosteuropa (Albanien, Jugoslawien, Griechenland) [1], Südwesteuropa (Frankreich, Spanien) [1], Vorderasien (Arabien) [24], Vorderasien (Türkei, Iran, Libanon-Syrien, Palästina) [1], Nordwestafrika (Algerien, Marokko) [1], Nordafrika (Libyen, Tunesien) [1], Nordostafrika (Sinai) [1]
▪ V: Südwesteuropa (Portugal) [1], Mittelmeergebiet (Balearen, Korsika) [1], Vorderasien (Transkaukasus, Irak, Jemen) [1], Nordafrika (Sudan) [1], Nordwestafrika (Kanaren, Madeira) [1], Westafrika (Kap Verde) [1], Nordostafrika (Äthiopien) [1], Ostafrika (Kenia, Tansania) [1], Südostafrika (Mosambik) [1], Südafrika (Kapprovinzen, Nördliche Provinzen, Simbabwe) [1], Südwestafrika (Angola, Namibia, Sambia) [1], Südasien (Indien, Pakistan) [1], Ostasien (Südost-China) [1], westl. Nordamerika (Kalifornien) [1], südl. Nordamerika (Südwest-Mexiko) [1], nördl. Südamerika (Trinidad-Tobago) [1], westl. Südamerika (Peru) [1], Australien (New South Wales, Südaustralien) [1], Ozeanien (Tubuai-Inseln) [1]
▪ A: Mittelmeergebiet [15], Mittelmeergebiet (Portugal, Italien) [24], Vorderasien (Türkei, Libanon, selten: Israel) [24], Nordwestafrika (Marokko, selten: Algerien) [24], Nordafrika (selten: Tunesien) [24], Nordostafrika (Ägypten) [24], Südasien (Indien) [15], südl. Südamerika (Argentinien) [15], östl. Südamerika (Brasilien) [15], Subtropische Gebiete [15]

Makroklimata (Klimazonen)

IV-Wechselfeuchte Subtropen (winterfeucht) [25], III-Trockene Subtropen und Tropen [25], VII-Trockene Mittelbreiten [25], II-Wechselfeuchte Tropen [25], (V-Immerfeuchte Subtropen) [25]

Mikroklimata (Klimaregionen)

mediterranes Klima [25], submediterranes Klima [25], submeridionales Klima [25], meridionales Klima [25], arides Klima [25], heißes Klima [25], arides-mäßiges Klima [25], subkontinentales Klima [25], subtropisches Klima [25], warmes Klima [25], tropisches Klima [25]

Biotoptypen

-

Standorttypen

Gebirge-Bergregionen (Höhe bis 500 m) [24], Küstengebiete (Küste bis zu 25 km landeinwärts) [24], Macchien [4], Hänge (felsig) [4], Hügel (seeseitig) [24]

Standortbedingungen

trockener Standort (Jahresniederschlag 350-550 mm) [24], trocken zur Aufforstung [24], warmer Standort [25], sonniger Standort [25], widerstandsfähig (Hitze, Trockenheit) [24], Vorsicht (Kälte) [24]

Bodentypen / Bodenbedingungen

kalkhaltiger Boden [24], trockener Boden [24], sandiger Lehmboden [24], wasserdurchlässiger Boden [24], salztolerant (hoher Salzgehalt) [24]


Ökofaktoren

Licht-
Temperatur-
Feuchtigkeit1: Sehr trocken [25], 2: Sehr trocken bis trocken [25], 3: Trocken [25]
Wind-
pH-Klasse-
Stickstoff-
Salz-

Soziol. Pflanzencharakteristik

LebensformP: Phanaerophyt, Baum, der mehr als 5 m hoch werden kann [15][24], N: Nanophanaerophyt, Strauch oder Kleinbaum, meist 0,5-5 m hoch werdend [24]
BlattausdauerI: Immergrün, zu allen Jahreszeiten mit Blättern, die oft länger als 1 Jahr leben [15][24]
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas-
Dominanz-

Blütezeit

August-September [4], September-November [24]

Erntezeit

September [24]


Risikopotential

▪ essbar: Pflanzenteile essbar [4][24]

Risikobemerkungen / Nebenwirkungen

▪ CAVE: Johannisbrotkernmehl behindert geringfügig die Eiweißverdauung [24]
▪ CAVE(al): Johannisbrotkernmehl kann in Einzelfällen Allergien auslösen [24]
▪ CAVE(max): Johannisbrotkernmehl wirkt bei einer Überdosierung leicht abführend [24]
▪ CAVE(cz): Ende 2021 wurde bekannt, dass Johannisbrotkernmehl zum Teil mit dem giftigen und krebserregenden Ethylenoxid belastet ist, wodurch hunderte Lebensmittel wie Eissorten zurückgerufen werden mussten [24]

Giftige / Allergene Pflanzenteile

-

Nutzbare Pflanzenteile

▪ [EbM/Volksmed.]: Getrocknete Samen (Ceratonaei semen) [4], Reife getrocknete Fruchthülsen/Fruchtschalen (Karoben) [4]

, Frucht (Ceratoniae fructus, früher: Fructus ceratoniae, auch: Siliqua dulcis) [4][15], Fruchtfleisch ("Carob") [24]

Pflanzliche Inhaltsstoffe

▪ [Fruchtschoten]: Niedermolekulare Kohlenhydrate (Mono- und Disaccharide) [24], Saccharose (30 %) [4], Glucose [4], Fructose [4], weitere Zucker [4][15], hochmolekulare Kohlenhydrate/Polysaccharide (35-45 %) (Stärke [15], Ballaststoffe [24], Pektine [4][15], Schleimstoffe [15]), Gerbstoffe [4][15], Organische Säuren [15], Isobuttersäure (ranziger Geschmack) [4], Proteine (etwa 5 %) [15][24], Mineralstoffe (etwa 3,5 % [24], Calcium [24], Eisen [24]), Fett (etwa 1 %) [24], Vitamine (Vitamin A [24], B-Vitamine [24])
▪ [Frucht]: Zucker (etwa 48-56 %) [24], Ballaststoffe (unlöslich, hoher Gehalt) [24], Cellulose und Hemicellulose (bis 18 %) [24], sekundäre Pflanzenstoffe [24]
▪ [Samen]: Monosaccharide (Galactose (20 %) [24], Mannose (80 %) [24]), Polysaccharide [24] (Schleimstoffe (40-60 %) [4] aus Galactomannanen (88 % des TG) [4][24] (Carubin [4])), Proteine (6 %) [24], Farbstoffe/Flavonoide (wasserlöslich) [24], Leucodelphinidin (eine farblose Flavanol-Vorstufe, mit Leukoanthocyanidinen verwandt) [24], Mineralstoffe (in Spuren) [24]
▪ [Samenkeimling/Embryo]: Proteine (hoher Gehalt, 50 %) [24]
▪ [Samenschale]: Cellulose [24], Lignine [24], Tannine [24]

Pharmakologische Studienergebnisse

▪ Ein aus den Samen isolierter Stoff senkt erwiesenermaßen sowohl den Blutzuckerspiegel als auch den Cholesterinspiegel und wirkt gewichtsreduzierend [24]
▪ Johannisbrotkernmehl kann bei gesunden Menschen zu einer kurzfristigen Senkung der Blutfettwerte beitragen und gleichzeitig die Fettverbrennung anregen [24]
▪ Johannisbrotkernmehl vergrößert durch sein Quellvermögen den Darminhalt (fünfmal so quellfähig wie Stärke) [24]

Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen

▪ Der Zuckergehalt und das spezielle fruchtig-karamellige Aroma des Pulvers (aus getrockneten Früchten) erinnern geschmacklich an Kakao. Carobpulver kann Kakaopulver in allen Funktionen ersetzen. Im Unterschied zu diesem ist Carobpulver aber sehr fettarm und frei von anregenden Substanzen wie Koffein oder Theobromin. Gut verschlossen ist es über mehrere Jahre haltbar [24]
▪ Johannisbrot enthält Galactomannane wie auch in Cyamopsis tetragonoloba (hier jedoch 85 %) [4]
▪ Bei der Ernte der Johannisbrotfrüchte wird wie bei der Olivenernte mit Stöcken gegen die Zweige geschlagen, damit die reifen Fruchtbündel mit dunkelroter, fast schwarzer Färbung zu Boden fallen. Das vorzeitige Abschlagen der Früchte ist notwendig, da diese sonst erst überreif vom Baum fallen und durch die oft zwischenzeitlich erfolgte rasche Feuchtigkeitsaufnahme sehr fäulnisanfällig wären. (Der Einsatz von Vibrationsmaschinen ist nicht möglich, weil Stamm und Äste dick und damit unflexibel und bruchanfällig sind. Auch beim manuellen Abschlagen muss darauf geachtet werden, die neuen Blütenansätze nicht zu beschädigen. Die Erntekosten machen etwa ein Drittel der gesamten Produktionskosten aus.) [24]
▪ Das Johannisbrotkernmehl aus den Samen entspricht in seinen Eigenschaften größtenteils denen des Guarkernmehls, wobei die Viskosität der Lösungen bei gleicher Konzentration etwas geringer ist. Johannisbrotkernmehl kann ein Mehrfaches seines Eigengewichts an Wasser binden (fünfmal so quellfähig wie Stärke), stabilisiert Emulsionen und unterbindet Kristallbildung. Weiterhin zeigt es Synergien mit Xanthan, Carrageen und Agar [24]
▪ Der sogenannte „Johannisbrotsirup“, der in Peru hergestellt wird, wird aus der Frucht des Prosopis nigra-Baums gewonnen [24]

Besonderheiten & Zusammenhänge (geoökochemisch / biochemisch)

▪ Der Zuckergehalt (Saccharose) zwischen wilden und kultivierten Johannisbrotbäumen unterscheidet sich: ~531 g/kg Trockengewicht bei kultivierten Sorten und ~437 g/kg bei wilden Sorten; dabei unterscheiden sich jedoch nicht die Fruktose- und Glukosewerte zwischen kultiviertem und wildem Johannisbrot [24]
▪ Der Gehalt an Galactomannanen in den Samen (und somit auch des Johannisbrotkernmehl) schwankt zwischen 40-60 % [4]
▪ Das Hauptanbaugebiet liegt zwischen dem 30.-45. nördlichen Breitegrad in den Subtropen (Portugal ist der größte Johannisbrotproduzent, gefolgt von Italien und Marokko) [24]
▪ Eine Stickstoffdüngung der Pflanzen hat nachweislich positive Auswirkungen auf die Ertragsleistung. Obwohl er in gemäßigt trockenen Klimazonen beheimatet ist, fördert die Bewässerung in zwei oder drei Sommern die Entwicklung, beschleunigt die Fruchtbildung und steigert den Ertrag eines Johannisbrotbaums [24]

Zubereitungsformen

▪ [Volksmed.]:
►Fertigpräparate aus Fruchtschalen/Fruchthülsen [4]
►Bestandteil von Hustentees und Teemischungen [15]
►Johannisbrotpulver (aus geröstetem und dann fein gemahlenem Johannisbrotfruchtfleisch) [24]

Konservieren & Aufbewahren

▪ Nach der Ernte haben Johannisbrotschoten einen Feuchtigkeitsgehalt von 10-20 % und sollten auf einen Feuchtigkeitsgehalt von 8 % getrocknet werden, damit die Schoten nicht verfaulen [24]
▪ Bei der weiteren Verarbeitung werden die Kerne (Samen) vom Fruchtfleisch getrennt. Dieser Vorgang wird Kibbeln genannt und führt zu Samen und Stücken von Johannisbrotschoten (Knabbereien). Die Verarbeitung des Zellstoffs umfasst das Mahlen für die Tierfutterproduktion oder das Rösten und Mahlen für die Lebensmittelindustrie [24]
▪ Die Kerne (Samen) müssen geschält werden, was mit Säure oder durch Rösten geschieht. Dann werden das Endosperm und der Embryo für verschiedene Zwecke getrennt [24]


Heilwirkungen & Indikationen (Zusammenfassung)

▪ [+] EbM/Allopathie (Diätprodukte aus Johannisbrotkernmehl/Samenmehl):
►Ernährung: Akute Ernährungsstörungen [24], diätetisch (auch bei Kindern) [24], Glutenunverträglichkeit/Zöliakie [4][24]
►Ernährung / Stoffwechsel: Hypercholesterinämie [4], Übergewicht [4]
►Magen: Erbrechen [24]
►Magen-Darm: Verdauungsstörungen [24], Durchfallerkrankungen (Colitis ulcerosa) [24]

▪ [++] Volksmed. (Fertigpräparate aus Fruchtschalen/Fruchthülsen):
►Magen-Darm: Magendarmstörungen v.a. bei Kindern [4]

▪ [++] Volksmed. (Johannisbrotkernmehl/Samenmehl):
►Magen: Erbrechen bei Säuglingen [4]

▪ [+] Volksmed. (Fertigpräparate aus Fruchtschalen/Fruchthülsen):
►Atemwege / Lunge: Husten [15]
►Magen: Magenschleimhautentzündung [4]
►Magen-Darm: Magendarmstörungen [15]

▪ [+] Volksmed. (Johannisbrotkernmehl/Samenmehl):
►Ernährung / Stoffwechsel: Hypercholesterinämie [24], Diabetes mellitus [24], blutzuckersenkend [24], Fettsucht [24]

Evidenzbasierte Medizin EbM / Allopathie (Evidenzgrad I‐IV)

▪ [+] EbM/Allopathie (Diätprodukte aus Johannisbrotkernmehl/Samenmehl):
►Ernährung: Akute Ernährungsstörungen [24], diätetisch (auch bei Kindern) [24], Glutenunverträglichkeit/Zöliakie [4][24]
►Ernährung / Stoffwechsel: Hypercholesterinämie [4], Übergewicht [4]
►Magen: Erbrechen [24]
►Magen-Darm: Verdauungsstörungen [24], Durchfallerkrankungen (Colitis ulcerosa) [24]

Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)

-

Allopathie (obsolet)

-

Traditionelle Volksmedizin

▪ [++] Volksmed. (Fertigpräparate aus Fruchtschalen/Fruchthülsen):
►Magen-Darm: Magendarmstörungen v.a. bei Kindern [4]

▪ [++] Volksmed. (Johannisbrotkernmehl/Samenmehl):
►Magen: Erbrechen bei Säuglingen [4]

▪ [+] Volksmed. (Fertigpräparate aus Fruchtschalen/Fruchthülsen):
►Atemwege / Lunge: Husten [15]
►Magen: Magenschleimhautentzündung [4]
►Magen-Darm: Magendarmstörungen [15]

▪ [+] Volksmed. (Johannisbrotkernmehl/Samenmehl):
►Ernährung / Stoffwechsel: Hypercholesterinämie [24], Diabetes mellitus [24], Fettsucht [24]

Homöopathie

-

Anthroposophische Medizin

-

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

-

Wechselwirkungen

-

Medizinische Rezepturen

-

Rezepte - Essen & Trinken

-


Nutzung nichtmedizinisch

▪ [Essbare Wildpflanze]: Die nahrhafte Hülsenfrucht wird in ländlichen Gegenden frisch oder getrocknet verzehrt [24]

▪ [Genussmittelpflanze]: Die Frucht wird in den ländlichen Gegenden zu alkoholischen Getränken vergoren [4][24]

▪ [Lebensmittelpflanze]:
►Frucht:
- "Johannisbrot" [4] wird in der Türkei, auf Malta, Portugal, Spanien und Sizilien für Kompott, Likör und Sirup verwendet [24]
- Die Frucht wird in den ländlichen Gegenden zu Saft (Kaftan) gepresst oder zu Sirup verarbeitet [24]
- In Libyen wird Johannisbrotsirup ("Rub") als Ergänzung zu Asida (aus Weizenmehl) verwendet. Aufgrund seines starken Geschmacks wird Johannisbrotsirup manchmal mit Orange oder Schokolade aromatisiert [24]
- Auch der Kaftanhonig wird aus dem Johannisbrot gewonnen [24]
- Das Fruchtfleisch ("Carob") wird zu Carobpulver vermahlen, das Kakaopulver ähnlich, aber nicht so bitter ist. Um hochwertiges Carob zu erhalten, werden wegen des häufig bitteren Geschmacks der Enden nur die Mittelteile der Hülsenfrüchte grob zerkleinert, geröstet und zu Johannisbrotmehl vermahlen [24]. Carobpulver kann Kakaopulver in allen Funktionen ersetzen. Es eignet sich für Marmorkuchen genauso wie für Mousse, Pudding oder Milchmixgetränke. Hauptsächlich in Bio-Märkten ist ein Nougat-ähnlicher Aufstrich erhältlich, der ca. 20 % Carobpulver enthält [24]
- Getrocknete Johannisbrotfrüchte werden traditionell am jüdischen Feiertag Tu Bishvat gegessen [24]
►Fruchtschoten:
- Der Zucker aus Johannisbrotschoten kann ebenfalls zu einem Sirup extrahiert werden [24]
- Die reifen, leicht süßlichen Johannisbrotschoten werden getrocknet und geröstet zu Johannisbrotpulver, Chips- oder Sirupform als Zutat in Kuchen und Keksen verwendet [24]
- Die reifen, getrockneten und manchmal gerösteten Schoten werden oft zu Johannisbrotpulver gemahlen, das manchmal als Ersatz für Kakaopulver verwendet wurde, insbesondere in der Naturkostbewegung der 1970er Jahre. Das Pulver und die Chips können in den meisten Rezepten als Schokoladenalternative (aufgrund Farbe, Textur und Geschmack von Johannisbrot) verwendet werden [24]
- Zermahlene Fruchtschalen ("Karoben") werden als Kaffee-Ersatz (Karobenkaffee) verwendet [4]
- Auf Malta wird aus Johannisbrotschoten ein Johannisbrotsirup ("Gulepp tal-ħarrub") sowie eine traditionelle Süßigkeit ("Karamelli tal-harrub") hergestellt, die während der christlichen Feiertage Fastenzeit und Karfreitag gegessen wird [24]. Johannisbrotsirup wird auch auf Kreta verwendet und Zypern exportiert ihn [24]
- In Palästina werden zerkleinerte Fruchtschoten erhitzt, um ihren Zucker zu karamellisieren, dann wird Wasser hinzugefügt und einige Zeit gekocht. Das Ergebnis ist ein Kaltgetränk, auch "Kharrub" genannt, das vor allem im Sommer von Saftläden und Straßenhändlern verkauft wird [24]
- Im Libanon wird Melasse des Johannisbrotbaums ("Debs el Kharrub"/ "Debs") produziert. Die Melasse hat einen süßen, schokoladenartigen Geschmack. Es wird üblicherweise mit Tahini gemischt (typischerweise 75 % Kharrub-Melasse und 25 % Tahini). Die resultierende Mischung heißt "Debs Bi Tahini" und wird roh oder mit Brot gegessen. Die Melasse wird auch in bestimmten Kuchen verwendet. Die Region Iqlim al-Kharrub, was übersetzt „Johannisbrotregion“ bedeutet, produziert eine beträchtliche Menge Johannisbrot [24]
- Auf Zypern werden die getrockneten und gemahlenen Johannisbrotschoten in Wasser eingeweicht, bevor sie in spezielle Behälter umgefüllt werden, aus denen der Johannisbrotsaft nach und nach austritt und aufgefangen wird. Der Saft wird dann unter ständigem Rühren gekocht, wodurch ein dicker Sirup entsteht, der als "Haroupomelo" bekannt ist. Obwohl dieser Sirup häufig so wie er ist verkauft und gegessen wird, wird Haroupomelo auch als Basis für einen lokalen toffeeartigen süßen Snack namens "Pasteli" verwendet. Durch ständiges Rühren des Johannisbrotsirups entsteht eine schwarze, amorphe Masse, die man dann abkühlen lässt. Die Masse wird dann geknetet, gedehnt und gezogen, bis die helle, goldene Farbe und die toffeeartige Textur von Pasteli erhalten ist. [24]

▪ [Lebensmittelpflanze/ Industrielle Nutzung]:
►Frucht: Die Hauptabnehmer der Johannisbrot-Frucht sind die Nahrungsmittelindustrie (Babykost, Eiscreme, Soßen, Käse, Diabetikerprodukte, Limonade), die Kosmetik- und Pharmaindustrie (Tablettierhilfsmittel) und neuerdings Bio- und Naturproduktehersteller [24]
►Samen:
- Die Kerne liefern ein in der Lebensmittelindustrie technisch genutztes Verdickungsmittel ("Carubin"/ "Johannisbrotkernmehl"/ "LBG"/ "Karubenmehl"/ "Carubenmehl") [4][24] und Stabilisator von Backwaren und Milchprodukten [4] sowie zum Ersatz von Fett in kalorienarmen Produkten [24]. Hierzu werden das Endosperm abgetrennt und die Samen vermahlen (um 1 kg (2 Pfund) LBG herzustellen, werden 3 kg (7 lb) Johannisbrotkerne benötigt, die aus etwa 30 kg (65 lb) Johannisbrotschotenfrüchten stammen müssen) [24]
- Unter der Nummer E 410 ist Johannisbrotkernmehl in der EU uneingeschränkt (auch für Bio-Produkte) als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. Es kommt in Süßwaren, Soßen, Suppen, Puddings und Speiseeis vielfach zum Einsatz [24]
- Johannisbrotkernmehl dient als Backhilfsmittel in glutenfreiem Brot [24] oder in glutenfreien Diätpräparaten [4]

▪ [Chemietechnische Nutzung/ Industrielle Nutzung]: Die Johannisbrot-Frucht wird auch in der Kosmetik- und Pharmaindustrie (Tablettierhilfsmittel) eingesetzt [24]

▪ [Tierfutter]:
►Frucht:
- Das Fruchtfleisch ("Carob") wird überwiegend als Tierfutter verwertet [24]
- Mitunter zur Herstellung schokoladenähnlicher Leckereien für Hunde verwendet (während Schokolade die chemische Verbindung Theobromin in Mengen enthält, die für einige Säugetiere giftig sind, enthält Johannisbrot keines und enthält auch kein Koffein) [24]
►Fruchtschoten: Johannisbrotschotenmehl wird auch als energiereiches Viehfutter, insbesondere für Wiederkäuer, verwendet, obwohl sein hoher Tanningehalt diese Verwendung einschränken könnte [24]
►Samen: Werden aus den Samen isol. Galaktomannane mit anderen Geliermitteln (z.B. Carrageenan) vermischt, können sie zur effektiven Verdickung des flüssigen Anteils von Lebensmitteln eingesetzt werden. Dies wird häufig in Dosenfutter für Tiere verwendet, um die „gelierte“ Konsistenz zu erhalten. [24]

▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]:
►Holz:
- Der Johannisbrotbaum hat formstabiles, nicht schwindendes, hartes Holz mit rustikaler, farbiger Zeichnung. Es ist widerstandsfähig gegen Verrottung an der Luft und im Boden und eignet sich deswegen zur Herstellung von Zäunen, Parkett und Türen. [24]
- Wegen seiner Härte und Bruchfestigkeit kann es zur Fertigung von Werkzeugstielen und Wanderstöcken verwendet werden [24]
- Da der stark geriffelte Stamm meist Herzfäule aufweist, wird Johannisbrotholz nur selten als Bauholz verwendet. Allerdings wird es manchmal für Zierarbeiten gesucht – insbesondere für die Möbelgestaltung, da die natürliche Form des Stammes für diese Aufgabe gut geeignet ist [24]
- Darüber hinaus verleiht die extrem wellige Maserung des Holzes Johannisbrotholz eine außergewöhnliche Widerstandsfähigkeit gegen Splittern; daher eignen sich Abschnitte des Johannisbrotbaums als Hackblöcke zum Holzspalten [24]

▪ [Brennmaterial/Energielieferant]:
►Holz:
- Das Holz wird es zur Herstellung langsam brennender Holzkohle benutzt [24]
- Auf Kreta wird Johannisbrotbaumholz häufig als Brennholz verwendet; da es sich hervorragend als Brennstoff eignet, wird es manchmal sogar Eichen- oder Olivenholz vorgezogen [24]

▪ [Kulturpflanze]:
- Die Erhaltung und Anpflanzung der Johannisbrotbäume ist aus ökologischen Gründen wünschenswert, denn sie schützen den Boden, liefern Futter und Lebensraum für Tiere und erhalten den Charakter der Landschaft sowie traditionelle Arbeitsplätze [24]
- Obstbauern schätzen die tiefen Wurzeln der Johannisbrotbäume, weil dadurch Plantagen vor Sturmschäden geschützt werden [24]
- Bei der Aufforstung von Küstengebieten, die von Erosion oder Austrocknung bedroht sind, leistet der Johannisbrotbaum durch seine Genügsamkeit gute Dienste und kann zusätzlich landwirtschaftlichen Ertrag bringen [24]
- Hermaphroditische oder männliche Bäume, die weniger bzw. keine Schoten produzieren, werden in den Obstgärten meist in geringerer Dichte als Pollenisierer gepflanzt [24]

▪ [Zierpflanze]:
- In den Städten von Arizona und Kalifornien in den Vereinigten Staaten sowie in manchen Gegenden Australiens stehen Johannisbrotbäume als Zierbaum und Schattenspender [24]
- Der Johannisbrotbaum dient als Zierbaum in Gärten und Landschaften [24]
- Der Johannisbrotbaum wird in der gärtnerischen Baumschulindustrie häufig als Zierpflanze für mediterrane Klimazonen und andere gemäßigte Regionen auf der ganzen Welt angebaut und erfreut sich besonders großer Beliebtheit in Kalifornien und Hawaii [24]
- Der Johannisbrotbaum entwickelt einen geformten Stamm und die Form eines Zierbaums, nachdem sie im Laufe der Reife „aufgeästelt“ wurde, ansonsten wird sie als dichte und große Sichtschutzhecke verwendet [24]
- Die Pflanze ist sehr dürretolerant, solange man sich nicht um die Größe der Obsternte kümmert, und kann daher in der Xeriscape-Landschaftsgestaltung für Gärten, Parks und öffentliche kommunale und kommerzielle Landschaften verwendet werden [24]

Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)

▪ [Lebensmittelpflanze/Nahrungsmittelpflanze]: In schweren Zeiten der Hungersnot wurden Johannisbrotschoten als „letzte Quelle (menschlicher) Nahrung“ verwendet [24]

▪ [Lebensmittelpflanze/ Industrielle Nutzung]: Schon seit dem 19. Jh. wurde Johannisbrotmehl als Ersatz für Kakao und zur Herstellung von Alkohol und anderen zuckerhaltigen Produkten verarbeitet. Im 20. Jahrhundert begann die industrielle Verarbeitung der Früchte als Kaffeeersatz und Tierfutter [24]

▪ [Futterpflanze/Tierfutter]:
- Im Mittelmeerraum wurden Johannisbrotschoten oft als Tierfutter verwendet [24]. Historisch gesehen wurden Johannisbrotschoten auf den maltesischen Inseln hauptsächlich als Tierfutter verwendet, außer in Zeiten von Hungersnöten oder Kriegen, in denen sie Teil der Ernährung vieler Malteser waren. Auf der Iberischen Halbinsel wurden Johannisbrotschoten früher an Esel verfüttert [24]
- Das biblische Gleichnis vom Verlorenen Sohn spricht von Schoten, die als Viehfutter verwendet wurden, und meint damit aller Wahrscheinlichkeit nach die Früchte des Johannisbrotbaumes [24]

▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]:
►Samen: Juwelen- und Goldgewicht-Maß (1 Same = 1 Karat = 0,18 g) [4]. Da die Samenkörner des Johannisbrotbaumes ein konstantes Durchschnittsgewicht von rund 200 mg aufweisen (das Gewicht der einzelnen Samen variiert beim Johannisbrotbaum ebenso stark wie bei vielen anderen Baumarten), vor allem aber, weil sich bei ihnen auch sehr kleine Gewichtsunterschiede von nur 5 % zwischen einzelnen Samenkörnern mit erstaunlicher Genauigkeit (> 70 % Trefferquote) schätzen lassen, wurden sie in der Antike als Wägeeinheit für Diamanten verwendet. Daran erinnert die noch heute gebräuchliche Bezeichnung Karat. (Das Karat ist ein Lehnwort nach dem französischen "le carat", welches seinen Ursprung im italienischen "carato" hat. Dieses entstand über das arabische "Qīrāt" aus dem griechischen "kerátion" („Hörnchen“, da die Fruchthülse des Johannisbrotbaumes hörnchenförmig ist). Daraus leitet sich der wissenschaftliche Name "Ceratonia siliqua" für den Johannisbrotbaum her.) [24]
►Frucht: In Ägypten sollen die bei der Mumifizierung von Toten eingesetzten Textilstreifen mit dem Extrakt der Frucht des Baums versehen worden sein [24]
►Holz:
- Durch Berichte über Thutmosis II. und Ramses III. soll das Holz des Karubbaums in Ägypten als Baumaterial genutzt worden sein [24]
- Die Römer nutzten – wie in Ägypten – das Gewichts- und Hohlmaß Charrūba in der Größe des Kornes des Johannisbrotbaumes [24]

Ethnobotanische Bedeutung

▪ [Ethnobotanische Nutzung allgemein bzw. medizinisch/technisch]: Laut jemenitischer Volksmedizin spielt der Johannisbrotbaum im Jemen eine Rolle bei der Kontrolle von Diabetes mellitus, und Diabetiker konsumieren Johannisbrotschoten als Saft, um ihren Blutzuckerspiegel zu senken [24]
▪ [Symbolpflanze]: Die arabische Gewichtseinheit der "Charrūba" orientiert sich an dem Samen des Johannisbrotbaums [24]

Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)

▪ [Mythologiepflanze/Volksglauben]: Um die Entstehung des deutschen Namens "Johannisbrot" ranken sich zwei Legenden: zum einen soll der Johanniterorden an der Verbreitung des Johannisbrotbaumes beteiligt gewesen sein, zum anderen soll Johannes der Täufer sich von den Früchten und Samen während seines Aufenthaltes in der Wüste ernährt haben. Bezug genommen wird auf Matthäus 3,4: „Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung.“ (Mt 3,4 EU), wobei angenommen wird, dass unter „wildem Honig“ ein Produkt aus den Früchten des Johannisbrotbaums zu verstehen ist. Eine andere Deutung ist, dass ein Schreibfehler zu dem Begriff Heuschrecken geführt habe. Dafür spricht, dass die hebräischen Begriffe für Heuschrecken und Johannisbrotbäume sehr ähnlich sind [24]


Quellenangaben


[1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online. -, https://powo.science.kew.org/
[4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen. 2. Auflage, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
[15] Pahlow M. (2006): Das große Buch der Heilpflanzen. 1. Auflage, Weltbild Verlag, München
[24] Wikipedia: Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia
[25] Busse B.: Eigene Darstellung - PlantaMedia

Autor: Benjamin Busse
Letzte Änderung am 2024-02-10 21:07:35
durch Benjamin Busse