Zurück zur Registersuche



Angelica archangelica L. ssp. archangelica (Echte Engelwurz)
Pflanze zur Merkliste hinzufügen





FamilieApiaceae
Gattung (botanisch) / SektionAngelica
Artname (botanisch)Angelica archangelica L. ssp. archangelica
Synonyme (botanisch)Archangelica archangelica (L.) H.KARST., Archangelica officinalis HOFFM., Selinum archangelica (L.) VEST
Gattung (deutsch)Engelwurz
Artname (deutsch)Echte Engelwurz
Andere Artnamen & Volksnamen (international)Angelica (engl.), Angélica (span.), Angelica arcangelica (ital.), Angelika (ger.), Angelikawurzel (ger.), Angélique cultivée (franz.), Archangel (engl.), Archangelica (ital.), Archangélique (franz.), Brustwurz (ger.), Engelswurz (ger.), Erzengelwurz (ger.), Garden angelica (engl.), Garden-angelica (engl.), Gewöhnliche Arznei-Engelwurz (ger.), Giftwurz (ger.), Heiligenbitter (ger.), Holy ghost (engl.), Norwegian angelica (engl.), Theriakwurz (ger.), Waldbrustwurz (ger.), Wild celery (engl.), Zahnwurzel (ger.)


Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)

▪ H: Nordeuropa [4][12][15][24], Nordeuropa (Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen) [1], Westeuropa (Frankreich, Großbritannien) [1], Nordwesteuropa (Färöer, Island) [1], Mitteleuropa (Deutschland, Niederlande) [1], Nordosteuropa (Baltikum, Weißrussland, Nordeuropäisches Russland, Nordwesteuropäisches Russland) [1], Osteuropa (Sudeten, Karpaten) [4][24], Osteuropa (Ukraine, Mitteleuropäisches Russland, Osteuropäisches Russland) [1], Südosteuropa (Albanien, Nordkaukasus, Südeuropäisches Russland, non Bulgarien) [1], Vorderasien [4][12], Nordasien (Westsibirien) [1], nordöstl. Nordamerika (Grönland) [1]
▪ V: Mitteleuropa (Mittelgebirgsgebiete des süddeutschen Schichtstufenlands (M1), Mittelgebirgsschwelle (M2), Tiefland, Küstengebiete, Nordsee, Ostsee) [4][11][12][15][24], Mitteleuropa (Belgien) [1], Osteuropa [11][24], Osteuropa (Tschechien, Slowakei) [1], Europa [18][24], Nordwesteuropa (Färöer-Inseln, Island) [24], Nordeuropa [11][15][24], Asien [18][24], Nordasien (Sibirien, Russland) [15][24], Zentralasien (Himalaya) [24], Nordamerika (Grönland) [24]
▪ A: häufig kultiviert [11][18][24], v.a. Polen [24], Niederlande [24], Deutschland [24], in geringerem Ausmaß: Belgien [24], Frankreich [24], Italien [24], Schweiz [24], Tschechien [24]

Makroklimata (Klimazonen)

VI-Feuchte Mittelbreiten [25], VIII-Boreale Zone [25], IX-Polare Zone [25]

Mikroklimata (Klimaregionen)

boreales Klima [25], gemäßigtes Klima [24][25], arktisches Klima [25], nördlich-gemäßigtes Klima [25], subkontinentales Klima [25], ozeanisches Klima [25], atlantisches Klima [25], subatlantisches Klima [25]

Biotoptypen

▪ L5.2.5.5 Flussgreiskraut-Stromtal-Staudensäume [12]

Standorttypen

Gebirge [25], Bergregionen [25], Flachland [25], Küstengebiete [25], Wiesen (Bergwiesen) [14][15], Wiesen (Feucht- und Nasswiesen) [14][24], Uferstellen (Fluss) [4][15][24][25], Uferstellen (Bach) [24][25], Uferstellen [24], Staudenfluren (Hochstauden) [25], Gräben [4], Schluchten [15]

Standortbedingungen

feuchter Standort [11][24], lichter Standort [25], sonnig bis halbschattiger Standort [14][25], sonniger Standort [14], warm-mäßiger Standort [25]

Bodentypen / Bodenbedingungen

tiefgründiger Boden [14], feuchter Boden [14][24], nasser Boden [24][25], nährstoffreicher Boden [24], stickstoffreicher Boden [25], Tonboden [24], salzhaltiger Boden [25], Vorsicht (keine Staunässe) [14], zusätzl. Edelsteine (Magnesit, Feueropal, Apachenträne, Edeltopas, Diamant, Pyritsonne) [14]


Ökofaktoren

Licht7: Normallicht/Halblicht [21]
Temperatur6: Mild bis warm [21]
Feuchtigkeit9_: Nass [21], 10: Nass bis zeitweise überschwemmt [21]
Wind5: Intermediär [21]
pH-KlasseX: Variabel [21]
Stickstoff9: Übermäßig Stickstoffreich [21]
Salz1?: Salzarm [21]

Soziol. Pflanzencharakteristik

LebensformH: Hemikryptophyt, Überwinterungsknospen nahe der Erdoberfläche [21]
BlattausdauerS: Sommergrün, nur in der wärmeren Jahreszeit mit grünen Blättern [21]
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas4: mäßig selten, d.h. in etwa 10% der Felder [21]
Dominanz1: sehr vereinzelt, immer nur in einzelnen Exemplaren [21]

Blütezeit

Juni-August [24], Juli-August [4][11][14][15]

Erntezeit

▪ [Wurzel]: zeitiges Frühjahr/Spätherbst [14][15], Oktober-November (des 2. Anbaujahres nach Eintritt der Vegetationsruhe) [24]
▪ [Samen]: vor dem Abfallen [14]


Risikopotential

▪ 1(max): giftig (bei hoher Dosierung/Überdosierung) [4][11][15]
▪ 0: wenig oder kaum giftig, ungenießbar [4][11][15][24]
▪ Al(h-pho, Furanocumarine): photo­sensibilisierend [4][11][12][14][15][18]
▪ essbar(spez): Pflanzenteile bedingt essbar z.B. nur nach besonderer Zubereitung [12][14][24]

Risikobemerkungen / Nebenwirkungen

▪ CAVE: Die Wurzel kann mit der des giftigen Gefleckten Schierlings oder Riesenkerbels verwechselt werden (daher immer vorher daran riechen: Der braungraue bis rötliche Wurzelstock riecht und schmeckt stark aromatisch) [15]. Vor der innerlichen Verwendung des Ätherischen Öls muss gewarnt werden, jedoch sind Einreibungen als Salben oder Linimente gebräuchlich, v.a. bei Rheuma und Gicht (auch wenn es hiergegen Besseres gibt) [15]
▪ CAVE(al): Für die Dauer der Anwendung sollten längere Sonnenbäder oder intensive UV-Bestrahlung gemieden werden [4][11][14][15]. Die fluoreszierenden Furanocumarine sind phototoxisch und können auf der Haut eine Dermatitis erzeugen, denn sie bilden DNA-Addukte und können daher Hautreizungen und allergische Reaktionen auslösen, wenn sie in großer Menge verwendet werden [11][15][18]. Es kann u.a. zu schweren Störungen des Allgemeinbefindens kommen [11]. Deshalb sind die Konzentrationen in Bräunungslotionen eingeschränkt [18]. Auf frisch gemähten Wiesen kann bei Berührung mit dem Pflanzensaft die sog. "Badedermatitis" bzw. "Wiesengräserdermatitis" hervorgerufen werden (wie bei Heracleum spondylium) [11]
▪ CAVE(max): In hohen Dosen ist das Ätherische Öl und der Wurzel giftig und abtreibungsfördernd [4][11][15]. Es sind Vergiftungen bei der Anwendung größerer Dosen von Radix bzw. Oleum Angelicae zur Abtreibung bekannt [24]

Giftige / Allergene Pflanzenteile

Ätherisches Öl [11][15][18], Pflanzensaft [11], Wurzel [11]

Nutzbare Pflanzenteile

▪ [EbM/Allopathie]: Getrocknete Wurzel, größere Nebenwurzeln und Rhizom mind. 2-jähriger Pflanzen (Angelicae radix, Radix Angelicae) [Pharm, Komm.E+, PhEur, WHO 2] [4][11][14][18]
▪ [Volksmed.]: Ganze Pflanze/Kraut (Angelica herba) [18], Frucht [18], Samen [14], Ätherisches Öl (Angelicae aetheroleum, Oleum angelicae) [14][18]
▪ [Volksmed./TCM]: Wurzel (Angelicae radix, Radix Angelicae) [14][18]
▪ [Aromapflanze]: Früchte [24]
▪ [Gemüsepflanze]: Blätter [14], Stängel [14], Wurzel [14]

Pflanzliche Inhaltsstoffe

▪ [Wurzelstock, frisch-getrocknet]: Ätherisches Öl (frisch: 0,1-0,37 %, getrocknet: 0,35-1,3 %) [4][11][14][15][18][24] (v.a. α-Phellandren (2-14 %) [4][18][24], β-Phellandren (13-28 %) [4][18][24], α-Pinen (14-31 %) [4][18][24], u.a. Monoterpene [4], Sesquiterpene [24] (β-Bisabolen [24], Bisabolol [24], β-Caryophyllen [24]), 15-Oxypentadecenlacton [24]), Bitterstoffe (bittere Sesquiterpene) [4][14][15], macrocyclische Lactone (geruchsbestimmend) [4] (v.a. 15-Oxypentadecenlacton (0,1-0,37 %) [4][11][24]), Cumarine (C-prenyliert) [4][11][18][24] (Umbelliferon [18][24], Osthol (Hauptinhaltsstoff in den Wurzeln) [11][18][24], Osthenol [11][18][24], u.a.), Furanocumarine (hoher Gehalt) [4][14][15][18][24] (Bergapten [4][11][24], Imperatorin (Hauptinhaltsstoff in den Früchten) [11][18][24], Xanthotoxin [4][11][18][24], Xanthotoxol [11][24], Umbelliprenin [11][24], Angelicin (= Isopsoralen) [4][11][18][24], Archangelin [18], Archangelicin [24], u.a.), Kaffeesäurederivate [4] (Angelicasäure [24], Fumarsäure [24], Chlorogensäure [24], Kaffeesäure [24], u.a.), Gerbstoffe [14][15], Harze [15][24], Wachs [15], Flavanone [24], Stärke [14][15], Pektin [14][15], Zucker [14][15]

Pharmakologische Studienergebnisse

▪ Die Pharmakologie ist bisher wenig untersucht [18], doch die Pflanze stimuliert den Fluss der Verdauungssäfte und besitzt krampflösende und gallenflussfördernde Aktivität [18]
▪ Im Jahre 1990 veröffentlichte die Kommission E des ehemaligen Bundegesundheitsamtes eine (Negativ-)Monographie über Engelwurz-Früchte und -Kraut sowie eine (Positiv-)Monographie über Engelwurz-Wurzeln [24]

Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen

▪ Engelwurz ist in der Wirkung dem Kalmus (Acorus calamus) sehr ähnlich und sollte häufiger, als es der Fall ist, bei nervösen Magenbeschwerden, verursacht durch Stress, Ärger und Unruhe, angewendet werden [15]
▪ Auch die Meisterwurz (Peucedanum ostruthium) wird volksmedizinisch genutzt wie die Echte Engelwurz und in wenigen Kombipräparaten mit appetitanregender und verdauungsfördernder, außerdem wohl leicht beruhigender Wirkung angeboten [4]
▪ Nur durch die Frucht, die weißeren Blüten und den gedrungeneren Wuchs unterscheidet sie sich von der ebenfalls heilkräftigen Waldengelwurz (Angelica sylvestris), welche grünliche Blüten hat und die Wurzel noch bitterer schmeckt [14]
▪ Die Verwechslung mit giftigen Doldenblütlern ist fast nicht möglich, wenn man auf den Geruch achtet: Angelika duftet gut und würzig, etwas nach Sellerie und süßlich, Gefleckten Schierling (Conium maculatum) und Riesenkerbel dagegen riechen schlecht, nach Moder und Tod [14]

Besonderheiten & Zusammenhänge (geoökochemisch / biochemisch)

▪ Zur Kultivierung muss der Same sofort nach der Samenreife in den Boden gepflanzt werden, da er sehr schnell seine Keimkraft verliert. Die beste Zeit zur Aussaat ist der Spätsommer [14]
▪ Frost macht den Pflanzen nichts aus, erst im Frühjahr versetzt man sie an den richtigen Standort, mit einem Abstand von mindestens 1 Meter [14]
▪ Indem man die Pflanze am Blühen hindert (nach dem Blühen würde sie Absterben), kann man die Lebenszeit auf mehrere Jahre verlängern (sonst nur 2- oder 3-jährig werdend) [14]
▪ Am besten sollen nur einjährige Wurzeln und keine älteren Wurzeln geerntet werden, da sie schon häufig holzig oder zerfressen sind [14]
▪ Eine Pflanze sollte nicht zweimal an den selben Ort gesät werden [14]

Zubereitungsformen

▪ [EbM/Allopathie]:
►Bestandteil von verschiedenen Fertigpräparaten gegen Verdauungsbeschwerden [4][18]
►Magenmittel [18]
►Amarum aromaticum (Appetitanreger) [15][18]

▪ [Volksmed.]:
►Aromatisches Bittermittel (Amarum aromaticum) [4][15]
►Teeaufguss [4][14][15][18]
►Einreibungen [4]
►Salben [15]
►Linimente [15]
►Badezusätze [4][14][15]
►Bade-PUVA-Therapie [4]
►Einzeldroge gekaut [14]

▪ [Hom]:
►Angelica archangelica, ethanol. Decoctum [HAB]

Konservieren & Aufbewahren

▪ Wurzeln bzw. Rhizome gut reinigen, in Stücke schneiden und in der Sonne oder im Halbschatten bei nicht mehr als 40 °C trocknen; dann in Dosen lagern, sodass das Sammelgut nicht von Schädlingen befallen wird, da der Wurzelstock aufgrund seines aromatischen Geruchs wie keine andere Pflanzenart Insekten anzieht (Keine andere Droge ist in dieser Hinsicht derart gefährdet) [14][15]


Heilwirkungen & Indikationen (Zusammenfassung)

▪ [++] EbM/Allopathie (Fertigarzneimittel aus getrockneter Wurzel):
►Magen: Appetitmangel (2) [18], Magenbeschwerden (2) [18]
►Magen-Darm: krampflösend (2) [18]

▪ [+] EbM/Allopathie (Fertigarzneimittel aus getrockneter Wurzel):
►Atemwege / Lunge: Husten [15]
►Magen: Amarum [4][15], verdauungsfördernd [4][15], appetitanregend [4][15], magensaftfördernd [18], Magenbeschwerden [15], nervöse Magenbeschwerden [15], Völlegefühl [4]
►Magen-Darm: gallenflussfördernd [18], Gallensekekretion anregend [15], Gallenblasenbeschwerden [14], krampflösend [4][15], krampfartige Magendarmbeschwerden [4][14], Verdauungsstörungen [15][18], Blähungen [4], darmdesinfizierend [4], Magendarmstörungen [15]
►Nerven-VNS: nervenberuhigend [14]
►Niere: harntreibend [15]

▪ [++] Volksmed.:
►Magen: Amarum (2) [14]
►Immunsystem: Grippeprophylaxe (2) [14], Ansteckungsgefahr (2) [14]

▪ [+] Volksmed.:
►Atemwege / Erkältung: Grippe [24], schweißtreibend [14]
►Atemwege / HNO: Ohrenschmerzen [14]
►Atemwege / Lunge: Brust- und Bronchialleiden [14], Lungengewebe stärkend [14], Lungenentzündung [14], chron. Husten [14], Husten [4][15], Schleimhautentzündung der unteren Atemwege [14], expektorierend [14]
►Bewegungsapparat / Gelenk: Gicht [14][15], Rheuma [14][15]
►Bewegungsapparat / Muskel: hautreizend [4]
►Bewegungsapparat / Schmerz: Neuralgie [14], schmerzstillend [4][14]
►Ernährung / Stoffwechsel: Stoffwechselstörungen [15]
►Frau: Menstruationsstörungen [4], menstruationsfördernd [14]
►Haut: Schuppenflechtentherapie durch Bade-PUVA [4]
►Immunsystem: Fieber [24]
►Infektion: Seuchen [14], Pest [14]
►Magen: Amarum [4][15], Schwedenbitter [14], magenstärkend [14], appetitanregend [4][15], verdauungsfördernd [4][14][15], Völlegefühl [4], Magenbeschwerden [15], nervöse Magenbeschwerden [15]
►Magen-Darm: Verdauungsstörungen [14][15], Blähungen [4], Magendarmbeschwerden [4], krampflösend [4][15], Gallensekekretion anregend [15], darmdesinfizierend [4], Magendarmentzündungen [15], Magendarmstörungen [15], Cholera [24]
►Mann: Impotenz [14], fruchtbarkeitsfördernd [14]
►Nerven-PNS: Krämpfe [14], Lähmungen [14], nervenanregend [14]
►Niere: diuretisch [4][14][15], blutreinigend [14]
►Psyche: Lampenfieber [14]
►Vergiftung: Nikotinvergiftung [14][15], Alkoholvergiftung [14][15]
►Vitalität: Schwäche [14]

▪ [+] Hom:
►Atemwege / Lunge: Katarrhe der Luftwege [4]
►Bewegungsapparat / Schmerz: Neuralgie [4]
►Magen-Darm: Verdauungsstörungen [4]

Evidenzbasierte Medizin EbM / Allopathie (Evidenzgrad I‐IV)

▪ [++] EbM/Allopathie (Fertigarzneimittel aus getrockneter Wurzel):
►Magen: Appetitmangel (2) [18], Magenbeschwerden (2) [18]
►Magen-Darm: krampflösend (2) [18]

▪ [+] EbM/Allopathie (Fertigarzneimittel aus getrockneter Wurzel):
►Atemwege / Lunge: Husten [15]
►Magen: Amarum [4][15], verdauungsfördernd [4][15], appetitanregend [4][15], magensaftfördernd [18], Magenbeschwerden [15], nervöse Magenbeschwerden [15], Völlegefühl [4]
►Magen-Darm: gallenflussfördernd [18], Gallensekekretion anregend [15], Gallenblasenbeschwerden [14], krampflösend [4][15], krampfartige Magendarmbeschwerden [4][14], Verdauungsstörungen [15][18], Blähungen [4], darmdesinfizierend [4], Magendarmstörungen [15]
►Nerven-VNS: nervenberuhigend [14]
►Niere: harntreibend [15]

Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)

-

Allopathie (obsolet)

-

Traditionelle Volksmedizin

▪ [++] Volksmed.:
►Magen: Amarum (2) [14]
►Immunsystem: Grippeprophylaxe (2) [14], Ansteckungsgefahr (2) [14]

▪ [+] Volksmed.:
►Atemwege / Erkältung: Grippe [24], schweißtreibend [14]
►Atemwege / HNO: Ohrenschmerzen [14]
►Atemwege / Lunge: Brust- und Bronchialleiden [14], Lungengewebe stärkend [14], Lungenentzündung [14], chron. Husten [14], Husten [4][15], Schleimhautentzündung der unteren Atemwege [14], expektorierend [14]
►Bewegungsapparat / Gelenk: Gicht [14][15], Rheuma [14][15]
►Bewegungsapparat / Muskel: hautreizend [4]
►Bewegungsapparat / Schmerz: Neuralgie [14], schmerzstillend [4][14]
►Ernährung / Stoffwechsel: Stoffwechselstörungen [15]
►Frau: Menstruationsstörungen [4], menstruationsfördernd [14]
►Haut: Schuppenflechtentherapie durch Bade-PUVA [4]
►Immunsystem: Fieber [24]
►Infektion: Seuchen [14], Pest [14]
►Magen: Amarum [4][15], Schwedenbitter [14], magenstärkend [14], appetitanregend [4][15], verdauungsfördernd [4][14][15], Völlegefühl [4], Magenbeschwerden [15], nervöse Magenbeschwerden [15]
►Magen-Darm: Verdauungsstörungen [14][15], Blähungen [4], Magendarmbeschwerden [4], krampflösend [4][15], Gallensekekretion anregend [15], darmdesinfizierend [4], Magendarmentzündungen [15], Magendarmstörungen [15], Cholera [24]
►Mann: Impotenz [14], fruchtbarkeitsfördernd [14]
►Nerven-PNS: Krämpfe [14], Lähmungen [14], nervenanregend [14]
►Niere: diuretisch [4][14][15], blutreinigend [14]
►Psyche: Lampenfieber [14]
►Vergiftung: Nikotinvergiftung [14][15], Alkoholvergiftung [14][15]
►Vitalität: Schwäche [14]

Homöopathie

▪ [+] Hom:
►Atemwege / Lunge: Katarrhe der Luftwege [4]
►Bewegungsapparat / Schmerz: Neuralgie [4]
►Magen-Darm: Verdauungsstörungen [4]

Anthroposophische Medizin

-

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

▪ CAVE(ki): Magen- oder Darmgeschwüre [4][11][15], Schwangerschaft (Ätherisches Öl oder Wurzel in hohen Dosen) [11]

Wechselwirkungen

-

Medizinische Rezepturen

▪ [Teeaufguss]: 2-3x tgl. 2 TL/Tasse (kochendes Wasser übergießen bzw. mit kaltem Wasser ansetzen (evtl. auch schon über Nacht) und dann bis zum Sieden erhitzen, 2-10 min ziehen, abseihen, ungesüßt 1/2 Stunde vor dem Essen schluckweise mäßig warm trinken; TD 4,5 g) [4][14][15][18]
▪ [Wohlschmeckende Teemischung]: 2x tgl. 1 EL/250 ml (kochendes Wasser übergießen, an einem warmen Ort zugedeckt 15 min lang ziehen lassen, nach dem Mittag- und Abendessen jeweils 1 Tasse trinken) (Mischung: Engelwurz 20 g, Kalmus 20 g, Melissenblätter 10 g, Erdbeerblätter 10 g) [15]
▪ [Tinktur als Magen- und Stärkungsmittel]: tgl. 10-20 Trpf. Ätherisches Öl (100 g getrocknete Wurzel mit 1/2 l hochprozentigem Kornschnaps ubergießen, 2 Wochen in die Wärme stellen, dann abfiltern; die Essenz bereitet man dagegen aus der frischen Wurzel) [14][18]
▪ [Magenbitter]: 12 g Engelwurz, 7 g Anissamen, 7 g Alantwurzel, 12 g Sternanis, 4 g Tausendgüldenkraut und 4 g Weinstein vermischen, in eine weithalsige Flasche geben und mit 2 l Obstler übergießen, 6 Wochen abgedeckt stehen lassen, 1/2 kg Zucker in Wasser auflösen und aufkochen und, nach dem Abfiltern des Alkohols, der Flüssigkeit zusetzen, in Flaschen füllen und ruhen lassen [14]
▪ [Essig zur äußerlichen Desinfektion von Gegenständen, innerlich (1 TL in Quellwasser) zum Abwehren von ansteckenden Krankheiten]: 1 Teil Angelikawurzel : 1 Teil Alant- oder Zitwerwurzel (Rhizoma Zedoariae) : 4 Teile Rosmarinnadeln : 4 Teile Salbeiblätter : 4 Teile Pfefferminzblätter (in eine Flasche oder Schraubglas füllen, mit biologischem Wein(Most)essig aufgießen (er soll die Kräuter nicht nur bedecken, sondern eine Handbreit darüber stehen), verschlossen in der Küche mindestens 2 Wochen ziehen lassen, immer wieder aufschütteln [14]
▪ [Karminativum]: tgl. 3-4x 1 TL einnehmen (1 Teil Angelikawurzel : 1 Teil Gänsefingerkraut, in Weißwein ansetzen, nach 10 Tagen abgießen) [14]
▪ [Wein als Verdauungshilfe]: 1x tgl. 1 Gläschen vor dem Essen (50-100 g zerschnittene Wurzel mit 1 l gutem Weißwein/Moselwein übergießen und etwa 5-10 Tage stehen lassen, dann abfiltern, kühl lagern) [14][15]
▪ [Stärkungsmittel]: tgl. schluckweise einnehmen (Angelikawurzel in gleichen Teilen Wein und Wasser kochen) [14]
▪ [Gesichtswasser, honigfarben und duftend]: 1 frische Wurzel in Scheiben schneiden, mit 1 TL Honig und 250 ml Wasser 20 min lang köcheln, abkühlen lassen, abfiltern und in Flaschen füllen [14]
▪ [Engelwurzbad bei Rheuma, Neuralgie, Lähmungen oder Gicht]: 2x pro Woche baden (starken Absud aus 100 g Wurzel oder Samen in 1 l Wasser 15 min kochen und die abgeseihte Flüssigkeit dem Vollbad zugeben; eine anschließende Massage mit Engelwurzöl (Auszug aus der Wurzel in Öl) oder einer Salbe, die mit einigen Tropen des Ätherischen Öls (Oleum Angelica) aufgewertet ist, macht die Behandlung noch runder) [14]; Im Wechsel mit einem Thymian- oder einem Schachtelhalm-Bad ist das Angelika-Bad zu empfehlen [15]
▪ [Erste Hilfe]: Kohle-Pulvis-Gabe, Erbrechen auslösen, Roticlean, Natriumsulfat (Glaubersalz), viel trinken lassen; Meidung von Sonnenexposition, Blasen steril abdecken, lokal Locacorten-Schaum [11]
▪ [Klinik-Therapie]: Magenspülung (evtl. mit burgunderfarbener Kaliumpermanganatlösung), Roticlean-, Kohle- und Natriumsulfatinstillation, gegen Koliken Atropin, Elektrolytsubstitution, Azidoseausgleich mit Natriumbikarbonat (Urin pH 7,5), Kontrolle der Nierenfunktion bei Krämpfen Diazepam (Valium) i.v., ggf. Intubation und Sauerstoffbeatmung [11]
▪ [Wurzeltee - bei Zyklusstörungen]: Zutaten: Alantwurzel, Blutwurz und Engelwurz zu gleichen Teilen (frisch oder getrocknet). Zubereitung: Frische Wurzeln gut säubern, klein schneiden und mischen. Getrocknete Wurzeln vermischen. 250 ml Wasser in einem Topf zum Kochen bringen. 1 EL der frischen oder 1 TL der getrockneten Wurzeln zugeben und 5-10 Minuten köcheln lassen. Dann abseihen. Anwendung: Als Kur 3 Tassen Wurzeltee über den Tag verteilt trinken. Nach 6 Wochen mindestens 2 Wochen pausieren. Die Mischung wirkt ausgleichend und reguliert den Rhythmus des Menstruationszyklus - auch während der Wechseljahre. [95] (2/2023)

Rezepte - Essen & Trinken

▪ [Kandierte Stängel]: Einige frische Stängel in mundgerechte Teile schneiden, 2 Eiweiß so mit 4 EL kaltem Wasser verrühren, dass kein Schaum entsteht, diesen evtl abschöpfen, die Stängel in die Eiweißmasse tauchen, dabei vorsichtig hin- und herbewegen und darauf achten, dass auch ins Innere der Stängel Eiweiß gerät, herausnehmen und gleichmäßig, auch innen, mit Zucker bestreuen, 3 Tage trocknen lassen [14]
▪ [Vier-Räuber-Essig]: 1 Handvoll frischen Salbei, 1 Handvoll frische Rosmarinzweige, 1 Handvoll Pfefferminze, 1 Handvoll frische oder getrocknete Angelikawurzel, 1 L feinster Obstessig und evtl. 3 Blütenrispen von Klebrigem Salbei wegen der Süße. Kräuter verlesen und grob schneiden, Wurzeln gut abbürsten und abwaschen, trocken tupfen und klein schneiden. Alles zusammen in ein Schraubglas geben und mit dem Obstessig auffüllen. 3-4 Wochen an einem hellen Ort, aber nicht in der Sonne ziehen lassen, dabei öfter schütteln. Danach durch einen Kaffeefilter gießen und in dunkle Flaschen gießen. [95] (1/2023)


Nutzung nichtmedizinisch

▪ [Aromapflanze]: Aroma für Wermutwein [24], Gin [24] und Chartreuse [24]
▪ [Gemüsepflanze]: Blätter, Stängel und Wurzel als Gemüse gekocht [14]
▪ [Genussmittelpflanze]: Extrakte in Kräuterlikören [4][14] und Bitterschnäpsen [4][14], alkoholische Getränke [18] (z.B. Boonekamp [24], Bénédictine [14][18][24], Chartreuse [14][24]), Schneeberger Schnupftabak [4][24]
▪ [Kosmetikpflanze]: Zahnpasta [4]
▪ [Lebensmittelpflanze]: Bestandteil der Lebensmitteltechnologie [18], Kandierte Stängel als Süßigkeit und als Verzierung für Backwaren [14][24]

Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)

-

Ethnobotanische Bedeutung

▪ [Ethnobotanische Nutzung allgemein bzw. medizinisch/technisch]: k.A. [12]

Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)

▪ [Ethnobotanische Nutzung allgemein bzw. medizinisch/technisch]: Angelica ist eine der Pflanzen, die gegen die Seuchen des Mittelalters verwendet wurden, und sollte die gleichen Eigenschaften wie das Eisenkraut haben. Im Mittelalter verwendete man Engelwurz, um Gifte aus dem Körper zu treiben, ihr wurde nachgesagt, dass sie fruchtbarkeitsfördernd wirke. Wenn jemand Lampenfieber hatte, vor einem Auftritt oder einer Prüfung, dem sollte das umgehängte Amulett aus der Wurzel oder ein Sträußchen aus den Blüten helfen, die Angst zu überwinden [14]
▪ [Mythologiepflanze/Volksglauben]: Der Legende nach stieg in größter Not ein Erzengel herab und zeigte einem frommen Einsiedler, wie er sich gegen die Pest schützen konnte. Wer die Wurzel bei sich trug, sollte von jedermann geliebt und verehrt werden, sie sollte die Liebenden beschirmen [14]
▪ [Religiöse Pflanze/Zeremonien]: Mit dem ehrenden Namen "Erzengelwurz" wurde einerseits die Heiligkeit der Pflanze betont und andererseits auf den zu verwendenden Pflanzenteil hingewiesen [14]
▪ [Symbolpflanze]: Engelwurz wurde zu einem Symbol der Dreifaltigkeit und des Heiligen Geistes, weil der Stängel zwischen zwei sich gegenseitig umschlingenden Hüllblättern hervorwächst, die die Blüten vorerst umschließen [14]
▪ [Zauberpflanze/Magiepflanze]: Als Amulett getragen sollte sie gegen angezauberte Impotenz und andere Schadzauber helfen. Besonders über Kinder hielt die Pflanze ihre schützende Hand und bewahrte sie vor bösen Einflüssen [14]. Abwehr von „Zauber und Gift“ [24]


Quellenangaben


[1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online. -, https://powo.science.kew.org/
[4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen. 2. Auflage, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
[11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte. 5. Auflage, Nikol Verlags-GmbH
[12] Haeupler H. & Muer T. (2007): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart
[14] Hirsch S. & Grünberger F. (2006): Die Kräuter in meinem Garten. 1. Auflage, Freya Verlag, Linz
[15] Pahlow M. (2006): Das große Buch der Heilpflanzen. 1. Auflage, Weltbild Verlag, München
[18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen. 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
[21] Ellenberg H., Weber H.E., Düll R., Wirth V., Werner W., Paulißen D. (1992): Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Band 18. 2. Auflage, Erich Goltze Verlag, Göttingen
[24] Wikipedia: Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia
[25] Busse B.: Eigene Darstellung - PlantaMedia
[95] LandAPOTHEKE (ff): Heilen und Pflegen nach alter Tradition. -, FUNKE Lifestyle GmbH

Autor: Benjamin Busse
Letzte Änderung am 2024-01-24 14:16:28
durch Elenor Busse