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Alnus glutinosa (L.) GAERTN. (Schwarz-Erle)
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FamilieBetulaceae
Gattung (botanisch) / SektionAlnus
Artname (botanisch)Alnus glutinosa (L.) GAERTN.
Synonyme (botanisch)Alnus vulgaris HILL, Betula alnus var. glutinosa L., Betula glutinosa (L.) LAM.
Gattung (deutsch)Erle
Artname (deutsch)Schwarz-Erle
Andere Artnamen & Volksnamen (international)Alder (engl.), Aulne glutineux (franz.), Black alder (engl.), Common alder (engl.), European alder (engl.), Ontano comune (ital.), Roterle (ger.), Schwarzerle (ger.), Verne (franz.)


Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)

▪ H: Mitteleuropa (Alpen, Alpenvorland, südwestl. Schichtstufenland (M1), Gebirge der Mittelgebirgsschwelle (M2), Tiefland, Küstengebiete) [12][24], Mitteleuropa (Österreich, Schweiz, Deutschland, Belgien, Niederlande) [1], Westeuropa (Frankreich, Großbritannien, Irland) [1], Nordeuropa (Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland) [1], Nordosteuropa (Baltikum, Weißrussland, Nordeuropäisches Russland, Nordwesteuropäisches Russland) [1], Osteuropa (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Ukraine, Krim, Mitteleuropäisches Russland, Osteuropäisches Russland) [1], Südosteuropa (Albanien, Griechenland, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, Nordkaukasus, Südeuropäisches Russland) [1], Mittelmeergebiet [24], Mittelmeergebiet (Spanien, Italien, Sizilien, Korsika, Sardinien) [1], Vorderasien (Iran, Transkaukasus, Türkei, Türkei-in-Europa) [1], Zentralasien (Kasachstan) [1], Nordasien (Westsibirien) [1], Nordafrika (Libyen, Tunesien) [1], Nordwestafrika (Algerien, Marokko) [1]
▪ V: Europa [24], südl. Schweden (Grenze 65,5° nördlicher Breite) [24], Russland (nördl. Grenze um Ladogasee und Onegasee, östl. Grenze an westl. Sibirien) [24], Vorderasien (südl. Grenze bis westl. und nördl. Anatolien und nördl. Iran bis Gorgan am Kaspischen Meer) [24], Nordafrika (südl. bis Atlasgebirge) [24], Südafrika [24], Südafrika (Freistaat) [1], Südwesteuropa (Azoren) [1], USA [24], östl. Nordamerika (Connecticut, Rhode Island, Vermont, Massachusetts, New Jersey, Pennsylvania, New York, Michigan, Wisconsin, Ontario, Illinois, Indiana, Ohio, Kentucky) [1], nordöstl. Nordamerika (Neufundland) [1], zentr. Nordamerika (Iowa, Minnesota) [1], südl. Südamerika (nordöstl. Argentinien, südl. Argentinien, zentr. Chile, südl. Chile) [1], Ozeanien (nördl. Neuseeland, südl. Neuseeland) [1]

Makroklimata (Klimazonen)

VI-Feuchte Mittelbreiten [25], IV-Wechselfeuchte Subtropen (winterfeucht) [25], VIII-Boreale Zone [25], VII-Trockene Mittelbreiten [25], V-Immerfeuchte Subtropen [25]

Mikroklimata (Klimaregionen)

gemäßigtes Klima [25], mediterranes Klima [25], submediterranes Klima [25], nördlich-gemäßigtes Klima [25], boreales Klima [25], ozeanisches Klima [25], atlantisches Klima [25], subatlantisches Klima [25], meridionales Klima [25], submeridionales Klima [25], subkontinentales Klima [25], kontinentales Klima [25], warmes Klima [25], subtropisches Klima [25]

Biotoptypen

▪ L5.2.3.~ Hartholz-Auenwälder (Ulmen-Eschen-Eichen-Auenwälder) (Fraxinion) [12][34]
▪ L5.2.3.2 Bachauen, von Schwarzerlen dominiert [12]
▪ S3.2.1 Weidengebüsche u. Pionierwälder (inkl. Gagelgebüsche) (Salicion cinereae) [34]
▪ S3.2.5 Erlenbrüche, Erlen-Bruchwälder (Alnion glutinosae) [12]

Standorttypen

Gebirge [25], Gebirge (kolline bis montane Stufe) [35], Gebirge (bis 1800 m) [24], Bergregionen [25], Flachland [24][25], Küstengebiete [25], Wälder (Auwald) [24][25], Wälder (Bruchwald) [24][25], Wälder (Moorwald) [24], Wälder (feucht) [35], Sümpfe [24], Moore [24][25], Moore (Niedermoor) [24], Uferstellen [25][35], Uferstellen (Bach) [24], Uferstellen (Fluss) [24], Uferstellen (See) [25], Wiesen (Feucht- und Nasswiesen) [24]

Standortbedingungen

lichter Standort [25], halbschattiger Standort [24][25], schattiger Standort [25], kühler Standort [24], feuchter Standort [24], warm-mäßiger Standort [25]

Bodentypen / Bodenbedingungen

nasser Boden [24][25], sumpfiger Boden [25], feuchter Boden [24], silikatreicher Boden [24], Schwemmboden [24], mineralischer Boden [24], pH-neutral um 6,5 (mittlere Basenversorgung) [24][25], meso- bis eutropher Boden [24], nährstoffreicher Boden [25], stickstoffreicher Boden [25], Torfboden [24], salzhaltiger Boden [25]


Ökofaktoren

Licht(5): Halbschatten [21][33]
Temperatur5: Mild [21], 6: Mild bis warm [25], 7: Warm [33]
Feuchtigkeit7: Feucht [33], 8: Feucht bis nass [33], 9_: Nass [21][33], 10: Nass bis zeitweise überschwemmt [33], 11: Flache Gewässer [33]
Wind3: Ozeanisch bis subozeanisch [21], 4: Subozeanisch [25], 5: Intermediär [33]
pH-Klasse6: Neutral bis schwach sauer [21][33]
StickstoffX: Variabel [21], 7: Stickstoffreich [33]
Salz0: Salzlos [25], 1: Salzarm [21][33], 2: Oligohalin [25][33]

Soziol. Pflanzencharakteristik

LebensformP: Phanaerophyt, Baum, der mehr als 5 m hoch werden kann [21][35]
BlattausdauerS: Sommergrün, nur in der wärmeren Jahreszeit mit grünen Blättern [21]
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas9: fast überall, in nur wenigen Rasterfeldern fehlend [21]
Dominanz7: oft herrschend oder in größeren Gruppen [21]

Blütezeit

Februar-April [24][35]

Erntezeit

-


Risikopotential

▪ Al(s): allergieinduzierend, schleimhautreizend, tränenreizend [24]

Risikobemerkungen / Nebenwirkungen

▪ CAVE(al): Erlenpollen sind neben den Pollen von Birke und Hasel die wichtigsten Auslöser von Baumpollenallergien [24], dass eine Allergie nur auf Erlenpollen zurückzuführen ist, ist jedoch nicht bekannt [24]. Meist besteht zusätzlich eine Sensibilisierung gegenüber den Pollen von Birke, Hasel, Hainbuche und Eiche [24]. Da die Pollen oft gleichzeitig mit Birke, Hasel, Hainbuche und Eiche in der Atmosphäre vorhanden sind und ähnliche physikalisch-chemische Eigenschaften haben, ist es schwierig, ihre einzelnen Wirkungen voneinander zu trennen [24]. In Mitteleuropa sind diese Baumpollen nach Gräserpollen die zweithäufigste Ursache für allergische Erkrankungen [24]. In Mitteleuropa ist die Sensibilisierung auf Pollen frühblühender Bäume nach Allergien auf Gräserpollen die häufigste Pollenallergie: Etwa 20 bis 30 % der Menschen mit Pollenallergie leiden an Frühblüherpollinosis [24]
▪ CAVE: Nach Ansicht einiger Fachleute verursacht der Verzehr von Erlenblättern eine Schwärzung der Zunge und ist schädlich für Pferde [24]

Giftige / Allergene Pflanzenteile

Pollen [24]

Nutzbare Pflanzenteile

▪ [EbM/Allopathie]: Rinde [24]
▪ [EbM/Versuche]: Samen [24]
▪ [Volksmedizin]: Blätter (frisch, jung) [24], Rinde [24]
▪ [Aquarienpflanze]: Zapfen [24], Zweige [24]
▪ [Chemietechnische Nutzung]: Rinde (Zweige) [24], Blütenstand [24], Zapfen [24]
▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Holz [24]
▪ [Brennmaterial/Energielieferant]: Holz [24]
▪ [Zierpflanze]: Holz [24]

Pflanzliche Inhaltsstoffe

▪ [Rinde]: Gerbstoffe (bis zu 20 %) [24], Flavonoide [24] (Hyperosid [24], β-Sitosterin [24], Genkwanin [24], Rhododendrin [24]), Phenole (Oregonin [24], Hirsutanonol [24])

Pharmakologische Studienergebnisse

▪ In einer Forschungsstudie wurde festgestellt, dass Extrakte aus den Samen der Roterle gegen alle acht pathogenen Bakterien aktiv sind, gegen die sie getestet wurden, darunter Escherichia coli und Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA). Der einzige mit signifikanter antioxidativer Aktivität war der in Methanol extrahierte Extrakt. Alle Extrakte waren für Salzgarnelen von geringer Toxizität. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Samen für die Verwendung bei der Entwicklung möglicher Anti-MRSA-Medikamente weiter untersucht werden könnten [1041]

Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen

▪ Die Hauptallergene von Erle, Birke, Eiche und Hainbuche ähneln sich in ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften [24]
▪ Das Holz ist wenig fest und wenig elastisch und in diesen Eigenschaften vergleichbar mit Lindenholz [24]
▪ Der Witterung ausgesetzt oder bei Kontakt mit der Erde ist es wenig dauerhaft, hat aber unter Wasser verbaut eine ähnlich hohe Dauerhaftigkeit wie Eichenholz [24]
▪ Die extreme Haltbarkeit des Erlenholzes unter Wasser wurde schon vor mehr als 4000 Jahren von den Erbauern der jungsteinzeitlichen Pfahlbauten am Bodensee und am Federsee erkannt und genutzt [24]
▪ Als Erlenholz wird sowohl das Holz der Grau-Erle (Alnus incana) als auch das Holz der Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) genutzt; zwischen den beiden Holzarten bestehen keine nennenswerten physikalischen oder mechanischen Unterschiede [24]
▪ Im Wald ist eine natürliche Verjüngung nicht möglich, da die Samen zum Keimen ausreichend Nährstoffe, Wasser und Licht benötigen; solche Bedingungen sind am Waldboden selten anzutreffen und wenn der Wald reift, sterben die Erlen darin aus [24]

Besonderheiten & Zusammenhänge (geoökochemisch / biochemisch)

▪ Die Gerbstoffe befinden sich bis zu 16-20 % in der getrockneten Rinde [24]

Zubereitungsformen

▪ [EbM/Allopathie]:
►Teeaufguss [24]
►Abkochungen [24]
►Gurgel- und Spüllösungen [24]

▪ [EbM/Versuche]:
►methanol. Extrakte [24]

▪ [Volskmedizin]:
►Teeaufguss [24]
►Sud aus der Rinde [24]
►Pulverisierte Blätter (getrocknet) [24]
►Erhitzter Beutel voller Blätter [24]

Konservieren & Aufbewahren

-


Heilwirkungen & Indikationen (Zusammenfassung)

▪ [+] EbM/Allopathie:
►Atemwege / HNO: Angina [24], Pharyngitis [24], Mundaphthen [24]
►Infektion: Hauterkrankungen [24], Schleimhauterkrankungen [24]
►Zähne: Zahnfleischbluten [24]

▪ [+] EbM/Versuche:
►Immunsystem: antioxidativ [1041]
►Infektion: antibiotisch (u.a. E. coli, MRSA) [1041]

▪ [+] Volksmedizin (Rinde):
►Atemwege / HNO: Rachenmandelentzündung [24], Pharyngitis [24], Halsschmerzen [24]
►Bewegungsapparat / Gelenk: Rheuma [24]
►Bewegungsapparat / Schmerz: Zahnschmerzen [24]
►Bewegungsapparat / Trauma: Schwellung [24]
►Haut: blutstillend [24], Entzündung [24], Dermatitis [24], Läuse [24], Krätze [24]
►Immunsystem: fiebersenkend [24]
►Magen-Darm: adstringierend [24], abführend [24]
►Vergiftung: emetisch [24]
►Vitalität: Stärkungsmittel [24]

▪ [+] Volksmedizin (Blätter):
►Bewegungsapparat / Gelenk: Rheuma [24]
►Frau: Brustbeschwerden bei stillenden Müttern [24]
►Haut: Geschwüre [24], wundreinigend [24]
►Zelle: Krebs (verschiedene Formen) [24]

Evidenzbasierte Medizin EbM / Allopathie (Evidenzgrad I‐IV)

▪ [+] EbM/Allopathie:
►Atemwege / HNO: Angina [24], Pharyngitis [24], Mundaphthen [24]
►Infektion: Hauterkrankungen [24], Schleimhauterkrankungen [24]
►Zähne: Zahnfleischbluten [24]

Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)

▪ [+] EbM/Versuche:
►Immunsystem: antioxidativ [1041]
►Infektion: antibiotisch (u.a. E. coli, MRSA) [1041]

Allopathie (obsolet)

-

Traditionelle Volksmedizin

▪ [+] Volksmedizin (Rinde):
►Atemwege / HNO: Rachenmandelentzündung [24], Pharyngitis [24], Halsschmerzen [24]
►Bewegungsapparat / Gelenk: Rheuma [24]
►Bewegungsapparat / Schmerz: Zahnschmerzen [24]
►Bewegungsapparat / Trauma: Schwellung [24]
►Haut: blutstillend [24], Entzündung [24], Dermatitis [24], Läuse [24], Krätze [24]
►Immunsystem: fiebersenkend [24]
►Magen-Darm: adstringierend [24], abführend [24]
►Vergiftung: emetisch [24]
►Vitalität: Stärkungsmittel [24]

▪ [+] Volksmedizin (Blätter):
►Bewegungsapparat / Gelenk: Rheuma [24]
►Frau: Brustbeschwerden bei stillenden Müttern [24]
►Haut: Geschwüre [24], wundreinigend [24]
►Zelle: Krebs (verschiedene Formen) [24]

Homöopathie

-

Anthroposophische Medizin

-

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

-

Wechselwirkungen

▪ CAVE(int): Allergiker auf Pollen frühblühender Erlenbäume haben häufig auch Nahrungsmittelallergien, sog. Kreuzallergien: Etwa die Hälfte der Menschen mit Frühblüherpollinosis vertragen auch Nüsse, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Pflaumen und Kirschen schlecht [24]. Selten werden auch Früchte wie Kiwi, Litschi und Avocado nicht vertragen [24]

Medizinische Rezepturen

-

Rezepte - Essen & Trinken

-


Nutzung nichtmedizinisch

▪ [Aquarienpflanze]: Zapfen und untergetauchte Zweige werden in der Aquaristik als beständige und das Wassermilieu günstig beeinflussende Dekorationselemente verwendet, wenn ein Schwarzwasserbiotop nachgebildet werden soll [24]
▪ [Färbepflanze]:
- Rinde: Braune Farbstoffe [12][24], Blütenstand: Grüne Farbstoffe [24]
- Die Rinde wird zum Gerben und Färben verwendet [24], ist in ihrer Nützlichkeit beim Gerben jedoch durch die starke begleitende Farbe, die sie erzeugen, begrenzt [24]
- Je nach Beize und Verfahren lassen sich Wolle, Baumwolle und Seide in verschiedenen Braun-, Reh- und Gelborangetönen schattieren. Erlenrinde kann auch mit Eisensulfat verwendet werden, um einen schwarzen Farbstoff zu erzeugen, der die Verwendung von Sumach oder Gallen ersetzen kann [24]
- Die Triebe der Roterle geben bei frühem Jahresschnitt eine gelbliche oder zimtfarbene Färbung ab. Auch andere Teile des Baumes werden zum Färben verwendet; Die Kätzchen können eine grüne Farbe und das frisch geschnittene Holz eine rosa-rehfarbene Farbe ergeben [24]
▪ [Kulturpflanze]:
- Anpflanzung zur Verhinderung von Wassererosion und auch zur Befestigung von Bach- und Flussufern, landwirtschaftliche Mischkulturen: z.B. mit Hirse [24]
- Schwarz-Erlen werden auch zur Rekultivierung von alten Deponien in Nachsorge als Pionierpflanzen eingesetzt, um möglichst schnell ein tiefreichendes und den Boden stabilisierendes Wurzelsystem auszubilden [24]
- Die Rot-Erle wird als Pionierart und zur Stabilisierung von Flussufern, zur Unterstützung des Hochwasserschutzes, zur Reinigung von Wasser in wassergesättigten Böden und zur Milderung der Temperatur und des Nährstoffgehalts von Gewässern verwendet. Es kann allein oder in gemischten Plantagen angebaut werden, und die stickstoffreichen Blätter, die auf den Boden fallen, reichern den Boden an und erhöhen die Produktion von Bäumen wie Walnuss, Douglasie und Pappel auf Böden mit schlechter Qualität. Obwohl der Baum bis zu 160 Jahre alt werden kann, wird er am besten nach 60 bis 70 Jahren für Holz gefällt, bevor Herzfäule einsetzt [24]
- Auf sumpfigem Boden ist es als Niederwald wichtig, da es in der Nähe der Basis geschnitten wird, um die Produktion gerader Stangen zu fördern. Es ist in der Lage, sowohl Schnitt als auch marine klimatische Bedingungen auszuhalten und kann als schnell wachsender Windschutz kultiviert werden [24]
- Die Art wird als Solitärbaum in Parks und Gärten kultiviert, und die Sorte 'Imperialis' hat den Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society erhalten [24]
▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]:
- Stützgerüst von Pfahlbausiedlungen (z.B. Venedig, Alt-Amsterdam), Unter Wasser ist das Holz sehr langlebig und wird für Tiefgründungen von Gebäuden verwendet; Die Pfähle unter dem Rialto in Venedig und die Fundamente mehrerer mittelalterlicher Kathedralen bestehen aus Erle [24]
- Das Holz kommt nicht dort zum Einsatz, wo Festigkeit in der Bauindustrie benötigt wird, sondern dient der Papierherstellung, der Herstellung von Faserplatten und der Energiegewinnung [24]
- Herstellung von Holzschuhen, Massivholz in der Kunst- und Möbeltischlerei, hochwertiges Blindholz für Möbel und Innenausbauten, spezielle Varianten von Holzkohle als Zeichenkohle, Lötkohle und Laboratoriumskohle, Herstellung von Bleistiften (neben dem Holz der Zeder und der Weymouth-Kiefer), Herstellung von Spanplatten) [12][24]. Das Holz wird in der Tischlerei sowohl als Massivholz als auch als Furnier verwendet, wo seine Maserung und Farbe geschätzt werden und es sich gut färben lässt. Da das Holz weich, biegsam und etwas leicht ist, lässt es sich gut bearbeiten und spalten. Es wird beim Drechseln und Schnitzen, bei der Herstellung von Möbeln, Fensterrahmen, Holzschuhen, Spielzeug, Blöcken, Stiften und Schalen geschätzt [24]
▪ [Brennmaterial/Energielieferant]: Das Holz liefert hochwertige Holzkohle [24]
▪ [Zierpflanze]: Imitation von Edelhölzern [24]

Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)

▪ [Chemietechnische Nutzung]: Rinde: Ledergerbung (Borke zusammen mit Eisenteilen über Wochen in Wasser lagern und die daraus entstehende Substanz zum Schwarzfärben von Leder verwenden) [24], Zapfen: Tintenherstellung [24]
▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Der römische Architekt Vitruv erwähnte, dass das Holz beim Bau der Dammwege durch die Sümpfe von Ravenna verwendet wurde [24]

Ethnobotanische Bedeutung

▪ [Ethnobotanische Nutzung allgemein bzw. medizinisch/technisch]: Das Holz wird traditionell zur Herstellung von geräuchertem Fisch und anderen geräucherten Lebensmitteln verbrannt, obwohl in einigen Gebieten heute häufiger andere Hölzer verwendet werden [12][24]. Die Blätter dieses Baumes sind klebrig und wenn sie auf dem Boden eines Zimmers ausgebreitet werden, soll ihre Klebefläche Flöhe einfangen [24]

Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)

▪ [Ethnobotanische Nutzung allgemein bzw. medizinisch/technisch]:
- Gemahlene Rinde wurde als Zutat in Zahnpasta verwendet, und die innere Rinde kann in Essig gekocht werden, um ein Hautwaschmittel zur Behandlung von Dermatitis, Läusen und Krätze bereitzustellen [24]
- Der Ausdruck Erlkönig wurde von Herder 1778 in die Literatur eingeführt, als er die dänische Volksballade Herr Oluf ins Deutsche übersetzte. Dabei hat er das dänische Wort Ellerkonge für Elfenkönig als Erlkönig übersetzt. Das Stück handelt vom jungen Oluf, der auf dem Weg zu seiner Hochzeit ist. Während der nächtlichen Wanderung begegnet er der Tochter des Elfenkönigs, die ihn zum Tanz auffordert. Er lehnt ab, worauf ihn das Mädchen von sich stößt. Am nächsten Morgen wird er von seiner Braut nur noch tot aufgefunden. Goethe nimmt den Ausdruck in seiner Ballade Erlkönig wieder auf. Er beschreibt jetzt jedoch einen Fiebertraum, in dem ein erkranktes Kind auf den Erlkönig trifft (Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?). Das Gedicht spielt der Legende nach im Erlenbruchwald am Saaleufer nahe Jena-Kunitz, wo 1891 auch ein Erlkönig-Denkmal errichtet wurde [24]
▪ [Mythologiepflanze/Volksglauben]:
- Im 6. Jahrhundert wurden nach altfränkischem Recht (Lex Salica) über dem Kopf eines Verurteilten vier Erlenstäbe zerbrochen und in verschiedene Richtungen geworfen. Damit wurde er aus der Gemeinschaft verstoßen und die Lossagung des Betroffenen von Haus und Familie symbolisiert. Auf diese Vorgehensweise geht die heutige Redensart über jemanden den Stab brechen zurück [24]
- Da Erlen beim Fällen „bluten“ und weil sie auf sumpfigen, unwegsamen und oft gefährlichen Standorten wachsen, galten sie als unheimlich. Im germanischen Glauben zählte das Moor zu den Wohnorten der Toten, wovon der mecklenburgische Ausspruch „Er ist beim lieben Herrgott im Erlenbruch“ stammt. [24]
- Wanderer fürchteten das Erlenweib, das Irle oder Else genannt wurde. Sie wohnte im Morast und versuchte durch Hinterlist Menschen in den Sumpf zu locken. Sie galt als Verkörperung der Erle und wurde mit Hexerei in Verbindung gebracht, wovon sich mehrere Sprichwörter ableiten, etwa folgende: „Rotes Haar und Erlenloden wachsen nicht auf gutem Boden“ oder „Erlenholz und rotes Haar sind aus gutem Grunde rar“. Auch in der Wolfdietrichsage aus dem 13. Jahrhundert wird eine Erlenfrau erwähnt, welche die Zauberei beherrschte [24]
- In Pommern wird das „Bluten“ der Erle durch einen Streit zwischen dem Teufel und seiner Großmutter erklärt. Der Teufel habe seine Großmutter mit einem Erlenknüppel blutig geschlagen, so dass der Knüppel rot wurde. In Mecklenburg wird die rote Farbe mit dem blutenden Christus in Verbindung gebracht, der an einem Kreuz aus Erlenholz gestorben sei. Sowohl das Holz als auch der Baum versinnbildlichen dabei das Böse [24]
- Im Volksglauben basieren Schutzmittel häufig auf dem Prinzip des Gegenzaubers, wodurch die Erle als Baum des Teufels eine große Bedeutung erlangte [24]
- In Thüringen wurden noch zum Ende des 19. Jahrhunderts von den Bauern am Karfreitag Kreuze und Kränze aus Erlenzweigen hergestellt [24]
- Erlenzweige wurden auch zum Schutz gegen Hexen in der Walpurgisnacht in Stall und Haus aufgehängt. Bei der Aussaat wurde das Getreide durch Erlenkränze geschüttet, um die Saat vor Vögeln zu schützen. Ähnliche Ringzauber gab es in Niederschlesien und in Schwaben [24]
- In der Schweiz sollte der Befall durch Mehltau mit Erlenzweigen verhindert werden, in Posen, Böhmen und Mähren glaubte man an die Wirkung gegen Maulwürfe, in Hessen gegen Mäuse. Da die jungen Erlenzweige klebrig sind, wurde ihnen auch eine Wirkung gegen Flöhe und Wanzen zugeschrieben [24]


Quellenangaben


[1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online. -, https://powo.science.kew.org/
[12] Haeupler H. & Muer T. (2007): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart
[21] Ellenberg H., Weber H.E., Düll R., Wirth V., Werner W., Paulißen D. (1992): Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Band 18. 2. Auflage, Erich Goltze Verlag, Göttingen
[24] Wikipedia: Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia
[25] Busse B.: Eigene Darstellung - PlantaMedia
[33] Landolt E., Bäumler B., Erhardt A., Hegg 0., Klölzli F., Lämmler W., Nobis M., Rudmann-Maurer K., Schweingruber F. H., Theurillat J., Urmi E., Vust M., Wohlgemuth T. (2010): Flora indicativa. Ökologische Zeigerwerte und biologische Kennzeichen zur Flora der Schweiz und der Alpen. 1. Auflage, Haupt Verlag
[34] Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten. 3. Auflage, Ott Verlag
[35] Lauber K., Wagner G., Gygax A. (2018): Flora Helvetica - Illustrierte Flora der Schweiz. 6. Auflage, Haupt Verlag
[1041] Middleton P., Stewart F., Al-Qahtani S., et al. (2005): Antioxidant, Antibacterial Activities and General Toxicity of Alnus glutinosa, Fraxinus excelsior and Papaver rhoeas

Autor: Benjamin Busse
Letzte Änderung am 2023-09-27 18:05:08
durch Benjamin Busse