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Prunus spinosa L. (Gewöhnliche Schlehe)
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FamilieRosaceae
Gattung (botanisch) / SektionPrunus
Artname (botanisch)Prunus spinosa L.
Synonyme (botanisch)-
Gattung (deutsch)Schlehe
Artname (deutsch)Gewöhnliche Schlehe
Andere Artnamen & Volksnamen (international)Blackthorn (engl.), Haferpflaume (ger.), Hagedorn (ger.), Kietschkepflaume (ger.), Prugnolo (ital.), Prunellier (franz.), Sauerpflaume (ger.), Schlehdorn (ger.), Schwarzbeere (ger.), Schwarzdorn (ger.), Sloe (engl.)


Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)

H: M-Eu (Alp, AV, M1, M2, Tf, Kg) [12]; V: Eu [4][18], W-As [4][18], N-Af [4][18], O-Eu [18]

Makroklimata (Klimazonen)

6, 4, 7

Mikroklimata (Klimaregionen)

gemäßigtes Klima [25], mediterranes Klima [25], kontinentales Klima [25], meridionales Klima [25], subkontinentales Klima [25], submeridionales Klima [25], submediterranes Klima [25], subatlantisches Klima [25]

Biotoptypen

L5.2.3, T1.1.2.3, T2.1.2

Standorttypen

Gebirge [25], Bergregionen [25], Flachland [25], Küstengebiete [25], Gebüsche [4][25], Waldränder [4], Wälder (Auwald) [25], Wälder (Laubmischwald) [25], Wälder (Lichtungen) [25]

Standortbedingungen

warm-mäßiger Standort [25], lichter Standort [25], sonnig bis halbschattiger Standort [25]

Bodentypen / Bodenbedingungen

pH-neutral um 6,5 [25], trocken-mäßiger Boden [25], frischer Boden [25]


Ökofaktoren

Licht7
Temperatur5
Feuchtigkeit4
Wind5
pH-Klasse7
Stickstoffx
Salz-

Soziol. Pflanzencharakteristik

Lebensform-
Blattausdauer-
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas-
Dominanz-

Blütezeit

III-IV [4]

Erntezeit

k.A.; [Frucht]: Nach erstem Frost [4]


Risikopotential

1 (Samen) [4], 0 (frische Blüte) [4], Al(h), essbar (Frucht) [4][12]

Risikobemerkungen / Nebenwirkungen

CAVE: Blausäure (HCN) ist ein starkes Gift! [18]

Giftige / Allergene Pflanzenteile

Samen [4], Blüte (frisch) [4]

Nutzbare Pflanzenteile

M: Frische oder getrocknete reife Frucht (Pruni spinosae fructus) [Pharm, Komm.E+] [4][18], Getrocknete Blüte (Pruni spinosae flos) [Pharm, DAC] [4], Acaciae flos [4]; Hom: Getrocknete Blüte (Acaciae flos) [4]

Pflanzliche Inhaltsstoffe

[Blüte]: Flavonoide [4][18], cyanogene Blausäureglykoside (wenig, nur in frischen Blüten) [4][18]; [Frucht]: Gerbstoffe (viel) [4][18], Farbstoffe [4], Fruchtsäuren [4], Zucker [4], Vitamin C [4]; [Samen]: cyanogene Blausäureglykoside [4][18] (Amygdalin, u.a.)

Pharmakologische Studienergebnisse

Die antiseptische, durchfall- und entzündungshemmende Wirkung von Gerbstoffen ist bekannt [18]

Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen

Mehrere Prunus-Arten werden medizinisch genutzt (siehe Prunus africana) [18]

Besonderheiten & Zusammenhänge (geoökochemisch / biochemisch)

Die Früchte werden am besten nach dem ersten Frost geerntet! [4]; Nur in den frischen Blüten befinden sich wohl wenig Blausäureglykoside [4], in den getrockneten Blüten dagegen nicht! [4]; Erst bei der enzymatischen Hydrolyse/Spaltung von Prunasin entstehen Blausäure (HCN) und Benzaldehyd ("Marzipangeschmack") [18]; Die Früchte sind stark adstringierend und schmecken säuerlich bitter [4]; Drogenmaterial aus Wildsammlungen in O-Europa [18]

Zubereitungsformen

V(Blüte): Teeaufguss [4][18] (in Kombi in Abführtees [4] und Blasen- und Nierentees [4]), Hustenmittel [4]; V(Frucht): Saft [4], Mus [4], Schlehenwein [4], Schlehenschnaps [4], Teeaufguss als Gurgelmittel [4][18]; Hom: Prunus spinosa [HAB] [4], Prunus spinosa e summitatibus [HAB] [4]; Sm(Blüten): Füll- und Schmuckdroge [4]

Konservieren & Aufbewahren

-


Heilwirkungen & Indikationen (Zusammenfassung)

M(Frucht, Fruchtsaft): Schleimhautentzündungen (Mund- und Rachenraum) [18], Zahnfleischentzündung [18], Parodontose, entzündungshemmend [18] M(Labor, Gerbstoffe): antiseptisch [18], durchfallhemmend [18], entzündungshemmend [18] V(Frucht): stark adstringierend (2) [4], Rheuma [4], blutreinigend [4], Verdauungsschwäche [4], immunstimulierend (bei Erkältungen und in Rekonvaleszenz) [4], Stärkungsmittel [4], leichte Schleimhautentzündungen (Mund- und Rachenraum) [4]; V(Blüte): expektorierend [18], Husten [4], mild abführend [4][18], Verdauungsbeschwerden [4], diuretisch [4][18], schweißtreibend [18] Hom: Herzinsuffizienz [4], zerebrale Neuralgie [4]

Evidenzbasierte Medizin EbM / Allopathie (Evidenzgrad I‐IV)

M(Frucht, Fruchtsaft): Schleimhautentzündungen (Mund- und Rachenraum) [18], Zahnfleischentzündung [18], Parodontose, entzündungshemmend [18]

Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)

M(Labor, Gerbstoffe): antiseptisch [18], durchfallhemmend [18], entzündungshemmend [18]

Allopathie (obsolet)

-

Traditionelle Volksmedizin

V(Frucht): stark adstringierend (2) [4], Rheuma [4], "blutreinigend" [4], Verdauungsschwäche [4], immunstimulierend (bei Erkältungen und in Rekonvaleszenz) [4], Stärkungsmittel [4], leichte Schleimhautentzündungen (Mund- und Rachenraum) [4]; V(Blüte): expektorierend [18], Husten [4], mild abführend [4][18], Magendarmbeschwerden, Verdauungsbeschwerden [4], diuretisch [4][18], schweißtreibend [18]

Homöopathie

Hom: Herzinsuffizienz [4], zerebrale Neuralgie [4]

Anthroposophische Medizin

-

Gegenanzeigen (Kontraindikationen)

-

Wechselwirkungen

-

Medizinische Rezepturen

▪ [Teeaufguss]: 1-2x tgl. 1-2 g Blüte/Tasse (tagsüber oder nachts) [18]
▪ [Teeaufguss als Gurgelmittel]: Frischer Fruchtsaft oder 2-4 g Frucht/Aufguss [18]
▪ [Warmer Schlehensaft]: Mildes Abführmittel, zur Entschlackung, bei Harnwegserkrankungen, gegen Erkältungen. Bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. 250 ml Schlehensaft, Saft von 1/2 Zitrone, Honig. (1) Schlehensaft mit 500 ml Wasser und Zitronensaft unter Rühren erhitzen. In eine Teekanne umfüllen. (2) Nach Geschmack mit Honig süßen. Anwendung: 2-3 Tassen täglich zur Vorbeugung oder bei Beschwerden trinken. Den ungesüßten Saft zum Gurgeln für Mundspülungen verwenden. [95] (1/2023)
▪ [Schlehenkernkissen]: Zur Entspannung und bei Bauchschmerzen. Schlehenkerne in ein Sieb geben, unter klarem Wasser abwaschen und mit einer Bürste die Fruchtfleischreste ablösen. Die sauberen Kerne auf einem mit Backpapier belegten Rost ausbreiten. Im Backofen mit Umluft oder im Dörrautomaten bei 50 Grad ca. 6 Stunden trocknen, einen weiteren Tag ausgebreitet auskühlen lassen. Die Kerne in ein kleines Säckchen oder Kissen füllen. [95] (1/2023)
▪ [Schlehenlikör]: Zutaten: 200 g nach dem Frost geerntete oder tiefgefrorene Schlehen, 1 Vanilleschote, 1 Zimtstange, 175 g weißer Kandis, 700 ml 40%igen Alkohol. (1) Die Schlehen waschen und putzen. Mit einem Spieß einstechen und in ein großes Gefäß füllen. (2) Die Vanilleschote aufschneiden und das Mark herauskratzen. Das Mark wie die Schale der Vanilleschote zu den Schlehen geben. Die Zimtstange und den Kandis hinzugeben und mit dem Alkohol auffüllen. (3) Das Gefäß verschließen und an einem dunklen Ort 6-8 Wochen ziehen lassen. (4) Den Likör durch ein feines Sieb abseihen und in eine sterile Flasche abfüllen. Im Kühlschrank aufbewahren. Anwendung: Vor oder zwischen den Mahlzeiten ein Gläschen davon trinken. [95] (1/2023)

Rezepte - Essen & Trinken

▪ [Schlehenmarmelade]: 1,5 kg Schlehen, 1 kg Gelierzucker 1:1, 1 Vanilleschote (1) Falls die Schlehen vor dem Frost geerntet werden, diese für ein paar Tage einfrieren, dann im Topf auftauen. Ansonsten die Schlehen waschen und in einen Topf geben. (2) 750 ml Wasser hinzufügen und die Schlehen bei mittlerer Hitze solange köcheln, bis sie weich werden. Mit einem Kartoffelstampfer gut zerdrücken. (3) Durchpassieren, die Kerne beiseite stellen. Den Fruchtsaft aufkochen, Gelierzucker unterrühren und alles mindestens 4 Minuten sprudelnd kochen lassen. (4) Die Schlehenmarmelade sofort heiß in sterile Gläser füllen, verschließen und 15 Minuten kopfüber auf den Deckel stellen. Dann umdrehen und komplett abkühlen lassen. [95] (1/2023)


Nutzung nichtmedizinisch

▪ [Färbepflanze]: k.A. [12]
▪ [Fruchtpflanze]: k.A. [4][12]
▪ [Genusspflanze]: k.A. [4]
▪ [Schmuckpflanze]: k.A. [4]

Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)

▪ [Zierpflanze]: k.A. [12]

Ethnobotanische Bedeutung

▪ [Ethnobotanische Nutzung allgemein bzw. medizinisch/technisch]: k.A. [12]

Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)

-


Quellenangaben


[4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen. 2. Auflage, Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
[12] Haeupler H. & Muer T. (2007): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. 2. Auflage, Ulmer Verlag, Stuttgart
[18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen. 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
[25] Busse B.: Eigene Darstellung - PlantaMedia
[95] LandAPOTHEKE (ff): Heilen und Pflegen nach alter Tradition. -, FUNKE Lifestyle GmbH

Autor: Benjamin Busse
Letzte Änderung am 2023-02-07 13:11:00
durch Elenor Busse