Nomenklatur & Systematik

Familie

Rosaceae

Gattung (botanisch) / Sektion

Alchemilla

Artname (botanisch)

Alchemilla alpina agg. (L.)

Synonyme (botanisch)

Alchemilla alpina L., Alchemilla glomerata (TAUSCH) E.G.CAMUS, Alchemilla viridicans ROTHM., Potentilla viridicans (ROTHM.) CHRISTENH. & VÄRE

Gattung (deutsch)

Frauenmantel

Artname (deutsch)

Alpen-Frauenmantel

Andere Artnamen & Volksnamen (international)

Alchémille des Alpes (franz.), Alpen-Silbermantel (ger.), Alpine lady's-mantle (engl.), Bergfrauenmantel (ger.), Berg-Frauenmantel (ger.), Hasenklee (ger., swiss), Nimm mir Nichts (ger.), Schafsuppen (ger.), Silberkraut (ger.), Silbermantel (ger.), Silbermänteli (ger.), Ventaglina alpina (ital.)

Geobotanik & Ökologie

Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
  • ▪ H: Mitteleuropa (Österreich, Schweiz, Deutschland) [1][35], Europa (zentr. Alpen, Gebirge, Pyrenäen, non östl. Südeuropa) [4][24], Mitteleuropa (Alpen) [12][18][35], Westeuropa (Frankreich, Großbritannien, Irland) [1][18], Nordeuropa (Finnland, Norwegen, Schweden) [1][18][24], Nordwesteuropa (Färöer, Island) [1], Südeuropa (Italien, Spanien) [1], Mittelmeergebiet (Korsika) [1], Nordwestasien (Nordeuropäisches Russland) [1], nordöstl. Nordamerika (Grönland, Neufundland) [1]
  • ▪ V: Skandinavien [4], nordöstl. Nordamerika (südl. Grönland) [24], Europa (Gebirge der Iberischen Halbinsel, das Zentralmassiv, Korsika, die Apenninen und die Alpen, sowie davon disjunkt Labrador) [24], Nordwesteuropa (Island über die Färöern, Schottland, Spitzbergen und Fennoskandien bis zum Ural) [24]
Klimazonen

VI-Feuchte Mittelbreiten [25], VIII-Boreale Zone [25], IX-Polare Zone [25], (IV-Wechselfeuchte Subtropen (winterfeucht)) [25]

Klimaregionen (Mikroklimata)

gemäßigtes Klima [25], boreales Klima [25], arktisches Klima [25], arktisch bis alpines Klima [25], alpines Klima [25], kaltes Klima [25], kühles Klima [25], ozeanisches Klima [25], atlantisches Klima [25], submediterranes Klima [25], nördlich-gemäßigtes Klima [25]

Biotoptypen
  • ▪ T3.1.5 Zwergwacholder-Bärentraubenheiden [12]
  • ▪ T3.2.1 Krähenbeeren-Rauschbeerenheiden [12]
  • ▪ T3.3.1 Silikat-Schneebodenfluren [12]
  • ▪ T3.4.1 alpine Sauerbodenrasen [12]
  • ▪ T6.2.x.5 Borstgrasrasen (Kontakte zu T4) [34]
Standorttypen

Gebirge [25], Gebirge (1500-2800 m) [24], Gebirge (montane-alpine Stufe) [35], Gebirge (subalpin-alpine Stufe) [4][12][24], Bergregionen [24], Staudenfluren (Hochstauden) [25], Rasen [35], Wiesen (Bergwiesen) [24], Almwiesen [24], Moore [24], Felsen [24][35], Klippen [24], Felsfluren [24], Gewässer (fließend) [24], Bachufer [24], Heiden (Zwergstrauchheiden) [24], Schuttfluren [24], Wälder (Nadelwald) [24], im Winter schneebedeckte Gebiete [24]

Standortbedingungen

lichter Standort [24], sonniger Standort [25], kalter Standort [25], kühler Standort [25]

Bodentypen / Bodenbedingungen

Silikatgestein [24], Silikatboden [35], kalkhaltiger Boden (selten) mit dicker Humusauflage [24], frischer Boden [24][25], feucht-mäßiger Boden [24], kalkarmer Boden [24], steiniger Boden [24], flachgründiger Boden [24], feinerdereicher Boden [24], leicht saurer Boden [24], saurer Boden [12][24][25], pH-neutral um 6,5 [25], basenarmer Boden [25], humushaltiger Boden [24], nährstoffarmer Boden [24], stickstoffarmer Boden [25], Lehmböden [24]

Standortfaktoren (Ökofaktoren)
Licht

9: Volllicht [21]

Temperatur

2: Kalt bis kühl [21]

Feuchtigkeit

5: Frisch [21]

Wind

2: Ozeanisch [21]

pH-Klasse

2: Sehr sauer [21]

Stickstoff

2: Sehr stickstoffarm bis stickstoffarm [21]

Salz

0: Salzlos [21]

Soziol. Pflanzencharakteristik
Lebensform

H: Hemikryptophyt, Überwinterungsknospen nahe der Erdoberfläche [21]

Blattausdauer

S: Sommergrün, nur in der wärmeren Jahreszeit mit grünen Blättern [21]

Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
-
Dominanz
-
Blütezeit

Juni-August (September) [24], Juni-September [35]

Erntezeit
-

Pharmazie & Pharmakologie

Giftigkeit / Risikopotential
-
Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
-
Giftige / Allergene Pflanzenteile
-
Nutzbare Pflanzenteile
  • ▪ [Volksmed.]: Blätter / Kraut (Alchemilla alpinae herba) [Komm.E-] [4][41]
Pflanzliche Inhaltsstoffe
  • ▪ [Kraut]: Gerbstoffe (hoher Gehalt) [4][24], Flavonoide (hoher Gehalt) [24], organische Säuren (hoher Gehalt) [24]
Pharmakologische Studienergebnisse
  • ▪ Über das Alpenfrauenmantelkraut liegt eine (Negativ-)Monographie der Kommission E aus dem Jahr 1992 vor, die die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten nicht belegt findet [41]
Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
  • ▪ Höherer Gerbstoffgehalt als bei Alchemilla xanthochlora [4][14]
  • ▪ Innerhalb der Sammelart Alchemilla alpina werden etwa 10 Kleinarten unterschieden, die aber taxonomisch äußerst schwierig zu unterscheiden sind [24]
Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
-
Konservieren & Aufbewahren
-

Medizin & Rezepturen

Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
-
Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
-
Monographien (obsolet)
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Traditionelle Volksmedizin
  • ▪ [++] Volksmed.:

    • ►Blutgefäße / Venen: Krampfadern (2) [14]
    • ►Haut: entzündungshemmend (2) [4][14]
  • ▪ [+] Volksmed.:

    • ►Auge: Augenentzündungen [14]
    • ►Bewegungsapparat / Schmerz: Zahnschmerzen [14]
    • ►Bewegungsapparat / Trauma: Hautrötung lindernd [14]
    • ►Blut: Blutarmut [14]
    • ►Blutgefäße / Arterien: endogen durchblutungsfördernd [14]
    • ►Ernährung / Stoffwechsel: Übergewicht [14], Fettleibigkeit [14]
    • ►Frau: Frauenleiden [4][14], schmerzhaften Menstruationsstörungen [4][14][18], Unterleibsentzündungen [14], Weißfluss [14], gestörte Scheidenflora [14], Fehlgeburtsprophylaxe [14], Menopausenbeschwerden [14], Gebärmuttervorfall [14], geburtsvorbereitend [14], uterusstärkend [14], Milchbildung fördernd [14], Klimakterium [4]
    • ►Haut: wundheilungsfördernd [4][14], blutstillend [14], Geschwüre [14], Hautunreinheiten [14], Bänder stärkend [14], Gewebe stärkend [14], Hymen kräftigend [14], Brustgewebe straffend [14]
    • ►Herz: herzstützend [41]
    • ►Immunsystem: Fieber [4]
    • ►Infektion: antimykotisch [14], Eiterungen [14]
    • ►Magen-Darm: krampflösend [4][18][41], adstringierend [4][14], Magendarmstörungen [14][24], Darmkatarrhe [4]
    • ►Niere: diuretisch [14][18][41], blutreinigend [14]
Homöopathie
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Anthroposophische Medizin
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Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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Wechselwirkungen
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Darreichungsformen & Zubereitungen
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Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
Medizinische Rezepturen
  • ▪ [Frauentee - gegen Regel- und Wechseljahrsbeschwerden]: Zutaten: 20 g zerstoßene Mönchspfefferfrüchte, 15 g Schafgarbenkraut, 15 g Frauenmantelkraut, 15 g Zitronenmelisse, 15 g Kamillenblüten, 10 g Himbeerblätter, 10 g blühendes Johanniskraut; alle Kräuter fein zerkleinert. Zubereitung: Alle Zutaten gut vermischen. 1-2 TL der Mischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen. Zugedeckt etwa 15 Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Anwendung: Bei Beschwerden 3x Täglich eine Tasse Tee trinken. [95] (3/2022)
  • ▪ [Teeaufguss]: 3-5x tgl. 2 TL/Tasse (kochendes Wasser, 10-15 min ziehen, lauwarm trinken zwischen den Mahlzeiten) [4]; bei Beschwerden in den Wechseljahren morgens und abends je 1 Tasse je 1 Tasse [4]
  • ▪ [Blütentee - bei Menstruationsschmerzen]: Zutaten: Frauenmantel, Melisse, Gänsefingerkraut, Eisenkraut, Gänseblümchen und Kornblumenblüten zu gleichen Teilen (frisch oder getrocknet). Zubereitung: Die Kräuter und Blüten mischen. 1 gehäufter TL der getrockneten oder 1 EL der frischen Mischung mit 250 ml nicht mehr kochendem, heißen Wasser übergießen. 10 Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Anwendung: 3-5 Tage vor der Periode bis zum Beginn der Menstruation täglich 3 Tassen Tee trinken. Die Mischung reguliert den Periodenzyklus, lindert Menstruationsschmerzen und wirkt entkrampfend. [95] (2/2023)
  • ▪ [Kräutermischung - bei Wechseljahresbeschwerden]: Zutaten: Eisenkraut, Frauenmantel, Johanniskraut und Kornblumenblüten zu gleichen Teilen (frisch oder getrocknet). Zubereitung: Die Kräuter und Blüten mischen. 1 EL der frischen oder 1 TL der getrockneten Mischung mit 250 ml heißem Wasser übergießen. 10 Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Anwendung: Als Kur 3 Tassen über den Tag verteilt trinken. Nach 6 Wochen mindestens 2 Wochen pausieren. Die Kräuter enthalten Pflanzenhormone, die dem weiblichen Progesteron ähneln, und können Mangelzustände ausgleichen, die zu Wechseljahresbeschwerden führen. [95] (2/2023)
  • ▪ [Migräne-Tee - zur Verringerung der Häufigkeit und Intensität von Migräneattacken]: Zutaten: 20 g blühendes Frauenmantelkraut, 10 g blühendes Gänsefingerkraut, 20 g Mädesüßblüten, 50 g blühendes Mutterkraut, alles getrocknet und zerkleinert. Zubereitung: Alle Kräuter vermischen. 1 EL der Mischung mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen. Zugedeckt etwa 15 Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Anwendung: Zur Vorbeugung täglich eine Tasse Tee trinken. [95] (3/2022)
  • ▪ [Frauenmantelabkochung - entzündungshemmend, wundheilungsfördernd, blutungsstillend, adstringierend]: Zutaten: getrocknetes Frauenmantelkraut, außerdem Baumwolltücher für Auflagen; Zubereitung: Etwa eine Handvoll getrocknetes Frauenmantelkraut in 1/2 l Wasser aufkochen. Den Topf vom Herd ziehen und abgedeckt 10-15 Minuten ziehen lassen. Durch ein engmaschiges Sieb abseihen. Anwendung: 1) Bei Halsschmerzen: Den Frauenmantelsud komplett auskühlen lassen und über den Tag verteilt mit dem Sud gurgeln. 2) Bei Ekzemen: Für Auflagen ausreichend große Baumwolltücher in den Sud tauchen. Die Tücher sollten gut durchfeuchtet sein. Auf die betroffenen Stellen legen und 20-30 Minuten einwirken lassen. Für ein Teilbad, z.B. für Hände oder Füße, die oben hergestellte Menge mit ausreichend warmem Wasser mischen und die betroffenen Stellen 15 Minuten darin baden. Für ein Vollbad die doppelte Menge herstellen und dem Badewasser hinzufügen. Dann 15 Minuten darin baden. [95] (2/2024)
Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik

Nutzung nichtmedizinisch
  • ▪ [Zierpflanze]: Im Gartenbau als Bodendecker und in Steingärten [12][24]
Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
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Ethnobotanische Bedeutung
  • ▪ [Ethnobotanische Nutzung allgemein bzw. medizinisch/technisch]: k.A. [12]
Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
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Quellenangaben

  • [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
  • [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
  • [12] Haeupler H. & Muer T. (2007): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands; Ulmer Verlag, Stuttgart
  • [14] Hirsch S. & Grünberger F. (2006): Die Kräuter in meinem Garten; Freya Verlag, Linz
  • [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
  • [21] Ellenberg H., Weber H.E., Düll R., Wirth V., Werner W., Paulißen D. (1992): Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Band 18; Erich Goltze Verlag, Göttingen
  • [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
  • [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
  • [34] Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten; Ott Verlag
  • [35] Lauber K., Wagner G., Gygax A. (2018): Flora Helvetica - Illustrierte Flora der Schweiz; Haupt Verlag
  • [41] BGA/BfArM (Kommission E) (ff): Monographien Komm. E; nn
  • [95] LandAPOTHEKE (ff): Heilen und Pflegen nach alter Tradition; FUNKE Lifestyle GmbH
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Letzte Änderung

24.10.2024