Papaver somniferum L. (Schlafmohn)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Papaveraceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Papaver
- Artname (botanisch)
Papaver somniferum L.
- Synonyme (botanisch)
- -
- Gattung (deutsch)
Mohn
- Artname (deutsch)
Schlafmohn
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Bastelmohn (ger.), Blaumohn (ger.), Gartenmohn (ger.), Opium Poppy (engl.), Papavero Domestico (ital.), Pavot Officinal (franz.), Pavot Somnifère (franz.), Schlafmohn (ger.)
Geobotanik & Ökologie
- Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
- Klimazonen
7, 4, 6, 3, 2, 5, (1)
- Biotoptypen
T8.3.1
- Standortbedingungen
warmer Standort [25]
- Bodentypen / Bodenbedingungen
- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
- Temperatur
- Feuchtigkeit
- Wind
- pH-Klasse
- Stickstoff
- Salz
- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Lebensform
- Blattausdauer
- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
- Dominanz
- Blütezeit
VI-VIII [4]
- Erntezeit
Pharmazie & Pharmakologie
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
CAVE: Opium unterliegt mitsamt seinen Zubereitungen dem Betäubungsmittelgesetz [4], ebenso homöopathische Verdünnungen bis D6 [4]; Morphin hat ein hohes Abhängigkeitspotential [4][18], jedoch nicht in der Schmerztherapie [4]; Daneben schränkt es die Atemfunktion ein, verzögert die Magenentleerung und führt zu Darmträgheit und Verstopfung [4][18]; Einsatz von abgekochten Mohnköpfen gegen Husten und als Beruhigungsmittel für Säuglinge führte früher zu tödlichen Vergiftungen und wird heute entschieden abgelehnt [4]
- Giftige / Allergene Pflanzenteile
Ganze Pflanze, Samenkapsel, Milchsaft
- Pflanzliche Inhaltsstoffe
[Milchsaft]: >40 Isochinolinalkaloide [4][18] (v.a. Morphin (3-23 %, 10-12 %) [4][18], u.a. Codein (2,5-10 %) [4][18], Thebain vom Morphinan-Typ [4], Isothebain, Oripavin, Alpinigenin), Benzylisochinolinalkaloide [4] (Papaverin [4], (-)-Noscapin (= Narcotin, 2-10 %) [4][18]), Narcein [4]) alles i.d.R. gebunden an Pflanzensäuren [4] (wie Meconsäure [4], Fumarsäure [4], Milchsäure [4]), Schleimstoffe [4], Harze [4]; [Samen]: Fettes Öl [4] (mit Glyceriden [4] der Linolsäure (60 %) [4], Ölsäure (30 %) [4], Linolensäure (5 %) [4], Palmitinsäure [4], Stearinsäure [4]
- Pharmakologische Studienergebnisse
- ▪ Der größte Teil des extrahierten Reinmorphins wird chemisch in Codein umgewandelt [18]; Reinalkaloide in Fertigpräparaten haben unterschiedliche Wirkung [4], Morphin aktiviert die Endorphinrezeptoren und wirkt als starkes Schmerzmittel [18], ist jedoch stark suchtbildend [18], Morphin kann außerdem in die wichtige Rauschdroge Heroin umgewandelt werden [18]; Codein beruhigt das Hustenzentrum [18], Codein und Noscapin wirken hustenreizstillend [4][18], Codein allein ist als Schmerzmittel weniger wirksam und weniger suchterregend als Morphin [4][18]; Papaverin dagegen hemmt die cAMP-Phosphodiesterase und wirkt erschlaffend auf die glatte Muskulatur und wird daher bei Krampfzuständen im Magendarmbereich sowie bei Gallen- und Harnwegen genutzt [4], sowie bei erektiler Dysfunktion eingesetzt [Pharma]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
Hoher Wirkstoffgehalt in Indien/Türkei (Opium), S-Eu (Fettes Öl) [11]; Entweder für die Opiumproduktion (legal in Indien, Türkei, u.a.) oder zur Ölgewinnung (S-Eu, etc.) angebaut [18]; Wirkstoffgehalt stark variabel; Morphingehalt schwankt von 3-23 % bzw. 10-12 % [4][18]; Narcotingehalt schwankt zwischen 2-10 % [18]; Codeingehalt schwankt zwischen 2,5-10 %) [18]; Die Gesamtwirkung ergibt sich aus den verschiedenartigen Eigenschaften der enthaltenen Alkaloide [4], sie ist deutlich von der des Morphins und der anderen Alkaloide zu trennen [4]; Stängel und unreife Mohnköpfe (Papaveris immaturi fructus, von den Samen befreit) enthalten auch in unseren Klimagebieten geringe Mengen Alkaloide und können heute zur Morphingewinnung herangezogen werden [4]; Weißer Milchsaft (Latex) wird durch Lufttrocknen schnell bräunlich [4]; reife Samen sind alkaloidfrei! [4]
- Konservieren & Aufbewahren
Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
M(Morphin in standardisierten Arzneimitteln): stark schmerzstillend (z.B. bei Tumorpatienten) (2) [4][18], euphorisierend [4][18], Magendarmstörungen [18], Magendarmstörungen (2) [4], darmberuhigend bei Operationen und schweren Schmerzzuständen [4]; M(Codein in standardisierten Arzneimitteln): schmerzstillend [4][18], euphorisierend [18]; M(Codein oder Noscapin in standardisierten Arzneimitteln): hustenreizstillend [4][18], festsitzender nicht-produktiver Husten [18]; M(Papaverin): erschlaffend auf glatte Muskulatur [4], krampflösend [4], krampfartige Magendarmbeschwerden [4], krampfartige Gallenwegsbeschwerden [4], krampfartige Harnwegsbeschwerden [4]; M(Fettes Öl der Samen): Nahrungsergänzungsmittel (2) [4]
- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
- Monographien (obsolet)
- Anthroposophische Medizin
- Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Darreichungsformen & Zubereitungen
M: Reinalkaloide in standardisierten Fertigarzneimitteln [4][18], Opiumtinktur aus Opium mit standardisiertem 10 % Morphingehalt und sonstigem Gesamtalkaloidgehalt (Opii pulvis normatus) [Pharm, PhEur] [4][18]; M(Fettes Öl): Nahrungsergänzungsmittel [4]; M(früher): Opiumextrakt [18], Opiumpulver [18]; V: Abgekochte Mohnköpfe [4]; Hom: "Opium" [4]; Lb(reife Samen): Bäckerei-Produkte [4], Herstellung des Fetten Öls [4] und Speiseöl [4]; X(Fettes Öl der reifen Samen): Salben [4], Linimente [4]
- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
- Rezepte - Essen & Trinken
Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
Quellenangaben
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte; Nikol Verlags-GmbH
- [12] Haeupler H. & Muer T. (2007): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands; Ulmer Verlag, Stuttgart
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- Autoren
- Letzte Änderung
21.08.2019