Asplenium scolopendrium L. (Hirschzunge)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Aspleniaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Asplenium
- Artname (botanisch)
Asplenium scolopendrium L.
- Synonyme (botanisch)
Phyllitis scolopendrium (L.) NEWMAN, Scolopendrium officinale var. integrum WALLR., Scolopendrium officinarum SW., Scolopendrium scolopendrium (L.) H.KARST., Scolopendrium vulgare SM.
- Gattung (deutsch)
Streifenfarn
- Artname (deutsch)
Hirschzunge
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Hart's tongue fern (engl.), Hart-Zunge-Farn (ger.), Hirschfarn (ger.), Hirschzungenfarn (ger.), Langue de cerf (franz.), Scolopendria comune (ital.)
Geobotanik & Ökologie
- Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
- ▪ H: Mitteleuropa (Österreich, Schweiz, Deutschland, Belgien, Niederlande) [1], Westeuropa (Frankreich, Großbritannien, Irland) [1], Nordwesteuropa (Färöer) [1], Nordeuropa (Dänemark, Schweden, Norwegen) [1], Nordosteuropa (Nordwesteuropäisches Russland) [1], Osteuropa (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Ukraine, Krim) [1], Südosteuropa (Albanien, Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien, Griechenland, Nordkaukasus) [1], Südwesteuropa (Azoren) [1], Mittelmeergebiet (Portugal, Spanien, Balearen, Italien, Sizilien, Korsika, Sardinien, Kreta) [1], Vorderasien (Iran, Irak, Libanon-Syrien, Palästina, Transkaukasus, Türkei, Türkei-in-Europa) [1], Nordwestafrika (Algerien, Marokko, Kanaren, Madeira) [1], Nordafrika (Tunesien, Libyen) [1], westl. Nordamerika (New Mexico) [1], östl. Nordamerika (Tennessee, Maryland, New Jersey, New York, Michigan, Ontario) [1], südöstl. Nordamerika (Alabama) [1], südl. Nordamerika (nordöstl. Mexiko, südöstl. Mexiko, südwestl. Mexiko) [1]
- ▪ V: Mitteleuropa (Alpen, Alpenvorland, Mittelgebirgsgebiete des süddeutschen Schichtstufenlands (M1), Mittelgebirgsschwelle (M2), (Tiefland), (Küstengebiete)) [12], gemäßigten Zonen (östl. Nordamerika, Europa, Ostasien) [24], Europa (westl. atlantisch, wintermilder Teil) [24], Deutschland (südwestl.) [24], südl. Südamerika (Falklandinseln) [1]
- ▪ A: weiter kultiviert [24]
- Klimaregionen (Mikroklimata)
gemäßigtes Klima [25], nördlich-gemäßigtes Klima [25], boreales Klima [25], mediterranes Klima [25], submediterranes Klima [25], submeridionales Klima [25], meridionales Klima [25], atlantisches Klima [24], ozeanisches Klima [25], subatlantisches Klima [25], subatlantisch bis präalpines Klima [25], subkontinentales Klima [25], subtropisches Klima [25]
- Biotoptypen
- ▪ T1.1.2.1 ahorn- u. eschenreiche Mischwälder (Schlucht- u. Schatthang-Wälder) (Lunario-Acerion) [12][34]
- ▪ T5.1.2.~ Steinschutt- und Geröllfluren auf Kalkgestein [12]
- ▪ T5.2.2.~ Felsspalten [12]
- ▪ T5.2.2.2.2 feuchte Kalkfugen-Fluren (mit Blasenfarn), schattige Kalkfelsflur (Cystopteridion) [34]
- ▪ T10.2.7.~ Brunnenschächte [12]
- Standorttypen
Gebirge [25], Gebirge (kolline-subalpine Stufe) [35], Bergregionen [25], Flachland [25], Küstengebiete [25], Wälder (Laubmischwald, Eschen, Ahorn und Linden) [24][25], Wälder (Schluchtwald) [24], Felsfluren [25], Felsen (Kalkfelsen) [25][35], Felsspalten [14][25], Schuttfluren [25], Geröllfluren [25], Schuttstellen [14][24], Halden (Geröllhalden) [14][24][25], Mauern [14][24][25], Friedhöfe [24], Schluchten [14][35], Gruben [24], Steinbrüche [25], Gärten [14]
- Bodentypen / Bodenbedingungen
stickstoffarmer Boden [25], stickstoffmäßiger Standort [25], humusreicher Boden [24], basenreicher Boden [24][25], pH-neutral um 6,5 [24], frischer Boden [25], sickerfeuchter Boden [24], feuchter Boden [24], kalkhaltiger Boden [14][24], steiniger Boden [14], felsiger Boden [25], Lehmboden [24], zusätzl. Edelsteine (Hyazinth, Katzenauge, Malachit, Pyrit, Rhodochrosit, Bernstein, Heliotrop) [14]
- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Blattausdauer
I: Immergrün, zu allen Jahreszeiten mit Blättern, die oft länger als 1 Jahr leben [21]
- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
3: selten, d.h. in etwa 5% der Felder [21]
- Dominanz
4: meist gruppiert, zwischen 3 und 5 vermittelnd [21]
- Erntezeit
Mai-August [14]
Pharmazie & Pharmakologie
- Giftigkeit / Risikopotential
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- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
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- Giftige / Allergene Pflanzenteile
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- Pharmakologische Studienergebnisse
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- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
- ▪ Die Art hat den Award of Garden Merit der Royal Horticultural Society erhalten [24]
- ▪ Die amerikanische Variante gilt als schwierig zu kultivieren (was die Erhaltungsbemühungen noch mühsamer macht); Aus diesem Grund stammen die meisten, wenn nicht alle kultivierten Individuen von der Variation der Alten Welt [24]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
- Konservieren & Aufbewahren
- ▪ Wedel werden an einem schattigen, luftigen Ort getrocknet und in Papier- oder Stoffsäckchen gelagert [14]
Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
- ▪ [+] EbM/klin. Studien:
- ►Atemwege / Lunge: Lungenbeschwerden [14]
- ▪ [+] EbM/klin. Studien:
- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
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- Monographien (obsolet)
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- Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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- Wechselwirkungen
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- Darreichungsformen & Zubereitungen
- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
- Medizinische Rezepturen
- ▪ [Teeaufguss]: 2x tgl. 1 TL Kraut/ 150 g Milch (aufkochen, kurz stehen lassen) [14]
- ▪ [Abkochung (als Kompresse oder Gurgelmittel)]: 4 g Kraut/100 ml Wasser [14]
- ▪ [Elixier]: 10 g Kraut, 10 g Zimt, 5 g Pfeffer, 50-250 g Honig, 150 g Wein (Kraut im Wein 50 min kochen, dann vom Feuer nehmen, Honig nach Geschmack hinzufügen, verrühren, kurz aufwallen lassen, wieder vom Feuer nehmen, Pfeffer und Zimt/Zimtpulver zufügen, nochmals aufkochen lassen, heiß in Flaschen füllen; 1 Schnapsglas je 1x morgens nach dem Frühstück, 1x mittags vor und nach dem Essen, 1x abends vor und nach dem Essen) [14]
- ▪ [Elixier]: 3x tgl. 1 Schnapsglas nach dem Essen (6 EL geschnittenes Kraut in 1 l Weißwein aufkochen, 100 ml Honig zugeben, nochmals aufkochen lassen, zuletzt 1 TL schwarzen Pfeffer und 4 Zimtrinden in den Absud geben, etwas stehen lassen und abseihen, in Flaschen füllen und im Kühlschrank aufbewahren) [14]
- ▪ [Heilöl zur Narbenbehandlung]: Frische Blätter anquetschen, mit gutem kaltgepresstem Olivenöl bedecken, darauf achten dass alle Pflanzenteile unter der Öloberfläche sind, wenn nötig Öl nachgießen, 14 Tage in der Sonne stehen lassen, abseihen (das Öl zügig verbrauchen, da es leicht ranzig wird) [14]
- Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
- Nutzung nichtmedizinisch
- ▪ [Zierpflanze]: Oft als Zierpflanze angebaut, wobei mehrere Sorten mit unterschiedlichen Wedelformen ausgewählt werden, einschließlich mit gekräuselten Wedelrändern, gegabelten Wedeln und Kristallformen [24]
- Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
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- Ethnobotanische Bedeutung
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- Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
- ▪ [Mythologiepflanze/Volksglauben]: Hildegard von Bingen schrieb, dass der Farn eine derart große Kraft habe, dass ihn der Teufel fliehe, der Mensch, der Farn bei sich trug, galt vor Verzauberung beschützt; In alten Gerichtsakten in Linz ist nachzulesen, ein Inquisit hätte sieben Farnsamen, um je einen Reichstaler, verkauft, denn sie würden gewährleisten, dass ihrem Träger auf Reisen nichts zustößt, die Zahl "7" spielte beim Farnglauben eine große Rolle; Um zu großem Glück und Reichtum zu kommen, war eine umständliche Prozedur nötig: Zuerst musste man einen Farn an einem Kreuzweg finden, in der Johannisnacht musste man um die Stelle sieben Kreuze aus grünen Holunderreisern im Kreis rund um die Pflanze stecken, dann entkleidete man sich und breitete die Kleider unter dem Farnbusch, jetzt musste die Mitternacht abgewartet werden, dann blühte der Farn und warf die begehrten Samen auf die bereitgelegten Kleider, all das sollte in völligem Stillschweigen vor sich gehen, dem so ausgestatteten Menschen zeigten sich angeblich alle Gelegenheiten und Möglichkeiten seines Erdenseins, er würde reich und berühmt; Von Paracelsus ist überliefert, er habe den Samen auf 7 Königskerzenblättern gesammelt [14]
Quellenangaben
- [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [12] Haeupler H. & Muer T. (2007): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands; Ulmer Verlag, Stuttgart
- [14] Hirsch S. & Grünberger F. (2006): Die Kräuter in meinem Garten; Freya Verlag, Linz
- [21] Ellenberg H., Weber H.E., Düll R., Wirth V., Werner W., Paulißen D. (1992): Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Band 18; Erich Goltze Verlag, Göttingen
- [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- [33] Landolt E., Bäumler B., Erhardt A., Hegg 0., Klölzli F., Lämmler W., Nobis M., Rudmann-Maurer K., Schweingruber F. H., Theurillat J., Urmi E., Vust M., Wohlgemuth T. (2010): Flora indicativa. Ökologische Zeigerwerte und biologische Kennzeichen zur Flora der Schweiz und der Alpen; Haupt Verlag
- [34] Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten; Ott Verlag
- [35] Lauber K., Wagner G., Gygax A. (2018): Flora Helvetica - Illustrierte Flora der Schweiz; Haupt Verlag
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- Letzte Änderung
16.10.2023