Nomenklatur & Systematik

Familie

Apocynaceae

Gattung (botanisch) / Sektion

Acokanthera

Artname (botanisch)

Acokanthera ouabaio (FRANCH. & BOISS.) CATH. ex LEWIN

Synonyme (botanisch)

Acokanthera schimperi (A.DC.) BENTH. & HOOK. f. ex SCHWEINF., Acokanthera deflersii SCHWEINF. ex LEWIN, Acokanthera friesiorum MARKGR., Acokanthera scabra SCHWEINF. ex MARKGR., Arduina schimperi (A.DC.) BAILL., Carissa deflersii (SCHWEINF. ex LEWIN) PICHON, Carissa friesiorum (MARKGR.) CUFOD., Carissa inepta PERROT & VOGT, Carissa schimperi A.DC.

Gattung (deutsch)

Acokanthera

Artname (deutsch)

Pfeilspitzen-Schöngift

Andere Artnamen & Volksnamen (international)

Pfeilspitzen Acokanthera (ger.)

Geobotanik & Ökologie

Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
  • ▪ H: Nordostafrika (Dschibuti, Eritrea, Äthiopien) [1]24], Ostafrika (Somalia, Kenia, nördl. Tansania, Uganda, Ruanda) [1][11][24], Arabien (Sokotra, Jemen) [1][24], Zentralafrika (Zaire, östl. Demokratische Republik Kongo) [1][24]
Klimazonen

II-Wechselfeuchte Tropen [25], III-Trockene Subtropen und Tropen [25]

Klimaregionen (Mikroklimata)

tropisches Klima [25], arides Klima [25], arides-mäßiges Klima [25], heißes Klima [25], subtropisches Klima [25], warmes Klima [25]

Biotoptypen
-
Standorttypen

Tropen (aride Zone) [25], Tropen [25]

Standortbedingungen

warmer Standort [25]

Bodentypen / Bodenbedingungen

trockener Boden [25], trocken-mäßiger Boden [25]

Standortfaktoren (Ökofaktoren)
Licht
-
Temperatur
-
Feuchtigkeit
-
Wind
-
pH-Klasse
-
Stickstoff
-
Salz
-
Soziol. Pflanzencharakteristik
Lebensform

C: Chamaephyt, krautiger Strauch, Knospen wie bei Z meist über der Erde überwinternd [25], P: Phanaerophyt, Baum, der mehr als 5 m hoch werden kann [25]

Blattausdauer

I: Immergrün, zu allen Jahreszeiten mit Blättern, die oft länger als 1 Jahr leben [25]

Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
-
Dominanz
-
Blütezeit

Februar-April [11]

Erntezeit
-

Pharmazie & Pharmakologie

Giftigkeit / Risikopotential
  • ▪ 2-3: stark bis tödlich giftig [4][18]
  • ▪ essbar: Pflanzenteile essbar [11]
Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
  • ▪ CAVE: Je nach der Konzentration des Pflanzenextraktes kann der Tod durch Herzversagen innerhalb weniger Minuten eintreten, dabei treten Übelkeit, Speichelfluss, Würgreiz, Magendarmbeschwerden, heftiger Durchfall und Erschöpfung auf. Des Weiteren treten Herz und Atmung betreffende Symptome wie Arrhythmien, Arterielle Hypertonie, Koma und Herzstillstand auf, welche charakteristisch für Vergiftungen mit Herzglykosiden sind [24]. Bei einem Menschen führt eine Verletzung mit einem mit Acokanthera präparierten Pfeil in 15–20 Minuten zum Tod [25]
  • ▪ CAVE(max): Eine Überdosierung zeigt sich typischerweise in Herzrhythmusstörungen (70 %); diese sind meist ventrikulär. Außerdem kann es zu Sehstörungen, typischerweise gelb-grün Sehen, aber auch gastrointestinalen Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen) kommen (Die Therapie der Intoxikation erfolgt kausal über Hemmung der weiteren Aufnahme durch Magenspülung und Aktivkohlegabe, sowie einer Unterbrechung des entero-hepatischen Kreislaufes mit Colestyramin zur vermehrten Digitoxinausscheidung. Die weitere Therapie der Intoxikation ist symptomatisch; v.a. Elektrolytstörungen und Herzrhythmusstörungen sollten ausgeglichen werden.) [24]
Giftige / Allergene Pflanzenteile

Milchsaft (Stamm, Stengel, Blätter) [11], v.a. Strophantin [4][18]

Nutzbare Pflanzenteile
  • ▪ [Volksmed.]: Rinde [4], isol. Herzglykoside [4][25]
  • ▪ [Fruchtpflanze]: Frucht [11]
  • ▪ [Jagdgift]: Rinde [4][24], Wurzel [1]
Pflanzliche Inhaltsstoffe
  • ▪ [Milchsaft]: Cardenolidglykoside (= Herzglykoside) [25]
  • ▪ [Holz]: Quabain (= g-Strophanthin) [4][24]
Pharmakologische Studienergebnisse
  • ▪ g-Strophanthin (Ouabaio) muss bei Bedarf in sehr geringer Dosis intravenös gegeben werden, da es schlecht resorbiert wird [4]
Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
  • ▪ g-Strophanthin wurde erstmals aus der Rinde von Acokanthera ouabaio isoliert [4], daher stammt der internationale Name Quabain [4]
  • ▪ Rindenextrakte dieser Apocynaceae wurden ebenso wie die Samen verschiedener Strophanthus-Arten von den Einheimischen zur Herstellung von Pfeilgiften genutzt [4]
  • ▪ Das Holz von Acokanthera ouabaio enthält Ouabain, das mit dem aus Strophanthus gratus gewonnenen offizinellen g-Strophanthin identisch ist [24]
  • ▪ k-Strophanthin [ÖAB] wird aus den Samen von Strophanthus kombé gewonnen [4]
Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
-
Konservieren & Aufbewahren
-

Medizin & Rezepturen

Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
-
Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
-
Monographien (obsolet)
-
Traditionelle Volksmedizin
  • ▪ [+] EbM obsolet (isol. Ouabain aus Rinde):
    • ►Herz: Herzinsuffizienz [4][25]
Homöopathie
-
Anthroposophische Medizin
-
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
-
Wechselwirkungen
-
Darreichungsformen & Zubereitungen
  • ▪ [Volksmed.]:

    • ►Isol. Quabain aus Rindenextrakt [4]
  • ▪ [Jagdgift]:

    • ►Rindenextrakte als Pfeilgift / Speergift [1][4][18]
Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
Medizinische Rezepturen
  • ▪ [Erste Hilfe]: Sofort Kohle-Pulvis (10 g), Erbrechen auslösen, Natriumsulfat (Glaubersalz) [11]
  • ▪ [Klinik-Therapie]: Nach wahrscheinlich großer Giftaufnahme Magenspülung (evtl. mit burgunderfarbener Kaliumpermanaganatlösung), Instillation von 10 g Kohle-Pulvis, Natriumsulfat (Glaubersalz). Nach der Resorption (Krämpfe) Relaxierung und Intubation, solange das Krampfstadium anhält, nur so viel Antiepileptika, wie Diazepam, Barbital, u.a., bis die Krämpfe eben unterdrückt bleiben; Monitorkontrolle! [11] Hochkalorische Infusionen (Traubenzucker), evtl. Antiarrhythmika, evtl. Sauerstoffbeatmung [11]
Rezepte - Essen & Trinken
-

Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik

Nutzung nichtmedizinisch
  • ▪ [Essbare Wildpflanze/ Fruchtpflanze]: Die Frucht der Pflanze ist essbar [11]
Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
-
Ethnobotanische Bedeutung
  • ▪ [Jagdgift]: Pfeilgift/Speergift [1][11][18][24]; Der Milchsaft von Acokanthera schimperi und Acokanthera oppositifolia wird als Pfeilgift bei der Jagd verwendet [24]
Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
  • ▪ [Jagdgift]: Pfeilgift/Speergift [24]; Zur Gewinnung des Giftes wurden die Blätter, Wurzeln und das Holz der Pflanzen ausgekocht und mit Euphorbienlatex oder Akaziengummi vermischt auf die Pfeilspitzen aufgetragen [24]. An 6000 Jahre alten Pfeilspitzen aus Ägypten wurde eine giftige schwarze Substanz gefunden, bei der es sich vermutlich um eine Substanz aus Acokanthera spec. handelt [24]

Quellenangaben

  • [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
  • [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
  • [11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte; Nikol Verlags-GmbH
  • [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
  • [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
  • [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
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Letzte Änderung

13.10.2023