Ailanthus altissima (MILL.) SWINGLE (Chinesischer Götterbaum)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Simaroubaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Ailanthus
- Artname (botanisch)
Ailanthus altissima (MILL.) SWINGLE
- Synonyme (botanisch)
Ailanthus glandulosa DESF., Toxicodendron altissimum MILL.
- Gattung (deutsch)
Götterbaum
- Artname (deutsch)
Chinesischer Götterbaum
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Ailante (franz.), Ailanthus (engl.), Ailanto (ital.), Arbre du Ciel (franz.), Chouchun (chin.), Ch’un-shu (chin.), Ghetto palm (engl.), Stink tree (engl.), Tree of heaven (engl.), Tree of hell (engl.), Vernis du Japon (franz.)
Geobotanik & Ökologie
- Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
- ▪ H: Ostasien (China, nördl. China, nordöstl. und zentr. China) [4][11][12][24][35], Ostasien (nördl.-zentr. China, südl-zentr. China, südöstl. China, Mandschurei) [1], Ostasien (Taiwan) [1][24], Südostasien (nördl. Vietnam) [24], Zentralasien (Innere Mongolei, Tibet, Xinjiang) [1]
- ▪ V: In allen Gebieten mit gemäßigtem oder Mittelmeerklima [24], Europa [24], Mitteleuropa ((Alpenvorland), südwestl. Schichtstufenland (M1), Gebirge der Mittelgebirgsschwelle (M2), Tiefland) [11][12][24], Mitteleuropa (Österreich, Schweiz, Belgien, Deutschland) [1], Westeuropa (Frankreich, Großbritannien) [1], Osteuropa [24], Osteuropa (Tschechien, Slowakei, Ungarn, Ukraine, Krim) [1], Südosteuropa (Albanien, Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien, Griechenland) [1], Südeuropa [11][24][35], Südwesteuropa (Azoren) [1], Mittelmeergebiet (Portugal, Spanien, Italien, Sizilien, Korsika, Sardinien, Kreta, Zypern, Ostägäische Inseln) [1], Vorderasien (Transkaukasus, Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, Libanon, Syrien, Palästina, Türkei, Türkei-in-Europa) [1], Zentralasien (Tadschikistan, Turkmenistan, Usbekistan, West-Himalaya) [1], Ostasien (Japan, Korea, Nansei-shoto) [1], Südasien (Assam) [1], Südostasien (Vietnam) [1], Afrika [24], Nordwestafrika (Marokko, Algerien, Kanaren, Madeira) [1], Nordafrika (Libyen, Tunesien) [1], Südafrika (Kapprovinzen, Freistaat, KwaZulu-Natal, Lesotho, Nordprovinzen) [1], Nordamerika [24], USA [24], westl. Nordamerika (Arizona, Nevada, New Mexico, Kalifornien, Oregon, Washington) [1], östl. Nordamerika (Arkansas, Connecticut, Massachusetts, Rhode Is., Vermont, Maine, New York, Delaware, Maryland, Washington D.C., Virginia, West Virginia, New Jersey, Pennsylvania, North Carolina, Illinois, Indiana, Ohio, Kentucky, Tennessee, Michigan, Wisconsin, Ontario, Québec) [1], zentr. Nordamerika (Colorado, Idaho, Utah, Iowa, Missouri, Kansas, Nebraska, Oklahoma) [1], südöstl. Nordamerika (Louisiana, Mississippi, Alabama, Florida, Georgia, South Carolina) [1], südl. Nordamerika (nordöstl. Mexiko, Texas) [1], südl. Südamerika (nordöstl. Argentinien, nordwestl. Argentinien, zentr. Chile, Uruguay) [1], Ozeanien (Neuseeland) [24], Ozeanien (Neuseeland Nord, Neuseeland Süd, Hawaii) [1], Australien [24]
- ▪ A: weiter angepflanzt (Parkbaum) [35] in anderen Teilen Asiens sowie in Europa, Amerika, später in Afrika und Australien [24]
- Klimaregionen (Mikroklimata)
gemäßigtes Klima [24][25], mediterranes Klima [24][25], submediterranes Klima [25], subtropisches Klima [25], ozeanisches Klima [25], atlantisches Klima [25], subatlantisches Klima [25], submeridionales Klima [25], meridionales Klima [25], subkontinentales Klima [25], kontinentales Klima [25], warmes Klima [25]
- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
(8): Normallicht bis Volllicht [21]
- Temperatur
8: Warm bis sehr warm [21]
- Feuchtigkeit
5: Frisch [21]
- Wind
2?: Ozeanisch [21]
- pH-Klasse
7?: Neutral bis schwach basisch [21]
- Stickstoff
8?: Ausgesprochen stickstoffreich [21]
- Salz
0: Salzlos [21]
- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Blattausdauer
S: Sommergrün, nur in der wärmeren Jahreszeit mit grünen Blättern [21]
- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
2: sehr selten, d.h. in etwa 1% der Felder [21]
- Dominanz
2: vereinzelt, zwischen 1 und 3 vermittelnd [21]
Pharmazie & Pharmakologie
- Giftigkeit / Risikopotential
- ▪ 3(ti, Rinde): sehr stark giftig, tödlich giftig (nur für Tiere) [11]
- ▪ 1 (Samen/Flügelfrucht): giftig [4][11][12][24]
- ▪ 0 (Blätter): wenig oder kaum giftig, ungenießbar [24]
- ▪ Al(h, Pflanzensaft): allergieinduzierend, hautreizend, kontaktsensibilisierend [11]
- ▪ Al(s, Pollen): allergieinduzierend, schleimhautreizend, tränenreizend [11]
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
- ▪ CAVE: Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen auslösend [4]
- ▪ CAVE(al): Der Pflanzensaft mit Quassinoiden ist stark hautreizend, möglicherweise auch allergieinduzierend und Kontaktdermatitis auslösend [11][24]; Die Pollen des Götterbaumes stellen ein potentielles Allergen dar [24]
- ▪ CAVE(max): Die Rinde wirkt in großen Dosen drastisch purgierend und ruft Übelkeit, Schwindel, Schwäche, kalte Schweiße, heftige Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Taubheit, Kribbeln in den Gliedern hervor [11]; Bei Tieren lähmt sie das Gehirn und Rückenmark, wobei die Bewegungsminderung an den hinteren Extremitäten beginnt, die Herztätigkeit wird zunächst beschleunigt, dann verlangsamt, der Puls wird klein und schwach, die Atmung vermindert und schließlich der Tod durch Atemlähmung herbeigeführt [11]
- Nutzbare Pflanzenteile
- ▪ [EbM/Monographien]: Getrocknete Rinde (chun bai pi) [24]
- ▪ [Volksmed. (TCM)]: Rinde [18][24], Wurzel [24], Wurzelrinde [24], Blätter (jung) [24], Pflanzensaft [4], Flügelfrucht (feng yan cao) [24]
- ▪ [Hom]: Frische blühende Triebe und frische Stamm- und Astrinde (Verhältnis 2:1) [4]
- ▪ [Lebensmittelpflanze/Nahrungsmittelpflanze]: Blütenstände [24]
- ▪ [Futterpflanze]: Blätter [24]
- ▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Holz [24]
- ▪ [Zierpflanze]: Ganze Pflanze [4][11][12][24][35]
- Pharmakologische Studienergebnisse
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- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
- ▪ Die als Quassinoide bekannte Klasse von bitteren Triterpenen sind nach Quassia amara (siehe dort) benannt [18]
- ▪ Der Honig des Götterbaumes hat ein sehr wohlschmeckendes, muskatellerartiges Aroma, auch wenn er zunächst nicht gut riecht (spermaähnlich) [24]
- ▪ In frischem Zustand ist er von grünlicher bis bräunlicher Farbe und zähflüssiger Konsistenz; er kandiert fein und schmalzartig aus, hierbei verändert sich die Farbe des Honigs zu schmutzigem Graugrün [24]
- ▪ Der Götterbaum ist relativ resistent gegen Salz, Trockenheit und Herbizide und toleriert den von urbanen Luftverunreinigungen ausgehenden Stress oft besser als viele andere Stadtbäume. Götterbäume benötigen eine Jahresmitteltemperatur von mindestens etwa +9 Grad Celsius und reagieren empfindlich auf Winterfröste. Aufgrund seines Status als invasive Pflanzenart sollte der Götterbaum nicht angepflanzt werden. Über den Umgang mit vorhandenen Populationen wird kontrovers diskutiert, es erscheint erforderlich, die weitere unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern, da sie durch Verdrängung heimischer Arten die Biodiversität von Lebensräumen wie Magerrasen gefährdet. [24]
- ▪ Der Götterbaum wird zu den hundert problematischsten invasiven Arten in Europa gerechnet ("100 of the worst") (DAISIE). Einmal etabliert, ist der Götterbaum nur mit großem Aufwand wieder zu entfernen, da er ungewöhnlich widerstandsfähig gegenüber Trockenheit, Schnitt und Herbiziden ist. In einigen Staaten, wie zum Beispiel in Österreich und der Schweiz, wird der Götterbaum bereits aktiv an der Ausbreitung gehindert, so in Basel, wo er entlang des Rheinufers systematisch beseitigt wird. In Ungarn bedroht der Baum aufgrund der Ausbreitung die Lebensgemeinschaften des Mager- und Felsrasens. Die Art ist insbesondere dort problematisch, wo sie in Magerrasen und offene Wälder eindringt, da sie für einen Anstieg des verfügbaren Stickstoffes durch leicht abbaubare Streu sorgt. Auch die Macchie kann verdrängt werden, wie auf der italienischen Insel Procida im Golf von Neapel. Der Baum kann erhebliche Schäden an der Infrastruktur verursachen und im Mittelmeerraum den Aufwand bei der Pflege der antiken Stätten und der Straßen erhöhen. [24]
- ▪ Trotz seines Status unter den Top-100 der invasiven Pflanzenarten in Europa wurde der Götterbaum in Deutschland bisher relativ wenig beachtet, da seine Bestände noch weitgehend auf städtische Wärmeinseln beschränkt sind, so beispielsweise in Dresden und Berlin. Angesichts steigender Jahresmitteltemperaturen infolge der allgemeinen globalen Erwärmung wäre bei Ausbleiben von Gegenmaßnahmen eine Ausbreitung in das Umland möglich. [24]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
- ▪ In Mitteleuropa kann der Götterbaum auf guten Standorten 27 bis 30 m oder mehr, hoch werden, im Mittelmeergebiet sowie auf nährstoffarmen, trockenen Standorten erreicht er meist nur Höhen von 18 bis 20 m [24]
- ▪ Es sind wahrscheinlich sehr starke örtliche Gehaltsunterschiede von Quassin vorhanden [11]
- ▪ In der Umgebung von Götterbäumen wurde oft beobachtet, dass die Keimung anderer Pflanzenarten und das Bodenleben gehemmt erscheinen. Dafür wird, neben anderen sekundären Pflanzenstoffen, die allelopathisch wirkende Substanz Ailanthon verantwortlich gemacht; diese wird allerdings im Lauf der Zeit von Bodenbakterien abgebaut [24]
- Konservieren & Aufbewahren
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Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
- ▪ [+] EbM/Monographien (Ailanthon):
- ►Infektion: antimalarial [1018]
- ▪ [+] EbM/Monographien (Ailanthon):
- Monographien (obsolet)
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- Traditionelle Volksmedizin
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▪ [+] Volksmed. (Rinde):
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▪ [+] Volksmed. (Blätter jung):
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▪ [+] Volksmed. (Wurzelrinde):
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▪ [+] Volksmed. (Flügelfrucht):
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- Homöopathie
- ▪ [++] Hom:
- ►Infektion: Schwere fieberhafte Infektionskrankheiten (2) [4]
- ▪ [++] Hom:
- Anthroposophische Medizin
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- Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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- Wechselwirkungen
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- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
- Medizinische Rezepturen
- ▪ [Einzeldroge]: max. 4-10 g Rinde (sonnengetrocknet, aufgeweicht in Wasser, erneut getrocknet, zerschneiden) [24]
- ▪ [Haarwuchsmittel]: Blätter-Mischung (Ailanthus : Catalpa : Prunus persica) zerstoßen, Pflanzensaft in Haare einmassieren [24]
- ▪ [Erste Hilfe]: Kohle-Pulvis trinken lassen [11]
- ▪ [Klinik-Therapie]: Nach wahrscheinlich großer Giftaufnahme Magenspülung, Kohle-Pulvis, Natriumsulfat (Glaubersalz), Azidoseausgleich mit Natriumbikarbonat, Plasmaexpander im Schock, ggf. Intubation und künstl. Beatmung [11]
- Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
- Nutzung nichtmedizinisch
- ▪ [Lebensmittelpflanze/Nahrungsmittelpflanze]: Honiggewinnung (sehr würzig, lokale Spezialität) [24]; Wo große Bestände des Götterbaums existieren, wird er zur Honiggewinnung genutzt. Der sehr würzige Götterbaumhonig ist eine lokale Spezialität. Eine forstliche Nutzung ist in Österreich vorgeschlagen worden, wird aber bisher nicht durchgeführt. Sie wäre aufgrund der Holzqualität möglich. [24]
- ▪ [Futterpflanze]: In China werden die Blätter zur Fütterung der zu den Seidenspinnern zählenden Ailanthus- oder Götterbaumspinner (Samia cynthia) verwendet, die in Zuchten verwertbare Seide („Shantung-Seide“) produzieren [24]
- ▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: In den waldarmen Regionen am unteren Gelben Fluss gehört die Art zu den wichtigsten Nutzhölzern [24]. Besonders geeignet ist es zur Herstellung der in der chinesischen Küche sehr wichtigen Dampfgarer [24]
- ▪ [Zierpflanze]: Als Parkbaum angepflanzt [4][11][12][24][35]
- Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
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- Ethnobotanische Bedeutung
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- Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
Quellenangaben
- [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte; Nikol Verlags-GmbH
- [12] Haeupler H. & Muer T. (2007): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands; Ulmer Verlag, Stuttgart
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [21] Ellenberg H., Weber H.E., Düll R., Wirth V., Werner W., Paulißen D. (1992): Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Band 18; Erich Goltze Verlag, Göttingen
- [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- [34] Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten; Ott Verlag
- [35] Lauber K., Wagner G., Gygax A. (2018): Flora Helvetica - Illustrierte Flora der Schweiz; Haupt Verlag
- [1018] Burrows G.E., Ronald J.T. (2001): Toxic Plants of North America; Ames: Iowa State University Press
- [1019] Kang T.H., Choi I.Y., Kim S.J., et al. (2010): Ailanthus altissima Swingle has anti-anaphylactic effect and inhibits inflammatory cytokine expression via suppression of nuclear factor-kappaB activation; In Vitro Cell Dev Biol Anim 46 (1)
- Autoren
- Letzte Änderung
30.12.2023