Nomenklatur & Systematik

Familie

Arecaceae

Gattung (botanisch) / Sektion

Areca

Artname (botanisch)

Areca catechu L.

Synonyme (botanisch)

Areca cathechu BURM.f., Areca faufel GAERTN., Areca himalayana GRIFF. ex H.WENDL., Areca hortensis LOUR., Areca macrocarpa BECC., Areca nigra GISEKE ex H.WENDL., Sublimia areca COMM. ex MART.

Gattung (deutsch)

Betelpalme

Artname (deutsch)

Betelnusspalme

Andere Artnamen & Volksnamen (international)

Areca nut (engl.), Areca nut palm (engl.), Arecanutpalm (engl.), Arecapalme (ger.), Areca palm (engl.), Arekapalme (ger.), Arekpalme (ger.), Aréquier (franz.), Betel nut (engl.), Betel nut palm (engl.), Betelpalme (ger.), Betel palm (engl.), Betel tree (engl.), Bunga (tagalog), Caccu (malay.), Catechu (engl.), Indian nut (engl.), Katechupalme (ger.), Pinang (malay., indon.), Pinangpalme (ger.), Pinang palm (engl.), Pinang tree (engl.)

Geobotanik & Ökologie

Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
  • ▪ H: Südostasien (Philippinen) [1], Südostasien (Malaiische Inseln, Sundainseln, Thailand) [4][11][24]
  • ▪ V: Südostasien (indomalayischer Raum, Malaysia bis Inseln der Salomonen, nordöstl. bis Taiwan, Philippinen, Vietnam, Myanmar, Indien, Papua-Neuguinea, Neuguinea, südl. bis nördl. Australien) [15][24], Südostasien (Andamanen, Nikobaren, Borneo, Kambodscha, Thailand, Laos, Vietnam, Java, Kleine Sundainseln, Sulawesi, Sumatra, Malaysia, Molukken) [1], Südasien (Bangladesch, Indien, Sri Lanka, Malediven) [1], Ostasien (südl.-zentr. China, Hainan, Taiwan) [1], Zentralasien (Ost-Himalaya) [1], Ozeanien-Melanesien (Bismarck-Archipel, Salomonen, Santa-Cruz-Inseln, Vanuatu, Fidschi, Neuguinea) [1], Ozeanien-Mikronesien (Karolinen, Marianen) [1], Ozeanien-Polynesien (Gesellschaftsinseln) [1], Südostafrika (Komoren) [1], Mittelamerika-Karibik (Dominikanische Republik, Haiti, Jamaika, Puerto Rico, Leeward-Inseln) [1], nördl. Südamerika (Trinidad-Tobago) [1], Mittlerer Osten (Pakistan, Indien) [15], Südasien (Ceylon, Indien) [15], Ostasien (Guangxi, Hainan, Yunnan, Hunan) [15][24], Südamerika (Formosa (nordöstl. Argentinien) [15], Gran-Chaco-Region [24][25])
  • ▪ A: Südasien (Bangladesh, Indien) [4][11][24], Südostasien (indomalayischer Raum, Indonesien, Malaysia, Taiwan, u.a.) [11][24], Ostasien (südöstl. China) [11], Ostafrika (Tropen) [24], Südostafrika (Madagaskar) [24]
Klimazonen

II-Wechselfeuchte Tropen [25], I-Immerfeuchte Tropen [25], V-Immerfeuchte Subtropen [25]

Klimaregionen (Mikroklimata)

tropisches Klima [25], subtropisches Klima [25], warmes Klima [25]

Biotoptypen
-
Standorttypen

Tropen [25], Subtropen [25], Regenwälder [25]

Standortbedingungen

warmer Standort [24], feuchter Standort [24], Vorsicht (keine direkte Sonne bei jungen Blättern) [24]

Bodentypen / Bodenbedingungen
-
Standortfaktoren (Ökofaktoren)
Licht
-
Temperatur
-
Feuchtigkeit
-
Wind
-
pH-Klasse
-
Stickstoff
-
Salz
-
Soziol. Pflanzencharakteristik
Lebensform

P: Phanaerophyt, Baum, der mehr als 5 m hoch werden kann [24][25]

Blattausdauer
-
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
-
Dominanz
-
Blütezeit

Januar-Dezember [4]

Erntezeit
-

Pharmazie & Pharmakologie

Giftigkeit / Risikopotential
  • ▪ 3-2(max): tödlich giftig bis stark giftig (bei hoher Dosierung/Überdosierung) [24]
  • ▪ 1: giftig [4][11][15][24]
  • ▪ CZ: potenziell kanzerogen, mutagen z.B. bei innerlicher Anwendung [4][24]
Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
  • ▪ CAVE: Die Wirkstoffe der Pflanze sind neurotoxisch, wirken anregend und sind giftig [24]. Arecolin verursacht außerdem Bradykardie und Tremor [11]. Der Konsum von Betelnüssen dämpft den Appetit, obwohl es den Speichelfluss anregt und das Wohlbefinden steigert; die Wirkung ist ähnlich der von Alkohol [24]. Weitere typische Symptome bei "Betelbissens-Anfängern" sind Übelkeit, Schwindelgefühl, starkes Schwitzen, sowie ein Brennen im Mund- und Rachenraum [11][24], auch Provokation von Asthmaanfällen durch Verengung der Bronchien sind möglich [4]. Da das Kauen von Betelnüssen nicht suchterzeugend ist, wird es in keiner internationalen Suchtdrogen-Liste aufgeführt [11]. Der Extrakt aus Areca catechu bzw. der Arekanuss kann jedoch süchtig machen [24]. In Taiwan sind Betelnuss-Mädchen an jeder Straßenecke zu finden und verkaufen Betelnüsse. Da die Konkurrenz sehr hoch ist, sind die Verkäuferinnen oft nur spärlich bekleidet, um vor allem bei der männlichen Kundschaft ihren Absatz zu steigern. Die Verkaufsorte sind landesweit meistens mit grünen Leuchtstoffröhren markiert [24]. Taiwans Gesundheitsbehörde ist bestrebt, den Konsum einzudämmen [24].
  • ▪ CAVE(max): In einer hohen Dosis führen die Samen zu Bradykardie, Zittern, Erbrechen, Verwirrung, Krämpfen und Durchfall. Die Aufnahme von 8–10 g Samen kann für einen Menschen tödlich sein, Tod durch Atem- oder Herzstillstand kann die Folge sein [11][15][24]. Die LD50 von Arecaidin für Mäuse liegt bei 850 mg/kg KG bei einer oralen Aufnahme und bei 520 mg/kg bei einer i.v.-Applikation. Für Arecolin wurde eine LD50 bei Mäusen von 100 mg/kg s.c. und 34 mg/kg i.v. ermittelt [24]. Das Fette Öl der Arecanüsse zeigt bei Ratten antifertile Eigenschaften bei einer Dosis von 500 mg/kg KG [11]
  • ▪ CAVE(cz): Die Nuss selbst kann süchtig machen und steht in direktem Zusammenhang mit Mundkrebs [24]. Das Kauen von Arekanüssen ist eine Ursache für orale submuköse Fibrose, eine prämaligne Läsion, die sich häufig zu Mundkrebs entwickelt [24]. Die enthaltenen Alkaloide sowie die enthaltenen kondensierten Tannine (Procyanidine = Arecatannine), eventuell auch Eugenol, sind mutagen und können zu Krebs in der Mundhöhle und Speiseröhre führen, i.d.R. ist hierfür jedoch ein längerfristiger Konsum nötig [24]. Regelmäßiges Kauen des "Betelbissens" zerstört und verfärbt die Zähne, verschlechtert den Atem und erhöht das Risiko von Mund- und Kehlkopfkrebs [4][24]. In Taiwan war im Jahr 2011 Mundhöhlenkrebs die fünfttödlichste Krebsart, die Diagnose Mundhöhlenkrebs erhalten in Taiwan pro Jahr durchschnittlich 6000 Menschen [24]
Giftige / Allergene Pflanzenteile

Samen [11][24]

Nutzbare Pflanzenteile
  • ▪ [Volksmed.]: Frische "Nuss"/Samen der Früchte (Betelnuss, Arekanuss, Arecae semen, Semen Arecae, Nuces Arecae) [4][15][18][24]
  • ▪ [Genussmittelpflanze, Aphrodisiakum, Kosmetikpflanze]: Unreife Steinkerne ("Nüsse") der Früchte [24]
  • ▪ [Färbepflanze]: Grüne, unreife Früchte [24]
  • ▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Blätter [24]
Pflanzliche Inhaltsstoffe
Pharmakologische Studienergebnisse
  • ▪ Arecolin wirkt parasympathomimetisch und aktiviert den muscarinergen Acetylcholin-Rezeptor, es wirkt dabei ähnlich wie Pilocarpin [11][24]; die Auswirkung ist eine erhöhte sekretorische Drüsenaktivität, also vermehrter Speichelfluss [11][24]
  • ▪ Hinzu kommt eine schwach betäubende Wirkung des Arecaidin, dies beruht auf der verminderten GABA-Aufnahme in inhibierende Neuronen, welche durch die Substanz ausgelöst wird; Außerdem besitzt Arecaidin anregende und sedierende Eigenschaften [24]
  • ▪ Arecolin ist Agonist an muskarinergen und nikotinergen Acetylcholin-Rezeptoren, sowie an adrenergen Rezeptoren [25]
  • ▪ Die Wirkstoffe werden nach dem Kauen im Mund direkt resorbiert und passieren rasch die Blut-Hirn-Schranke, was gegen Ermüdung wirkt [24]
  • ▪ Durch die Alkalisierung bilden sich Phlobatannine ("Arecarot"), welche den Speichel rot färben [11][24]
  • ▪ Catechine bewirken eine natürliche TNF-alpha-(Tumornekrosefaktor)-Hemmung [Pharma]
Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
  • ▪ Ähnliche „Nüsse“, chinesische Betelnüsse, liefert die Manilapalme Adonidia merrillii oder auch andere Palmen wie Areca caliso, Heterospathe elata und Livistona jenkinsiana u. a., sie sind aber ein schlechter Ersatz [24]
Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
  • ▪ Durch Kalkzusatz wird das giftige Arecolin in das stimulierend wirkende Arecaidin gespalten [4]
  • ▪ Werden die Samen von Areca catechu zerkaut, erfolgt nur teilweise eine Hydrolyse von Arecolin zu Arecaidin [24], der gelöschte Kalk bewirkt, dass das in den Samen befindliche Arecolin in Arecaidin und Methanol hydrolysiert, greift aber auch das Zahnfleisch an; Sinn der Umwandlung des Alkaloids in die freie Base ist die leichtere Resorbierbarkeit [24]
  • ▪ Das Betelkauen wird seit Jahrhunderten praktiziert, aktuellen Schätzungen zufolge in Ostafrika und Südostasien und Südasien von mehr als 450 Millionen Menschen [11][24]
Konservieren & Aufbewahren
-

Medizin & Rezepturen

Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
-
Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
  • ▪ [+] EbM/Tierversuch (isol. Arecolin):
    • ►Magen-Darm: anthelminthisch [11]
    • ►Nerven-VNS: parasympathomimetisch [11] (speichelflussfördernd [11], sekretionsanregend [11])
Monographien (obsolet)
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Traditionelle Volksmedizin
  • ▪ [+] Volksmed. (Samen):
    • ►Atemwege / Lunge: Schleimhautentzündungen der Bronchien [4]
    • ►Ernährung / Stoffwechsel: Hungergefühl [4], Appetit dämpfend [24], Durstgefühl [4]
    • ►Herz: Herzinsuffizienz [4]
    • ►Herz-Kreislauf: positiv chronotrop [4]
    • ►Magen-Darm: krampfauslösend auf Eigenweidewürmer [4], Wurmbefall [4][15], antiparasitär [24], Darmentzündungen [4], Durchfall [15]
    • ►Nerven-PNS: krampflösend [4], entspannend [4]
    • ►Nerven-VNS: parasympathomimetisch [4], speichelflussfördernd [4][24], sekretfördernd der Brochien [4], Sekretfördernd der Darmdrüsen [4], Darmperistatlitik anregend [4]
    • ►Psyche: Nervosität [4], zentral sedierend [18], Wohlbefinden steigernd [24], antidepressiv [24]
Homöopathie
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Anthroposophische Medizin
-
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
-
Wechselwirkungen
-
Darreichungsformen & Zubereitungen
  • ▪ [Volksmed.]:
    • ►Entwurmungsmittel [4][15][24]
    • ►Einzeldroge (kleingehackt und gekaut) [24]
Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
Medizinische Rezepturen
  • ▪ [Einzeldroge]: TD max. 4 g [11]
  • ▪ [Erste Hilfe]: Kohle-Pulvis trinken lassen, Erbrechen lassen, ggf. beatmen [11]
  • ▪ [Klinik-Therapie]: Eine Magenspülung erfolgt nur nach der Aufnahme sehr großer Mengen, i.d.R. ist die Gabe von Aktivkohle und Natriumsulfat (Glaubersalz) ausreichend; ggf. ist die Applikation von 1-2 mg Atropin i.v. als Gegengift notwendig; Bei Schock Plasmaexpandergabe; Nur bei schweren Vergiftungen erfolgt eine Intubation mit künstlicher Beatmung des Patienten; Bei Herzstillstand wird entsprechend eine Herzmassage beziehungsweise eine Schocktherapie durchgeführt; Notwendig ist auch eine Überwachung der Funktion von Leber, Nieren und Herz [11][24]
Rezepte - Essen & Trinken
-

Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik

Nutzung nichtmedizinisch
  • ▪ [Färbepflanze]: Aus den grünen, unreifen Früchten können isol. Gerbstoffe zum Färben gewonnen werden [24]
  • ▪ [Genussmitttelpflanze, Aphrodisiakum]: Unreife Betelnüsse kleingehackt und gekaut [24], "Betelbissens" (unreife Betelnüsse kleingehackt in mit gelöschtem Kalk bestrichene Blätter gerollt (welche nicht von der Betelpalme sondern vom Betelpfeffer (Piper betle) stammen), wegen des bitteren Geschmacks werden häufig Gewürze wie Pfefferminze, Lakritze oder auch Kautabak hinzugegeben) [4][24]
  • ▪ [Kosmetikpflanze]: In Asien zum Rotfärben der Lippen (durch die Alkalisierung bilden sich Phlobatannine, welche den Speichel rot färben) [24]
  • ▪ [Kulturpflanze]: k.A. [24]
  • ▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: In Indien werden die trockenen, abgefallenen Blätter gesammelt, gereinigt und heiß zu formbeständige Einwegtellern und -schalen gepresst [24]
  • ▪ [Zierpflanze, Zimmerpflanze]: Die Arecapalme wird für die Innengestaltung verwendet, sie wird häufig in großen Innenbereichen wie Einkaufszentren und Hotels eingesetzt. Im Innenbereich ist sie eine langsam wachsende Pflanze mit wenig Wasser und viel Licht, die empfindlich auf Spinnmilben und gelegentlich Schmierläuse reagiert; in Innenräumen wird sie außerdem keine Früchte tragen oder seine volle Größe erreichen [24]
Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
-
Ethnobotanische Bedeutung
  • ▪ [Ethnobotanisch als Aphrodisiakum/Rauschmittel mit nichthalluzinogenem Potenzial]: "Betelbissens": In Scheiben geschnittene unreife Samen der Arecapalme (Betelnuss) werden zusammen mit gebranntem Kalk (Löschkalk), evtl. Tabak oder Gambir und aromatisierenden Zusätzen wie Zimt mit den frischen Blättern vom Betelpfeffer (Piper betle) umwickelt, in der Backe platziert und ausgesaugt, der rot gefärbte Speichel wird ausgespuckt (siehe auch Piper betle) [4][11][18][24]
  • ▪ [Symbolpflanze]: In Vietnam ist die Betelnuss ein sehr wichtiges Symbol für die Ehe [24]. In Malaysia ist sie traditionell ein Willkommensgruß für Gäste [24]. Sie ziert die Flagge der Insel Penang [24]
Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
  • ▪ [Ethnobotanische Nutzung allgemein bzw. medizinisch/technisch]: Betelmaß in Indien: In Pondichery (eine Stadt in Südindien) galt als Stückmaß 1 Adoucu = 48 Blätter Betel [24]

Quellenangaben

  • [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
  • [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
  • [11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte; Nikol Verlags-GmbH
  • [15] Pahlow M. (2006): Das große Buch der Heilpflanzen; Weltbild Verlag, München
  • [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
  • [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
  • [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
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Letzte Änderung

31.07.2023