Nomenklatur & Systematik

Familie

Sapotaceae

Gattung (botanisch) / Sektion

Argania

Artname (botanisch)

Argania spinosa (L.) SKEELS

Synonyme (botanisch)

Argania sideroxylon ROEM. & SCHULT., Sideroxylon spinosum L., Elaeodendron argan RETZ.

Gattung (deutsch)

Argania

Artname (deutsch)

Arganbaum

Andere Artnamen & Volksnamen (international)

Argan (engl.), Arganie (ger.), Harjān (arab.)

Geobotanik & Ökologie

Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
  • ▪ H: Nordwestafrika (südwestl. Marokko [18][24], südl. Marokko [1], westl. Algerien [1], südöstl. Algerien [24]), Nordwestafrika (nördl. Mauretanien [1][24], nördl. Westsahara [1])
  • ▪ V: Nordwestafrika (Kanaren) [1], Südwesteuropa (Spanien) [1], Südwesteuropa (südl. Spanien (Region Murcia, Valencianische Gemeinschaft, Monte Orgegia in Nähe Alicantes)) [24]
  • ▪ A: Nordwestafrika (Marokko) [24], Arabien (Israel, Arabah, Negev) [24]
Klimazonen

IV-Wechselfeuchte Subtropen (winterfeucht) [25], III-Trockene Subtropen und Tropen [25]

Klimaregionen (Mikroklimata)

mediterranes Klima [25], arides Klima [25]

Biotoptypen
-
Standorttypen

Gebirge [25], Gebirge (bis 1300 m) [24], Wälder (Arganwälder) [24], Wüsten- oder Trockenbuschland [1]

Standortbedingungen

trockener Standort [25], trockener Standort zur Aufforstung [25], widerstandsfähig (Trockenheit) [24], widerstandsfähig (Hitze) [24]

Bodentypen / Bodenbedingungen

trockener Boden [25]

Standortfaktoren (Ökofaktoren)
Licht
-
Temperatur
-
Feuchtigkeit

1: Sehr trocken [25], 2: Sehr trocken bis trocken [25], 3: Trocken [25]

Wind
-
pH-Klasse
-
Stickstoff
-
Salz
-
Soziol. Pflanzencharakteristik
Lebensform

P: Phanaerophyt, Baum, der mehr als 5 m hoch werden kann [24]

Blattausdauer

I: Immergrün, zu allen Jahreszeiten mit Blättern, die oft länger als 1 Jahr leben [24]

Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
-
Dominanz
-
Blütezeit
-
Erntezeit

Sommer (je nach Höhenlage und daraus resultierender Reifezeit Juli/August/September) [24]

Pharmazie & Pharmakologie

Giftigkeit / Risikopotential
  • ▪ essbar: Pflanzenteile essbar [18][24]
Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
-
Giftige / Allergene Pflanzenteile
-
Nutzbare Pflanzenteile
  • ▪ [EbM/Volksmed., Kosmetikpflanze]: Nicht geröstetes, kaltgepresstes Fettes Öl der Samen [18][24]
  • ▪ [Lebensmittelpflanze]: Der arbeitsintensivste Teil der Ölgewinnung ist das Entfernen des weichen Fruchtfleisches (das zur Tierfütterung verwendet wird) und das Knacken der harten Nuss zwischen zwei Steinen von Hand. Anschließend werden die Kerne entfernt und schonend geröstet. Diese Röstung macht einen Teil des unverwechselbaren, nussigen Geschmacks des Öls aus [24]
  • ▪ [Futterpflanze]: Weiches Fruchtfleisch (ohne Samen) [24], Blätter [24], Presskuchen (nach Samenpressung) [24]
  • ▪ [Brennmaterial/Energielieferant]: Trockenes Fruchtfleisch [24], Schalen der Kerne/Samenschalen [24]
  • ▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Holz [24]
Pflanzliche Inhaltsstoffe
  • ▪ [Samen]: Fettes Öl (20 % gesättigte Fettsäuren, 80 % ungesättigte Fettsäuren) [24] (Olsäure (44-46 %) [24], alpha-Linolensäure (30 % (?)) [24], Palmitinsäure (12 %) [24], Stearidonsäure (6 %) [24], Linolsäure (5 % (?), 32 %) [24], Myristinsäure (3 %) [24]), Vitamin E (Gamma-Tocopherol, 80 %) [24], Phytosterine (1,3-2 mg/g) [24]
Pharmakologische Studienergebnisse
  • ▪ Forscher haben herausgefunden, dass die tägliche Einnahme von Arganöl im Essen „höchstwahrscheinlich“ ein Faktor zu sein scheint, der verschiedene Krebsarten verhindern und sich bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas positiv auswirken soll [1085]
  • ▪ Im Jahr 2005 wurden die Ergebnisse einer Ernährungsinterventionsstudie veröffentlicht, bei der Freiwillige entweder Arganöl oder tierische Fette (Butter) in der Zubereitung ihrer Speisen verwendeten; es zeigte sich, dass eine regelmäßige Zufuhr von Arganöl anstatt Butter schädliches Cholesterin und Triglyceride im Blut senken kann, ganz ähnlich wie bei Olivenöl und anderen Pflanzenölen [1086]
Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
  • ▪ Die in Marokko gelegene Arganeraie wurde im Jahr 1998 durch die UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt [24]
  • ▪ Die jahrhundertealten Kenntnisse und Praktiken zur Nutzung des Baumes und seiner Früchte wurden im November 2014 als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt [24]
  • ▪ In einigen Teilen Marokkos ersetzt Argan die Olive als Quelle für Futter, Öl, Holz und Brennstoff in der Gesellschaft der Berber [24]
  • ▪ Der Arganbaum wird wegen seines harten Holzes auch „Eisenholzbaum“ genannt (wie viele andere Baum-Arten) [24]
  • ▪ Der Arganbaum hat eine Lebenserwartung von 150 bis 400 Jahren [24]
  • ▪ Er hat eine charakteristische, raue, netzrissige und würfelförmige „Schlangenhaut“-Rinde [24]
  • ▪ Erste Früchte sind nach 5 Jahren zu erwarten, allerdings ist der größte Ertrag erst im Alter von 50 bis 60 Jahren erreicht. Die Früchte des Arganbaums reifen erst ab Juni oder Juli des nächsten Jahres in einem sog. „überjährigen Zyklus“ und besitzen bitteres Fruchtfleisch [24]
  • ▪ Ein Baum kann in guten Jahren mehrere Generationen von Blüten und Früchten zugleich tragen [24]
  • ▪ Die Früchte sind etwa so groß wie Datteln und sehen diesen in trockenem Zustand ähnlich. In unreifem Zustand sieht die Arganfrucht aus wie eine Mischung aus Olive und gelber Pflaume, ist morphologisch jedoch eine Beere [24]
  • ▪ Die Handpressung von Arganöl ist wesentlich zeitaufwändiger als die Herstellung mit Hilfe von Pressmaschinen, zur Gewinnung 1 Liters handgepressten Arganöls sind etwa 2 Tage Arbeit erforderlich; auch der Einsatz der Früchte ist deutlich höher. Zur Produktion eines Liters werden ungefähr 30 kg Früchte benötigt, also die Ernte von 4-5 Bäumen, dies erklärt den relativ hohen Preis [24]
  • ▪ Arganöl enthält 80 % ungesättigte Fettsäuren, ist reich an essentiellen Fettsäuren und ist oxidationsbeständiger als Olivenöl [24]
  • ▪ Das Verhältnis von Linol- zu α-Linolensäure ist als eher ungünstig anzusehen (340:1), als besonders gesundheitsfördernd wird jedoch ein Verhältnis von 4:1 oder 5:1 angesehen (vgl. Rapsöl Verhältnis 2:1, Olivenöl 8,9:1, Sonnenblumenöl 126:1, Erdnussöl 250:1) [24]
  • ▪ Der Gehalt von Tocopherol (Vitamin-E-aktive Substanz) rangiert mit ca. 0,6 mg/g eher im durchschnittlichen Bereich, Rapsöl hat einen vergleichbaren Gehalt, Weizenkeimöl besitzt einen deutlich höheren Gehalt an Tocopherolen [24]
  • ▪ Der durchschnittliche Gehalt an Phytosterinen liegt bei Arganöl zwischen 1,3-2 mg/g, bei anderen haushaltsüblichen Speiseölen liegt der durchschnittliche Gehalt zwischen 2-4 mg/g [24], Sanddornöl weist sogar >10 mg/g auf [24]
  • ▪ Arganöl wird in Marokko als Luxusartikel verkauft. Der Umsatz des Produkts ist gestiegen, seit es Anfang des 21. Jahrhunderts von der Kosmetikindustrie in den USA und Europa vermarktet wurde. Sein Preis ist im Vergleich zu anderen Ölen bemerkenswert [24]
  • ▪ Der Reichtum, der durch den Export von Arganöl erreicht wurde, hat zu Bedrohungen für Arganbäume in Form einer erhöhten Ziegenpopulation geführt. Die Einheimischen verwenden den neu gewonnenen Reichtum, um mehr Ziegen zu kaufen, und die Ziegen hemmen das Wachstum der Arganbäume, indem sie hochklettern und ihre Blätter und Früchte essen. Die Ausstellung der baumkletternden Ziegen in Gegenden, die bei Touristen beliebt sind, werden teilweise sogar inszeniert oder vorgetäuscht, da die Ziegen nur sehr selten ohne menschliches Eingreifen auf die Bäume klettern [24]
  • ▪ Die „Nüsse“ werden nach dem Verzehr von Früchten gesammelt und von wiederkäuenden Ziegen ausgespuckt. Samen, die von den Ziegen ausgespuckt werden, bilden einen Mechanismus der Samenverbreitung [24]
Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
  • ▪ Besonders in der Nähe von Essaouira (Atlantikküste Marokkos) wird der Arganbaum häufig von Ziegen bestiegen, um die Blätter und Früchte zu fressen [24][25]
Konservieren & Aufbewahren
  • ▪ Arganöl, welches durch schonend geröstete Samen, hergestellt wird, kann 3–6 Monate gelagert und verwendet werden [24]
  • ▪ Arganöl kann nach Bedarf aus Kernen hergestellt werden, die ungeöffnet 20 Jahre haltbar sind [24]
  • ▪ Das Trockenpressen wird für zum Verkauf produziertes Öl immer wichtiger, da diese Methode eine schnellere Extraktion ermöglicht und das produzierte Öl 12–18 Monate nach der Extraktion verwendet werden kann [24]

Medizin & Rezepturen

Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
  • ▪ [+] EbM/Monographien:
    • ►Ernährung / Stoffwechsel: Adipositas [1085], cholesterinsenkend [1086]
    • ►Herz: Herzkreislauferkrankungen [1085]
    • ►Zelle: antikanzerogen [1085]
Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
  • ▪ [+] EbM/Labor:
    • ►Immunsystem: antioxidativ [1087]
    • ►Infektion: antimalarial [1087]
    • ►Zelle: antitumoral [1087]
Monographien (obsolet)
-
Traditionelle Volksmedizin
  • ▪ [+] Volksmed.:
    • ►Bewegungsapparat / Gelenk: Rheuma [24]
    • ►Haut: Hautpflegemittel [18], feuchtigkeitsspendend [24], Hautkrankheiten [24], Akne [24], Abschuppung der Haut [24], Verbrennungen [24]
Homöopathie
-
Anthroposophische Medizin
-
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
-
Wechselwirkungen
-
Darreichungsformen & Zubereitungen
-
Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
Medizinische Rezepturen
  • ▪ [Arganöl]: Die Verarbeitung beginnt mit der Entfernung des trockenen weichen Fruchtfleischs; dann werden die äußerst harten Kerne von Hand mit Hilfe von zwei Steinen aufgeschlagen, um die darin enthaltenen Samenplättchen herauszulösen. Diese werden dann bei schwacher Hitze geröstet und anschließend in einer Stein- oder Metallmühle zermahlen; der so entstandene Brei wird unter Zugabe von etwas lauwarmem Wasser so lange geknetet, bis sich das Öl absondert (Zur Herstellung von 1 l Arganöl werden etwa 30 kg Früchte (etwa 4,5 kg Kerne) benötigt) [24]
Rezepte - Essen & Trinken
-

Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik

Nutzung nichtmedizinisch
  • ▪ [Futterpflanze]: Arganbäume sind eine wichtige Futterquelle für Schafe, Ziegen, Kamele und Rinder. Früchte und Blätter werden gerne von Nutztieren verzehrt. Der bei der Ölgewinnung anfallende Presskuchen kann auch sonnengetrocknet und an Wiederkäuer verfüttert werden. Bienen können in Arganbäumen nisten und sie zu Orten für die wilde Honigernte machen [24]
  • ▪ [Kosmetikpflanze]: Arganöl als natürliches Kosmetiköl (Schönheitspflege von Haut und Haar) [18][24]
  • ▪ [Kulturpflanze]: Verhinderung der Wüstenbildung durch buschartig wachsende Arganwälder [24]
  • ▪ [Lebensmittelpflanze]: Kaltgepresstes Arganöl traditionell als Brotbeilage zu allen Mahlzeiten des Tages (es wird üblicherweise nicht erhitzt, also nicht zum Braten, Dünsten oder Kochen verwendet) [24], Speiseöl/Salatöl (zum Eintauchen von Brot, in Couscous, Salaten und ähnlichen Gerichten) [18][24], Amlou (eine dicke braune Paste aus Arganöl, hergestellt aus gemahlenen gerösteten Mandeln und Erdnüssen (manchmal mit Honig oder Zucker vermischt/gesüßt), mit einer ähnlichen Konsistenz wie Erdnussbutter, und auch als Brot Dip verwendet) [24]; Schonend geröstetes "nussiges" Speiseöl (nach dem Knacken der harten Nuss zwischen zwei Steinen von Hand werden die Kerne entfernt und schonend geröstet; diese Röstung macht einen Teil des unverwechselbaren, nussigen Geschmacks des Öls) [24]
  • ▪ [Brennmaterial/Energielieferant]: Das trockene Fruchtfleisch und die Schalen der Kerne finden zumeist als Brennmaterial im Küchenherd Verwendung [24]
  • ▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Noch heute findet das schwere, harte und beständige Arganholz bei der zaghaft begonnenen Restaurierung der Agadire (Speicherburgen Marokkos) Verwendung [24]
Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
  • ▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Vor allem in den baumarmen Regionen des westlichen Antiatlas wurden die krummen, aber äußerst haltbaren Äste des Arganbaums in früheren Zeiten als Bauholz in den Speicherburgen (Agadire) oder Wohnhäusern (Tighremts) der Berber verwendet – nebeneinandergelegt oder wie Flechtwerk ineinander gesteckt, dienten sie über einer tragenden Unterkonstruktion aus Palmstämmen als Zwischenzone der aus Schilf und gestampfter Erde bestehenden Raumdecken und der rampenartigen Treppenaufgänge [24]
Ethnobotanische Bedeutung
-
Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
-

Quellenangaben

  • [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
  • [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
  • [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
  • [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
  • [1085] Charrouf Z., Guillaume D. (2010): Should the Amazigh Diet (Regular and Moderate Argan-Oil Consumption) have a Beneficial Impact on Human Health?; Critical Reviews in Food Science and Nutrition 50 (5)
  • [1086] Derouiche A., Cherki M., Drissi A., Bamou Y., et al. (2005): Nutritional Intervention Study with Argan Oil in Man: Effects on Lipids and Apolipoproteins; Annals of Nutrition and Metabolism 49 (3)
  • [1087] El Babili F., Bouajila J., Fouraste I., Valentin A., et al. (2010): Chemical study, antimalarial and antioxidant activities, and cytotoxicity to human breast cancer cells (MCF7) of Argania spinosa; Phytomedicine 17 (2)
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Letzte Änderung

31.07.2023