Boswellia neglecta S.MOORE (Schwarzer Weihrauch)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Burseraceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Boswellia
- Artname (botanisch)
Boswellia neglecta S.MOORE
- Synonyme (botanisch)
Boswellia elegans ENGL., Boswellia hildebrandtii ENGL., Boswellia holstii ENGL., Boswellia multifoliolata ENGL.
- Gattung (deutsch)
Weihrauch
- Artname (deutsch)
Schwarzer Weihrauch
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Dakkara (afrikaan.), Hancha (afrikaan.), Kenia-Weihrauch (ger.)
Geobotanik & Ökologie
- Biotoptypen
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- Standorttypen
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- Bodentypen / Bodenbedingungen
trockener Boden [25]
- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
9?: Volllicht [25]
- Temperatur
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- Wind
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- pH-Klasse
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- Stickstoff
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- Salz
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- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Lebensform
N: Nanophanaerophyt, Strauch oder Kleinbaum, meist 0,5-5 m hoch werdend [25]
- Blattausdauer
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- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
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- Dominanz
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- Blütezeit
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- Erntezeit
(März) April-mehrere Monate [24]
Pharmazie & Pharmakologie
- Giftigkeit / Risikopotential
- ▪ CZ: potenziell kanzerogen, mutagen z.B. bei innerlicher Anwendung [24]
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
- ▪ CAVE: Weihrauch darf nicht mit anderen Gummiharzen (Myrrhe, Burseraceen-opopanax) verwechselt werden, die aus Commiphora-Arten gewonnen werden (siehe Commiphora myrrha) [18]
- ▪ CAVE(cz): Weihrauch enthält (genauso wie Tabakrauch) den krebserregenden Stoff Benzo[a]pyren [24]. Eine taiwanische Studie fand in einem Tempel in Tainan eine Benzo[a]pyren-Konzentration, die 40-mal so hoch war wie in tabak-verrauchten Wohnungen, vergleichbare asiatische Studien gehen allerdings von den dort verwendeten Räucherstäbchen aus, an denen der Weihrauch mittels eines Bindemittels fixiert ist, vermutlich ist es dieses Bindemittel, das die erhöhten Schadstoffwerte verursacht. Für Kirchen hierzulande konnte jedenfalls nichts Vergleichbares nachgewiesen werden. Eine dem Passivrauchen vergleichbare Gefährdung erscheint aufgrund der Zusammensetzung des Rauches aber plausibel. In einer Studie wurde die Feinstaubbelastung in einer katholischen Kirche in Bayern gemessen, sie entsprach der Belastung einer vielbefahrenen Straße oder einer verrauchten Kneipe [24]
- Giftige / Allergene Pflanzenteile
Harz (verglühend) [25]
- Pflanzliche Inhaltsstoffe
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- Pharmakologische Studienergebnisse
- ▪ Die positive Wirkung des Gummiharzes bei der Arthritisbehandlung geht vermutlich auf die Hemmung der 5-Lipoxygenase zurück, dadurch wird die Leukotriensynthese verhindert [18]
- ▪ Boswelliasäure besitzt deutlich entzündungshemmende Eigenschaften bei Tieren, die Ergebnisse von Patientenstudien sind jedoch nicht eindeutig [18]
- ▪ Die im Ätherischen Öl enthaltenen Verbindungen wirken abschwellend und antibiotisch [18]
- ▪ Incensolacetat ist ein Agonist des TRPV3-Rezeptors, welcher für die Wärmeempfindung in der Haut zuständig ist, die Wirkung im Gehirn, in welchem diese Rezeptoren auch vorhanden sind, ist noch nicht geklärt, es hat zumindest auf Wildmäuse einen ähnlichen Effekt wie Antidepressiva und Anxiolytika; bei genmanipulierten Mäusen ohne TRPV3-Rezeptor trat keine Wirkung ein. Es wird trotzdem daher vermutet, dass Boswelliarauch antidepressiv und anxiolytisch wirken kann [1162]
- ▪ Es wird vermutet, dass die psychoaktive Wirkung von Incensol und seiner Derivate einer der Gründe für die in verschiedenen Religionen verbreitete kultische Verwendung ist [24]
- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
- ▪ Weihrauch wird auch aus verschiedenen Boswellia-Arten gewonnen, wie z.B. Boswellia frereana, Boswellia papyrifera und Boswellia neglecta [18]
- ▪ Boswellia sacra und Boswellia serrata sind jedoch eher bekannt für medizinische und aromatische Anwendungen [24]
- ▪ Das Incensolacetat, das eigentlich bioaktive Derivat des Weihrauchs, kann nur von Boswellia sacra in signifikanten Mengen biosynthetisch hergestellt werden [24], im Weihrauchharz der Spezies Boswellia papyrifera können das Incensol und sein Acetat sogar einen Gesamtgehalt von bis zu 10 % und mehr ausmachen [24]
- ▪ Andere Spezies, wie z.B. Boswellia serrata, Boswellia carterii und auch die arabische Variante dessen, Boswellia sacra, weisen zwar das Incensol auf, sein Acetat konnte aber in diesen Sorten nicht wiedergefunden werden [24]
- ▪ Weihrauchpflanzen der Gattung Boswellia sind abzugrenzen von den Harfensträuchern (Plectranthus), die teilweise auch „Weihrauchkraut“ oder schlicht „Weihrauch“ genannt werden [24]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
- ▪ Weihrauch wird v.a. in Kenia, Äthiopien und Somalia produziert [18]
- ▪ Weihrauch schmeckt bitter und ist praktisch geruchlos [18], der typische Duft entsteht erst, wenn Weihrauchkörner auf glühenden Kohlen gestreut werden [18]
- ▪ Der erste Erntevorgang ergibt nur ein sehr minderwertiges Harz, welches früher weggeworfen wurde, heute allerdings vermarktet wird, drei Wochen später wird eine annehmbare Qualität geerntet, die mit den weiteren Wochen immer besser und reiner wird [24]
- ▪ Die Harzausbeute pro Baum hängt von Alter (Harze werden erst von 8-10 jährigen Bäumen gebildet [24]), Größe und Zustand des Baumes ab und liegt zwischen 3-10 kg, nach mehreren jährlichen Ernten erfolgt für den Baum eine mehrjährige Ruhepause [24]
- Konservieren & Aufbewahren
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Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
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- Monographien (obsolet)
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- Traditionelle Volksmedizin
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▪ [+] Volksmed. (Olibanum):
- ►Algesie / Schmerz: schmerzstillend [18]
- ►Atemwege / Lunge: expektorierend [18], Atemwegsbeschwerden [18]
- ►Bewegungsapparat / Gelenk: Rheuma [18]
- ►Harnwege / Blase: Harnwegsbeschwerden [18]
- ►Haut: Entzündungen [25]
- ►Herz-Kreislauf: kreislaufanregend [18]
- ►Infektion: antiseptisch [18]
- ►Psyche: beruhigend [18]
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▪ [+] Volksmed. (Ätherisches Öl aus dem Gummiharz):
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- Homöopathie
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- Anthroposophische Medizin
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- Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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- Wechselwirkungen
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- Darreichungsformen & Zubereitungen
- ▪ [Volksmed.]:
- ►Weihrauchharz (Olibanum, Gummi Olibanum, Gummiresina Olibanum) durch Lufttrocknung des Gummiharzes [18]
- ▪ [Volksmed.]:
- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
- Medizinische Rezepturen
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- Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
- Nutzung nichtmedizinisch
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- Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
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- Ethnobotanische Bedeutung
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- Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
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Quellenangaben
- [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- [1162] Moussaieff A., et al. (2008): Incensole acetate, an incense component, elicits psychoactivity by activating TRPV3 channels in the brain; The Federation of American Societies for Experimental Biology Journal 22 (8)
- Autoren
- Letzte Änderung
04.11.2023