Nomenklatur & Systematik

Familie

Scrophulariaceae

Gattung (botanisch) / Sektion

Digitalis

Artname (botanisch)

Digitalis lanata EHRH.

Synonyme (botanisch)
-
Gattung (deutsch)

Fingerhut

Artname (deutsch)

Wolliger Fingerhut

Andere Artnamen & Volksnamen (international)

Digitale laineuse (franz.), Digitale lanata (ital.), Grecian foxglove (engl.), Samtfingerhut (ger.), Weißer Fingerhut (ger.), Wollfingerhut (ger.), Woolly foxglove (engl.)

Geobotanik & Ökologie

Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)

H: SO-Eu [4], Ungarn [18], Blk [18]; V: eingebürgert in Österreich [18] und N-Am [18]; A: M-Eu [4], weiter angebaut [18]

Klimazonen

6, 4, 5, 7, 8, (2)

Klimaregionen (Mikroklimata)
Biotoptypen
Standorttypen
Standortbedingungen
Bodentypen / Bodenbedingungen
Standortfaktoren (Ökofaktoren)
Licht
Temperatur
Feuchtigkeit
Wind
pH-Klasse
Stickstoff
Salz
Soziol. Pflanzencharakteristik
Lebensform
Blattausdauer
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
Dominanz
Blütezeit

VI-VIII [4]

Erntezeit

Im Herbst des 1. Kulturjahres [4]

Pharmazie & Pharmakologie

Giftigkeit / Risikopotential

3, 2-3(?) [4], Al(h)

Nebenwirkungen / Risikobemerkungen

CAVE: Geringe therapeutische Breite (d.h. wirksame und giftige Dosis liegen nahe beieinander)! [4]; Wegen der Giftigkeit keine Selbstmedikation! [18]; Neue Studien weisen daruaf hin, dass Patienten, die eine Frequenzkontrolle mit Digitalispräparaten erhalten, eine erhöhte Gesamtmortalität aufweisen (AFFRIM-Studie) [Pharma]; dies könnte dazu führen, dass Digitalis in Zukunft nicht mehr zur Frequenzkontrolle bei Tachyarrhythmia absoluta verwendet wird! [Pharma]

Giftige / Allergene Pflanzenteile

Ganze Pflanze, Blätter

Nutzbare Pflanzenteile

Rosettenblätter (Digitalis lanatae folium) [Pharm] [4][18]

Pflanzliche Inhaltsstoffe

Komlexe Mischungen von etwa 80 herzwirksamen Cardenolid-Primärglykosiden [4][18] (v.a. Digoxin [18], Lanatoside A+B+C [4][18], Gitoxin [18] und verwandte Verbindungen [18] (etwa 1,5 % [18])) mit Sekundärglykosiden [4] (Acetyldigitoxin [4], Acetylgitoxin [4], Acetyldigoxin [4]), Digitalinum verum, Glucogitorosid, Glucodigifucosid, Glucoverodoxin, Glucolanadoxin, Glucovatromonosid), Pregnanglykoside [4] (Digitanolglykoside [4], nicht herzwirksam [4]), Saponine [18]/Steroidsaponine [4] (hoher Gehalt [18], wie Digitonin [4]), Flavonoide [4], Anthrachinone [4]

Pharmakologische Studienergebnisse

Die Droge selbst wird wegen ihrer geringen therapeutischen breite nicht verwendet (ausgenommen wenige homöopathische Zubereitungen) [4][18], sie dient ausschließlich als Ausgangsmaterial zur Gewinnung der Reinglykoside und partialsynthetisch abgewandelter Produkte (verschreibungspflichtig) [4], v.a. Digoxin [PhEur], Acetyldigoxin und Metildigoxin [4]; Zubereitungen der reinen Glykoside zum oralen Gebrauch (Tabletten oder Tropfen) oder zur Injektion werden sorgfältig eingestellt [18]; Digitalis (Digoxin und Digitoxin) wird seit 1785 zur Behandlung von Herzinsuffizienz, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen verwendet [18]; die Cardenolidglykoside hemmen selektiv die Na+/K+-ATPase und erhöhen somit indirekt die Ca2+-Konzentration intrazellulär in den Herzmuskelzellen [18], Digoxin und Digitoxin führen so zu einer Kontraktionskraftsteigerung (positiv inotrop), erhöhtem Schlagvolumen, Verlangsamung der Herzschlagfrequenz (negativ chronotrop) und durch eine Vaguserregung zu einer Verlangsamung der AV-Erregungsüberleitung im Herzen (negativ dromotrop) [18, Pharma]; Dies ist nur bei einer Herzinsuffizienz Stadium NYHA II und nur bei gleichzeitigem tachykardem Vorhofflimmern oder bestehenden Beschwerden nach adäquater Erstlinientherapie indiziert [Pharma]

Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen

Die Sekundärglykoside Acetyldigitoxin und Acetylgitoxin stimmen mit den Sekundärglykosiden von Digitalis purpurea überein [4], im Vergleich mit dem Roten Fingerhut sind diese Glykoside von Digitalis lanata aber allgemein besser verträglich [4], sie werden rascher resorbiert und ausgeschieden [4], so dass die Kumulationsgefahr geringer ist [4]; die Art hat zunehmend an Bedeutung gewonnen, da sie leichter anzubauen ist und 3-5-mal mehr Wirkstoffe enthält! [4]

Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)

Hoher Wirkstoffgehalt bei kühlem Klima und trockenem Standort

Konservieren & Aufbewahren

Medizin & Rezepturen

Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
Monographien (obsolet)
Traditionelle Volksmedizin
Homöopathie
Anthroposophische Medizin
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Wechselwirkungen
Darreichungsformen & Zubereitungen

Partialsynthetisch abgewandelte Produkte (v.a. Digoxin [PhEur] [4], Acetyldigoxin [4] und Metildigoxin [4]) und isolierte, standardisierte Reinglykoside [4][18] als Tabletten [18] oder Tropfen [18] oder zur i.v.-Injektion [18]

Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
Medizinische Rezepturen

[Standardisierte Zubereitungen]: TD 0,1-2 mg (manchmal in mehreren geringen Einzeldosen, je nach spezifischer Behandlung und eingesetztem Glykosidtyp, individuell auf jeden Patienten angepasst) [18]; [Digitoxin-Präparat/Digimerck]: TD 1 µg/kg KG (t1/2 = 3 Wochen, für schnellen Wirkeintritt während der ersten 3 Tage: TD ca. 3 µg/kg KG) [Pharma]; Digoxin-Präparat/Novodigal]: TD ca. 4 µg/kg KG (t1/2 = 3 Tage) [Pharma]

Rezepte - Essen & Trinken

Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik

Nutzung nichtmedizinisch

Zi [4]

Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
Ethnobotanische Bedeutung
Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)

Quellenangaben

  • [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
  • [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
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Letzte Änderung

14.10.2024