Nomenklatur & Systematik

Familie

Betulaceae

Gattung (botanisch) / Sektion

Carpinus

Artname (botanisch)

Carpinus betulus L.

Synonyme (botanisch)

Carpinus betulus ssp. carpinizza (KIL.) O.SCHWARZ, Carpinus betulus ssp. serrata (BECK) O.SCHWARZ, Carpinus betulus var. typica KOEHNE, Carpinus carpinizza KIL., Carpinus caucasica GROSSH., Carpinus compressus GILIB., Carpinus intermedia WIERZB. ex RCHB., Carpinus nervata DULAC, Carpinus pendula MASSÉ, Carpinus quercifolia DESF. ex STEUD., Carpinus sepium LAM., Carpinus ulmifolia SALISB., Carpinus ulmoides GRAY, Carpinus vulgaris MILL.

Gattung (deutsch)

Hainbuche

Artname (deutsch)

Gewöhnliche Hainbuche

Andere Artnamen & Volksnamen (international)

Buchäsche (ger.), Buchescher (ger.), Carpino comune (ital.), Charme (franz.), Charmille (franz.), Common hornbeam (engl.), European hornbeam (engl.), Fastigiate hornbeam (engl.), Flegelholz (ger.), Gemeine Hainbuche (ger.), Hagebuche (ger.), Hanbuche (ger.), Hartbaum (ger.), Hartholz (ger.), Hekebuche (ger.), Hornbaum (ger.), Hornbeam (engl.), Jochbaum (ger.), Rollholz (ger.), Spindelbaum (ger.), Tragebuche (ger.), Weißbuche (ger.), Yoke elm (engl.), Zaunbuche (ger.), Zwergbuche (ger.)

Geobotanik & Ökologie

Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
  • ▪ H: Mitteleuropa (Alpenvorland, Mittelgebirgsgebiete des süddeutschen Schichtstufenlands (M1), Mittelgebirgsschwelle (M2), Flachland, Küstengebiete) [12], Mitteleuropa (Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien, Niederlande) [1], Westeuropa (Frankreich, Großbritannien) [1], Nordeuropa (Dänemark, Schweden) [1], Nordosteuropa (Baltikum, Weißrussland) [1], Osteuropa (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Ukraine, Mitteleuropäisches Russland) [1], Südosteuropa (Albanien, Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien, Griechenland, Nordkaukasus, Südeuropäisches Russland) [1], Südeuropa (Italien) [1], Südwesteuropa (Spanien) [1], Vorderasien (Iran, Transkaukasus, Türkei, Türkei-in-Europa) [1]
  • ▪ V: Nordeuropa (Norwegen) [1], östl. Nordamerika (New York) [1]
  • ▪ A: in Gärten und Parkanlagen kultiviert [24][25]
Klimazonen

VI-Feuchte Mittelbreiten [25], (VIII-Boreale Zone) [25], (IV-Wechselfeuchte Subtropen (winterfeucht)) [25]

Klimaregionen (Mikroklimata)

gemäßigtes Klima [25], nördlich-gemäßigtes Klima [25], submediterranes Klima [25], subkontinentales Klima [25], submeridionales Klima [25], subozeanisches Klima [24], subatlantisches Klima [25], atlantisches Klima [25], boreales Klima [25]

Biotoptypen
  • ▪ (T1.1.1.~ Buchen- u. Buchenmischwälder) [12]
  • ▪ T1.1.1.3.1 Waldmeister-Buchenwald (Galio-Fagenion) [34]
  • ▪ T1.1.2.3 Eichen-Hainbuchenwälder (Carpinion) [12][34]
  • ▪ T1.1.2.7 Laubwälder mit immergrünen Sträuchern [34]
  • ▪ T2.1.~ Gebüsche außerhalb des Waldes (inkl. Hecken und Waldmäntel) ("Ruricole Gebüsche" und "Silvicole Gebüsche") [12]
Standorttypen

Gebirge [25], Gebirge (kolline(-montane) Stufe) [35], Gebirge (Höhe bis 1000 m) [24], Flachland [25], Tiefland [25], Küstengebiete [25], Wälder [35], Wälder (Geröllwälder) [24], Gebüsche [25], Gärten [24], Parkanlagen [24], Straßenränder [24], Hecken [24], Zäune [24]

Standortbedingungen

schattiger Standort [24][25], halbschattiger Standort [25], feuchter Standort [24], milder Standort [25], warmer Standort [24][25], widerstandsfähig (Kälte bis -30 °C) [24], widerstandsfähig (Trockenheit) [24]

Bodentypen / Bodenbedingungen

frischer Boden [24][25], feuchter Boden [24][25], pH-neutral um 6,5 [25], stickstoffmäßiger Boden [25], nährstoffhaltiger Boden [25], nährstoffreicher Boden [24], mesotropher bis eutropher Boden [24], Braunerde [24], Pseudogley [24], Lössboden [24]

Standortfaktoren (Ökofaktoren)
Licht

3: Schatten [21][33], 4: Schatten bis Halbschatten [21]

Temperatur

6: Mild bis warm [21], 7: Warm [33]

Feuchtigkeit

X: Variabel [21], 5: Frisch [33], 6: Frisch bis feucht [33], 7: Feucht [33]

Wind

4: Subozeanisch [21], 5: Intermediär [33]

pH-Klasse

X: Variabel [21], 6: Neutral bis schwach sauer [33]

Stickstoff

X: Variabel [21], 5: Mäßig stickstoffreich [33]

Salz

0: Salzlos [21][33]

Soziol. Pflanzencharakteristik
Lebensform

P: Phanaerophyt, Baum, der mehr als 5 m hoch werden kann [21][24][35], N: Nanophanaerophyt, Strauch oder Kleinbaum, meist 0,5-5 m hoch werdend [24]

Blattausdauer

S: Sommergrün, nur in der wärmeren Jahreszeit mit grünen Blättern [21][24]

Messtischblattfrequenz Mitteleuropas

8: sehr häufig, d.h. in etwa 75% der Felder [21]

Dominanz

4: meist gruppiert, zwischen 3 und 5 vermittelnd [21]

Blütezeit

April bis Mai [24], Mai [35]

Erntezeit
-

Pharmazie & Pharmakologie

Giftigkeit / Risikopotential
-
Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
-
Giftige / Allergene Pflanzenteile
-
Nutzbare Pflanzenteile
  • ▪ [Volksmed.]: Holz (Späne) [24]
  • ▪ [Hom]: Blüten (frisch) [24]
  • ▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung, Brennmaterial/Energielieferant]: Holz [24]
Pflanzliche Inhaltsstoffe
-
Pharmakologische Studienergebnisse
-
Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
  • ▪ Die Hainbuche war Baum des Jahres im Jahr 2007 in Österreich.[26] und 1996 in Deutschland [24]
  • ▪ Die Namen Hainbuche wie auch Hagebuche leiten sich vom althochdeutschen Haganbuoche ab, wobei hag Einzäunung, Hecke bedeutet und sich auf die Schnittfähigkeit der Pflanze bezieht. Ersterer, jüngerer Name steht ab dem Mittelalter zu Hain kleiner Wald als Wortbildung zu Hag, da Hainbuchen klimatolerant sind und auch auf dem freien Feld gut gedeihen und daher Haine bilden können. Der zweite Namensteil Buche rührt von der äußerlichen Ähnlichkeit mit der Rotbuche (Größe, Form und Nervenmuster der Blätter, glatte Rinde) her; in anderen Merkmalen (Habitus, Früchte) sind Hainbuchen und Buchen jedoch völlig verschieden. Von Hagebuche kommt das Adjektiv hanebüchen für derb, grob (hartes, zähes Holz) [24]
  • ▪ Der Name Weißbuche beruht auf der im Gegensatz zur Rotbuche hellen Holzfarbe der Hainbuche [24]
  • ▪ Aufgrund ihrer sehr hohen Trockenheitstoleranz, die auch auf das kräftige und tiefreichende Wurzelsystem zurückzuführen ist, gilt die Hainbuche als sturmfest und eignet sich auch für ungünstige, temporär schlecht mit Wasser versorgte Standorte auch im städtischen Bereich. Sie kommt damit vor dem Hintergrund des Klimawandels als Baum in Betracht, der künftig eine höhere Bedeutung erlangen kann [24]
Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
-
Konservieren & Aufbewahren
-

Medizin & Rezepturen

Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
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Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
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Monographien (obsolet)
-
Traditionelle Volksmedizin
  • ▪ [+] Volksmed. (erwärmte Hainbuchenspäne):
    • ►Haut: weiße Hautflecken (Vitiligo) [24]
Homöopathie
  • ▪ [+] Hom (Bach-Blüten):
    • ►Vitalität: Übermüdung [24], Erschöpfung [24]
Anthroposophische Medizin
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Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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Wechselwirkungen
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Darreichungsformen & Zubereitungen
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Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
Medizinische Rezepturen
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Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik

Nutzung nichtmedizinisch
  • ▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Das Holz wird wegen seiner Dichte und Härte zur Herstellung von Parkett und bestimmten Werkzeugen, zum Beispiel Hobelsohlen, für Werkzeughefte und Hackblöcke verwendet. Im Klavierbau verwendet man das Holz z. B. für die Hammerstiele und Hebeglieder [12][24]
  • ▪ [Brennmaterial/Energielieferant]: Die Hainbuche liefert hervorragendes Brennholz, welches sich jedoch in getrocknetem Zustand nur außerordentlich schwer spalten lässt; frisch geschlagenes Hainbuchenholz ist gut spaltbar. In dieser Anwendung lag früher die Hauptnutzung der Hainbuchen. Das Holz hat einen sehr hohen Brennwert von etwa 2.300 kWh/RM und damit sogar geringfügig mehr als Rotbuchenholz (2.100 kWh/RM) [24]
  • ▪ [Zierpflanze]: In Gärten werden Hainbuchen wegen ihres guten Ausschlagvermögens und ihrer dichten Belaubung gern als geschnittene Hecke gepflanzt [12][24]. Da es sich gut gegen Rückschnitte eignet und ein dichtes Blattwerk hat, wird es häufig in der Landschaftsgärtnerei verwendet, vor allem als hohe Hecke und für Formschnitte [24]
  • ▪ [Alleepflanze]: Auch als Alleebäume werden sie verwendet, hierfür gibt es schmalkronige Sorten [24]
Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
  • ▪ [Materialtechnische bzw. bautechnische Nutzung]: Die früheren Einsatzbereiche des Holzes waren weit umfangreicher: Webstühle, Zahnräder, Zollstöcke, Schuhleisten, Stellmacherei, landwirtschaftliche Geräte u.v.m. [24]
  • ▪ [Brennmaterial/Energielieferant]: In Mitteleuropa wurde die Hainbuche durch den Menschen früher indirekt stark gefördert, da sie in den der Brennholzgewinnung dienenden Niederwäldern durch ihr hohes Stockausschlag­vermögen gegenüber der Rotbuche einen eindeutigen Konkurrenzvorteil hatte [24]
  • ▪ [Kulturpflanze]: Bereits in römischer Zeit, aber auch noch im Dreißigjährigen Krieg, wurden Wehrhecken (Landwehren) in Mitteleuropa zu einem großen Teil aus Hainbuchen angepflanzt. Die Hagebüsche wurden mit Äxten angehauen und umgeknickt. So wuchsen sie – zusammen mit Brombeeren, Heckenrosen und anderen Dornensträuchern – zu undurchdringlichen Gebilden, die Knickicht, Wehrholz, Landheeg oder Gebück genannt wurden. Im 11. Jahrhundert etwa legte Kurmainz eine Landwehr, das Rheingauer Gebück, an, das den ganzen Rheingau zwischen Nieder-Walluf und Lorchhausen gegen den Taunus hin abgrenzte. Die Landwehr war 50 bis 100 Schritt breit und nur an wenigen Stellen mit Durchlässen versehen. Für die Instandhaltung sorgte ein eigenes Haingericht [24]
  • ▪ [Zierpflanze]: Es war der klassische Baum, der in französischen formellen Gärten für Hecken in Bosketten verwendet wurde, wie in den Gärten von Versailles und in ihrem englischen Äquivalent, der Gartenwildnis [24]
  • ▪ [Futterpflanze/Tierfutter]: Hainbuchen wurden früher oft regelmäßig geschneitelt, um Futter für das Vieh zu gewinnen. Es entstanden dadurch bizarre, knorrige und oft hohle Baumgestalten, die man in manchen Wäldern heute noch vorfindet [24]
Ethnobotanische Bedeutung
  • ▪ [Ethnobotanische Nutzung allgemein bzw. medizinisch/technisch]: k.A. [12]
Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
  • ▪ [Symbolpflanze]: Viele Ortsnamen mit den Endungen -hagen und -hain weisen auf o.g. Wehrhecken (Landwehren) hin [24]

Quellenangaben

  • [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
  • [12] Haeupler H. & Muer T. (2007): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands; Ulmer Verlag, Stuttgart
  • [21] Ellenberg H., Weber H.E., Düll R., Wirth V., Werner W., Paulißen D. (1992): Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Band 18; Erich Goltze Verlag, Göttingen
  • [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
  • [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
  • [26] Erhardt W., Götz E., Bödeker N., Seybold S. (2014): Zander - Handwörterbuch der Pflanzennamen; Ulmer Verlag, Stuttgart
  • [33] Landolt E., Bäumler B., Erhardt A., Hegg 0., Klölzli F., Lämmler W., Nobis M., Rudmann-Maurer K., Schweingruber F. H., Theurillat J., Urmi E., Vust M., Wohlgemuth T. (2010): Flora indicativa. Ökologische Zeigerwerte und biologische Kennzeichen zur Flora der Schweiz und der Alpen; Haupt Verlag
  • [34] Delarze R., Gonseth Y., Eggenberg S., Vust M. (2015): Lebensräume der Schweiz. Ökologie - Gefährdung - Kennarten; Ott Verlag
  • [35] Lauber K., Wagner G., Gygax A. (2018): Flora Helvetica - Illustrierte Flora der Schweiz; Haupt Verlag
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Letzte Änderung

22.02.2024