Aframomum melegueta (ROSC.) K.SCHUM. (Paradieskörner)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Zingiberaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Aframomum
- Artname (botanisch)
Aframomum melegueta (ROSC.) K.SCHUM.
- Synonyme (botanisch)
Aframomum grana-paradisi (L.) K.SCHUM., Aframomum meleguetella K.SCHUM., Amomum elatum SALISB., Amomum grana-paradisi L., Amomum melegueta ROSC., Cardamomum grana-paradisi (L.) KUNTZE, Torymenes officinalis SALISB., Zerumbet autranii HECKEL
- Gattung (deutsch)
Aframomum
- Artname (deutsch)
Paradieskörner
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
African pepper (engl.), Afrika kakulesi (trk.), Alligator pepper (engl.), Fom wisa (engl.), Gawz al-shark (arab.), Gawz al-Sudan (arab.), Gíneupipar (isl.), Graines de paradis (franz.), Grains of paradise (engl.), Grani de meleguetta (ital.), Guinea grains (engl.), Guinea pepper (engl.), Guineapfeffer (ger.), Jawz as-sirk (arab.), Jouz al-Sudan (arab.), Jouz ash-sharq (arab.), Jouz as-Sudan (arab.), Khayrbûâ (arab.), Malagettapfeffer (ger.), Malagueta (span.), Malaguette (franz.), Malagvet (russ.), Maleguetta-pepper (engl.), Maniguetta (ital.), Maniguette (franz.), Maniquette (franz.), Melegeti aframon (estn.), Melegueta pepper (engl.), Meleguetapfeffer (ger.), Meleguetta pepper (engl.), Ossame (engl.), Paradísarkorn (isl.), Pimienta de malagueta (span.), Poivre de Guinée (franz.), Qâqullah dhakar (arab.), Rajskiye zyorna (russ.), Tin al-fil (arab.)
Geobotanik & Ökologie
- Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
- ▪ H: Westafrika (bis Uganda und Angola) [18][24], Westafrika (Benin, Gambia, Ghana, Nigeria, Togo, Guinea, Golf von Guinea-Inseln, Elfenbeinküste, Liberia, Sierra Leone) [1], Südwestafrika (Angola) [1], Zentralafrika (Kamerun, Kongo, Äquatorialguinea, Gabun, Zaire) [1]
- ▪ V: Nordostafrika (südl. Äthiopien) [24], Karibik [24], Mittelamerika [24], Mittelamerika (Windward Is.) [1], nördl. Südamerika (Französisch-Guayana, Guyana, Trinidad-Tobago) [1]
- ▪ A: Westafrika (v.a. Ghana) [24]
- Biotoptypen
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- Standorttypen
Tropen [25]
- Standortbedingungen
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- Bodentypen / Bodenbedingungen
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- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
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- Temperatur
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- Feuchtigkeit
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- Wind
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- pH-Klasse
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- Stickstoff
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- Salz
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- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Lebensform
G: Geophyt, Überwinterungsknospen unter der Erdoberfläche, meist mit Speicherorganen [24]
- Blattausdauer
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- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
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- Dominanz
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- Blütezeit
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- Erntezeit
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Pharmazie & Pharmakologie
- Giftigkeit / Risikopotential
- ▪ essbar: Pflanzenteile essbar [24]
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
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- Giftige / Allergene Pflanzenteile
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- Nutzbare Pflanzenteile
- Pflanzliche Inhaltsstoffe
- ▪ [Samen]: Sesquiterpene (v.a. β-Caryophyllen (21,7 %) [27])
- Pharmakologische Studienergebnisse
- ▪ Das Vorhandensein der Samen in der Ernährung von Tieflandgorillas in freier Wildbahn scheint sich positiv auf ihre kardiovaskuläre Gesundheit auszuwirken. Sie essen auch die Blätter und verwenden sie als Einstreumaterial. Das Fehlen der Samen in der Ernährung von in Gefangenschaft gehaltenen Tieflandgorillas kann zu ihrer gelegentlich schlechten kardiovaskulären Gesundheit in Zoos beitragen [1016][1017]
- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
- ▪ Paradieskörner haben einen pfeffer-ähnlichen, pikant-scharfen, aber nicht brennenden Geschmack und ein angenehm würziges Aroma mit einer Note von Citrus [24]
- ▪ Die Bezeichnung "Guinea pepper" wird zwar auch für Paradieskörner, jedoch meist für die Samen von Selim (Xylopia aethiopica) verwendet [24]
- ▪ Mit Paradieskörnern gewürzte Speisen findet man heute v.a. in den Maghrebstaaten, v.a. Marokko [24]
- ▪ Melegueta-Pfeffer wird häufig in der Küche West- und Nordafrikas verwendet, von wo aus er traditionell auf Kamelkarawanenrouten durch die Sahara transportiert und nach Sizilien und in den Rest Italiens verteilt wird [24]
- ▪ Im Mittelalter gelangten Paradieskörner über den Landweg nach Nordafrika und von dort nach Europa, wo sie als afrikanischer Pfeffer bzw. Pfefferersatz wegen ihres geringeren Preises sehr beliebt waren [24]
- ▪ Von Plinius als "afrikanischer Pfeffer" erwähnt, aber später in Europa vergessen, wurden sie in "Paradieskörner" umbenannt und im 14. und 15. Jahrhundert in Europa zu einem beliebten Ersatz für schwarzen Pfeffer [24]
- ▪ Im Zuge der portugiesischen Entdeckungsfahrten des 15. Jahrhunderts wurde der „Guinea-Pfeffer“ im Jahr 1486 von Benin nach Lissabon gebracht, sowie darauffolgend zunächst in steigendem Umfang über den Seeweg gehandelt. Langfristig verlor das Gewürz jedoch an Bedeutung, nachdem die portugiesischen Expeditionen Indien erreicht hatten und damit die Möglichkeit zum billigeren Import von echtem Pfeffer eröffneten [24]
- ▪ 1469 gewährte König Afonso V. von Portugal dem Lissaboner Kaufmann Fernão Gomes das Handelsmonopol im Golf von Guinea. Dazu gehörte die Exklusivität des Handels mit Aframomum melegueta, damals Malagueta-Pfeffer genannt. Der Zuschuss kostete 100.000 Real pro Jahr und die Vereinbarung, fünf Jahre lang 160 km der Küste Afrikas pro Jahr zu erkunden. Dies gibt einen Hinweis auf den europäischen Wert des Gewürzs. Nachdem Christoph Kolumbus 1492 die Neue Welt erreichte und die ersten Proben des Chili-Pfeffers (Capsicum frutescens) mit nach Europa gebracht hatte, wurde der Name Malagueta sowie die spanische und portugiesische Schreibweise auf den neuen Chili-Pfeffer angewendet, weil die Pikantheit an Paradieskörner erinnerte. Malagueta blieb dank seines niedrigen Preises in Europa beliebt, auch nachdem die Portugiesen um 1500 die direkte Seeroute zu den Gewürzinseln eröffnet hatten. Dieser Namensvetter, der Malagueta-Chili, ist in Brasilien, der Karibik, Portugal und Mosambik nach wie vor beliebt [24]
- ▪ Die Bedeutung des Gewürzs von A. melegueta zeigt sich in der Ausweisung des Gebiets vom St. John River (in der Nähe des heutigen Buchanan) bis Harper in Liberia als Getreide- oder Pfefferküste zu Ehren der Verfügbarkeit von Paradieskörnern. Später ließ die Begeisterung für das Gewürz nach und seine Verwendung wurde auf ein Aroma für Würste und Bier reduziert. Im 18. Jahrhundert brach die Einfuhr nach Großbritannien zusammen, nachdem ein parlamentarischer Akt von George III die Verwendung in alkoholischen Getränken verboten hatte. 1855 importierte England etwa 6.800 bis 8.600 kg pro Jahr legal [24]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
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- Konservieren & Aufbewahren
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Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
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- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
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- Monographien (obsolet)
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- Traditionelle Volksmedizin
- Homöopathie
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- Anthroposophische Medizin
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- Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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- Wechselwirkungen
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- Darreichungsformen & Zubereitungen
- ▪ [Volksmed.]:
- ►Magenmittel [18]
- ▪ [Volksmed.]:
- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
- Medizinische Rezepturen
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- Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
- Nutzung nichtmedizinisch
- ▪ [Aromapflanze/Geschmackskorrigens]: Heutzutage wird das Gewürz manchmal in der Gourmetküche als Ersatz für Pfeffer verwendet und um einigen Craft-Bieren, Gins und norwegischem Akvavit einen einzigartigen Geschmack zu verleihen [24]. Paradieskörner erfreuen sich in Nordamerika aufgrund ihrer Verwendung durch einige bekannte Köche einer leichten Wiederbelebung der Beliebtheit - z.B. Alton Brown ist ein Fan des Gewürzs und verwendet es in Okra-Eintopf und seinem Apfelkuchenrezept in einer Folge der TV-Kochshow Good Eats [24]. Paradieskörner werden verwendet im Gin der Marke Bombay Sapphire [24], sowie als Zusatz von Malzlikören, Gin und Likören, um diese eine fiktive Stärke zu verleihen [24]. Das Ménagier de Paris empfiehlt es zur Verbesserung von Wein, der "abgestanden" riecht [24]
- ▪ [Gewürzpflanze]: Gewürz, v.a. für Schmorgerichte mit langer Kochzeit, u.a. wenige altertümliche Rezepte für Lebkuchen, Würste, Biere und Magenbitter [24]. Mit Paradieskörnern gewürzte Speisen findet man heute vor allem in den Maghrebstaaten, insbesondere Marokko [24]
- ▪ [Lebensmittelpflanze/Nahrungsmittelpflanze]: Aromatisches Speiseöl [24]
- ▪ [Essbare Wildpflanze]: Paradieskörner werden bei bestimmten Diäten verwendet, z.B. bei Rohkost, da sie als weniger verdauungsfördernd gelten als schwarzer Pfeffer [24]
- Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
- ▪ [Gewürzpflanze]: Pfefferersatz [24]
- Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
- ▪ [Hexenpflanze]: Paradieskörner wurden unter den Efik in Nigeria zur Wahrsagerei und zur Bestimmung der Schuld verwendet [24]
Quellenangaben
- [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- [27] Blesching U. (2015): CHI - The Cannabis Health Index; North Atlantic Books
- [1016] AskNature.org (2012): Gorilla diet protects heart: Grains of paradise. Biomimicry Institute; Biomimicry Institute
- [1017] Dybas C.L., Raskin I. (2011): Out of Africa: A Tale of Gorillas, Heart Disease ... and a Swamp Plant. Wayback Machine, BioScience, vol. 57; Wayback Machine, BioScience, vol. 57
- Autoren
- Letzte Änderung
15.07.2023