Camellia sinensis var. assamica (J.W.MAST.) KITAM. (Teestrauch (Assam-Tee / Pu Erh-Tee))
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Theaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Camellia
- Artname (botanisch)
Camellia sinensis var. assamica (J.W.MAST.) KITAM.
- Synonyme (botanisch)
Camellia arborescens HUNG T.CHANG & F.L.YU, Camellia assamica (J.W.MASTERS) HUNG T.CHANG, Thea assamica J.W.MASTERS, Thea grandifolia SALISB.
- Gattung (deutsch)
Kamelie
- Artname (deutsch)
Teestrauch (Assam-Tee / Pu Erh-Tee)
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Arbre à thé (franz.), Assamsaatpflanze (ger.), Miang-Baum (ger.), Tea plant (engl.), Tea-shrub (engl.), Tea tree (engl.), Tè (ital.), Té (span.), Théier (franz.), The (ned.)
Geobotanik & Ökologie
- Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
- Biotoptypen
Immergrüner Lorbeerwälder (Camellietea japonicae) [24]
- Standortbedingungen
siehe Camellia sinensis var. nigra (Schwarzer Tee)
- Bodentypen / Bodenbedingungen
siehe Camellia sinensis var. nigra (Schwarzer Tee)
- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
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- Temperatur
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- Feuchtigkeit
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- Wind
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- pH-Klasse
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- Stickstoff
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- Salz
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- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Lebensform
P: Phanaerophyt, Baum, der mehr als 5 m hoch werden kann [24]
- Blattausdauer
I: Immergrün, zu allen Jahreszeiten mit Blättern, die oft länger als 1 Jahr leben [24]
- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
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- Dominanz
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- Blütezeit
siehe Camellia sinensis var. nigra (Schwarzer Tee)
- Erntezeit
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Pharmazie & Pharmakologie
- Giftigkeit / Risikopotential
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- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
- ▪ CAVE: 1 Teebeutel auf 160 ml Wasser ergibt 60 mg Coffein, wobei dieselbe Menge reiner Blatttee nur 40 mg Coffein ergibt, somit sollten Coffein empfindliche Personen die reine Blattware verwenden [11[25]. Der Teeaufguss kann bei kleinen Kindern oder herzgeschädigten Personen Vergiftungserscheinungen hervorrufen [11][25]
- ▪ CAVE(cz): Es macht Sinn, sich über Herkunft und Erzeugungsart zu informieren, da manche Produkte Pestizide und Schadstoffe aufweisen können, die in Europa wegen ihrer krebserzeugenden Wirkung schon lange nicht mehr verwendet werden dürfen, in den Ursprungsländern des Tees gibt es jedoch solche Schutzbestimmungen für Boden und Pflanzen nicht [14]
- ▪ CAVE(max): 1 l Tee enthält 150-350 mg Coffein [4]. Akute und chronische Vergiftungen v.a. durch übermäßigen Gebrauch als anregendes Genussmittel; durch Coffein kommt es zu starken Erregungszuständen, auch Schock ist möglich (vgl. auch Coffea arabica) [11][25]
- Giftige / Allergene Pflanzenteile
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- Pflanzliche Inhaltsstoffe
siehe Camellia sinensis var. nigra (Schwarzer Tee)
- Pharmakologische Studienergebnisse
- ▪ Tee soll durch die oligomeren Proanthocyanidine ("OPC") die Resorption von Cholesterol hemmen [18] (siehe hierzu auch Vitis vinifera [18])
- ▪ OPC's sind Antioxidanzien und Radikalfänger [18]
- ▪ Wegen der großen Anzahl von phenolischen Hydroxylgruppen können OPC multiple nicht-kovalente Bindungen mit Proteinen bilden [18]
- ▪ OPC hemmen die Lipid-Peroxidase, das Angiotenisin Converting Enzyme (ACE), wie auch spezifisch Collagenase und andere Enzyme, die mit Kapillarbrüchigekit in Verbindung stehen [18]
- ▪ Deshalb sind OPC als venentonisierende Mittel nützlich, die die Elastizität und Permeabilität der Venen aufrecht erhalten [18]
- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
- ▪ Tee hat eine viele Tausend Jahre alte Geschichte, die bis in die Antike zurückgeht (vgl. Teeroute) [24]
- ▪ Tee hat eine langsamer einsetzende und länger anhaltende Wirkung als Kaffee (Coffea arabica), da das Coffein von der Bindung an Gerbstoffen gelöst werden muss [11]
- ▪ Innerhalb der Art Camellia sinensis gibt es grundsätzlich vier Varietäten [24]: 1.) Camellia sinensis var. sinensis ("Chinasaatpflanze", strauchwüchsig, ca. 6-8 m Wuchshöhe, kleinblättrig, Unterseite der Blätter und Außenseite der Kelchblätter ist unbehaart, Blattspitze stumpf, kälteresistentes Hochlandgewächs), stammt aus dem südchinesischen Hochland, gedeiht in Höhenlagen bis zu 2500 m und kann kurzzeitige Fröste ertragen. Die Pflanze kann 120-140 Jahre alt werden. Durch die Kultivierung weit verbreitet. 2.) Camellia sinensis var. assamica ("Assamsaatpflanze", baumwüchsig, ca. 18 m Wuchshöhe, schnellwüchsiger und großblättriger, Unterseite der großen Blätter ist behaart, Standort v.a. in der Ebene und in Sumpfland, kaum frostverträglich), Heimat ungenau, aber vermutlich im Dreiländereck zwischen Burma, Bangladesch und Assam. 3.) Camellia sinensis var. dehungensis, verbreitet im Süden Yunnans, Blätter noch größer als bei der var. assamica, unterseits behaart, Fruchtknoten unbehaart. 4.) Camellia sinensis var. pubilimba, verbreitet in Südost-China, Unterseite der Blätter und Außenseite der Kelchblätter behaart
- ▪ Im Anbau unterscheidet man meist zwei Varietäten [14][24]:
- ►Camellia sinensis var. sinensis, hauptsächlich in China und Darjeeling angebaut.
- ►Camellia sinensis var. assamica, erst 1830 in Assam entdeckt), v.a. in Indien und Sri Lanka angebaut.
- ►weitere z.B.: Camellia sinensis var. bohea (China-Tee)
- ▪ Diese reinen Sorten werden weltweit immer mehr von Hybriden zurückgedrängt [24]
- ▪ Weitere bekannte Teeanbaugebiete, nach denen auch die dort produzierten Sorten benannt sind: "Ceylon/Sri Lanka" (Allrounder, feiner, spritziger Tee mit kupferroter Tasse, ein Standardbestandteil von vielen Teemischungen (Blend)); "Assam" (aus nördl. Indien, Hochebene am Brahmaputra, kräftig, dunkel, malzig-würzig, neben hochwertigen Single-Lots (reine unvermischte Plantagentees) bilden Second Flush Assams die Basis für die ostfriesischen und viele andere Mischungen und haben die Teegewohnheiten vieler Nationen geprägt (in Deutschland besonders Ostfriesland, Irland, auch England und Russland); Yunnan (China) (blumig, natürlich, ob als Grüntee, halbfermentiert oder Schwarztee); "Bengalen/Bangladesch" (delikat, großblättrig, ein idealer Frühstückstee); "Rize" (nordöstl. Türkei, Lasische Bauern, Schwarztee, angenehm leichte Qualität); "Afrika" (Mosambik, Kenia, Simbabwe, Kamerun), v.a. einfache Qualitäten, die meist in den Mischungen der großen Handelsfirmen untergehen, lediglich aus Kenia kommen kleinere Mengen von handgepflückten, hochwertigen Blatt-Tees, die, ähnlich den Ceylons, oft eine frische Zitrusnote aufweisen; "Java" (Indonesien, hell und fruchtig) [24]; "Sumatra" (Indonesien, Ernte das ganze Jahr, guter Alltagstee); "Georgien"/"Karawanentee" (guter Alltagstee, jedoch nicht mit dem Russischen Tee zu verwechseln) [24]
- ▪ Camellia sinensis var. sinensis bringt einen leichten, hellen Tee mit viel Aroma hervor, die Camellia sinensis var. assamica hingegen einen kräftigen und dunklen Tee, die Erträge der Camellia sinensis var. assamica sind dafür deutlich höher; für die Teeproduktion werden auch Kreuzungen dieser beiden Varietäten eingesetzt, die aus Stecklingen gezogen werden [24]
- ▪ Pu-Erh-Tee schmeckt etwa modrig aufgrund des speziellen Fermentierungsverfahrens, mit dem er behandelt wird [14]
- ▪ Pu-Erh-Tee ist eher feucht und deshalb auch nicht so lange lagerfähig wie andere Tees [14]
- ▪ Oligomere Proanthocyanidine ("OPC's") werden zu kommerziellen Zwecken aus Vitis vinifera, aus grünen Teeblättern von Camellia sinensis, aus der Rinde von Pinus pinaster und aus Crataegus-Arten gewonnen [18]
- ▪ Auch Camellia japonica (Kamelie) und ihre Sorten sind nahe mit Camellia sinensis verwandt [14][18]
- ▪ Als der Teebedarf in Europa im 16. Jh. stieg, versuchten die Engländer, einige Camellia japonica Pflanzen aus China auszuführen, die in englischen Gewächshäusern zu voller Blüte kamen, aber dennoch keinen Chinesischen Tee lieferten [14]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
- ▪ Die beste Qualität liefern die ganz jungen Blättchen von Teepflanzen, die in Höhenlagen angebaut werden ("Darjeeling" (Königin der Tees) aus nordöstl. Indien in ca. 2000 m Höhe, Südhänge des Himalaya – hell, fein, aromatisch) [11][24]
- ▪ Pu-Erh-Tee ist eine Spezialität aus Yunnan und kann bis zu 80 Jahre alt werden, der somit nachreift und immer wertvoller wird [24]
- ▪ Durch die Fermentation (d.h. enzymatische Oxidation) verändert sich die Farbe von gelbgrün (Grüntee) zu rotbraun (Schwarztee) und gleichzeitig die chemische Zusammensetzung des Getränks (Bildung von Aromastoffen und Oxidation der Polyphenole) [18]
- Konservieren & Aufbewahren
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Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
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- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
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- Monographien (obsolet)
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- Homöopathie
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- Anthroposophische Medizin
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- Wechselwirkungen
- ▪ CAVE(int): Wirkungsverminderung von sedativ wirksamen Substanzen (z.B. Barbiturate, Antihistaminika) [32], Wirkungsverstärkung von Substanzen mit tachykarder Wirkung (z.B. Sympathomimetika, Thyroxin) [32], Wirkungsverstärkung von Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS) [32], Verminderung des Coffein-Abbaus in der Leber durch Orale Kontrazeptiva, Cimetidin und Disulfiram [32], Beschleunigung des Coffein-Abbaus in der Leber durch Barbiturate und Rauchen [32], Theophyllin-Ausscheidung bei gleichzeitiger Gabe herabgesetzt [32], Ausscheidung von Coffein und dem Metaboliten Paraxanthin bei gleichzeitiger Gabe von Gyrasehemmern des Chinoloncarbonsäure-Typs herabgesetzt [32], Abhängigkeitspotential von Ephedrin bei gleichzeitiger Gabe erhöht [32]
- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
- Medizinische Rezepturen
- ▪ [Erste Hilfe]: Bei starkem Erregungszustand Kohle-Pulvis (Aktivkohle), resorptionsvermindernde Maßnahmen (Aktivkohle, Natriumsulfat (Glaubersalz)) [11][25][32]
- ▪ [Klinik-Therapie]: Bei Herzrhythmusstörungen vorgeschädigter Patienten EKG-Überwachung und evtl. Antiarrhythmika, in schweren Fällen ist eine Hämoperfusion indiziert, gegen Arrhythmien kann Lidocain (50-100 mg i.v.) verabreicht werden, bei Auftreten von Krämpfen kann Diazepam zu 20 mg i.v. gegeben werden [11][25][32]
- Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
- Nutzung nichtmedizinisch
- ▪ [Genussmittelpflanze]:
- ►Assam-Tee ist kräftig, dunkel, malzig-würzig im Geschmack; neben hochwertigen Single-Lots (reine unvermischte Plantagentees) bilden Second Flush Assams die Basis für die ostfriesischen und viele andere Mischungen und haben die Teegewohnheiten vieler Nationen geprägt (in Deutschland besonders Ostfriesland, Irland, auch England und Russland) [24]
- ►Bei Pu Erh-Tee werden die fermentierte Blätter nochmals nachfermentiert (Teefarbe Rot, kommt meist als Fladen oder Nest gepresst in den Handel) [4][14][24]
- ▪ [Genussmittelpflanze]:
- Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
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- Ethnobotanische Bedeutung
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- Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
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Quellenangaben
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte; Nikol Verlags-GmbH
- [14] Hirsch S. & Grünberger F. (2006): Die Kräuter in meinem Garten; Freya Verlag, Linz
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- [32] DocCheck Flexikon (ff): Die Medizin-Community für Ärzte, Apotheker ...; http://www.doccheck.com/de/
- Autoren
- Letzte Änderung
28.01.2024