Cola acuminata (P.BEAUV.) SCHOTT & ENDL. (Abata-Kola)
Zusammenfassung
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Malvaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Cola
- Artname (botanisch)
Cola acuminata (P.BEAUV.) SCHOTT & ENDL.
- Synonyme (botanisch)
Bichea acuminata (P.BEAUV.) FARW., Edwardia acuminata (P.BEAUV.) KUNTZE, Sterculia acuminata P.BEAUV.; heterotypisch: Bichea solitaria STOKES, Bichea sulcata PIERRE ex A.CHEV., Braxipis grandiflora RAF., Clompanus longifolia KUNTZE, Cola grandiflora (VENT.) SCHOTT & ENDL., Cola ledermannii ENGL. & K.KRAUSE, Cola macrocarpa (G.DON) SCHOTT & ENDL., Cola pseudoacuminata ENGL., Colaria acuminata RAF., Edwardia lurida RAF., Helicteres paniculata LOUR., Icosinia paniculata (LOUR.) RAF., Lunanea bichy DC., Siphoniopsis monoica H.KARST., Southwellia longifolia RAF., Sterculia grandiflora VENT., Sterculia macrocarpa G.DON
- Gattung (deutsch)
Kolabaum
- Artname (deutsch)
Abata-Kola
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Abata cola (engl.), Abe-cola (fang afrikaan.), Albero della cola (ital.), Cola (engl., ital., span.), Cola tree (engl.), Colatier (franz.), Doe-fiah (afrikaan.), Gurunuss (ger.), Kola nut (engl.), Kola nut tree (engl.), Kolabaum (ger.), Kolanuss (ger.), Laboshi cola (afrikaan.), Noix de cola (franz.), Ombenenuss (ger.)
Geobotanik & Ökologie
- Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
- H: Südwestafrika (Angola, Cabinda) [1], Westafrika [4][11][18], Westafrika (Nigeria) [1][18], Westafrika (Togo, Benin, Golf von Guinea) [1], Westafrika (Sierra Leone) [18], Zentralafrika (Kamerun, Zentralafrikanische Republik, DR Kongo, Kongo) [1], Zentralafrika (Gabun) [1][18]
- V: Westafrika (Elfenbeinküste, Liberia, Sierra Leone) [1], nördl. Südamerika (Trinidad-Tobago) [1], Mittelamerika-Karibik (Kuba, Haiti, Dominikanische Republik, Puerto Rico) [1], Ozeanien-Mikronesien (Marianen) [1]
- A: Tropen (Westafrika) [24], Tropen (Westindien/Vorderasien, Südamerika, Asien) [11][18]
- Biotoptypen
- -
- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Temperatur
- -
- Feuchtigkeit
6: Frisch bis feucht [25]
- Wind
- -
- pH-Klasse
6: Neutral bis schwach sauer [25]
- Stickstoff
- -
- Salz
- -
- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Blattausdauer
- -
- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
- -
- Dominanz
- -
- Blütezeit
- -
- Erntezeit
- -
Pharmazie & Pharmakologie
- Giftigkeit / Risikopotential
- 0: wenig giftig / ungenießbar [11]
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
-
CAVE: Nebenwirkungen wie Einschlafstörungen, nervöse Unruhe und Magenbeschwerden können wie beim Coffein auftreten [4]
-
CAVE(max):
-
[Erste Hilfe]: Bei starkem Erregungszustand resorptionsvermindernde Maßnahmen durch Kohle-Pulvis (Aktivkohle) oder erbrechen lassen mit Natriumsulfat (Glaubersalz) [11][32]
-
- Nutzbare Pflanzenteile
- [EbM/Monographien]: Von der weißen Samenschale befreiter getrockneter Samenkern/"Kolanüsse" (Colae semen, früher: Semen Colae; = Embryo und 4 große Keimblätter/Endospermteile) [Komm.E+, PhEur] [4][18]
- [Volksmed.]: Frische Samen ("Kolanüsse") [4][11][18]
- [Geschmackskorrigens / Aromapflanze]: Samen [24]
- [Lebensmittelpflanze / Nahrungsmittelpflanze]: Frucht [24]
- [Färbepflanze]: Samen [24]
- [Materialtechnische / bautechnische Nutzung]: Holz [24]
- [Brennmaterial / Energielieferant]: Holz [24]
- Pflanzliche Inhaltsstoffe
- [Samen]: Purinalkaloide [18] (wie v.a. Coffein [18] (1,25-2,4 % [24] / 1,5-2 % [11] / 1,5-3 % [18] / bis 3,5 % [11]), u.a. Theobromin [11][18][24] (geringer Gehalt [18] / 0,1 % [11]), Polyphenole (4-6 % [18], wie Catechine [11] (Cola-Catechin (Colatin) [18][24], Coffein-Catechin (Colanin, etwa 2 %) [11][24], Epicatechin [11][18], Procyanidine [18])
- Pharmakologische Studienergebnisse
-
[Allgemeines]:
- Die pharmazeutischen Zubereitungen/Fertigarzneimittel aus Colanüssen können nur dann Anspruch auf Vollwertigkeit erheben, wenn sie Colacatechin und Coffein-Catechin in unveränderter Form enthalten; man muss daher als Ausgangsprodukt für die Zubereitungen "stabilisierte" Nüsse verwenden [11]
- In Patientenstudien zeigten Kolasamen eine positiv chronotrope und schwach harntreibende Wirkung [18]
- Tierversuche erbrachten Hinweise auf analeptische und lipolytische Eigenschaften von Kolasamen, ferner auf eine Stimulierung der Magensaftsekretion [18]
-
[Coffein]:
- Coffein hemmt unspezifisch/kompetitiv die Adenosinrezeptoren (in ZNS, Bronchien und Herz (Blockierung der Adenosinrezeptoren A1), Dilatation zerebraler Gefäße (A2 und A3)) und unspezifisch die Phosphodiesterase (welche sonst die Second-Messenger cAMP und cGMP zu AMP und GMP abbaut). Durch die Hemmung kommt es zur Erhöhung der intrazellulären cAMP-Konzentration, was zu einer Bronchodilatation (Bronchospasmolyse), ZNS-Stimulation, Blutdrucksteigerung, Herzfrequenzsteigerung, harntreibenden/aquaretischen Wirkung, Steigerung der Darmperistaltik, u.a. führt [Pharma]. Somit beeinflusst Coffein auch indirekt die zentralen Organe des Vagus [11]
- Coffein wirkt ZNS-anregend, erhöht die Reflexerregbarkeit und wirkt bei geistiger und körperlicher Erschöpfung [4][11][18]
- Eine erkennbare Wirkung auf das ZNS wird ab etwa 150-200 mg Coffein erreicht, in dieser Konzentration beeinflusst das Coffein v.a. den sensorischen Teil der Hirnrinde mit Erhöhung des Gehirntonus, wodurch das Konzentrationsvermögen erhöht und die Speicherkapazität und die Fixierung erleichtert wird, die Stimmung kann sich sogar bis zu leichter Euphorie steigern [24]
- Coffein beeinflusst das Herz durch eine positiv inotrope Wirkung, was zu einer beschleunigten Herztätigkeit und erhöhten Herzkontraktion führt (günstig für Patienten mit niedrigem Blutdruck) [11][18], auch kommt es zu einer Erweiterung der Coronargefäße. Das Pulsvolumen bzw. de linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LV-EF bzw. EF) wird nicht vergrößert, jedoch kann das Herz einen größeren Maximaldruck überwinden [11]
- Die Coffeinwirkung auf den Kreislauf wird durch eine Erregung des Vasomotorenzentrums und der Ganglien des Reizleitungssystems erreicht [11]
- Coffein steigert die Magensaftsekretion und Darmperistaltik; die Wirkung gegen Durchfall wird dagegen den Gerbstoffen zugeschrieben [18]
- Coffein ab 100-300 mg wirkt atmungsanregend und Körpertemperatur erhöhend [4]
- Coffein kann auch durch die Verbesserung der Herzaktion die Diurese vermehren; wesentlich ist aber vor allem die Wirkung an der Niere selbst [11]
-
[Coffein-Bioverfügbarkeit]:
- Die Resorption von Coffein im Magendarmtrakt erfolgt rasch und vollständig, da die Bioverfügbarkeit zwischen 90-100 % liegt; so wird die maximale Plasmakonzentration bereits 15-20 min nach Aufnahme des Coffeins erreicht. Es kann die Blut-Hirn-Schranke überschreiten und erreicht nahezu alle Organe [24]
- Tee hat dennoch eine langsamer einsetzende und länger anhaltende Wirkung als Kaffee, da das Coffein von der Bindung an Gerbstoffen gelöst werden muss [11]
- Die Plasmahalbwertszeit von Coffein beträgt bei gesunden Erwachsenen etwa 2,5-5 Std [24]
- Beim Menschen wird Coffein zu anderen Methylxanthinen wie Paraxanthin, Theobromin oder Theophyllin demethyliert, durch weitere Verstoffwechselung entstehen Monomethylxanthin, Urate und Uracil-Derivate, die überwiegend renal ausgeschieden werden; weniger als 2% des Coffeins verlassen den Körper unverändert [24]
-
[Gerbstoffe]:
- Die Procyanidine können mit den Purinalkaloiden (z.B. Coffein) Komplexe bilden [18]
- Die Wirkungen des Catechin-Coffeins (Colanin) sind im Vergleich zum reinen Coffein modifiziert: Beim Colanin ist die meist störende Erhöhung der Herzfrequenz und auch der diuretische Effekt des Coffeins abgeschwächt; daher ist eine zentral anregende Wirkung beim Catechin-Coffein besonders ausgeprägt [11]
- Die Bioverfügbarkeit (durch Resorption des Coffein-Catechinkomplexes aus dem Magendarmtrakt ins Blut) des Catechin-Coffein-Komplexes ist ebenfalls wie beim reinen Coffein schnell und zuverlässig [11][25]
- Jedoch sollten Gerbstoffe auf nüchternen Magen eingenommen werden, da Gerbstoffe sonst mit Proteinen bereits im Magen interagieren und somit abgeschwächt im Darmtrakt ankommen würden [25]
- Catechine bewirken eine natürliche TNF-alpha-(Tumornekrosefaktor)-Hemmung [Pharma]
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- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
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[Geobotanik]:
- Stammpflanzen der Kolanuss sind: Cola acuminata, Cola nitida und Cola verticillata [11]
-
[Botanik]:
- Die Samen von Cola acuminata zerfallen nach Entfernen der Samenschale in etwa vier unregelmäßige Endospermanteile, bei Cola nitida dagegen in zwei Endospermanteile [18]
- Die Samen sind ungewöhnlich, da sie bis zu sechs Keimblätter besitzen und damit zu den zweikeimblättrigen Pflanzen mit den meisten Keimblättern gehören (die überwiegende Mehrheit der zweikeimblättrigen Pflanzen hat zwei Keimblätter) [24]
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[Geschichte]:
- Auf Expeditionen im 19. Jh. wurde die Aufmerksamkeit auf die Kolanüsse gelenkt, welche die Strapazen erleichterte [11]
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[Wirkung]:
- Kolasamen wirken ähnlich wie andere coffeinhaltige Produkte, z.B. Kaffee, Tee, Guarana und Maté [18]
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- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
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- Der Koffeingehalt der Kolanüsse ist schwankend [25]
- Konservieren & Aufbewahren
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Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
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[++] EbM/Monographien (Fertigarzneimittel):
-
[+] EbM/Monographien (Fertigarzneimittel):
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[+] EbM/Patientenstudien (Samen):
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- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
- Monographien (obsolet)
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- Traditionelle Volksmedizin
- Homöopathie
- [+] Hom:
- Vitalität: Schwäche nach körperlicher Überanstrengung [4]
- [+] Hom:
- Anthroposophische Medizin
- -
- Wechselwirkungen
- CAVE(int):
-
Ob Coffein in Schmerzmitteln deren Wirkung verstärkt oder eher zum Schmerzmittelmissbrauch führt, wird heute unterschiedlich beurteilt [4]
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Coffein verstärkt die Wirksamkeit folgender Arzneimittel:
-
Coffein verstärkt bei gleichzeitiger Gabe das Abhängigkeitspotential von Ephedrin [32]
-
Coffein hemmt die Wirksamkeit folgender Arzneimittel:
- Sedativa (z.B. Barbiturate, Antihistaminika) [32]
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Coffeinwirkung wird verlängert durch folgende Substanzen (durch Verminderung der renalen Ausscheidung von Coffein und dem Metaboliten Paraxanthin):
- Fluorchinolone (Antibiotika) wie Ciprofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin [32]
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Coffeinwirkung wird verlängert durch folgende Substanzen (durch Verminderung des Coffeinabbaus in der Leber):
-
Coffeinwirkung wird gehemmt durch folgende Substanzen (durch Beschleunigung des Coffeinabbaus in der Leber):
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- CAVE(int):
- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
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- Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
- Nutzung nichtmedizinisch
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[Genussmittelpflanze]: Anregendes Erfrischungsgetränk aus künstlichen Cola-Aromen [4][18][25]
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[Geschmackskorrigens / Aromapflanze]: Industriell hergestellten Getränken, wie Coca-Cola, verleiht die Kolanuss den typischen Cola-Geschmack [24]
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[Lebensmittelpflanze / Nahrungsmittelpflanze]: Die Früchte werden geröstet, zerstoßen oder gekaut und können Getränken wie Tee oder Milch oder Getreidebrei wie Porridge beigemischt werden [24]
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[Färbepflanze]: In Afrika werden Kolanüsse als Lebensmittelfarbstoff verwendet [24]
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[Materialtechnische / bautechnische Nutzung]: Das Holz dient in Afrika zur Herstellung von Möbeln, Häusern oder Booten [24]
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[Brennmaterial / Energielieferant]: Das Holz wird als Brennstoff verwendet [24]
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- Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
- [Genussmittelpflanze]: Extrakte und Tinkturen von Cola acuminata waren früher Bestandteil vieler stimulierender Erfrischungsgetränke und Cola-Getränken, ist aber inzwischen durch künstliche Aromen ersetzt worden [18]
- Ethnobotanische Bedeutung
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[Ethnobotanische Nutzung]:
- In Afrika werden Kolanüsse in der traditionellen Medizin angewendet [24]
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[Rauschmittel (nichthalluzinogen) / Aphrodisiakum]:
- Frische Samen/"Kolanüsse" werden in Westafrika als anregende Koffeinquelle gekaut; beim Kauen der ganzen Samen haben sie einen bitteren Geschmack, hinterlassen aber einen süßen Nachgeschmack, der den Geschmack und die Süße anderer Speisen verstärkt [24]
- Auch können die getrockneten Samen zu Pulver gemahlen und Getränken beigemischt werden, um die Wachsamkeit zu steigern, Müdigkeit zu verringern und die Ausdauer zu erhöhen [24]
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- Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
- -
Quellenangaben
- [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte; Nikol Verlags-GmbH
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- [32] DocCheck Flexikon (ff): Die Medizin-Community für Ärzte, Apotheker ...; http://www.doccheck.com/de/
- Autoren
Benjamin Busse
- Letzte Änderung
16.12.2025