Glycyrrhiza glabra L. (Kahles Süßholz)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Fabaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Glycyrrhiza
- Artname (botanisch)
Glycyrrhiza glabra L.
- Synonyme (botanisch)
Liquiritia officinalis MOENCH
- Gattung (deutsch)
Süßholz
- Artname (deutsch)
Kahles Süßholz
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Lakritze (ger.), Lakritzenwurzel (ger.), Licorice (engl.), Liquirizia (ital.), Liquorice (engl.), Regalicia (span.), Réglisse Officinale (franz.), Spanisches Süßholz (ger.), Süßholzstrauch (ger.)
Geobotanik & Ökologie
- Klimazonen
4, 7, 3, 6
- Klimaregionen (Mikroklimata)
- Biotoptypen
- Standorttypen
- Standortbedingungen
- Bodentypen / Bodenbedingungen
- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
- Temperatur
- Feuchtigkeit
- Wind
- pH-Klasse
- Stickstoff
- Salz
- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Lebensform
- Blattausdauer
- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
- Dominanz
- Blütezeit
V-IX [4]
- Erntezeit
Pharmazie & Pharmakologie
- Giftigkeit / Risikopotential
0(max), essbar [4]
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
CAVE(max): Lakritzprodukte als Genussmittel können nach regelmäßigem reichlichem Verzehr ebenfalls unerwünschte Nebenwirkungen (wie Bluthochdruck) verursachen [4]; daher max. Gehalt an Glycyrrhizin mit 200 mg/100 g Lakritzzubereitung festgelegt [4]; Tee nicht länger als 4-6 Wochen anwenden [4]; während dieser Zeit auf kaliumreiche Kost wie Bananen und Aprikosen achten! [4]; Bei längerem Gebrauch kann es zu vermehrter Ödembildung und zu Bluthochdruck kommen! [4]; Indirekte mineralocorticoide Wirkung führt bei längerer hoch dosierter Einnahme (4 Wochen) zu entsprechenden Nebenwirkungen durch Veränderungen im Mineralstoffwechsel mit Ödembildung und Bluthochdruck! [4][18]; Pro Tag sollten davon nicht mehr als 100 mg entsprechend 50 g Lakritz konsumiert werden! [4]
- Giftige / Allergene Pflanzenteile
Wurzel, Holz, Stängel, Pflanzensaft
- Pflanzliche Inhaltsstoffe
Triterpen(-säure)saponine [4][18] (v.a. Glycyrrhizinsäure [18] (2-15 % [18]), Glycyrrhizin [4] (Kaliumsalze [4] und Calciumsalze [4] der Glycyrrhizinsäure [4], Glycyrrhetinsäure [4][18] (das Aglykon der Glycyrrhizinsäure [18], v.a. in der Wurzelrinde [4]), 24-Hydroxyglycyrrhetinsäure [18], u.a. weitere Saponine [18]), Triterpenoide, Flavonoide [4][18] (wie Liquiritin [4][18] und Isoliquiritin [4][18] bzw. deren Aglykone [4], Liquiritigenin, Isoliquiritigenin (Chalkonform)), Isoflavone/Isoflavonoide [4][18] (wie Formononetin [4]), Isoflavan [4] (wie Licoricidin [4]), Chalkone [18], Cumarine [4], Phytosterole [4], Polysaccharide [4]
- Pharmakologische Studienergebnisse
Versuche belegen, dass Glycyrrhizinsäure und Glycyrrhetinsäure schwach an Corticoidrezeptoren (Glucocorticoide, Aldosteron) binden [18], so soll Glycyrrhetinsäure durch Hemmung eines Enzyms die Ausscheidung von körpereigenen Corticosteroiden verzögern [4], dies könnte die entzündungshemmenden Eigenschaften erklären [18]; Diese als indirekte corticoide Wirkung führt allerdings bei längerer, hoch dosierter Einnahme zu entsprechenden Nebenwirkungen [4]; Süßholz besitzt ferner gewisse antivirale, antibakterielle, zytotoxische, antihepatotoxische, antioxidative, antihistaminerge und immunstimulierende Eigenschaften [18], in Japan werden die antiviralen Eigenschaften der Glycyrrhizinsäure parenteral zur Behandlung chronischer Leberentzündungen eingesetzt [4]; Das Vorkommen von Saponinen macht die expektorierenden, sekretolytischen und sekretomotorischen Eigenschaften plausibel [18]; Krampflösende Wirkung haben die Flavonoide [4]; Für das Isoflavan Licoricidin wurden entzündungshemmende, antiasthmatische und antiallergische Effekte erkannt [4], die in der traditionellen asiatischen Medizin schon lange genutzt werden [4]; Seit der antike bei Magen- und Duodenumgeschwüre sowie gegen Gastritis und Husten eingesetzt [18], geschwürheilende Aktivitäten konnten aber bisher in klinischen Studien nicht bestätigt werden [18]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
Die Hauptflavonoide und Chalkone der frischen Wurzel (Liquiritin bzw. Isoliquiritin) werden bei der Trocknung teilweise hydrolysiert [18]
- Konservieren & Aufbewahren
Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
- Monographien (obsolet)
- Traditionelle Volksmedizin
- Homöopathie
- Anthroposophische Medizin
- Wechselwirkungen
- Darreichungsformen & Zubereitungen
[Wurzel, Rhizom]: Isol. Glycyrrhizinsäure [18], Hustentees [4], Teeaufguss [4][18], Teeaufgussmischungen [4], Abkochungen [18] und Extrakte [18] als Bestandteil von vielen Zubereitungen [18], als Wirkstoff [18], wie auch zur Geschmacksverbesserung von Medikamenten [18]; [Holz]: Süßholzsaft (Liquiritiae succus, hergestellt durch Auskochen der Wurzeln mit Wasser und Eindampfen des Extraktes) in Fertigpräparaten [4]; Hom: Glycyrrhiza glabra [4]; Ar/Gm/Lb: Süßholzsaft als Lakritze [4]
- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
- Medizinische Rezepturen
- ▪ [Teeaufguss]: 2-3x 1 TL bzw. 1-1,5 g zerschnittenes Rhizom/150 ml Tasse (kochendes Wasser, 10-15 min ziehen, nach den Mahlzeiten trinken) [4][18]
- ▪ [Schonendes Schlafmittel]: Ein Kalt-Mazerat. Für eine 100 g Mischung jeweils 25 g Melisse und Weißdornblätter mit -blüten, 20 g Baldrianwurzel sowie jeweils 10 g Hopfenzapfen, Pomeranzenblüten und Süßholzwurzel. Die beiden letzten dienen als aromatische Geschmacksgeber. 1 TL der Mischung mit ca. 150 ml lauwarmem Wasser übergießen, etwa 5 Stunden ziehen lassen, gelegentlich umrühren. Dann abseihen. Den mit Honig gesüßten Tee etwa 30 Minuten vor dem Schlafengehen schluckweise trinken. [97]
- ▪ [Tee bei grippalen Infekten]: 30 g getrocknetes Zistrosenkraut, Anissamen und Süßholzwurzel vermischen. 1 EL davon mit 250 ml heißem Wasser übergießen und 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, anschließend abseihen. 3-4mal täglich eine Tasse davon trinken, nach Geschmack mit Honig süßen. [97] (2/2023)
- Rezepte - Essen & Trinken
Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
Quellenangaben
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [97] Natur & Heilen (ff): Die Monatszeitschrift für gesundes Leben; Natur & Heilen GmbH & Co. KG
- Autoren
- Letzte Änderung
26.01.2023