Nomenklatur & Systematik

Familie

Sapindaceae

Gattung (botanisch) / Sektion

Paullinia

Artname (botanisch)

Paullinia cupana KUNTH.

Synonyme (botanisch)

Paullinia sorbilis MART.

Gattung (deutsch)

Guarana

Artname (deutsch)

Guaranastrauch

Andere Artnamen & Volksnamen (international)

Brasilian Cocoa (engl.), Cupana (span.), Guarana (franz.), Guaraná (ger., engl., guaraní), Guarana-Pflanze (ger.)

Geobotanik & Ökologie

Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)

H: S-Am (südl. Ama) [4][18]; A: Ama [4]

Klimazonen

1, (2)

Klimaregionen (Mikroklimata)

tropisches Klima [25]

Biotoptypen
Standorttypen

Wälder (Regenwald) [4], Tropen [25]

Standortbedingungen

warmer Standort [25], feuchter Standort [25]

Bodentypen / Bodenbedingungen
Standortfaktoren (Ökofaktoren)
Licht
Temperatur
Feuchtigkeit
Wind
pH-Klasse
Stickstoff
Salz
Soziol. Pflanzencharakteristik
Lebensform
Blattausdauer
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
Dominanz
Blütezeit

VII-VIII [4]

Erntezeit

Pharmazie & Pharmakologie

Giftigkeit / Risikopotential

0-1(max)

Nebenwirkungen / Risikobemerkungen

CAVE(max): Coffein gilt als sicher, kann aber in höherer Dosis zu Nebenwirkungen wie Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit, Herzklopfen, Konzentrationsmangel und Magendarmbeschwerden führen [4][18]; Coffein hat eine geringe therapeutische Breite, bei Intoxikation treten u.a. Tremor, Tachykardie und Arrhythmien auf [25]; Auch Theobromin hat eine geringe therapeutische Breite, bei Überdosierung sind Tachykardie, Augenflimmern, Tremor und Kopfschmerzen die Folge, weiterhin kann es zu starken Schweißausbrüchen kommen; die tödliche Dosis für einen rund 75 kg schweren Menschen liegt bei rund 19-21 g Theobromin [24]; Auch Theophyllin hat ein geringe therapeutische Breite, bei Überdosierung treten Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen, Tremor, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen und Krämpfe auf [24]

Giftige / Allergene Pflanzenteile

Samen [18]

Nutzbare Pflanzenteile

Samen (Mark) [18], Getrocknete, geröstete und gemahlene Samen (genauer die Keimblätter) (Paulliniae cupanae semen tostum) [4][18]

Pflanzliche Inhaltsstoffe

[Guaranapaste, Samen]: Purinalkaloide [4] (v.a. Coffein (mind. 3 %, 3,5-6 %) [4][18], u.a. Theobromin (gering) [4], Theophyllin (gering) [4]), Catechingerbstoffe (hoher Gehalt, 12 %) [4][18] (Catechin [18], Epicatechin [18], Oligomere Proanthocyanidine/OPC [4][18]), Ätherisches Öl (wenig) [4], Saponin

Pharmakologische Studienergebnisse
  • ▪ Coffein ist ein unspezifischer/kompetitiver Antagonist am Adenosinrezeptor (im ZNS, etwa gleich starker Blockierung der Adenosinrezeptoren A1 (Bronchien, Herz, u.a.), A2 (Dilatation zerebraler Gefäße) und A3), unspezifische Hemmung der Phosphodiesterase (welche sonst die Second-Messenger cAMP und cGMP zu AMP und GMP abbaut, durch Hemmung kommt es zur Erhöhung der intrazellulären cAMP-Konzentration und Bronchodilatation (Bronchospasmolyse)), bronchodilatierend, ZNS-stimulierend, blutdrucksteigernd, Herzfrequenz steigernd, diuretisch, Darmperistaltik steigernd [Pharma]
  • ▪ Die Resorption von Koffein im Gastrointestinaltrakt erfolgt rasch und vollständig, die Bioverfügbarkeit liegt zwischen 90-100 %, die maximale Plasmakonzentration wird bereits 15-20 min nach der Aufnahme des Koffeins erreicht, Koffein kann die Blut-Hirn-Schranke überschreiten und erreicht nahezu alle Organe; Die Plasmahalbwertszeit beträgt bei gesunden Erwachsenen etwa 2,5-5 Std, eine erkennbare Wirkung auf das ZNS ab etwa 150-200 mg, in dieser Konzentration beeinflusst das Koffein v.a. den sensorischen Teil der Hirnrinde, in diesem Fall kommt es zu einer Erhöhung des Gehirntonus, wodurch das Konzentrationsvermögen erhöht wird und die Speicherkapazität und die Fixierung erleichtert wird, die Stimmung kann sich sogar bis zu leichter Euphorie steigern [24]
  • ▪ Beim Menschen wird Koffein zu anderen Methylxanthinen wie Paraxanthin, Theobromin oder Theophyllin demethyliert, durch weitere Verstoffwechselung entstehen Monomethylxanthin, Urate und Uracil-Derivate, die überwiegend renal ausgeschieden werden; weniger als 2% des Koffeins verlassen den Körper unverändert; Einige Produkte haben einen natürlichen Koffeingehalt, wie z.B. Kaffee (eine Tasse enthält ca. 50-100 mg), Schwarzer Tee (eine Tasse kann bis zu 50 mg enthalten), Kakao (enthält 4-9 mg/100 g TG) und Schokolade (bei Vollmilchschokolade sind es in etwa 15 mg/100 g Schokolade) [24]; Koffein ist aufgrund seiner ergogenen Wirkung oft auch eine Zumischung in vielen Erfrischungsgetränken und Energy-Drinks [25]
  • ▪ Coffein ist ein bekanntes zentral stimulierendes und gleichzeitig harntreibendes Mittel (siehe Coffea) mit offensichtlichem Nutzen in Stärkungs- und Schlankheitsmitteln [18]; Die Wirkung gegen Durchfall wird den Gerbstoffen zugeschrieben [18]
  • ▪ Theobromin ist ebenfalls ein unspezifischer/kompetitiver Antagonist am Adenosinrezeptor (im ZNS) und hemmt ebenso unspezifisch die Phosphodiesterase (welche sonst die Second-Messenger cAMP und cGMP zu AMP und GMP abbaut); durch Hemmung kommt es zur Erhöhung der intrazellulären cAMP-Konzentration und Bronchodilatation (Bronchospasmolyse)), sowie zur hustenreizstillenden Wirkung [24][25]
  • ▪ Catechine bewirken eine natürliche TNF-alpha-(Tumornekrosefaktor)-Hemmung [Pharma]
Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen

Guarana ist die coffeinreichste zurzeit bekannte Droge [4][18], drei- bis fünfmal mehr Coffein als Kaffee [18], bei der Kaffeebohne sind es nur 0,7-2,5 % [4]; 3-5 g Guaranapulver entsprechen im Coffeingehalt 2 Tassen starkem Kaffee [4]; Die Wirkung ist länger anhaltend [4], da das Coffein teilweise an Gerbstoffe gebunden vorliegt und nur langsam frei gesetzt wird (wie beim Tee) [4]; Die Samen haben glänzende dunkle Flecken an deren Spitze (die "Augen") und spielen wegen dieser Ähnlichkeit im Brauchtum brasilianischer Eingeborener eine Rolle [18]

Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)

Der Coffeingehalt der Samen beträgt 3,5(4)-6 % [4][18], die Paste enthält mindestens 3 % Coffein [18]

Konservieren & Aufbewahren

Medizin & Rezepturen

Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)

M(Nahrungsergänzungsmittel, Guaranazubereitungen und -getränke): Müdigkeit [18], Schwäche [18], ZNS-stimulierend [18], Übergewicht [18], Magendarmstörungen [18]

Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
Monographien (obsolet)
Traditionelle Volksmedizin

V: Tonikum [18], Stärkungsmittel [18], aphrodisierend [18], Müdigkeit (2) [4], mental leistungssteigernd [4], Hungergefühl [4], diuretisch [18], diuretisch (2) [4], Magendarmstörungen [4][18]

Homöopathie

Hom: Erschöpfung [4], Kopfschmerzen [4]

Anthroposophische Medizin
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
Wechselwirkungen

CAVE(int): Wirkungsverminderung von sedativ wirksamen Substanzen (z.B. Barbiturate, Antihistaminika) [32], Wirkungsverstärkung von Substanzen mit tachykarder Wirkung (z.B. Sympathomimetika, Thyroxin) [32], Wirkungsverstärkung von Paracetamol, Acetylsalicylsäure (ASS) [32], Verminderung des Coffein-Abbaus in der Leber durch Orale Kontrazeptiva, Cimetidin und Disulfiram [32], Beschleunigung des Coffein-Abbaus in der Leber durch Barbiturate und Rauchen [32], Theophyllin-Ausscheidung bei gleichzeitiger Gabe herabgesetzt [32], Ausscheidung von Coffein und dem Metaboliten Paraxanthin bei gleichzeitiger Gabe von Gyrasehemmern des Chinoloncarbonsäure-Typs herabgesetzt [32], Abhängigkeitspotential von Ephedrin bei gleichzeitiger Gabe erhöht [32]

Darreichungsformen & Zubereitungen

M: "Muntermacher Guarana" [4] in Form von Kapseln [4] und Tabletten [4], Nahrungsergänzungsmittel [18], Stärkungsmittel [18], Schlankheitsmittel [18]; V: Getrocknete, geröstete und gemahlene Samen (genauer den Keimblättern) [4][18] durch Zusatz von Wasser zubereitete Guaranapaste (Pasta Guarana = guaraná) zu Stangen geformt [4][18]; Hom: "Guarana" [4], Guaranapaste [4]; Lb: "Muntermacher Guarana" [4] in Form von Riegeln [4] und Erfrischungsgetränken/Softdrinks/Energy-Drinks [4][18]

Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
Medizinische Rezepturen

[Pasta Guarana]: Mischen von gerösteten, zermahlenen Samen mit Wasser [18]; [Softdrinks]: 1,3 g Extrakt/100 g [18]; [Energy-Drinks]: zusätzlich mit Taurin versetzt [18]

Rezepte - Essen & Trinken

Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik

Nutzung nichtmedizinisch
Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
Ethnobotanische Bedeutung

Eth [18]

Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)

Quellenangaben

  • [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
  • [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
  • [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
  • [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
  • [32] DocCheck Flexikon (ff): Die Medizin-Community für Ärzte, Apotheker ...; http://www.doccheck.com/de/
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Letzte Änderung

25.08.2019