Potentilla erecta (L.) RAEUSCH. (Blutwurz)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Rosaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Potentilla
- Artname (botanisch)
Potentilla erecta (L.) RAEUSCH.
- Synonyme (botanisch)
Potentilla tormentilla NECK., Potentilla sylvestris NECK., Tormentilla erecta L., Potentilla laeta SALISB.
- Gattung (deutsch)
Fingerkraut
- Artname (deutsch)
Blutwurz
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Common Tormentil (engl.), Dilledapp (ger.), Durmedill (ger.), Durmentill (ger.), Erect Cinquefoil (engl.), Heidecker (ger.), Natter(n)wurz (ger.), Rotwurz (ger.), Ruhrwurz (ger.), Septfoil (engl.), Siebenfinger (ger.), Tormentil (engl.), Tormentilla (ital.), Tormentille (franz.), Tormentill (ger.)
Geobotanik & Ökologie
- Klimazonen
6, 8
- Biotoptypen
T1.1.2.5, T6.2.2.2.3, T6.2..5.4, T7.1.3, T7.3
- Standorttypen
Gebirge [25], Bergregionen [25], Küstengebiete [25], Wiesen (Streuwiesen) [4], Moore [4], Wälder (licht) [4], Wälder (Laubmischwald) [25], Wälder (Laubwald, v.a. Eiche) [25], Wälder (Laub- und Nadelmischwald) [25], Rasen (mager) [4][25], Rasen (trocken) [25], Rasen (halbtrocken) [25], Wiesen [25], Weiden [25], Wiesen (Fettwiese) [25], Wiesen (Feuchtwiese) [25]
- Bodentypen / Bodenbedingungen
stickstoffarmer Boden [25]
- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
6
- Temperatur
x
- Feuchtigkeit
x
- Wind
3
- pH-Klasse
x
- Stickstoff
2
- Salz
0
- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Lebensform
- Blattausdauer
- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
- Dominanz
- Blütezeit
V-VIII [4]
- Erntezeit
Pharmazie & Pharmakologie
- Giftigkeit / Risikopotential
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
- Giftige / Allergene Pflanzenteile
- Pflanzliche Inhaltsstoffe
[Rhizom]: Catechingerbstoffe/Gerbstoffe (vom Catecholtyp) (15-20 %, bis zu 22 %) [4][18], Hydrolisierbare Gerbstoffe [18] (Ellagitannine [4][18] (Agrimoniin [4][18], Pedunculagin [4])), Catechingallate [18], Kondensierte Gerbstoffe (in Form von Oligomeren Proanthocyanidinen/OPC's (bis zu 20 %) [18]), Triterpene/Triterpensaponine [4][18] (u.a. Tormentosid (Glucosid der Tormentillsäure) [4][18]), Flavonoide [4], Phenolcarbonsäuren [4]
- Pharmakologische Studienergebnisse
Bakterienhemmende, virushemmende, blutdrucksenkende, antiallergische und immunstimulierende Wirkungen wurden nachgewiesen [4], finden jedoch noch keine Verwendung [4]; Die medizinischen Eigenschaften lassen sich zumindest teilweise auf die Gerbstoffe und Triterpene zurückführen [18]; Gerbstoffe wirken adstringierend und interagieren verbreitet mit Proteinen, was zu den antimikrobiellen, antiviralen und durchfalllindernden Effekten führt [18]; Triterpene können Cortison imitieren und so möglicherweise zu den weiteren Eigenschaften beitragen: Die Droge wirkt entzündungshemmend, blutzuckersenkend, blutdrucksenkend, immunstimulierend, antiallergisch wie auch Interferon-induzierend [18]; Catechine bewirken eine natürliche TNF-alpha-(Tumornekrosefaktor)-Hemmung [Pharma]
- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
Da das gerbstoffreiche Rohmaterial der arzneilich verwendeten Peru-Ratanhia (Krameria lappacea) knapp ist, wurden die gerbstoffreichen Wurzeln von Potentilla erecta als Alternative vorgeschlagen [18]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
Hoher Gerbstoffgehalt [4], die Catechingerbstoffe schwanken zwischen 15-20 % [4] und gehen bei der Lagerung in weniger lösliche Phlobaphene ("Tormetillrot") über [4]; Der frische Tormentillwurzelstock verfärbt sich beim Anschneiden blutrot (daher der Name "Blutwurz") [4], getrocknet ist er dunkelrot-braun und zeigt gelbliche Wurzelnarben [4]; Die Droge stammt v.a. aus Wildsammlungen in O-Europa [18]
- Konservieren & Aufbewahren
Medizin & Rezepturen
- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
M(Labor, Drogenextrakte, Gerbstoffe, Triterpene): adstringierend [18], antimikrobiell [18], bakterienhemmend [4], virushemmend [4], antiviral [18], durchfalllindernd [18]; M(Labor, Drogenextrakte, Triterpene): Cortison imitierend [18], entzündungshemmend [18], blutzuckersenkend [18], blutdrucksenkend [4][18], immunstimulierend [4][18], antiallergisch [4][18], Interferon-induzierend [18]
- Monographien (obsolet)
- Homöopathie
Hom: blutstillend [4]
- Anthroposophische Medizin
- Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Wechselwirkungen
- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
- Medizinische Rezepturen
- ▪ [Teeaufguss]: 2-3x tgl. 1/2 TL bzw. 2-3 g Rhizom/Tasse (kochendes Wasser, 10-15 min ziehen oder mit kaltem Wasser ansetzen, kurz zum Sieden erhitzen, nach einigen Minuten abseihen, zwischen den Mahlzeiten trinken) [4][18]
- ▪ [Spül- und Gurgelmittel]: Möglichst alle 2 Std. lauwarmen Tee verwenden oder 10-20 Trpf. der Tinktur (aus Apotheke) auf 1 Glas Wasser (zum Pinseln des Zahnfleisches die unverdünnte Tinktur nehmen) [4][18]
- ▪ [Wurzeltee - bei Zyklusstörungen]: Zutaten: Alantwurzel, Blutwurz und Engelwurz zu gleichen Teilen (frisch oder getrocknet). Zubereitung: Frische Wurzeln gut säubern, klein schneiden und mischen. Getrocknete Wurzeln vermischen. 250 ml Wasser in einem Topf zum Kochen bringen. 1 EL der frischen oder 1 TL der getrockneten Wurzeln zugeben und 5-10 Minuten köcheln lassen. Dann abseihen. Anwendung: Als Kur 3 Tassen Wurzeltee über den Tag verteilt trinken. Nach 6 Wochen mindestens 2 Wochen pausieren. Die Mischung wirkt ausgleichend und reguliert den Rhythmus des Menstruationszyklus - auch während der Wechseljahre. [95] (2/2023)
- Rezepte - Essen & Trinken
Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
Quellenangaben
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [12] Haeupler H. & Muer T. (2007): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands; Ulmer Verlag, Stuttgart
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- [95] LandAPOTHEKE (ff): Heilen und Pflegen nach alter Tradition; FUNKE Lifestyle GmbH
- Autoren
- Letzte Änderung
24.01.2024