Rauvolfia serpentina (L.) BENTH. ex KURZ (Indische Schlangenwurz)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Apocynaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Rauvolfia
- Artname (botanisch)
Rauvolfia serpentina (L.) BENTH. ex KURZ
- Synonyme (botanisch)
- -
- Gattung (deutsch)
Schlangenwurz
- Artname (deutsch)
Indische Schlangenwurz
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Arbre aux Serpents (franz.), Indian Snakeroot (engl.), Indische Schlangenwurzel (ger.), Rauwolfia (ger., franz., ital.), Sarpagandha (hindi), Schlangenholz (ger.), Serpentina Indiana (ital.)
Geobotanik & Ökologie
- Klimazonen
1, 2, 7
- Biotoptypen
- Standortbedingungen
- Bodentypen / Bodenbedingungen
- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
- Temperatur
- Feuchtigkeit
- Wind
- pH-Klasse
- Stickstoff
- Salz
- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Lebensform
- Blattausdauer
- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
- Dominanz
- Blütezeit
II-X [4]
- Erntezeit
Pharmazie & Pharmakologie
- Giftigkeit / Risikopotential
2, 1(?) [4]
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
CAVE: Die Alkaloide können zu Nebenwirkungen wie verstopfte Nase, Müdigkeit und Veränderungen des Reaktionsvermögens führen [4][18], auch Depressionen sind möglich, welche noch lange nach dem Ende der Therapie anhalten können [18]; daher nur in geringerer Dosierung zusammen mit weiteren blutdrucksenkenden Mitteln verwenden [4]; Therapeutisch hat Ajmalicin so gut wie keine Bedeutung mehr, in Deutschland sind keine Monopräparate mit diesem Wirkstoff zugelassen [25]; CAVE(max): Eine Überdosierung mit Ajmalicin kann Hypotonie, Tachykardie, Schwindel, Schwitzen, psychischer Erregung, Sedierung und allergischen Hautreaktionen verursachen [25]
- Giftige / Allergene Pflanzenteile
Wurzel
- Pflanzliche Inhaltsstoffe
Monoterpen-Indolalkaloide (bis 2 %, 1-2 %, des Yohimban-, Heteroyohimban-, Sarpagan- und Ajmalantyps) [4][18] (bis 60 sind bekannt [4][18], v.a. Reserpin [4][18], Rescinnamin (= Reserpinin) [18], Serpentin [18], Ajmalin [4][18], Ajmalicin (= Raubasin) [4][18], Sarpagin (Raupin), Yohimbin, Isomere, Isoajmalin, u.a.)
- Pharmakologische Studienergebnisse
- ▪ Reserpin hemmt die Ionenpumpe an der Neurovesikelmembran und hemmt somit die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin in die synaptischen Vesikel von noradrenergen und dopaminergen Neuronen; Noradrenalin und Dopamin werden daraufhin durch die Enzyme MAO und COMT abgebaut und sind nicht länger verfügbar [18][25]; So erklärt sich auch die Wirkung von Reserpin gegen Bluthochdruck: Der Katecholaminvorrat in den peripheren Körpergeweben wird erschöpft [18], während die sedierenden Effekte dem Abbau des Noradrenalin und Serotonin im Gehirn zugeschrieben werden, Gefäßerweiterung und erniedrigter Blutdruck oder zentrale Sedierung sind die Folge [18]; Die Anwendung von Reserpin bei leichter essentieller Hypertonie wird durch klinische Befunde gestützt [18]
- ▪ Isol. Ajmalin wird gegen Herzrhythmusstörungen eingesetzt [4]; Ajmalin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Klasse-Ia-Antiarrhythmika [25]; Ajmalin hemmt an den Herzmuskelzellen die Na+-Kanäle und somit den schnellen Natriumeinstrom und reduziert somit die Geschwindigkeit der Depolarisation während der Phase 0 des Aktionspotentials [25]; Ajmalin wird ausschließlich durch i.v. Injektion verabreicht; Therapeutische Anwendungen sind supraventrikuläre Tachykardien (z.B. AV-junktionale Tachykardien, supraventrikuläre Tachykardien bei WPW-Syndrom, paroxysmales Vorhofflimmern), wenn sie symptomatisch und behandlungsbedürftig sind auch lebensbedrohliche ventrikuläre Tachykardien [25]; Ajmalin besitzt eine sehr kurze Plasmahalbwertszeit von 12-15 min, die Elimination erfolgt zu 90 % hepatisch, die übrigen 10 % werden über die Nieren ausgeschieden [25]
- ▪ Ajmalicin ist ein α1-Adrenozeptor-Antagonist und fördert wie Reserpin die periphere Durchblutung, ohne jedoch blutdrucksenkend zu wirken, ferner wirkt es antiemetisch [25]; medizinisch verwendet wird es in der adjuvanten Behandlung von Störungen der peripheren arteriellen Blutversorgung eingesetzt [25]
- ▪ Quebrachin und Yohimbin haben die gleiche chemische Identität; Yohimbin bindet an adrenergen Rezeptoren und ist ein α2-Antagonist (α-sympatholytisch) [25], die lokal anästhetisierende Wirkung ist etwa 2x stärker als jene des Cocains [25]
- ▪ Die oft schlangenartig gewundene Rauwolfiawurzel wurde in der indischen Volksheilkunde gegen zahlreiche Erkrankungen verwendet [4], u.a. zur Behandlung von Schlangenbissen [4]
- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
- Konservieren & Aufbewahren
Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
M: Leichte Hypertonie [18], Beruhigungsmittel [18], sedativ [18], Angstzustände [18], Spannungszustände [18], Schizophrenie [18]; M(Reserpin): hemmt Wiederaufnahme von Noradrenalin [18], Leichte Hypertonie [4][18], sedativ [4][18], gefäßerweiternd [18], zentral sedierend [18], Angstzustände [4][18], Spannungszustände [18], Unruhe [4]
- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
- Monographien (obsolet)
- Anthroposophische Medizin
- Wechselwirkungen
- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
- Rezepte - Essen & Trinken
Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
- Nutzung nichtmedizinisch
In
- Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
- Ethnobotanische Bedeutung
- Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
Quellenangaben
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- Autoren
- Letzte Änderung
11.06.2019