Nomenklatur & Systematik

Familie

Menispermaceae

Gattung (botanisch) / Sektion

Chondodendron

Artname (botanisch)

Chondodendron tomentosum RUIZ. & PAV.

Synonyme (botanisch)

Cocculus chondodendron DC., Botryopsis platyphylla MIERS., Cissampelos abutua VELL., Pareira brava, Cissampelos pareira

Gattung (deutsch)

Knorpelbaum

Artname (deutsch)

Behaarter Knorpelbaum

Andere Artnamen & Volksnamen (international)

Curare (ger.), Grieswurzel (ger.), Grieswurz (ger.), Pareira brava (ital.), Pareira (ger., ital.), Topfcurare (ger.), Tubocurare (ger.), Velvet leaf (engl.), Velvetleaf (engl.)

Geobotanik & Ökologie

Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
  • ▪ H: Südamerika [4], westl. Südamerika (Peru, westl. Bolivien) [24], nördl. Südamerika (nördl. Brasilien, Ecuador, Kolumbien) [24], Mittelamerika [24]
Klimazonen

I-Immerfeuchte Tropen [25], II-Wechselfeuchte Tropen [25]

Klimaregionen (Mikroklimata)

tropisches Klima [25]

Biotoptypen
-
Standorttypen

Tropen [24][25], Wälder (Regenwald) [4]

Standortbedingungen
-
Bodentypen / Bodenbedingungen
-
Standortfaktoren (Ökofaktoren)
Licht
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Temperatur
-
Feuchtigkeit
-
Wind
-
pH-Klasse
-
Stickstoff
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Salz
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Soziol. Pflanzencharakteristik
Lebensform

Liane / Spreizklimmer (auf Pflanzen stützend) [24]

Blattausdauer
-
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
-
Dominanz
-
Blütezeit
-
Erntezeit
-

Pharmazie & Pharmakologie

Giftigkeit / Risikopotential
  • ▪ 3(max): tödlich giftig (bei hoher Dosierung/Überdosierung) [24][25]
  • ▪ 2: stark giftig [24]
  • ▪ 1: giftig [4]
Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
  • ▪ CAVE: Die enthaltenen Wirkstoffe wirken als Neurotoxin und sind als äußerst giftig eingestuft [24]. Tubocurarin entfaltet seine Wirkung jedoch nur, wenn es in den Blutkreislauf gelangt, bei einer oralen Aufnahme oder Kontakt mit der Haut ist es nahezu inaktiv [4][24]
  • ▪ CAVE(max): Die LD50 für verschiedene Säugetiere liegt für das Alkaloid bei 0,23–0,70 mg/kg Körpergewicht bei einer intravenösen Applikation. Bei einer Injektion oder Verletzung mit einem entsprechend präparierten Pfeil treten Drehschwindel, Tachykardie, Hypotonie, Muskellähmungen, Bronchospasmen, Schwäche, Übelkeit, Schmerzen und Fieber auf. Außerdem Durst und Koma. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein [24]; für den Menschen bleibt hierdurch getötetes Tierfleisch genießbar, da das Gift über den Magendarmkanal kaum resorbiert wird [4]
Giftige / Allergene Pflanzenteile

Wurzel [25], Rinde [4], Holz [4]

Nutzbare Pflanzenteile
  • ▪ [EbM/obsolet]: Tubocurarinchlorid (Tubocurarini chloridum) [PhEur] [4][24]
  • ▪ [Volksmed./Hom]: Getrocknete Wurzel ("Pareira", Pareira bravae radix) [4]
Pflanzliche Inhaltsstoffe
  • ▪ [Wurzel, Rinde, Holz]: Bisbenzylisochinolin-Alkaloide (hoher Gehalt) [4][24] (v.a. D-Tubocurarin [4][24], u.a. weitere weniger wirksame Alkaloide [4], wie Curin [24], Chondrocurarin [24], Chondrocurin [24], Cycleanin [24], Norcycleanin [24]), Gerbstoffe [4]
Pharmakologische Studienergebnisse
  • ▪ Tubocurarin wirkt als Antagonist an postsynaptischen Acetylcholin-Rezeptoren der motorischen Endplatte und führt somit zur neuromuskulären Blockade, wodurch die Wirkung als Muskelrelaxans begründet ist. [24][25]
  • ▪ Tubocurarin bewirkt auch eine nichtimmunologische Histaminfreisetzung durch Mastzelldegranulation. Dieses kann Blutdruckabfall, Tachykardie, Kreislaufkollaps und Bronchospasmen verursachen. [24]
  • ▪ Tubocurarinchlorid (Tubocurarini chloridum) ist ein wichtiges Narkosemittel (seit 1942), welches muskelkrampflösend und muskelerschlaffend durch Hemmung der Erregungsübertragung der Nerven auf die Muskeln wirkt [4]; bei intakten Schleimhäuten ist die Giftwirkung eher gering, das Gift wird über den Magendarmkanal kaum resorbiert [4]
Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
  • ▪ Calebassencurare (in ausgehöhlten Calebassen-Kürbissen) wird v.a. aus Strychnos-Arten hergestellt [4]
Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
-
Konservieren & Aufbewahren
-

Medizin & Rezepturen

Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
-
Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
-
Monographien (obsolet)
  • ▪ [+++] EbM/obsolet:
    • ►Nerven-PNS: muskelkrampflösend [4], muskelerschlaffend (durch Hemmung der Erregungsübertragung der Nerven auf die Muskeln) [4]
Traditionelle Volksmedizin
  • ▪ [++] Volksmed.:
    • ►Frau: Menstruationsstörungen [4]
    • ►Niere: diuretisch [4]
Homöopathie
  • ▪ [+] Hom:
    • ►Harnwege / Blase: chron. Harnwegsentzündungen [4], Blasensteine [4], Harnblasenbeschwerden [4]
    • ►Mann: Prostatavergrößerung [4]
    • ►Niere: Nierensteine [4]
Anthroposophische Medizin
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Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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Wechselwirkungen
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Darreichungsformen & Zubereitungen
  • ▪ [EbM/obsolet]:

    • ►Synthetisch hergestelltes Tubocurarinchlorid (Tubocurarini chloridum) als Narkosemittel/Muskelrelaxans [4][24]
  • ▪ [Hom]:

    • ►Chondodendron tomentosum [4]
    • ►Pareira brava [4]
Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
Medizinische Rezepturen
  • ▪ [Klinik-Therapie]: Bei einer Überdosierung erfolgt die Applikation von 2-3 mg Neostigmin in Kombination mit 0,5-1 mg Atropin. Dadurch wird die „cholinerge“ Wirkung des Giftes auf den Kreislauf und die Bronchien neutralisiert. Bei schweren Vergiftungen ist eine Intubation und künstliche Beatmung notwendig [24]
Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik

Nutzung nichtmedizinisch
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Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
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Ethnobotanische Bedeutung
  • ▪ [Jagdmittel / Pfeilgift]: Tubocurarin ist Bestandteil von Curare „Tube Curare“, einem toxischen, von Teilen der indigenen Bevölkerung Südamerikas genutzten Pfeilgift [4][24]; Curare-Pfeilgift ist Bestandteil von Mischungen mehrerer Giftpflanzenextrakte (z.B. zusammen mit der Rinde und Holz von Chondodendron tomentosum) als Tubocurare (in Bambusröhren) und Topfcurare (in kleinen Tontöpfen) [4]
Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
-

Quellenangaben

  • [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
  • [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
  • [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
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Letzte Änderung

27.08.2024