Chondrus crispus (L.) STACKH. (Gemeiner Knorpeltang)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Gigartinaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Chondrus
- Artname (botanisch)
Chondrus crispus (L.) STACKH.
- Synonyme (botanisch)
Chondrus norvegicus (GUNN.) LYNGB., Chondrus platysma RUPR., Chondrus variolosus RUPR., Fucus crispus L., Fucus norvegicus GUNN., Fucus lacerus STACKH., Fucus patens GOOD. & WOOD., Gigartina heterocarpa (POSTELS & RUPR.) D.H.KIM, Gymnogongrus norvegicus (GUNN.) J. AGARDH., Iridaea heterocarpa POSTELS & RUPR., Iridophycus heterocarpus (POSTELS & RUPR.) SETCHELL & N.L.GARDNER, Mazzaella heterocarpa (POSTELS & RUPR.) FRED., Oncotylus norvegicus (GUNN.) KÜTZING, Polymorpha aequalis (GOOD. & WOOD.) STACKH., Polymorpha crispa (STACKH.) STACKH., Polymorpha norvegicus (GUNN.) STACKH., Sphaerococcus crispus f. aequalis (TURN.) C. AGARDH., Sphaerococcus crispus var. ciliatus SUHR, Sphaerococcus norvegicus (GUNN.) C. AGARDH.
- Gattung (deutsch)
Knorpeltang
- Artname (deutsch)
Gemeiner Knorpeltang
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Carrageen-Alge (ger.), Carrageenan moss (engl.), Carrageen (ger.), Carrageen-Moos (ger.), Carragheen-Alge (ger.), Carragheen (engl.), Carragheen-Moos (ger.), Crépue (franz.), Fuco carageo (ital.), Irisch Moos (ger.), Irish carraigín (engl.), Irish moss (engl.), Irländische Alge (ger.), Irländisches Moos (ger.), Irländisches Perlmoos (ger.), Knorpelmoos (ger.), Mousse d'Irlande (franz.), Muschio d'Irlandica (ital.), Musgo de Irlanda (span.), Perlmoos (ger.), Perltang (ger.)
Geobotanik & Ökologie
- Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
- ▪ H: Küstengebiete (Nordatlantik) [4][15][18][24], Küstengebiete (Ostsee, Nordsee) [24], Küstengebiete (Norwegen bis Marokko und Nordamerika) [4][18][24], Küstengebiete (Helgoland, Nord- und Ostfriesisches Wattenmeer) [24], Küstengebiete (Nordatlantik bis Azoren) [25], Küstengebiete (westl. Irland, nordöstl. Irland, Schottland, US-Massachusetts) [25]
- ▪ A: Aquakulturen v.a. in Kanada [18][24] und Frankreich [24], aber auch in den USA [18] und Japan [18]
- Biotoptypen
- ▪ H1.1.1.~ Unterwasserlebensräume [25]
- Standorttypen
- Bodentypen / Bodenbedingungen
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- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
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- Temperatur
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- Feuchtigkeit
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- Wind
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- pH-Klasse
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- Stickstoff
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- Salz
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- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Lebensform
Hydrophyt (aquatisch lebende Pflanze) [25]
- Blattausdauer
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- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
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- Dominanz
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- Blütezeit
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- Erntezeit
Bei Niedrigwasser [18]
Pharmazie & Pharmakologie
- Giftige / Allergene Pflanzenteile
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- Pflanzliche Inhaltsstoffe
- ▪ [Thallus]: Polysaccharide/Schleimstoffe [4][15][18] (Carageen bzw. "Carrageenane" [4][18][24] (55 % TG [24] bzw. 30-60 % [4] = mit Schwefelsäure veresterte Galactane [4][18] = Polymere aus Galactosesulfat [18]), Proteine [4][15][18][24] (7-10 % [4][24]), Aminosäuren [18], Mineralstoffe (15 %) [4][15][24], u.a. Jod (hoher Gehalt) [4][15][18][24], Schwefel (hoher Gehalt [24], Brom (hoher Gehalt) [4][15][18]
- Pharmakologische Studienergebnisse
- ▪ Carrageenane werden aus dem Magendarmtrakt nicht resorbiert [4]
- ▪ Carrageenane bilden in Wasser visköse Lösungen, die bei Zusatz von Kalium- oder Ammoniumionen gelieren [18]. Aufgrund der reichlich vorhandenen Zellwand-Polysaccharide bildet es beim Kochen ein Gelee, das das 20- bis 100-fache seines Gewichts an Wasser enthält. [24]
- ▪ Die Polysaccharide wirken reizlindernd auf Schleimhäute [18]
- ▪ Angeblich stimuliert das enthaltene Iod die Schilddrüsenaktivität, erhöht dadurch die Stoffwechselrate und führt zum Abbau von Fettpolstern [18]
- ▪ In Tierversuchen werden isolierte Carrageenane für eine entzündungserregende Wirkung injiziert (Rattenpfotentest) [4]
- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
- ▪ Meeresalgen sind ein wichtiger Rohstoff zur industriellen Gewinnung von Polysacchariden, die als Verdickungs- und Geliermittel (wie Agar-Agar) in der Lebensmittelindustrie, aber auch medizinisch genutzt werden [18]
- ▪ Die Braunalgen Fucus vesiculosus (Blasentang) und Ascophyllum nodosum (Knotentang) werden zur Iodtherapie und in Schlankheitstees verwendet [18]
- ▪ Auch Tabletten aus Laminaria-Arten (Tang) werden ähnlich eingesetzt, sie gelten ferner als nahrhafte Diätergänzung bei Schwächezuständen [18]
- ▪ Irisches Moos wird häufig zusammen mit Mastocarpus stellatus (Gigartina mamillosa), Chondracanthus acicularis (G. acicularis) und anderen Algen verwendet, die alle häufig zusammen wachsen. Carrageen kann auch aus tropischen Meeresalgen der Gattungen Kappaphycus und Eucheuma gewonnen werden. [24]
- ▪ Der ähnliche Kraussterntang (Mastocarpus stellatus) ist leicht an dem stark gerillten und oft etwas verdrehten Thallus zu unterscheiden [24]
- ▪ Jede Verbreitung des Knorpeltangs außerhalb des Nordatlantiks muss überprüft werden; denn es gibt auch andere Arten derselben Gattung im Pazifischen Ozean, z.B. Chondrus ocellatus HOLMES, Chondrus nipponicus YENDO, Chondrus yendoi YAMADA et MIKAMI, Chondrus pinnulatus (HARVEY) OKAMURA und Chondrus armatus (HARVEY) YAMADA et MIKAMI [24]
- ▪ Chondrus crispus ist im Vergleich zu den meisten anderen Algen wissenschaftlich gut untersucht. Es wurde als Modellart zur Untersuchung der Photosynthese, der Carrageen-Biosynthese und von Stressreaktionen verwendet. Das Kerngenom wurde 2013 sequenziert. [24]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
- ▪ Der Schleimstoffgehalt ist schwankend zwischen 30-60 %, der Eiweißgehalt schwankt zwischen 7-10 % [4]
- ▪ Knorpeltang variiert in der Farbe von grünlich-gelb über rot bis hin zu dunkelviolett oder violettbraun [24]
- ▪ Die Alge zeigt ein sehr vielfältiges Erscheinungsbild: sie kann bei starker Verzweigung an einen wellig-krausen Schwamm oder an Grünkohlblätter erinnern oder bei geringer Verzweigung flach blattartig aussehen. An den Rändern finden sich gelegentlich kleine Auswüchse. Vermutlich sind die unterschiedlichen Standortbedingungen für die große Variabilität entscheidend [24]
- Konservieren & Aufbewahren
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Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
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- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
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- Monographien (obsolet)
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- Traditionelle Volksmedizin
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▪ [++] Volksmed.:
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▪ [+] Volksmed.:
- ►Atemwege / Lunge: Hustenreiz [4], trockener Husten [18], Bronchien beruhigend [18], reizlindernd auf Atemwege [4][15][18], Schleimhautentzündungen der Atemwege [15], Atemwegserkrankungen [24], mild expektorierend [18], schleimlösend [24]
- ►Atemwege / HNO: Heiserkeit [4]
- ►Ernährung / Stoffwechsel: Übergewicht [18], füllend [18], stoffwechselaktivierend (durch Iod) [18]
- ►Haut: stabilisierend [18], emulgierend [18]
- ►Hormone: Schilddrüsen aktivierend [18]
- ►Magen: Magenschleimhautentzündung [4][18]
- ►Magen-Darm: reizlindernd auf Magendarmtrakt [4][15], Magendarmentzündungen [15], unspez. Magendarmstörungen [4], Magendarmbeschwerden [4], mild abführend [4][15][18]
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- Homöopathie
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- Anthroposophische Medizin
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- Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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- Wechselwirkungen
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- Darreichungsformen & Zubereitungen
- ▪ [Volksmed.]:
- ►Fertigpräparate aus den isolierten Schleimstoffen/Carageenen (engl. Carrageenanen; Sammelbezeichnung einer Gruppe langkettiger Kohlenhydrate, die in Rotalgenzellen vorkommen) durch Extraktion mit heißem Wasser [4][18][24]
- ►Fertigpräparate aus der getrockeneten und pulverisierten Droge [18], meist auch als Mischung mit dem ähnlichen Kraussterntang Mastocarpus stellatus und anderen Rotalgen [24]
- ►Quellstoff-Abführmittel [18]
- ►Unverdauliche und ungiftige Zusatzstoffe bei Schlankheitsdiäten [18]
- ▪ [Volksmed.]:
- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
- Medizinische Rezepturen
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- Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
- Nutzung nichtmedizinisch
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▪ [Kulturpflanze]: Der Knorpeltang wird vor allem in Kanada und Frankreich als bedeutende Quelle zur Gewinnung des Rohstoffs Carrageen kultiviert [24]
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▪ [Lebensmittelpflanze]: In geringem Umfang wird der Knorpeltang in Irland auch heute noch zum Kochen und für Gesundheitstränke gesammelt. In Kanada werden bunte Varietäten gezüchtet und getrocknet als Salatneuheit vermarktet [24]
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▪ [Industrielle Nutzung, Lebensmittelpflanze]: Isolierte Carrageenane werden als Emulgator und Verdickungs- und Stabilisationsmittel [4][18] bzw. Geliermittel [18] (wie Agar-Agar [18]) in der Nahrungsmittelindustrie als auch in der Lebensmitteltechnologie v.a. für Milchprodukte [4][24] (wie Eiscreme und verarbeiteten Lebensmitteln [24]), in der pharmazeutischen Industrie und Kosmetikindustrie eingesetzt [24]. In Europa wird es als E407 oder E407a bezeichnet [24]. Isolierte Carrageene können auch zur Verfeinerung von Bier verwendet werden [24]
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▪ [Industrielle Nutzung, Chemietechnische Nutzung]: Isolierte Carrageenane in der Pharmazie als Tablettensprengmittel [4] und zur Herstellung von fettfreien Salben [4], wie auch als Verdickungsmittel beim Kalikodruck und bei der Papiermarmorierung [24]
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▪ [Kosmetikpflanze]: Isolierte Carrageenane in der Kosmetik für Füllstoffe [18], Stabilisierungsmittel [18] und Emulgiermittel [18] in Zahnpasten und Shampoos [4]. In Deutschland ist eine Kosmetikserie nach dem „Irisch Moos“ benannt [24]
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- Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
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▪ [Lebensmittelpflanze, Futterpflanze]: Angetriebener Knorpeltang wurde in Irland und Schottland seit langem als Nahrungsmittel und Tierfutter gesammelt [24]
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▪ [Chemietechnische Nutzung]: Eine weitere Anwendung für Carrageen-Moos bestand bei der Herstellung von Marmorpapier als Grund (sog. Schlichte) zum Auftrag der Farben [24]
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- Ethnobotanische Bedeutung
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- Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
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Quellenangaben
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [15] Pahlow M. (2006): Das große Buch der Heilpflanzen; Weltbild Verlag, München
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- Autoren
- Letzte Änderung
29.08.2024