Nomenklatur & Systematik

Familie

Asteraceae

Gattung (botanisch) / Sektion

Chrysanthemum

Artname (botanisch)

Chrysanthemum × morifolium (RAMAT.) HEMSL.

Synonyme (botanisch)

Dendranthema × morifolium (RAMAT.) TZVELEV, Matricaria × morifolia RAMAT., Anthemis × artemisifolia WILLD., Anthemis × grandiflora RAMAT., Anthemis × stipulacea MOENCH, Chrysanthemum × hortorum W.MILL., Chrysanthemum × indicum THUNB., Chrysanthemum × maximoviczianum Y.LING, Chrysanthemum × morifolium RAMAT., Chrysanthemum × sinense SABINE, Chrysanthemum × stipulaceum (MOENCH) W.WIGHT, Dendranthema × grandiflorum (RAMAT.) KITAM., Dendranthema × sinense (SABINE) DES MOUL., Pyrethrum × sinense (SABINE) DC., Tanacetum × morifolium KITAM., Tanacetum × sinense (SABINE) SCH.BIP.

Gattung (deutsch)

Chrysantheme

Artname (deutsch)

Garten-Chrysantheme

Andere Artnamen & Volksnamen (international)

Chrysantemo (ital.), Chrysanthème des fleuristes (franz.), Chrysanthemum (engl.), Common chrysanthemum (engl.), Florist's daisy (engl.), Hardy garden mum (engl.), Ju hua (chin.), Kiku (jap.)

Geobotanik & Ökologie

Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
  • ▪ H: Ostasien (China) [18], Ostasien (Südost-China) [1]
  • ▪ V: Zentralasien (Innere Mongolei, Qinghai) [1], Ostasien (Mandschurei, Nord-Zentral-China, Süd-Zentral-China, Hainan, Japan) [1], Südostasien (Malaysia, Philippinen, Sumatra, Borneo, Java, Kleine Sundainseln) [1], Ozeanien-Mikronesien (Marianen) [1], Nordafrika (Tunesien) [1], südl. Nordamerika (Zentral-Mexiko, Nordost-Mexiko, Nordwest-Mexiko, Südost-Mexiko, Südwest-Mexiko) [1], Mittelamerika (Guatemala, Honduras, El Salvador, Costa Rica, Panama) [1], Mittelamerika-Karibik (Golf von Mexiko) [1], nördl. Südamerika (Kolumbien, Ecuador) [1], westl. Südamerika (Peru) [1]
  • ▪ A: China [18], Japan [24], Niederlande [24], Kolumbien [24], Italien [24]
Klimazonen

V-Immerfeuchte Subtropen [25], VI-Feuchte Mittelbreiten [25], II-Wechselfeuchte Tropen [25], (VII-Trockene Mittelbreiten) [25], (IV-Wechselfeuchte Subtropen (winterfeucht)) [25]

Klimaregionen (Mikroklimata)

subtropisches Klima [25], warmes Klima [25], gemäßigtes Klima [25], subkontinentales Klima [25], tropisches Klima [25], mediterranes Klima [25]

Biotoptypen
-
Standorttypen

Subtropen (Plantagen) [18], Gärten [24][25]

Standortbedingungen

geschützte Lage [14], sonniger Standort [14]

Bodentypen / Bodenbedingungen

Gartenboden [14], nährstoffhaltiger Boden (1x/Monat düngen) [24], frischer Boden (2-3x/Woche gießen) [24]

Standortfaktoren (Ökofaktoren)
Licht

9: Volllicht [14][25]

Temperatur
-
Feuchtigkeit

5: Frisch [25]

Wind
-
pH-Klasse
-
Stickstoff
-
Salz
-
Soziol. Pflanzencharakteristik
Lebensform

Hemikryptophyt (mehrjähriges Kraut) [24][25]

Blattausdauer
-
Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
-
Dominanz
-
Blütezeit

August-Oktober [14]

Erntezeit

Blütezeit [14], August-Oktober [14]

Pharmazie & Pharmakologie

Giftigkeit / Risikopotential
  • ▪ essbar: Pflanzenteile essbar [18]
  • ▪ Al(h): allergen-hautreizend [24]
Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
  • ▪ CAVE: Keine Chrysanthemen aus Blumenläden oder Schnittblumen aus Gärtnereien essen. Denn sie sind mit Mitteln behandelt, die die Pflanze zum rechtzeitigen Blühen bringen sollen und deshalb ungenießbar werden. Ausschließlich Chrysanthemen aus dem eigenen Anbau verwenden! [24]
  • ▪ CAVE(al): Der Kontakt mit Pflanzenteilen kann in manchen Fällen Hautirritationen und Allergien hervorrufen [24]
Giftige / Allergene Pflanzenteile
-
Nutzbare Pflanzenteile
  • ▪ [Volksmed.]: Getrocknete Blütenköpfe (Chrysanthemi flos) [14][18][24]
  • ▪ [Lebensmittelpflanze]: Getrocknete Blütenköpfe (Chrysanthemi flos) [14][18], Blätter (jung) [14]
Pflanzliche Inhaltsstoffe
  • ▪ [Blütenköpfe]: Triterpenalkohole [18] (Helianol [18], β-Dictyopterol [18], Chrysanthediol A [18], u.a.), Chrysanthediacetat B [18], Pyrethrin [14], Sesquiterpenlactone [14], Aminosäuren [14], Flavonoide [14], Vitamin B2 [14]
Pharmakologische Studienergebnisse
  • ▪ Die Triterpene besitzen entzündungshemmende Aktivität und wirken auf menschliche Krebszellen zytotoxisch [18]
  • ▪ Extrakte des Krauts besitzen nachweislich antimikrobielle Aktivität [18]
  • ▪ Klinische Studien erbrachten Hinweise auf eine blutdrucksenkende Wirkung [18]
Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
  • ▪ Chrysanthemen gibt es in annähernd 3000 verschiedenen Arten und Züchtungen [14]; zusammen mit den unabhängig voneinander in China und Japan entwickelten Sorten, gibt es sehr viele Chrysanthemen-Sorten (etwa 20.000-30.000) [24]
  • ▪ Bei der Garten-Chrysantheme handelt sich um eine Kreuzung aus ostasiatischen Elternarten. Als Hauptelternteil gilt die Herbst-Chrysantheme (Chrysanthemum indicum), der Anteil anderer Arten an den Hybriden ist in zahlreichen Fällen unklar [24]. So wurden in China über die Jahrhunderte zahlreiche Sorten gezüchtet, die vermutlich alle von Chrysanthemum indicum abstammen [18]
  • ▪ Medizinisch verwendet wird v.a. eine Form mit kleinen gefüllten, gelben oder weißen Blütenköpfen [18]
  • ▪ Werden Garten-Chrysanthemen dicht gesät, so wachsen sie schnell heran. Wenn man die Reihen ausdünnt, geben die jungen gehackten Pflänzchen einen Petersilienersatz, sind sie bereits größer, können sie wie Spinat gegessen werden. Ansonsten wartet man, bis die Pflanzen ihre großen oder kleinen Blüten ausbilden [14]
Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
  • ▪ In China gelten Chrysanthemen als ein wichtiges Volksheilmittel [14], es sind besonders Teemischungen im Handel, die auf traditionellen Rezepturen beruhen [18]
  • ▪ Als besonders heilkräftig gelten jene Blüten, die am 9. Tag des 9. Monats (also am 9. September) gepflückt werden [14][25]
Konservieren & Aufbewahren
  • ▪ Die Blütenknospen können in Essig eingelegt werden [14]
  • ▪ Die größeren Blütenblätter sowie die kleinen grüne Blättchen und die jungen Triebe bzw. zarten Stängel werden luftig im Halbschatten getrocknet (die verschiedenen Blütenfarben halten sich i.d.R. auch getrocknet, daher ergeben sich schöne Farbtupfer bei Teemischungen mit Melissen oder Minzen). Die getrockneten Blütenköpfe dann in getönten Glasgefäßen dunkel aufbewahren, damit die Farben nicht ausbleichen [14]

Medizin & Rezepturen

Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
-
Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
  • ▪ [+] EbM/Labor (isol. Triterpene):
    • ►Haut: entzündungshemmend [18]
    • ►Herz-Kreislauf: blutdrucksenkend [18]
    • ►Infektion: antimikrobiell [18]
    • ►Zelle: antitumorös [18]
Monographien (obsolet)
-
Traditionelle Volksmedizin
  • ▪ [+] Volksmed. (TCM / Ayurveda):
    • ►Algesie / Schmerz: Kopfschmerzen [14], Migräne [14]
    • ►Atemwege / HNO-Lunge: schleimlösend [14], Mundgeruch [14]
    • ►Auge: Augenentzündungen [24], Augenreizungen [18], augenstärkend [14], sehstärkend [14], Grauer Star (Katarakt) [14], Grüner Star (Glaukom) [14]
    • ►Blutgefäße / Arterien: gefäßerweiternd [14], Arteriosklerose [14]
    • ►Haut: Unreine Haut [24], Akne [18], entzündungshemmend [18], wundheilungsfördernd [18]
    • ►Herz-Kreislauf: Hypertonie [14][18]
    • ►Immunsystem: Fieber [14][18], Prophylaxe von Viruserkrankungen [14], allgemeines Stärkungsmittel [18]
    • ►Infektion: mikrobielle Hautinfekte [18], Furunkel [18]
Homöopathie
-
Anthroposophische Medizin
-
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
-
Wechselwirkungen
-
Darreichungsformen & Zubereitungen
  • ▪ [Volksmed.]:
    • ►Teeaufguss (auch als Teemischungen) [14][18]
    • ►Allgemeines Stärkungsmittel [18]
    • ►Umschlag [18]
    • ►Pulverisierte Form [18]
Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
Medizinische Rezepturen
  • ▪ [Teeaufguss]: 2 TL von den Blütenblätter und sehr jungen Blättern mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, etwa 10 min ziehen lassen (2-3 Tassen/Tag sind ausreichend) [14][18]
Rezepte - Essen & Trinken
-

Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik

Nutzung nichtmedizinisch
  • ▪ [Aromapflanze]: Die Blütenköpfe eignen sich zum Aromatisieren von Reis, Kartoffeln oder Getränken [14]
  • ▪ [Lebensmittelpflanze]: Die getrockneten Blütenköpfe gelten in China als essbar und werden seit Jahrhunderten als Teegetränk (allein oder in Teemischungen) genutzt [18]. Auch verwendet man die Strahlenblüten und jungen Blätter in Salaten [14]
  • ▪ [Kulturpflanze]: In China werden Chrysanthemen, insbesondere die Garten-Chrysantheme, seit etwa 1000 v. Chr. gezüchtet [14][24]
  • ▪ [Zierpflanze]: Beliebte Zierpflanze in Gärten [25]
  • ▪ [Zimmerpflanze]: Diese Pflanze erfreut sich als Zimmerpflanze u.a. aufgrund ihrer Luftreinigungseigenschaften einer NASA-Studie großer Beliebtheit und entfernt Trichlorethylen, Benzol, Formaldehyd, Ammoniak und andere Chemikalien aus der Luft [24][25]
Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
  • ▪ [Kulturpflanze]: In China gibt es die Garten-Chrysantheme bereits seit 500 v. Chr. [24], besonders schöne Exemplare der Chrysanthemen-Züchtung waren ausschließlich den Herrschern vorbehalten [14]. Im Jahr 1630 wurden in China bereits >500 Sorten erwähnt. In Europa, insbesondere in Holland, sind Chrysanthemen seit Mitte des 17. Jh. bekannt, ihre allgemeine Verbreitung erfolgte jedoch erst im 19. Jh. [24]
  • ▪ [Nahrungsmittelpflanze]: Die Chrysantheme wurde früher in China zu Ernährungszwecken verwendet [24]
  • ▪ [Zierpflanze]: Ab der Jin- und Tang-Dynastie (etwa im 5. Jh. n. Chr.) wurde die Chrysantheme zunehmend als Zierpflanze geschätzt [24]
Ethnobotanische Bedeutung
  • ▪ [Ethnobotanische Nutzung]: Besonders die Erhaltung der Sehschärfe in höherem Alter dürfte eine Rolle spielen, warum ältere Chinesen regelmäßig Chrysanthementee und Chrysanthemenwein trinken [14]
  • ▪ [Symbolpflanze]: In Japan, wo Chrysanthemen auch wild wachsen, sind Chrysanthemen Nationalblumen [14]. Die Chrysantheme, insbesondere die Garten-Chrysantheme, ist außerdem das Symbol des Kaiserhauses und der Thron wird auch als Chrysanthementhron bezeichnet. Das kaiserliche Chrysanthemensiegel wird auch als Staatswappen verwendet und die höchste japanische Auszeichnung ist der Chrysanthemenorden [24]
  • ▪ [Mythologiepflanze / Volksglauben]: In Frankreich steht die Garten-Chrysantheme für Tod und Trauer [24]. In der Blumensprache bedeutet Chrysantheme – „Mein Herz ist frei" [24]
  • ▪ [Religiöse Pflanze / Zeremonien]: Die Garten-Chrysantheme ist mit dem katholischen Fest Allerheiligen verbunden [24]
Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
  • ▪ [Ethnobotanische Nutzung]: Die Garten-Chrysantheme wird im ältesten chinesischen medizinischen Material, Shennong Ben Cao Jing (frühe Neuzeit), in die Kategorie der überlegenen Medikamente eingeordnet und ist Teil der Produkte im Zusammenhang mit der Suche nach Unsterblichkeit. „Bei längerer Anwendung hebt es die Hemmung von Blut und Qi auf, beruhigt den Körper, verlangsamt den Alterungsprozess und verlängert das Leben“, sagt der Klassiker. „Den Körper leichter zu machen“ war ein Ziel, um den ätherischen Zustand von Unsterblichen zu erreichen, die fliegen und „auf den Wolken reiten“ können. Die erste Monographie über Chrysanthemen wurde 1104 n. Chr. veröffentlicht. Der berühmte chinesische Arzt und Kräuterkundler Li Shizhen schrieb in seinem „Großen Vertrag über medizinische Materie“ im 16. Jh. über hundert Chrysanthemen Sorten. Er schreibt ihnen einige medizinische Eigenschaften zu, wie etwa „Hitze- und Giftstoffbeseitigung“, „Verbesserung der Sehschärfe“ etc. [24]

Quellenangaben

  • [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
  • [14] Hirsch S. & Grünberger F. (2006): Die Kräuter in meinem Garten; Freya Verlag, Linz
  • [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
  • [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
  • [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
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Letzte Änderung

08.09.2024