Nomenklatur & Systematik

Familie

Rutaceae

Gattung (botanisch) / Sektion

Citrus

Artname (botanisch)

Citrus × bergamia (RISSO) RISSO & POIT.

Synonyme (botanisch)

Citrus aurantium ssp. bergamia (RISSO) WIGHT & ARN. ex ENGL., Citrus bergamia RISSO & POIT., Citrus × limon Bergamotte-Gruppe

Gattung (deutsch)

Zitruspflanze

Artname (deutsch)

Bergamotte-Orange

Andere Artnamen & Volksnamen (international)

Bergamot orange (engl.), Bergamottbaum (ger.), Bergamotte (ger.), Bergamottorange (ger.)

Geobotanik & Ökologie

Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
  • ▪ H: Südasien [18], Südostasien [18]
  • ▪ A: v.a. Mittelmeergebiet (südl. Italien (Küstengebieten des Ionischen Meeres in der italienischen Provinz Kalabrien) [4][18][24], u.a. Argentinien [24], Brasilien [24], Algerien [24], Marokko [24], Tunesien [24], Griechenland [24], Türkei [24], Südostasien [24], Südfrankreich [18][24], Elfenbeinküste [24]
Klimazonen

IV-Wechselfeuchte Subtropen (winterfeucht) [25], II-Wechselfeuchte Tropen [25]

Klimaregionen (Mikroklimata)

mediterranes Klima [24][25], subtropisches Klima [25], tropisches Klima [25]

Biotoptypen
-
Standorttypen

Subtropen (Plantagen) [25], Tropen (Plantagen) [25]

Standortbedingungen

warmer Standort [24][25], sonniger Standort [25], widerstandsfähig (Hitze, extreme Wetterbedingungen in Form von langanhaltend heißen Sommern, relativ viel Regen im Frühling und milden Wintern) [24]

Bodentypen / Bodenbedingungen
-
Standortfaktoren (Ökofaktoren)
Licht
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Temperatur
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Feuchtigkeit
-
Wind
-
pH-Klasse
-
Stickstoff
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Salz
-
Soziol. Pflanzencharakteristik
Lebensform

Nanophanaerophyt (Strauch / Kleinbaum <5 m) [24]

Blattausdauer

Immergrün (zu allen Jahreszeiten mit Blättern) [24]

Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
-
Dominanz
-
Blütezeit

Frühjahr [24]

Erntezeit
-

Pharmazie & Pharmakologie

Giftigkeit / Risikopotential
  • ▪ Al(h): allergen-hautreizend [11]
  • ▪ Al(h-pho): allergen-photo­sensibilisierend [4][11][18][24]
  • ▪ CZ: potenziell kanzerogen / mutagen [24]
Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
  • ▪ CAVE: Der Konsum von Bergamotteöl als Bestandteil von Tee kann Muskelkrämpfe verursachen [24]. Unverdünntes Öl daher nicht innerlich anwenden [18]

  • ▪ CAVE(al): Bergamotte kann in Kosmetika und Parfüms Hautreizungen verursachen [24] und durch Photodermatotoxizität zu Hautausschlägen führen [24]. Das in Bergamottöl enthaltene Furocumarin Bergapten (und möglicherweise auch Ciropten, Bergamottin, Geranial und Neral) kann bei hellhäutigen Menschen eine Photosensibilisierung/Phototoxische Hautreaktionen auslösen, wie Hautpigmentierungen und Hautentzündungen [4][18][24]. Parfums und Bräunungsmittel dürfen daher max. 2 % Bergamottöl enthalten [18]. Zudem sind Medizinprodukte mit Furanocumarinfreiem Bergamotteöl entwickelt worden, um bedenkenlos äußerlich angewendet werden zu können (z.B. Retterspitz Äußerlich) [25] Die schweren Hautentzündungen, die nach Anwendung von Bergamotteöl auftreten können, stellen eine Sonderform dar, da es sich hierbei nicht um allergische, sondern um phototoxische Reaktionen handelt [11]. Diese phototoxischen Hautreaktionen können bis zur Schorfbildung mit Hinterlassung einer langdauernden braunen Hautpigmentierung führen [11]. Für diese Form der phototoxischen Hautreaktion, die sog. Photodermatitis pigmentaria bzw. Berlock-Dermatitis/berloque-Dermatitis, wird durch Furanocumarine, wie z.B. 5-Methoxypsoralen, ausgelöst [11] Alle Citrusfrüchte können eine Kontaktallergie auslösen; man unterscheidet dabei allergische Reaktionen, welche durch den Saft von denen welche durch das Ätherische Öl ausgelöst werden (zwischen beiden bestehen keine Kreuzreaktivitäten) [11]

  • ▪ CAVE(cz): Früher aus Bergamotteöl gewonnenes Psoralen (in Bräunungsbeschleunigern und Sonnenschutzmitteln eingesetzt) galt seit 1959 als potenziell photokarzinogen, wurde dennoch bis 1995 in Bräunungsaktivatoren verwendet und trug zu zahlreichen Melanom- und Todesfällen bei [24] (vgl. unten: Nichtmedizinische Nutzung - obsolet)

  • ▪ [Erste Hilfe]: Haut spülen [11]

  • ▪ [Klinik-Therapie]: Cortison-Salbe bei Hautreizung [11]

Giftige / Allergene Pflanzenteile
-
Nutzbare Pflanzenteile

Ätherisches Öl der Fruchtschale (Bergamottöl) [4][18][24]

Pflanzliche Inhaltsstoffe
  • ▪ [Fruchtschale]: Ätherisches Öl [4], Furanocumarine [4][18] (v.a. Bergapten (hoher Gehalt) [4][18][24])
  • ▪ [Ätherisches Öl/Bergamotte-Öl]: Terpene [24], Linalylacetat [24], Linalool [24], Bergapten [24], Dihydrocuminalkohol [24], Nerol [24], Limonen [24], Bergaptol [24], Limettin [24], Dihydroxybergamottin [24], Bergamottin [24], Neoeriocitrin [24], Naringin [24], Neohesperidin [24], Melitidin [24], Brutieridin [24]
  • ▪ [Blätter]: Indolalkaloide [24] (u.a. N,N,N-Trimethyltryptamin [24])
Pharmakologische Studienergebnisse
-
Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
  • ▪ Bergamotte ist wahrscheinlich eine Hybride aus Bitterorange (Citrus × aurantium) und Süßer Limette (Citrus limetta, engl.: Mousami, Musami, Mosambi, Sweet lime, Sweet lemon, Sweet limetta), könnte aber auch aus der Bitterorange (Citrus × aurantium) und der Zitronatzitrone (Citrus medica) entstanden sein [24]
  • ▪ Neben den Bergamotten als Gruppe von Zitrusfrüchten gibt es auch noch Bergamotten als eine viel ältere gleichnamige Gruppe von Birnen, nach denen die Zitrusfrüchte wegen ihrer ähnlichen Form benannt wurden. Das italienische Wort "bergamotta" bezeichnete ursprünglich nur eine Birnensorte, die aus der Türkei eingeführt wurde und „Herren-“ oder „Prinzenbirne“ bedeutet, wobei die italienische Bezeichnung auch durch den Städtenamen Bergama für Pergamon beeinflusst sein könnte. Erst im späten 17. Jh. wird der Name für die Birnensorte auch auf diese Zitrusfrucht übertragen [24]
  • ▪ Bergamotte ist weniger widerstandsfähig als andere Bitterorangensorten [24]
  • ▪ Der Saft der Bergamotte schmeckt weniger sauer als Zitrone, aber bitterer als Grapefruit [24]
  • ▪ Im Unterschied zur Zitrone sind bei der Bergamotte die Rinden der Zweige und die Laubblätter beim Austrieb nicht rötlich gefärbt [24]
  • ▪ Es werden drei Bergamotte-Sorten unterschieden: ‘Castagnaro’, ‘Femminello’ und ‘Fantastico’. Castagnaro ist die älteste Sorte, die zwischen sehr ertragreichen und ertragslosen Jahren alterniert. ‘Fantastico’ produziert besonders viel Ätherisches Öl, jedoch gilt das Ätherische Öl von ‘Femminello’ als das von der höchsten Qualität [24]
  • ▪ Verfälschungen mit billigeren Produkten wie Rosenholz- und Bergamottenminzenöl stellten früher ein Problem dar. Um den Ruf von reinen kalabrischen Bergamottöl-Produkten zu schützen, führte die italienische Regierung strenge Kontrollen ein, darunter Tests und Reinheitszertifikate. Die Stazione Sperimentale per le Industrie delle Essenze e dei Derivati ​​dagli Agrumi (Versuchsstation für ätherische Öle und Zitrusnebenprodukte) in Reggio di Calabria ist die Qualitätskontrollstelle für das Ätherische Öl Bergamotto di Reggio Calabria DOP (= Denominazione d’Origine Protetta, das italienische Siegel für Produkte mit geschützter Herkunftsbezeichnung ist nun im EG-Recht eine geschützte Ursprungsbezeichnung). Seit 2007 wacht außerdem das Consorzio di Tutela del Bergamotto über die Qualität des in der Europäischen Union gehandelten Bergamottöls und kann minderwertige Produkte aus dem Handel ziehen [24]
  • ▪ Bergamotte-Öl enthält >350 verschiedene Aromen und übertrifft damit viele andere natürliche Duftstoffe an Komplexität. Der Duft von Bergamottöl ist klar, frisch, lebhaft, spritzig und von großer Originalität [24]
Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
  • ▪ 90 % der Weltproduktion an Bergamotte werden entlang eines schmalen, etwa 100 km langen Küstenstreifens zwischen dem Ionischen und dem Tyrrhenischen Meer in Kalabrien, von Villa San Giovanni bis nach Gioiosa Ionica angebaut. Die Region im Süden Italiens zeichnet sich durch extreme Wetterbedingungen in Form von langanhaltend heißen Sommern, relativ viel Regen im Frühling und milden Wintern aus. Ein weiteres traditionelles Anbaugebiet ist die ionische Insel Kefalonia, bis in die erste Hälfte des 20. Jh. gab es auch einen bedeutenden Anbau auf der Nachbarinsel Zakynthos (Zante). Bergamotten, welche in geringem Umfang auch außerhalb dieser Regionen angebaut werden, wie z.B. in Argentinien, Brasilien, Mali, Guinea, Kamerun und die Elfenbeinküste, gelten als Früchte mit geringer Bergamotte-Öl-Qualität [24]
Konservieren & Aufbewahren
  • ▪ Bergamottöl wird gewonnen durch das Kaltauspressen der äußeren Flavedoschicht der Fruchtschale [18][24]. Früher wurde das Auspressen mit der Hand besorgt, dann mit selbstgezimmerten Pressvorrichtungen aus Holz, heute geschieht es maschinell. Um 1 l Öl zu gewinnen, müssen die Schalen von 200 kg Früchte gepresst werden, bzw. liefern 100 Bergamotten etwa 85 g Bergamottenöl [24]
  • ▪ Die Schale einer Bergamotte ist so voll ätherischer Öle, dass bereits geringer Druck ausreicht, dass dieses Öl austritt. Eine alte traditionelle Methode ist es, Schwämme gegen die Früchte zu pressen und diese Schwämme dann über Auffangbecken auszudrücken. Die Gartenhistorikerin Helena Attlee hält fest, dass so gewonnenes Öl von einigen Parfümeuren für das hochwertigste gehalten wird [24]
  • ▪ 1844 wurde von Nicola Barilla die macchina Calabrese entwickelt, die den arbeitsaufwendigen Prozess der Ölgewinnung vereinfachte. Bergamotten wurden in eine Metallschale gelegt, in der kleine Metallspitzen die Früchte festhielten. Eine zweite, mit scharfen Klingen versehene Schale wurde langsam auf diese Früchte herabgelassen. Drehen an der Kurbel bewirkte, dass sich die obere Schale bewegte und die Kombination aus Druck und Drehung der oberen Schale bewirkte, dass Öl und Wasser aus den Bergamotteschalen lief und sich in einem Becken darunter sammelte. Anschließend wurden die zerkleinerten Bergamotteschalen durch Filtersäcke aus Wolle gefiltert, die man aufhängte. Becken darunter fingen das restliche Öl auf [24]

Medizin & Rezepturen

Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
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Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
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Monographien (obsolet)
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Traditionelle Volksmedizin
  • ▪ [+] Volksmed. (Bergamottöl verdünnt mit Mandelöl):
    • ►Bewegungsapparat / Muskel: durchblutungsfördernd [14]
    • ►Haut: Krätze [24], Frostbeulen [14]
    • ►Infektion: äusserlich antiseptisch [14][15], eiternde Wunden [15]
Homöopathie
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Anthroposophische Medizin
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Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
  • ▪ CAVE(ki): Die Anwendung auf der Haut kann insbesondere für Kinder und Schwangere unsicher sein [24]
Wechselwirkungen
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Darreichungsformen & Zubereitungen

Bergamottöl (durch Kaltpressung aus dem Flavedo) [18]

Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
Medizinische Rezepturen
  • ▪ [Wickel - nach dem Sport oder als Vorbeugung]: Zutaten: 4-5 Zweige frischer Rosmarin, je 3 Tropfen ätherische Öle von Rosmarin, Zitronenöl, Bergamotte und Zirbe. Zubereitung: Die Rosmarinzweige grob zerkleinern und mit 500 ml Wasser in einem Topf erwärmen. Mindestens 15 Minuten mit geschlossenem Deckel kochen lassen. Den Rosmarinsud abseihen, ein wenig abkühlen lassen und die ätherischen Öle dazu tropfen. Einen Wickel oder ein Geschirrtuch im Sud tränken und anschließend auswringen. Anwendung: Den Wickel mindestens 20 Minuten auf den betroffenen Muskel auflegen, evtl. mit einem Baumwolltuch abdecken und entspannen. Der Wickel kann kalt oder warm angewendet werden: Kalt bewirkt er eine Erfrischung an heißen Sommertagen und lässt Schwellungen abklingen. Ein warmer Wickel löst Muskelverspannungen oder -verhärtungen und macht die Muskulatur wieder beweglich. [95] (2/2023)
Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik

Nutzung nichtmedizinisch
  • ▪ [Kulturpflanze]: Die Bergamotte wird weniger als Obst verwendet, sondern hauptsächlich wegen der Ätherischen Öle angebaut, die in der Bergamottenschale enthalten sind. Die Ernte wird fast ausschließlich zur Gewinnung des Bergamottöls verwendet [24]

  • ▪ [Duftpflanze]:

    • ►Das auch als grünes Gold bezeichnete Bergamottöl ist eine der am häufigsten verwendeten Zutaten in der Parfümerie [18][24]. Der Duft von Bergamottöl ist klar, frisch, lebhaft, spritzig und von großer Originalität und wird für seine Fähigkeit geschätzt, sich mit einer Reihe von Düften zu einem Bouquet komplementärer Aromen zu verbinden. So ist Bergamottöl in vielen Parfüms als Kopfnote enthalten [24]
    • ►Bergamottöl wird vor allem in Eau de Colognes (Kölnisch Wasser) und frischen, zitronigen Eau de Toilettes verwendet [24]
    • ►Mit Bergamottöl werden auch Seifen, Deodorants, Zahnpasten und Duschgels parfümiert [24]
  • ▪ [Kosmetikpflanze]: Furanocumarinfreies bzw. Bergaptenfreies Bergamotteöl in äußerlichen Medizinprodukten [4][18][25] wie auch Bräunungsmittel/Bräunungsbeschleuniger (durch Verdünnen des Bergamottöls mit einer sehr viel größeren Menge an Olivenöl) [24]; (CAVE(al): Anwendung jedoch bei hellhäutigen Menschen abzuraten aufgrund der photoxischen Hautreaktionen der Furocumarine mit Sonnenlicht) [18][24]

  • ▪ [Aromapflanze]:

    • ►Bergamotte-Extrakt, aus der Fruchtschale gewonnen, wird zum Aromatisieren von Earl Grey- und Lady Grey-Tees [4][18][24] sowie von Süßwaren (einschließlich türkischem Honig) verwendet [24]
    • ►Bergamotteöl ist in einer besonderen Sorte türkischer Akide-Bonbons, sowie in französischen Bonbons aus Nancy enthalten [24]
    • ►Bergamottesaft hält seit einiger Zeit Einzug in die Haute Cuisine als Aromastoff, vergleichbar mit Limettensaft [24]
    • ►Bergamotte ist eines der am häufigsten verwendeten „Casings“ (Aromen), die schwedischem Snus, einem rauchfreien Tabakprodukt, zugesetzt werden. Auch wird es für die Aromatisierung von Pfeifen- und Schnupftabaken verwendet [24]
  • ▪ [Lebensmittelpflanze]:

    • ►Als Spezialität gilt Marmelade aus Bergamottefrüchten: Sie ist im Geschmack sauer, leicht bitter, mit einem unverwechselbaren Aroma. Bergamotte wird in Antalya in der Südtürkei für Marmelade angebaut [24]
    • ►In Kalabrien werden Lebensmittel, wie in Bergamottesirup eingelegte Feigen und Peperoni, hergestellt [24]
    • ►Bergamotte wird allgemein nicht zum Saftkonsum angebaut. Auf Mauritius hingegen, wo sie in kleinem Maßstab angebaut wird, wird sie von den Einheimischen hauptsächlich als Saft konsumiert [24]
  • ▪ [Genussmittelpflanze]: Aus den Produktionsresten der Bergamotte-Ernte werden in der Regel in einem zweiten Verwertungsgang Säfte und Schnäpse hergestellt [24]

  • ▪ [Materialtechnische / bautechnische Nutzung]: Es gibt ein altes Handwerk in Kalabrien, in dem getrocknete Bergamotte-Fruchtschalenkörper als Beutel für Schnupftabak verarbeitet werden [24]

Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
  • ▪ [Kulturpflanze]:

    • ►Im 19. Jh. wurden nennenswerte Gewinnmargen eher weniger von den Landwirten, die die Bergamotten anbauten, erzielt, sondern vielmehr von den überwiegend britischen Zwischenhändlern für Bergamottöl. Dies änderte sich um die Mitte des 20. Jh.; so konnte ein Landwirt in den 1960er Jahren davon ausgehen, dass er pro Hektar Anbaufläche ein Einkommen von 50.000 EUR (Gegenwert 2014) erzielen würde. Inzwischen hat sich die Mehrzahl der Bergamotte-Anbauer einer Organisation zusammengeschlossen, was ihre Verhandlungsposition gegenüber Großhändlern stärkt [24]
    • ►Während des Zweiten Weltkriegs konnte Italien nicht in Länder wie die Alliierten exportieren. Als Ersatz kamen Konkurrenzprodukte aus Brasilien und Mexiko auf den Markt, die jedoch aus anderen Zitrusfrüchten wie der Süßlimette hergestellt wurden [24]
  • ▪ [Industrielle Nutzung]: In den 1970er Jahren vermutete man – wie sich als falsch herausstellte – dass Bergamottöl krebserregend sei, weshalb die Kosmetikindustrie auf synthetische Produkte auswich. Da gleichzeitig der Tourismus an der kalabrischen Küste boomte, wurden große Teile der Anbaufläche in Bauland umgewandelt. Weitere Probleme entstanden, als in Europa minderwertiges, mit anderen ätherischen Ölen vermischtes Bergamottöl in den Handel kam [24]

  • ▪ [Duftpflanze]: Bergamottöl wurde zwischen 1672 und 1708 eingeführt, mit ersten Einkäufen in Köln ab 1714. Die erste Verwendung von Bergamotteöl als Duftstoff wurde 1714 dokumentiert und befindet sich im Farina-Archiv in Köln. Johann Maria Farina entwickelte vermutlich schon vor 1706 ein auf Bergamottöl basierendes Duftwasser, das er 1708 beschrieb. Das daraus entstandene Kölnisch Wasser wurde schnell europaweit populär, getragen von Persönlichkeiten wie Mozart, Napoleon und Voltaire. Es inspirierte Geister und war im 18. und 19. Jh. in Großbritannien die dominierende Herrennote durch Prominente wie Beau Nash und Beau Brummel [24]. Kölnisch Wasser war preiswert und wurde von Wohlhabenden sowie Mittelschichten genutzt. Ursprünglich nur von Männern getragen, wurde es ab 1830 in Großbritannien auch für Frauen populär. Das Bergamottöl prägte das viktorianische Zeitalter. Es war leicht erhältlich, selbstgemacht und in Haushalten verbreitet. Ab 1880 wurde der Duft weniger modern, während teure Parfüms komplexer wurden und Lavendelöl im Massenmarkt beliebt blieb [24] Johann Maria Farina kaufte Bergamottöl aus Kalabrien, doch die Qualität schwankte. Er stellte fest, dass das Öl mit Kupfergefäßen reagierte. Versuche, es in Glas oder versiegelten Keramikbehältern zu lagern, brachten keine Lösung. Für eine Zeit extrahierte Farina das Öl selbst in Köln [24]

Ethnobotanische Bedeutung
  • ▪ [Symbolpflanze]: Die Bergamotte wird hauptsächlich in den Küstengebieten des Ionischen Meeres in der italienischen Provinz Kalabrien in großem Umfang angebaut, so dass sie zum Wahrzeichen der gesamten Stadt geworden ist [24]
Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
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Quellenangaben

  • [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
  • [11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte; Nikol Verlags-GmbH
  • [14] Hirsch S. & Grünberger F. (2006): Die Kräuter in meinem Garten; Freya Verlag, Linz
  • [15] Pahlow M. (2006): Das große Buch der Heilpflanzen; Weltbild Verlag, München
  • [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
  • [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
  • [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
  • [95] LandAPOTHEKE (ff): Heilen und Pflegen nach alter Tradition; FUNKE Lifestyle GmbH
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Letzte Änderung

31.05.2025