Citrus medica L. (Zitronatzitrone)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Rutaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Citrus
- Artname (botanisch)
Citrus medica L.
- Synonyme (botanisch)
Citrus × aurantium var. medica (L.) WIGHT & ARN.; heterotypisch: Citrus acida PERS., Citrus alata (YU.TANAKA) YU.TANAKA, Citrus aurea YU.TANAKA, Citrus balotina POIT. & TURPIN, Citrus bicolor POIT. & TURPIN, Citrus bigena POIT. & TURPIN, Citrus cedra LINK, Citrus cedrata RAF., Citrus crassa HASSK., Citrus fragrans SALISB., Citrus gaoganensis HAYATA, Citrus gongra RAF., Citrus hassaku YU.TANAKA, Citrus hiroshimana YU.TANAKA, Citrus kizu YU.TANAKA, Citrus kwangsiensis HU, Citrus limonimedica LUSH., Citrus nana (WESTER) YU.TANAKA, Citrus odorata (WESTER) TANAKA, Citrus odorata ROUSSEL, Citrus pseudolimon TANAKA, Citrus tuberosa MILL., Limon racemosum MILL., Limon spinosum MILL., Limon vulgare MILL.
- Gattung (deutsch)
Zitruspflanze
- Artname (deutsch)
Zitronatzitrone
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Apfel aus Medien (ger.), Buddhas fingers (engl.), Buddhas Hand (ger.), Cedernfrucht (ger.), Cedrat (ger., franz.), Cedriola (span.), Cedrizitrone (ger.), Cedro (ital.), Citron (engl.), Citrum (lat.), Cytrum (lat.), Fat shau (cant.), Fingered citron (engl.), Fingered lemon (engl.), Fo shou (chin.), Foot sow (engl.), Fóshǒu gān (chin.), Fu shou hua (chin.), Fuh chau hwa (chin.), Futsu no te (jap.), Judenapfel (ger.), Lisbon lemon (engl.), Lumia pomo (ital.), Medischer Apfel (ger.), Phật thủ (vietn.), Pomum citrinum (lat.), Sour lime (engl.), Sweet lemon (engl.), Zedernapfel (ger.), Zedernfrucht (ger.), Zedrat-Zitrone (ger.), Zedrate (ger.)
Geobotanik & Ökologie
- Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
- ▪ H: Südostasien [24], Südoastasien (Myanmar) [1], Südasien (Assam) [1][24], Süasien (Nepal, Bangladesch) [1], Zentralasien (Westhimalaya, Osthimalaya) [1]
- ▪ V: Südostasien (Laos, Vietnam, Andamanen, Nikobaren, Borneo) [1], Ostasien (Süd-Zentralchina, Südostchina, Südchinesische Inseln) [1], Südasien (Indien, Sri Lanka) [1], Zentralasien (Tibet) [1], Vorderasien (Oman) [1], Ozeanien-Melanesien (Fidschi) [1], südöstl. Nordamerika (Alabama, Florida) [1], südl. Nordamerika (Zentral-Mexiko, Südost-Mexiko) [1], Mittelamerika-Karibik (Kuba, Jamaika, Haiti, Dominikanische Republik, Puerto Rico, Leeward-Inseln) [1], nördl. Südamerika (Ecuador, Trinidad und Tobago) [1], westl. Südamerika (Peru) [1], Nordafrika (Tunesien) [1], Nordwestafrika (Algerien, Marokko, Kanaren, Madeira, Mauretanien) [1], Westafrika (Benin) [1], Südostafrika (Komoren) [1]
- ▪ A: v.a. in Kalabrien, Sizilien, Marokko, Kreta, Korsika sowie Puerto Rico [24], früher: China, Indien [24]
- Biotoptypen
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- Bodentypen / Bodenbedingungen
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- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
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- Temperatur
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- Feuchtigkeit
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- Wind
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- pH-Klasse
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- Stickstoff
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- Salz
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- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Lebensform
Nanophanaerophyt (Strauch / Kleinbaum <5 m) [24]
- Blattausdauer
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- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
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- Dominanz
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- Blütezeit
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- Erntezeit
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Pharmazie & Pharmakologie
- Giftigkeit / Risikopotential
essbar [18]
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
- ▪ CAVE(al): Alle Citrusfrüchte können eine Kontaktallergie auslösen; man unterscheidet dabei allergische Reaktionen, welche durch den Saft von denen welche durch das Ätherische Öl ausgelöst werden (zwischen beiden bestehen keine Kreuzreaktivitäten) [11]
- Giftige / Allergene Pflanzenteile
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- Pflanzliche Inhaltsstoffe
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- Pharmakologische Studienergebnisse
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- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
- ▪ Zitronatzitronen gelten als die ersten auf dem europäischen Kontinent angebauten Zitrusfrüchte; eingeführt wurden sie durch jüdische Migranten, die sich nach der Eroberung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr. in Spanien, Griechenland und Italien und hier insbesondere in Kalabrien ansiedelten. Erst mit den arabischen Eroberungen im 9. Jh. brachten arabische Siedler auch Bitterorangen und Zitronen in die eroberten europäischen Regionen [24]
- ▪ Zitronatzitrone ist neben der Pampelmuse (Citrus maxima) und der Mandarine (Citrus reticulata) eine der drei ursprünglichen Arten der Zitrusfrüchte, woraus aus Kreuzungen weitere Zitrusarten entstanden [24]
- ▪ Die heute gewohnte Unterscheidung zwischen Zitronatzitronen, Orangen und Zitronen hat ihren Beginn in der Barockzeit. Der Jesuit und Botaniker Giovanni Baptista Ferrari gab 1646 mit Hesperides, sive, De Malorum aureorum cultura et usu (Hesperides, oder, die Kultivierung und Nutzung der goldenen Äpfel) eine Bestandsaufnahme der zur damaligen Zeit angebauten Zitruspflanzen heraus. In seiner Auswertung teilte Ferrari Zitruspflanzen dann in drei klar unterschiedene Kategorien ein: Zitronatzitronen, Zitronen und Orangen [24]
- ▪ Das "medica" im wissenschaftlichen Namen bezieht sich auf das historische Land Medien, ein Land im Nordwesten des heutigen Staats Iran [24]
- ▪ Im Italienischen wird die Frucht "cedro" bezeichnet (in Bezug auf den zedernfruchtähnlichen Geruch der Zitronatzitrone, abgeleitet von griechisch kedrómêlon, „Zedernapfel“) und hat somit denselben Namen wie die Zeder (Cedrus spec.) [24]
- ▪ Sowohl der deutsche Name Zedrate als auch das deutsche Wort Zitrone leiten sich von der italienischen Bezeichnung cedro ab, gut erkennbar auch bei Zedernbrot, einem Gebäck mit Zitronat [24]
- ▪ "Zitrone" bezeichnete in der deutschen Sprache ursprünglich die Zedrate, wurde jedoch später im Deutschen und Französischen auf die Limone (Citrus × limon) übertragen, einer Kreuzung aus der Zitronatzitrone und der Bitterorange [24]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
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- Konservieren & Aufbewahren
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Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
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- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
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- Monographien (obsolet)
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- Traditionelle Volksmedizin
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- Homöopathie
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- Anthroposophische Medizin
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- Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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- Wechselwirkungen
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- Darreichungsformen & Zubereitungen
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- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
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- Medizinische Rezepturen
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- Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
- Nutzung nichtmedizinisch
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▪ [Lebensmittelpflanze]:
- ►Das Mesokarp der noch nicht reifen, gelblich-grüne bis goldgelbe Fruchtschale wird zum größten Teil kandiert und zu Zitronat (Sukkade), Konfitüre und Likör verarbeitet verarbeitet (Das spärliche Fruchtfleisch wird frisch selten verwertet, weil es sehr bitter schmeckt) [4][18][24]
- ►Aus dem Cedro wird der Grundstoff für ein in Italien verbreitetes Erfrischungsgetränk namens Cedrata gewonnen [24]
- ►In Süditalien, insbesondere in Sizilien, stellen die Einheimischen aus dem Cedro eine erfrischende, würzige Speise her. Für dieses Cedri-Carpaccio (Insalata di Cedri) wird die ganze, gründlich gewaschene Frucht in dünne Scheiben geschnitten und in Salz, Zucker, Pfeffer und Olivenöl eingelegt und beispielsweise mit Rucola und gegrillten Gambas als Vorspeise serviert [24]
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▪ [Duftpflanze]: Das Ätherische Öl findet auch in der Parfümherstellung Verwendung [24]
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▪ [Aromapflanze]: k.A. [4]
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- Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
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▪ [Insektizid / Repellent]: Der altgriechische Naturforscher Theophrast nutzte sie als eine der Quellen für seine Naturgeschichte der Gewächse, die um das Jahr 310 v. Chr. entstand. Im Buch IV, Kapitel IV erwähnte er die Zitronatzitrone, die er als persische Frucht bezeichnete, und empfahl sie zur Abwehr von Motten [24]
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▪ [Lebensmittelpflanze]: In einem alten römischen Saucenrezept 3. bis 4. Jh. wird Zitronatschale mit Minze und Fenchel in einer Brühe verwendet [24]
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▪ [Zierpflanze]: In den Renaissancegärten der Neuzeit waren goldfarbene Zitruspflanzen die "goldenen Äpfel" wohlhabender italienischer Familien. Als herausragende Sammlung von Zitruspflanzen galt die der Familie Medici, die auf das Jahr 1537 zurückgeht [24]
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- Ethnobotanische Bedeutung
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- Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
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▪ [Symbolpflanze]: Der Zitronatzitrone wurden eine große symbolische Bedeutung zugesprochen, da sie die fast übernatürliche Eigenschaft besitzt, gleichzeitig überreichlich Blüten und goldene Früchte von beeindruckender Größe zu tragen. Alles an ihr duftet: Die dunkelgrünen Blätter, die Blüten, die Früchte und selbst das Holz. Dagegen sind die Früchte mit ihrer dicken Schale und dem wenigen sauren Saft kaum genießbar, das Holz eignet sich weder als Brennholz noch als Baumaterial, die Pflanze ist empfindlich und wirft kaum Schatten [24]
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▪ [Symbolpflanze, Religiöse Pflanze]:
- ►Die Zitronatzitrone wird in den Veden, einer Sammlung heiliger, vor dem 8. Jh. v. Chr. in Sanskrit geschriebener Texte erwähnt. Sie wird dort mit dem indischen Gott "Kubera" assoziiert, dem vedischen Gott des Reichtums, der Kaufleute, der Händler und der Schätze der Erde. Aufgrund dieser Zuschreibung und vermutlich wegen der Größe der Frucht und ihrer goldenen Farbe wurde die Zitronatzitrone zum Symbol des Wohlstands. Die Zitronatzitrone taucht erneut in einem verblassten Deckengemälde in einer der Höhlen von Ajanta auf. Die Höhlen entstanden während der Vakataka-Dynastie im 5. Jh. und in einer der Höhlen wechseln sich Szenen aus dem Leben Buddhas mit Darstellungen von Blumen und Früchten ab. [24]
- ►Seit dem babylonischen Exil (597–539 v. Chr.) kannten Juden die Zitronatzitrone. Als Symbol der religiösen und nationalen Einheit der Juden taucht sie auf zahlreichen Fresken, Mosaiken, Grabmälern und rituellen Gegenständen ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. auf.
- ►Im Buddhismus hat die Zitronatzitrone ebenfalls eine rituelle Bedeutung: In buddhistischen Tempeln wird sie als Opfergabe verwendet. Traditionell gilt Citrus medica var. sarcodactylis, auf Deutsch auch Buddhas Hand genannt, als die Sorte, die Buddha bevorzugt hat. Geschätzt sind besonders die Exemplare, die an eine geschlossene Hand erinnern, da sie an die Handhaltung während eines Gebetes erinnern. In China symbolisiert Buddhas Hand Glück, Zufriedenheit und ein langes Leben. Sie ist auch ein traditionelles Neujahrsgeschenk. [24]
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▪ [Religiöse Pflanze / Zeremonien]:
- ►Die jüdischen Migranten, die nach der Eroberung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr. an der südlichen Europaküste siedelten, führten dort die Zitronatzitrone ein, weil diese eine rituelle Bedeutung während des Laubhüttenfestes hatte. Die Zitronatzitrone gehört zu dem im 3. Buch Mose 23,40 EU beschriebenen Feststrauß, der aus Palmzweig (Lulav), Myrtenzweig (Hadassim), Bachweide (Arawot) und Zitronatzitrone bzw. Paradiesapfel (Etrog) gebildet wird. Wörtlich wird der Paradiesapfel als „Frucht des Baumes Hadar“ bezeichnet, gemäß dem babylonischen Talmud, Traktat Sukka 34 als Etrog bezeichnet und traditionell mit dem Apfel des Paradieses identifiziert, von dem Adam genommen hatte. [24]
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▪ [Mythologiepflanze]: Auf einer Reihe von bronzenen Drachmen aus der Regierungszeit des römischen Kaisers Antoninus Pius (138 bis 161 n. Chr.) werden die Taten des antiken Sagenhelden Herakles dargestellt; dabei symbolisieren zitronenförmige Früchte die goldenen Äpfel der Hesperiden, die Nymphen der griechischen Mythologie (da die Zitrone in der Antike noch unbekannt war, muss es sich dabei um Zitronatzitronen gehandelt haben) [24]
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Quellenangaben
- [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte; Nikol Verlags-GmbH
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- Autoren
Benjamin Busse
- Letzte Änderung
17.07.2025