Cochlearia officinalis L. (Echtes Löffelkraut)
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Brassicaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Cochlearia
- Artname (botanisch)
Cochlearia officinalis L.
- Synonyme (botanisch)
Cochlearia officinalis var. typica G.ANDERSSON & HESSELMAN, Cochlearia rotundifolia GRAY, Crucifera cochlearia var. officinalis (L.) E.H.L.KRAUSE
- Gattung (deutsch)
Löffelkraut
- Artname (deutsch)
Echtes Löffelkraut
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Bitteres Löffelkraut (ger.), Bitterkresse (ger.), Coclearia medicinale (ital.), Common scurvygrass (engl.), Cranson officinal (franz.), Froschlöffel (ger.), Gebräuchliches Löffelkraut (ger.), Löffelblättchen (ger.), Löffelblätter (ger.), Löffelkresse (ger.), Lungenkresse (ger.), Scharbockskraut (ger.), Scurvy-grass (engl.), Scurvygrass (engl.), Skorbutkraut (ger.), Spoonwort (engl.), Zahnlöffel (ger.)
Geobotanik & Ökologie
- Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
- H: Mitteleuropa (Flachland, Küstengebiete) [12], Mitteleuropa (Deutschland, Belgien, Niederlande) [1][24], Mitteleuropa (Norddeutschland (Nordseeküste, Schleswig-Holstein)) [14][15], Westeuropa [35], Westeuropa (Frankreich, Großbritannien, Irland) [1][24], Nordwesteuropa [4], Nordwesteuropa (Färöer) [1][24], Nordeuropa [14], Nordeuropa (Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland) [1], Nordosteuropa (Baltikum, Nordeuropäisches Russland) [1]
- V: Mitteleuropa (Schweiz) [1][24], Mitteleuropa (Alpen) [24], Nordwesteuropa (Island) [24], Osteuropa (Tschechien, Slowakei) [1], Südeuropa (Italien) [1][24], Südwesteuropa (Spanien) [1][24], Südwesteuropa (südl. Frankreich) [24], Nordostasien (Chabarowsk) [1], südl. Südamerika (Süd-Argentinien, Falklandinseln) [1]
- Standorttypen
Gebirge (kolline-montane Stufe) [35], Bergregionen [24][25], Flachland [25], Küstengebiete [4][14][24], Meeresküsten (felsig, schlammig) [24], Kiesstrände [24], Felsen (Küstenklippen, Küstenmauern, Felsspalten von Strandklippen) [24], Salzwiesen (höhere Lagen am Meer) [24], Binnenland (Salzstellen) [4][15], salzhaltiges Marschland [24], Schuttplätze [35], Gärten [14]
- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
3: selten, d.h. in etwa 5% der Felder [21]
- Dominanz
3: in kleinen Gruppen vereinzelt [21]
Pharmazie & Pharmakologie
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
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- Giftige / Allergene Pflanzenteile
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- Pflanzliche Inhaltsstoffe
- [Frisches Kraut]: Glucosinolate/Senfölglykoside [4][14][15] (Glucocochlearin [4][15][24], sekundär Butylsenföl freisetzend [4], Isothiocyanate [15][24]), Gerbstoffe [14][15][24], Flavonoide [4], Bitterstoffe [14][15][24], Mineralstoffe (hoher Gehalt) [4][14][15][24], Vitamine [14], Vitamin C (hoher Gehalt) [4][14][15][24], Ätherisches Öl (~0,18-0,3 %) [15][24]
- Pharmakologische Studienergebnisse
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- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
- Das Löffelkraut sammelt in seinen Blättern das Salz und stößt diese dann nach und nach vertrocknet ab [24]
- Löffelkraut ist ein nahezu in Vergessenheit geratenes Heil- und Küchenkraut [24]; wie der Namensbestandteil „officinalis“ zeigt, gehörte die Pflanze früher zum Grundstock der Apotheker [24]
- Löffelkraut ist wie Brunnenkresse (Rorippa nasturtium-aquaticum) eine vitaminreiche Salatzutat zur entschlackenden Frühjahrskur bei anhaltender Frühjahrsmüdigkeit [14]
- Der Geschmack von Löffelkraut ist wegen der Senfölglykoside scharf und erinnert an den Geschmack der Kresse [15][24]
- In der Stoffwechselwirkung ist das Löffelkraut auch den Löwenzahnblättern ähnlich [14][15]
- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
- Vor der Blütezeit sind die Inhaltsstoffe des Löffelkrauts noch optimal zusammengesetzt [15]
- Der Gehalt des Ätherischen Öls im frischen Kraut schwankt zwischen 0,18-0,3 %
- Konservieren & Aufbewahren
- Löffelkraut lässt sich schlecht trocknen, aber gut in Salz einlegen [24]
Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
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- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
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- Monographien (obsolet)
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- Traditionelle Volksmedizin
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[++] Volksmed. (frisches Kraut / Presssaft):
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[++] Volksmed. (Gurgelwasser bei Parodontose):
- Zähne: Parodontose [14]
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[+] Volksmed. (frisches Kraut / Presssaft):
- Bewegungsapparat / Gelenk: Rheuma [4][15]
- Ernährung: vitaminergänzend [14], Tonikum (Vitamin C) [4], Skorbut [4][24]
- Ernährung / Stoffwechsel: Stoffwechselstörungen [14], Gicht [15]
- Harnwege / Blase: Harnwegsinfektionen [4]
- Haut: blutstillend (bei Blutungen im Mund- und Nasenraum) [24]
- Magen: verdauungsfördernd [4], appetitanregend [4]
- Magen-Darm: leberanregend [14], Lebererkrankungen [14], Leberbeschwerden [4], Gallenblasenbeschwerden [4]
- Niere: diuretisch [4], blutreinigend [14], Wassersucht [28], Aszites [28]
- Vital: Frühjahrsmüdigkeit [24], Ermüdungen (z.B. nach großen körperlichen Anstrengungen) [24]
- Zähne: Parodontose [4]
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[+] Volksmed. (Teeaufguss der getrockneten Pflanze):
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[+] Volksmed. (Einreibungen (früher)):
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- Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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- Wechselwirkungen
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- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
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- Medizinische Rezepturen
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[Frühjahrskur]: Presssaft der frischen Pflanze im Frühling jeden Morgen auf nüchternen Magen in einer Tasse Getränk einnehmen [24]
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[Gurgelwasser bei Parodontose]: Mischung (1 : 1) aus Salbei und Löffelkraut; 2 TL der Mischung mit 250 ml kaltem Wasser ansetzen, über Nacht stehen lassen, am nächsten Morgen ausgiebig gurgeln, den Rest am Abend verbrauchen und ebenfalls gurgeln (über 4 Wochen regelmäßig anwenden) [14]
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- Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
- Nutzung nichtmedizinisch
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[Essbare Wildpflanze, Lebensmittelpflanze]: Erfrischendes und belebendes Küchen- und Salatkraut [4][15], Beilage in Topfenspeisen, zu Eiern oder zu Käse [14]; Löffelkraut schmeckt zu allen Blattsalaten, Kräuterquark, Kräuterbutter, gelben Rüben und Kartoffeln [24]
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[Kulturpflanze]: Löffelkraut lässt sich gut in Gärten anbauen [14]
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- Nutzung nichtmedizinisch (obsolet)
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[Kulturpflanze]: Noch bis in das 18. Jh. wurde das Echte Löffelkraut in fast allen europäischen Gärten gepflanzt, denn die Pflanzenteile wurden gegen den Skorbut genutzt. Sie wurden daher eingesalzen und fässerweise auf Seereisen mitgenommen. Sogar die Wikinger sollen sich diese Eigenschaften auf ihren Seefahrten zunutze gemacht haben. Die Pflanze wurde in getrockneten Bündeln oder destillierten Extrakten an Bord von Schiffen gebracht. Ihr sehr bitterer Geschmack wurde meist mit Kräutern und Gewürzen überdeckt [24]
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[Lebensmittelpflanze]: Löffelkrautgetränke und -sandwiches waren in Großbritannien bis Mitte des 19. Jh. beliebt, bis Zitrusfrüchte leichter verfügbar wurden [24]
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[Genussmittelpflanze]: Aus den Blättern wurde ein Bier namens Löffelkraut-Ale hergestellt, das gelegentlich als Craftbier neu gebraut wurde [24]
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- Ethnobotanische Bedeutung
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- Ethnobotanische Bedeutung (obsolet)
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Quellenangaben
- [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [12] Haeupler H. & Muer T. (2007): Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands; Ulmer Verlag, Stuttgart
- [14] Hirsch S. & Grünberger F. (2006): Die Kräuter in meinem Garten; Freya Verlag, Linz
- [15] Pahlow M. (2006): Das große Buch der Heilpflanzen; Weltbild Verlag, München
- [21] Ellenberg H., Weber H.E., Düll R., Wirth V., Werner W., Paulißen D. (1992): Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Band 18; Erich Goltze Verlag, Göttingen
- [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- [28] Madaus G. (1987): Lehrbuch der biologischen Heilmittel (Bände 1-11); Mediamed Verlag, Ravensburg
- [33] Landolt E., Bäumler B., Erhardt A., Hegg 0., Klölzli F., Lämmler W., Nobis M., Rudmann-Maurer K., Schweingruber F. H., Theurillat J., Urmi E., Vust M., Wohlgemuth T. (2010): Flora indicativa. Ökologische Zeigerwerte und biologische Kennzeichen zur Flora der Schweiz und der Alpen; Haupt Verlag
- [35] Lauber K., Wagner G., Gygax A. (2018): Flora Helvetica - Illustrierte Flora der Schweiz; Haupt Verlag
- Autoren
Benjamin Busse
- Letzte Änderung
25.10.2025