Coffea liberica W.BULL ex HIERN (Liberica-Kaffee)
Zusammenfassung
Nomenklatur & Systematik
- Familie
Rubiaceae
- Gattung (botanisch) / Sektion
Coffea
- Artname (botanisch)
Coffea liberica W.BULL ex HIERN
- Synonyme (botanisch)
Coffea liberica var. liberica W.BULL; heterotypisch: Coffea abeokutae CRAMER, Coffea excelsoidea PORTÈRES ex A.CHEV., Coffea oyemensis A.CHEV.
- Gattung (deutsch)
Kaffee
- Artname (deutsch)
Liberica-Kaffee
- Andere Artnamen & Volksnamen (international)
Café verraco (span.), Kapeng barako (tagalog), Liberia-Kaffee (ger.), Liberiakaffee (ger.), Liberian coffee (engl.), Liberika-Kaffee (ger.)
Geobotanik & Ökologie
- Geographische Herkünfte (H) / Verbreitungen (V) / Anbaugebiete (A)
- H: Westafrika [24], Westafrika (Ghana, Togo, Benin, Elfenbeinküste, Liberia, Nigeria) [1]
- V: Nordafrika (Tschad) [1], Ostafrika (Seychellen) [1], Zentralafrika (Kamerun) [1], Westafrika (Golf von Guinea) [1], Südwestafrika (Angola) [1], Südasien (Sri Lanka) [1], Südostasien (Borneo, Java, Philippinen) [1][24], Südostasien (Andamanen, Nikobaren, Malaysia, Molukken) [1], Mittelamerika (El Salvador, Nicaragua, Costa Rica, Panama) [1], Mittelamerika-Karibik (Kuba, Jamaika, Haiti, Dominikanische Republik, Puerto Rico, Leeward-Inseln, Windward-Inseln) [1], nördl. Südamerika (Venezuela, Kolumbien) [1][24], nördl. Südamerika (Trinidad-Tobago, Nordbrasilien) [1], östl. Südamerika (Südostbrasilien) [1], Ozeanien-Polynesien (Gesellschaftsinseln) [1], Ozeanien-Mikronesien (Marianen, Karolinen) [1]
- A: Westafrika (Benin, Liberia, Sierra Leone) [24], Zentralafrika (Zentralafrikanische Republik) [24], Südamerika [4], Südostasien (Philippinen, Indonesien, Vietnam) [24], u.a. tropische Länder weltweit [4]
- Klimaregionen (Mikroklimata)
tropisches Klima [25]
- Biotoptypen
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- Standortbedingungen
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- Bodentypen / Bodenbedingungen
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- Standortfaktoren (Ökofaktoren)
- Licht
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- Temperatur
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- Feuchtigkeit
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- Wind
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- pH-Klasse
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- Stickstoff
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- Salz
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- Soziol. Pflanzencharakteristik
- Blattausdauer
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- Messtischblattfrequenz Mitteleuropas
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- Dominanz
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- Blütezeit
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- Erntezeit
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Pharmazie & Pharmakologie
- Nebenwirkungen / Risikobemerkungen
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CAVE(max):
- Coffein kann bei regelmäßigem Konsum eine Abhängigkeit hervorrufen [18][25]
- Coffein hat eine geringe therapeutische Breite, bei Intoxikation treten u.a. Tremor, Tachykardie und Arrhythmien auf [25]
- Übermäßiger Kaffeegenuss (>400 mg Coffein) können Nebenwirkungen wie Übererregbarkeit, Aufregung/Nervosität, Schlaflosigkeit, Herzrasen/Herzklopfen, Bluthochdruck/Hypertonie und Magendarmstörungen/Durchfall auftreten [4][11][18]
- Auch Theobromin hat eine geringe therapeutische Breite, bei Überdosierung sind Tachykardie, Augenflimmern, Tremor und Kopfschmerzen die Folge, weiterhin kann es zu starken Schweißausbrüchen kommen; die tödliche Dosis für einen rund 75 kg schweren Menschen liegt bei rund 19-21 g Theobromin [24]
- Auch Theophyllin hat ein geringe therapeutische Breite, bei Überdosierung treten Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen, Tremor, Tachykardie, Herzrhythmusstörungen und Krämpfe auf [24]
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CAVE(al):
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CAVE(cz):
- Coffein besitzt in vitro ab einer bestimmten Konzentration mutagene Wirkungen. Diese hohen Konzentrationen werden aber in vivo nicht erreicht, zudem werden durch den Röstprozess entstehende mutagen wirkende Stoffe im Körper inaktiviert [11]
- Im Tierexperiment kann Coffein in sehr hohen Konzentrationen embryotoxisch wirken, jedoch werden diese Dosierungen durch Kaffeekonsum nicht erreicht [11]; epidemiologische Studien haben keine Hinweise auf eine teratogene Wirkung von Kaffee gezeigt [11]
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[Erste Hilfe]: Bei starkem Erregungszustand resorptionsvermindernde Maßnahmen durch Kohle-Pulvis (Aktivkohle) oder erbrechen lassen mit Natriumsulfat (Glaubersalz) [11][32]
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[Klinik-Therapie]: Bei Intoxikation bzw. großer Coffeinaufnahme Magenspülung, Kohle-Pulvis-Einnahme, Gabe von Natiumsulfat (Glaubersalz), Überwachung der Elektrolyte und Säure-Basen, Monitoring, ggf. Sedieren mit Diazepam oder Doxepin [11]. Bei Herzrhythmusstörungen vorgeschädigter Patienten EKG-Überwachung und evtl. Antiarrhythmika, in schweren Fällen ist eine Hämoperfusion indiziert, gegen Arrhythmien kann Lidocain (50-100 mg i.v.) verabreicht werden, bei Auftreten von Krämpfen kann Diazepam zu 20 mg i.v. gegeben werden [11][32]
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- Giftige / Allergene Pflanzenteile
Frische ungeröstete Samen ("Kaffeebohnen") [25]
- Nutzbare Pflanzenteile
- [Genussmittelpflanze]: Getrocknete und geröstete Samen (Kaffeebohnen) [18]
- Pflanzliche Inhaltsstoffe
- [Samen]: Coffein (geringer Gehalt, 1,23 g/100 g) [24]
- Pharmakologische Studienergebnisse
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- Vergleiche zu ähnlichen Pflanzen
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[Nomenklatur & Systematik]:
- Als Sorte des Liberica-Kaffees wurde früher Excelsa-Kaffee (Coffea dewevrei DE WILD. & T.DURAND; Syn: Coffea liberica var. dewevrei; heterotypisch: Coffea excelsa A.CHEV., Coffea dybowskii PIERRE ex DE WILD.) angesehen. Excelsa-Kaffee gilt als Bohnenrarität und wurde 1904 am Tschadsee entdeckt. Jüngste Genomdatenanalysen unterstützen jedoch die Klassifizierung von Excelsa-Kaffee als eigene Kaffeeart [1][24]
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[Botanik]:
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[Geobotanik]:
- Liberica-Kaffee wird auf den Philippinen hoch geschätzt und weit verbreitet angebaut, allerdings hauptsächlich für den lokalen Markt. Heute sind Batangas und die benachbarte Provinz Cavite die Hauptproduzenten der philippinischen Liberica-Varietät [24]
- In einem abgelegenen Gebiet des Amazonas-Regenwaldes in Guyana findet sich eine seltene und einzigartige Sorte von Coffea liberica [24]
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[Ökologie & Anbau]:
- Liberica benötigt neben dem Excelsa-Kaffee (Coffea liberica var. dewevrei) den längsten Reifeprozess von 12-14 Monaten [24]
- Liberica-Kaffee gilt als sehr widerstandsfähig gegen Parasiten und ist in Produktionsmenge und Lebensdauer sowohl Arabica als auch Robusta überlegen [24]
- Vor allem die Fähigkeit, auf trockenerem Boden gut zu gedeihen und auch in regenarmen Jahren einen befriedigenden Ertrag zu erwirtschaften, zeichnet Liberica-Kaffee aus. Heute wird diese Sorte daher vornehmlich im Tschad angebaut [24]
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[Geschichte]:
- Liberica-Kaffee wurde erstmals in den Philippinen kommerziell angebaut, nachdem spanische Mönche den Kaffee in den 1740er Jahren in die Stadt Lipa gebracht hatten. Coffea liberica war während der Kolonialzeit die wichtigste Kaffeesorte auf den Philippinen [24]
- Liberica-Kaffeebohnen wurden von den Philippinen in westliche Länder exportiert, wo sie Preise erzielten, die bis zu fünfmal höher waren als die von Kaffeebohnen anderer Sorten [24]
- Während der weltweiten Kaffeerost-Pandemie im späten 19. Jh. überlebten die Coffea liberica-Plantagen auf den Philippinen länger als Arabica- und Robusta-Plantagen. Doch auch sie fielen später schließlich der Krankheit zum Opfer, was zum Zusammenbruch der Kaffeeindustrie auf den Philippinen führte [24]
- Ende des 19. Jh. wurde Coffea liberica nach Indonesien eingeführt, um die durch den Kaffeerost befallenen Arabica-Bäume zu ersetzen. Sie ist heute noch in Teilen Zentral- und Ostjavas sowie Westkalimantans anzutreffen.
- In Malaysia konzentriert sich der Anbau des Liberica-Kaffees insbesondere auf das malaysische Kaffeeanbaugebiet an der Westküste von Johor, was vor allem auf die javanische Einwanderung nach Malaysia im 19. Jh. zurückzuführen ist [24]
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[Wirtschaftliche Bedeutung]:
- Coffea liberica ist kommerziell deutlich weniger bedeutend als Coffea arabica (Arabischer Kaffee) sind Coffea canephora (Robusta-Kaffee) und macht nur <1,5 % des weltweit kommerziell angebauten Kaffees aus [18][24]
- Coffea liberica wird wegen seines bitteren Aromas den Kaffeemischungen zugesetzt [18]
- Aufgrund der Seltenheit und des weltweit begrenzten Angebots sind reguläre Liberica-Bohnen eher teuer, Premium-Liberica-Bohnen hingegen noch kostspieliger [24]
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[Geschmack & Inhaltsstoffe]:
- Libericafrüchte sind im Vergleich zu Arabica oder Robusta härter, saftloser, enthalten weniger Zucker und mehr Koffein [24]
- Die Kaffeebohnen des Liberica-Kaffees werden vergleichsweise als minderwertig angesehen [24]
- Die Kaffeebohnen des Liberica-Kaffees besitzen dennoch ein unverwechselbares Aroma mit blumig-fruchtigen Noten, das oft mit Jackfrucht verglichen wird. Das einzigartige Geschmacksprofil von Liberica-Bohnen ist kräftig und vollmundig, mit rauchigen, holzig-nussigen Aromen [24]
- Der Koffeingehalt von Liberica-Bohnen ist mit 1,23 g/100 g deutlich niedriger als bei Arabica-Kaffee (1,61 g/100 g) und Robusta-Kaffee (2,26 g/100 g) [24]
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[Sonstiges]:
- Excelsakaffee gilt wegen der Knappheit und seines starken Aromas einerseits als Rarität, andererseits jedoch als gewöhnungsbedürftig [24]
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- Standortbesonderheiten (biochemisch / geoökochemisch)
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- Konservieren & Aufbewahren
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Medizin & Rezepturen
- Evidenzbasierte Medizin EbM / Monographien (Evidenzgrad I-IV)
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- Pharm. / labor. Studienergebnisse (Evidenzgrad V-VI)
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- Monographien (obsolet)
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- Traditionelle Volksmedizin
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- Homöopathie
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- Anthroposophische Medizin
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- Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
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- Wechselwirkungen
- CAVE(int):
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Ob Coffein in Schmerzmitteln deren Wirkung verstärkt oder eher zum Schmerzmittelmissbrauch führt, wird heute unterschiedlich beurteilt [4]
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Coffein verstärkt die Wirksamkeit folgender Arzneimittel:
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Coffein verstärkt bei gleichzeitiger Gabe das Abhängigkeitspotential von Ephedrin [32]
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Coffein hemmt die Wirksamkeit folgender Arzneimittel:
- Sedativa (z.B. Barbiturate, Antihistaminika) [32]
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Coffeinwirkung wird verlängert durch folgende Substanzen (durch Verminderung der renalen Ausscheidung von Coffein und dem Metaboliten Paraxanthin):
- Fluorchinolone (Antibiotika) wie Ciprofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin [32]
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Coffeinwirkung wird verlängert durch folgende Substanzen (durch Verminderung des Coffeinabbaus in der Leber):
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Coffeinwirkung wird gehemmt durch folgende Substanzen (durch Beschleunigung des Coffeinabbaus in der Leber):
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- CAVE(int):
- Darreichungsformen & Zubereitungen
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- Arzneimittel & Fertigpräparate (Beispiele)
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- Medizinische Rezepturen
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- Rezepte - Essen & Trinken
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Nutzpflanzenkunde & Ethnobotanik
Quellenangaben
- [1] Royal Botanic Gardens (Kew) (ff): Plants of the World Online; https://powo.science.kew.org/
- [4] Schönfelder I. & Schönfelder P. (2011): Das neue Handbuch der Heilpflanzen; Franckh-Kosmos Verlag, Stuttgart
- [11] Roth L., Daunderer M., Kormann K. (2008): Giftpflanzen, Pflanzengifte; Nikol Verlags-GmbH
- [18] Van Wyk B.E., Wink C., Wink M. (2004): Handbuch der Arzneipflanzen; Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart
- [24] Wikipedia (ff): Die freie Enzyklopädie / The Free Encyclopedia; https://www.wikipedia.org/
- [25] Busse B. (ff): Eigene Darstellung; PlantaMedia
- [32] DocCheck Flexikon (ff): Die Medizin-Community für Ärzte, Apotheker ...; http://www.doccheck.com/de/
- Autoren
Benjamin Busse
- Letzte Änderung
13.12.2025